In diesem Zusammenhang könnte vielleicht noch Folgendes von Interesse sein:
Auch bei hochgeöffneten modernen Objektiven ist die sphärische Aberration (deutsch: Kugelgestaltfehler) meiner Kenntnis nach in aller Regel so gut korrigiert, dass die sich beim Abblenden ergebende Verschiebung der bildseitigen Ebene mit dem kleinsten Zerstreukreisdurchmesser (Schnitt durch die Kaustik mit der kleinsten Fläche) in aller Regel im Bereich der bildseitigen (sensor-/filmseitigen) Schärfentiefe verbleit. Oder anders ausgedrückt: Der sich beim Abblenden durch den "focus shift" ergebende Zerstreukreisdurchmesser bleibt meines Wissens bei modernen Objektiven in der Regel kleiner als der für eine subjektiv als "scharf" empfundene Betrachtung aus der Entfernung der Bilddiagonalen zulässige Zerstreukreisdurchmesser. Im Bildergebnis sichtbar wird dieser "focus shift" (deutsch: Blendendifferenz) daher für normalsichtige Personen in aller Regel erst beim Unterschreiten einer Betrachtungsentfernung von ca. der Bilddiagonalen.
In der analogen Fotografie ist der im Bildergebnis sichtbare Effekt des "focus shift" meines Wissens geringer ausgeprägt als in der digitalen Fotografie, da das Ausmaß der Verlagerung der bildseitigen Ebene mit dem geringsten Zerstreukreisdurchmesser bei vielen Objektiven wohl geringer ausfällt als die Ausdehnung der lichtempfindlichen Filmschicht. Wohl nicht zuletzt deshalb (und vielleicht auch wegen der bequemen Verfügbarkeit einer "100% + Lupe") gewann meiner Kenntnis nach dieses Thema seit dem Siegeszug der digitalen Fotografie an Bedeutung.
Weiter hat das Abblenden meiner Kenntnis nach - je nach Stand und Art der Korrektur eines bestimmten Objektivs - unterschiedliche Auswirkungen auf die Abbildungsleistung in unterschiedlichen Bildhöhen (Entfernungen von der Bildmitte). Ein den "focus shift" korrigierendes Scharfstellen bei geschlossener (Arbeits-) Blende auf die Motivmitte mag nach meiner Kenntnis daher beispielsweise zu einer höheren Abbildungsleistung in der Bildmitte führen, die Abbildungsleistung an anderen Stellen des Bildfeldes mag sich dadurch jedoch gegebenenfalls vermindern.
Am Beispiel des Zeiss Planar 1,4/50 ZF werden der "focus shift" sowie auch die Auswirkungen und die Ratsamkeit eines korrigierenden Eingreifens des Fotografen auf den Seiten 24 bis 27 des folgenden Dokuments (nach der Überschrift: "Dreidimensionale Eigenschaften") aus meiner Sicht recht informativ erörtert:
http://www.zeiss.ch/C12567A8003B8B6F/EmbedTitelIntern/CLN_30_MTF_de/$File/CLN_MTF_Kurven_DE.pdf
Eine Verschiebung der bildseitigen Ebene maximaler Schärfe beim Abblenden hinter die Sensor(Film-)ebene ist meiner Kenntnis nach im Übrigen nur bei einem Objektiv gegeben, dessen sphärische Aberration unterkorrigiert ist. Ist sie jedoch überkorrigiert, wie meines Wissens häufig bei modernen Rechnungen, dann verhält es sich nach meiner Kenntnis genau umgekehrt. Siehe hierzu zum Beispiel:
http://digicam-experts.de/wissen/20
Auch das Aussehen des Zerstreukreises der Abbildung eines vor oder hinter der Einstellebene gelegenen Gegenstandspunktes ("Bokeh") ändert sich meines Wissens in Abhängigkeit davon, ob die sphärische Aberration eines Objektivs eher unter- oder eher überkorrigiert ist.
Auf die Frage in welch unterschiedlicher Art und Weise unterschiedliche Ansätze bei der Objektivkonstruktion die oben angesprochenen Themen adressieren und auch auf die Frage, ob und wie der "focus shift" beim Fokussieren korrigiert werden kann, geht zum Beispiel auch dieser auf Victor Online veröffentlichte und aus meiner Sicht sehr informative Artikel zu den Unterschieden zwischen den Zeiss CF und Fujinon HC Objektiven für das Hasselblad System ein:
http://www.hasselbladusa.com/media/1663143/the_evolution_of_lenses.pdf