Farbsehen, Farbwiedergabe und Beleuchtung

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Didix

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Nachdem ich mich zum Thema Schärfe, MTF, Blur & Co. hier schlau gemacht hab – besten Dank für die vielen kompetenten und spannenden Beiträge – wage ich, eine zweite Büchse der Pandora zu öffnen ...
'Farbsehen, Farbwiedergabe und Beleuchtung'.

Ich hab zu dem Thema hier nicht viel gefunden. Pesch spricht es im MTF Thread kurz im Zusammenhang mit der CCSF kurz an. Ich bin der Meinung, dass dem Thema dedizierte Beachtung gebührt.

Ich seh das sehr Praxis bezogen. Meiner Ansicht nach sollte man die Hintergründe verstehen, damit man in der Praxis die richtigen Entscheidungen treffen kann.
Ziel einer künstlichen Beleuchtung ist mE eine Farbwiedergabe, welche der natürlichen Beleuchtung/Empfindung entspricht. Nun ist zweiteres schon ein nicht-triviales Thema.
Meines Wissens behilft man sich da (für die Praxis einigermassen erfolgreich) für verschiedene Situationen wie 'Sonne', 'Schatten', 'bewölkt', etc. mit dem einfachen Modell der Temperatur bedingten Farbverschiebung am schwarzen Körper.

Wo liegt mein Problem aus der Praxis?

Es werden immer mehr LED Leuchten angeboten. Sei es als Ersatz für Blitz- oder Video-Leuchte. In dem Zusammenhang wird primär von der (korrelierten) Farbtemperatur, selten von der Qualität der Farbwiedergabe (CRI oder Ra) gesprochen. Man könnte in nullter Näherung also davon ausgehen, dass dies einer vergleichbare Situation zur obigen Szenerie ('Sonne', ..) entspricht.

Das Licht einer weissen LED wird aber durch eine primäre Emission im blauen und einer sekundären (Fluoreszenz) Emission im langwelligeren Bereich zusammengesetzt.
Dazwischen klafft eine riesige Spektrallücke, welche blau-grüne Farben massiv vernachlässigt.

Damit ich diese Lücke bei der Bildbearbeitung kompensieren kann, wäre es doch sinnvoll, das _Spektrum_ der Beleuchtung als Normierungskurve vorzugeben und nicht nur die Farbtemperatur. Leider hab ich sowas bei Photoshop und Co noch nicht gesehen.

Wie sehen das andere?
Wie lösen die Profis das Problem? (ok, ich kann aus dem Gefühl heraus an den Farbreglern schrauben, das ist aber kein objektiver Lösungsansatz).

-Didix

PS: Eine Thema bezogene Diskussion wurde ja auch im Zusammenhang mit dem Verbot der Glühbirnen geführt. Dazu http://www.gluehbirne.ist.org/lichtqualitaet.php
Nicht sehr wissenschaftlich, aber auf einer Seite einige interessante Punkte einfach zusammengefasst.
Ebenfalls illustrativ: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/08/Sonne_Strahlungsintensitaet.svg
 
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Hi,


boah ... Hammer! Ich sags ja immer: Kameraprofile werden total unterschätzt. Vielen Dank für diesen wirklich aussagekräftigen Test!


einfach das ZIP-File auf den Server legen und einen Link auf die Webseite. Das sollte bei einem halbwegs modernen Browser automatisch zu einem Download führen.

Ciao
HaPe

Danke HaPe,

darfst nun auch laden ;-))
 
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Ist nix besonderes, aber auch nicht ganz uninteressant, denn das Ergebnis hat mich dann doch etwas überrascht!
Aber positiv!

Ich muss Dir klar widersprechen!
Das _IST_ etwas Besonderes!!
Und zwar ein besonders lehrreicher und zudem einer der für die Praxis nützlichsten Beiträge, die ich je auf eine meiner Fragen erhalten habe.

Herzlichen Dank :up::up::up:

Der Test macht wirklich Mut, um auch mit einem kompakten LED-Ring-Blitz auf die Pirsch zu gehen (sofern sie nicht zu blaustichig ist).

Eine Frage für den Moment: auf welches der Graufelder hast Du den Weissabgleich gemacht?

-Didix
 
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Herzlichen Dank

Der Test macht wirklich Mut, um auch mit einem kompakten LED-Ring-Blitz auf die Pirsch zu gehen (sofern sie nicht zu blaustichig ist).

Eine Frage für den Moment: auf welches der Graufelder hast Du den Weissabgleich gemacht?
-Didix

Danke für das Danke ;-)

Blaustichig: Schau dir mal die unkorrigierte abbildung von der Fielmann LED Lapa an, das Ding ist brutalst blaustichig (bzw Richtig Lila).
Nach dem WA und dann erst mit dem Profil ist es aber echt brauchbar.

Sowas an einem wolkigen tag oder am Meer oder im gebirge, wäre nicht ganz upassend zum Aufhellen... naja ein wenig zuviel stich hat diese Lampe schon, aber die meisten der aktuellen LEDs sind ja nicht mehr so extrem farbstichig.

Für den WA wurde das 2te Feld von oben in der Spalte ganz rechts aussen verwendet.
Es sollte (in LR) je 19% RG und B anzeigen (bzw. RGB Werte bei 0-255 dann als je 48) , das war das "Ziel", das bis auf Kommastellen sogar meistens erreicht wurde.
 
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Hallo Dieter!
Das Ergebnis hat mich dann doch etwas überrascht!
Aber positiv!
Großartig!
Danke schön dafür!
Dein Vergleich hat mir aber bestätigt, was ich seit Jahren behaupte:
Dass die Warnung vor falschen Farben bei Beleuchtung mit Tageslicht-Energiesparlampen relativ übertrieben ist.
Bei meinen selbst gebauten Studioblitzen ist das Einstelllicht eine Energiesparlampe 23 W Daylight - damit gemachte Fotos sehen gleich aus, egal ob mit Einstelllicht oder mit Blitz gemacht.
 
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Blaustichig: Schau dir mal die unkorrigierte abbildung von der Fielmann LED Lapa an, das Ding ist brutalst blaustichig (bzw Richtig Lila).
Nach dem WA und dann erst mit dem Profil ist es aber echt brauchbar.

Genau die mein ich.
Das Profil holt zwar sehr viel raus, aber das Manko im Bereich rot-orange-Hautton ist klar ersichtlich. Wo kein Licht, da keine Reflexion ...

Aber wie Pesch schon ins Feld geführt hat, jeder von uns sieht das aufgrund seiner eigenen Chemie schon anders. Dann kommt noch die Interpretation dazu.

-Didix
 
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Hallo,

Aber wie Pesch schon ins Feld geführt hat, jeder von uns sieht das aufgrund seiner eigenen Chemie schon anders. Dann kommt noch die Interpretation dazu.
genau: Die Interpretation kommt noch oben drauf. Ein Grund mehr, die vermeidbaren Fehler möglichst zu eliminieren. Die Interpretation wird wohl immer bleiben.

Bei dem abschließenden Stillleben kann man das ganz gut sehen. Ich weiß zwar nicht, wie die Tupperware-Dosen im Original aussehen, aber die Tomaten und die Erdbeeren kommen extrem gut ... zumindest an einem kalibrierten Monitor.

Es ist richtig: Die Profilmehode hat auch ihre Grenzen, aber diese sind sehr viel weiter gesteckt, als man ihnen zutraut. Und nicht zu vergessen: Da muss an keinem selektiven Farbregler gezupft werden werden und das Magenta muss nicht noch ein Prozentchen bläulicher gemacht werden ... oder doch lieber gelblicher - das erledigt alles das Profil.

Ich hoffe, die Webseite bleibt noch lange online.

Ciao
HaPe
 
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Ich weiß zwar nicht, wie die Tupperware-Dosen im Original aussehen, aber die Tomaten und die Erdbeeren kommen extrem gut ... zumindest an einem kalibrierten Monitor.

Nur der "Ordnung" halber:
Es sind die Deckel von DEOs, keine Tupperdosen.

Die hab ich im badezimer "gefunden" - Frauen kaufen sowas gerne auf Vorrat, aber immer andere, man (ähh Frau) muss a alles mal probieren :D

Aber diesmal war ich schwer einverstanden, denn diese Frabtöne sind gut für den Test und wie ich schon schrieb:
Dank Profil ist für mich kein Unterschied zum Original erkennbar, bzw derart minmal, wie es IMMER ist, da der Monitor (bei mir ein guter Eizo) ja definitv andere Farben zeigt als die beleuchteten Teile zeigen (Stichwort: "Selbstleuchtend")...
Mein kleines Studio ist gleichzeitig mein Büro und der Monitor stand keine 2 mtr. entfernt, ich konnte also einen "echten" Vergleich sehen, ohne den Kopf besonders weit zu drehen ;)
 
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Ich hab mal kurz rumgezappt, um ein brauchbares Tutorial für das Erstellen eines Kameraprofils zu suchen, aber nix Brauchbares gefunden.
Ich weiss, dass ich vor einiger Zeit mal was gesehen hab, aber wo ...?

Habt ihr einen guten Tipp?

-Didix
 
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Die Interpretation wird wohl immer bleiben.
So ist es, denn so funktioniert unsere Wahrnehmung nun einmal. Das merkt man spätestens dann, wenn man zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung zwar noch genau und bis ins kleinste Detail beschreiben kann, welche seltsame weißliche Form man mitten im Gesichtsfeld sieht, aber die "Interpretation" dieser Form als "Espressotasse" nicht mehr gelingt.

Und daher liest man ja gelegentlich auch in der Ratgeberliteratur zum Thema Fotografie, dass man zur Beförderung der Interpretation "Abend am Rhein" oder "High Noon im Death Valley" eine in physikalischem Sinne korrekte Abbildung vielleicht besser vermeidet.

Der Nutzen insbesondere handwerklicher aber auch naturwissenschaftlicher Kenntnisse für die fotografische Praxis – ob nun aus den Bereichen Physik, Chemie, Geometrie, Neurologie, Psychologie etc. - besteht meiner Auffassung nach sogar ganz insbesondere darin, absichtsvoll eine fotografische Abbildung erzielen zu können, die gerade dadurch, dass sie in physikalischem Sinne streng genommen "falsch" ist - also mehr oder weniger "unscharf", "verzerrt", "falschfarbig" etc. - die "richtige" (im Sinne von beabsichtigte) Wahrnehmung, also Interpretation des dargestellten Motivs befördert. (Womit ich jetzt übrigens nichts gegen Technophilie gesagt haben möchte. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.)

Die Dinge in der ihnen jeweils angemessenen Weise ins falsche Licht zu setzten, setzt sie meines Erachtens of erst ins richtige. Man denke zum Beipiel nur an die Landschaften von zum Beispiel Albrecht Altdorfer, Caspar David Friedrich, Emil Nolde oder Vincent van Gogh. Und was das für die Beförderung einer bestimmten Wahrnehmung richtige Licht ist, beantwortet die eigene Erfahrung und Intuition vielleicht oftmals auch zuverlässiger als die Naturwissenschaften - und das gilt meines Erachtens auch durchaus für Fotografien mit dokumentarischer Absicht. Die handwerklichen Kenntnisse sind dann natürlich für die praktische Umsetzung der jeweiligen gestalterischen Absicht unerlässlich:

"Die Mehrzahl der Künstler lehnt eine Farbenlehre grundsätzlich ab und zwar anscheinend nicht ganz zu Unrecht. Künstlerisches Gestalten beruht auf einer natürlichen Begabung, die durch Schulung lediglich diszipliniert, niemals aber ersetzt werden kann."

Zitiert aus: Kurt Wehlte, Werkstoffe und Techniken der Malerei, Otto Maier Verlag Ravensburg, vierte Auflage 1990, Seite 811 (Hervorhebungen: Pesch)

Cy Twombly, Fotografien
 
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Hallo,

"Die Mehrzahl der Künstler lehnt eine Farbenlehre grundsätzlich ab und zwar anscheinend nicht ganz zu Unrecht. [...]
man kann sich vorstellen, was der Herr Wehlte mit dieser Aussage meint, sie birgt aber auch ein gewisses Potenzial, missverstanden zu werden.

Wir sind zwar alle ein Stück weit unterschiedlich gestrickt, ein gerüttelt Maß aber auch nicht. Wir haben alle die gleiche Evolution hinter uns und haben eine doch sehr ähnliche Vorstellung davon, was wir als Individuum, als Sippe oder als Homo sapiens insgesamt anstreben oder vermeiden sollten um (letztendlich) zu überleben und wir haben vieles davon als archetypische Muster verinnerlicht. Fragen der Ästhetik oder der Farbenlehre mögen ein regionales oder kulturelles Kolorit haben und sich im Laufe der Zeit wandeln - ein gewisser Bodensatz davon persistiert aber in unserem persönlichen und kollektiven Unterbewusstsein. Insofern sind IMO Wehlte´s Künstler gut beraten, wenn sie zumindest die Botschaft der Farbenlehre (nicht im Sinne einer verkrusteten Lehrmeinung, sondern im Sinne dessen, wie die Betrachter der Werke ticken) zumindest kennen und im weitesten Sinne verstanden haben, bevor sie sie bewusst ablehnen.

Es gibt mindestens unter den Fotografen - vielleicht unter allen Künstlern - wenigstens zwei Gruppen. Diejenigen, deren Genialität sie in einen Zustand versetzt, dass es nur so aus ihnen heraus sprudelt ohne dass sie selbst wissen wie sie das machen und die anderen, die sich vieles zunächst intellektuell erarbeiten und verstehen müssen. Unabhängig davon, wer nun die besseren Ergebnisse liefert, ist festzustellen, dass üblicherweise der einen Gruppe die Vorgehensweise der anderen Gruppe verschlossen bleibt. Insofern bleibt jeder Person eine nur eingeschränkte Wahlmöglichkeit für die eigene Herangehensweise.

Bei dem Thema Kameraprofil befinden wir uns auf einer technischen, nicht einer künstlerischen Ebene. Kameraprofile berücksichtigen, dass jeder Kodierung von sichtbaren Farben und Helligkeiten in Zahlenwerte (und umgekehrt) eine Kalibrierung oder zumindest eine Profilierung gut tut um nicht völlig beliebig zu sein. Bei Druckern, Scannern und Monitore sind uns solche Kalibrierungen selbstverständlich, ausgerechnet bei den Kameras skurrilerweise nicht. Und Kameraprofile schließen diese Lücke. Mehr nicht. Im Ergebnis haben wir damit nicht das gleiche Farbempfinden bei unterschiedlichen Menschen, aber zumindest ein reproduzierbares Farbempfinden bei der gleichen Person. Und das ist doch schon mal allerhand.

Ciao
HaPe
 
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Bei dem Thema Kameraprofil befinden wir uns auf einer technischen, nicht einer künstlerischen Ebene.
Dies ist aus meiner Sicht gerade kein Gegensatz. Denn genau die Beherrschung der handwerklichen Seite der Fotografie, zu der auch der praktische Umgang mit solchen Profilen gehört, erlaubt ja gerade erst eine freie Farbgestaltung, die im Ergebnis zum Beispiel eine Abendstimmung "sehrichtig" transportiert - im Unterschied zu "farbrichtig".

Die Seite der Begabung, Intuition und praktischen Erfahrung muss sozusagen die "Übersetzungsleistung" zwischen unserer ja sehr unterschiedlichen Wahrnehmung von Realität und Bild leisten (die meisten "optischen Täuschungen" treten zum Beispiel nur bei der Betrachtung von Bildern auf, während zum Beispiel unsere Orientierung in der Realität ja eher problemlos funktioniert). Denn gerade um als "realitätsgetreu" wahrgenommen zu werden, darf eine Fotografie, ganz so wie ein Gemälde, oft eben nicht in physikalischem Sinne eine "1:1-Abbildung" sein.

Wieviel Entzerrung oder Verzerrung, wieviel Schärfentiefe, welche Farbstimmung etc. ein Bild benötigt, damit ein Betrachter zum Beispiel "Abend am Rhein" wahrnimmt, darauf kann die in den jeweiligen Kulturkreis eingebettete Begabung, Intuition und praktische Erfahrung Hinweise geben, also die Vertrautheit des Fotografen mit den Sehgewohnheiten und -erwartungen der jeweiligen Adressaten.

Wie man "Abend am Rhein" aber dann praktisch so ins Bild setzt, dass es nicht als "Mittag am Rhein" wahrgenommen wird, dazu braucht es dann die entsprechenden handwerklichen Kenntnisse und Fertigkeiten - zum Beispiel im Umgang mit solchen Profilen. Das meint Wehlte mit der durch Schulung disziplinierten Begabung.
 
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Hallo Dieter,
erst einmal vielen Dank für die Mühe, die Du Dir gemacht hast.

soulbrother schrieb:
Die Unterschiede zwischen den profilierten Bildern ist unerwartet gering.

D.h. bei den meisten dieser Lichtquellen sind offensichtlich ausreichende Anteil aller Spektralfarben enthalten,
so dass die Profilierungssoftware das "Equalizing" recht gut erledigen kann.
Du unterliegst hier m.E. einem Irrtum, und Dein Fazit ist daher leider etwas irreführend.
Du beurteilst scheinbar die Güte der Beleuchtungen und erstellten Profile anhand der Aufnahmen, die Du vom Test-Target (Colorchecker) gemacht hast.

So ein spezielles Test-Target, wie der Colorchecker, ist aber aufwendig mit Farben hergestellt, die eine möglichst geringe Beleuchtungsmetamerie aufweisen, also genau diese Probleme nicht zeigen, nach denen Du gesucht hast (Farbverfälschungen unter dem Einfluss unterschiedlicher Beleuchtungen).
Die Güte/Qualität einer Beleuchtung bzw. des verwendeten Farbprofils sollte also vorzugsweise am tatsächlichen Motiv beurteilt werden.
Die zuletzt gezeigte "Obst/Duschdeckel"-Aufnahme (mit welcher Lichtquelle aufgenommen?) geht dabei in die richtige Richtung, eine passende Auswahl an Gegenständen/Motiven ist aber nicht ganz einfach, wenn man das Ergebnis verallgemeinern möchte.

Noch eine Anmerkung zu den Farbprofilen:
Die von Dir bzw. von der Colorchecker Software erstellten DNG-Farbprofile, sind eine einfache Form von Farbprofilen, die sich damit auch an der zur Profilerstellung eigentlich vollkommen unzureichenden Anzahl von Farbfeldern (24) des ColorCheckers orientieren.
Das Ergebnis ist daher auf einem ganz anderen Level, als dieses z.B. mit einem Digital ColorChecker SG (140 Farbfelder) und einer ICC-Profilierungs-Software (z.B. ArgyllCMS) zu erzielen wäre. Das dcam target+ von basICColor besitzt sogar 574 Farbfelder und setzt da nochmals eine Stufe drauf (leider auch preislich).

Für den WA wurde das 2te Feld von oben in der Spalte ganz rechts aussen verwendet.
Dieses Feld ist für einen WA nicht optimal, besser geeignet (neutraler) ist das Feld #22 (neben dem gelben Feld), das kommt aber auch noch nicht an das spezielle WA-Target des Colorchecker Passport heran.

MfG
Jürgen
 
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Hallo Jürgen,

So ein spezielles Test-Target, wie der Colorchecker, ist aber aufwendig mit Farben hergestellt, die eine möglichst geringe Beleuchtungsmetamerie aufweisen, also genau diese Probleme nicht zeigen, nach denen Du gesucht hast
Auch wenn Du möglicherweise mit diesem Einwand richtig liegst (kann ich gerade nicht verifizieren) zeigt die praktische Erfahrung mit dem Color Checker Passport und realen Motiven (Naturtöne, erdige Farben, aber auch Hauttöne, etc.), dass auch reale Motive hinreichend gut korrigiert werden können (siehe Erdbeeren).

Die von Dir bzw. von der Colorchecker Software erstellten DNG-Farbprofile, sind eine einfache Form von Farbprofilen, die sich damit auch an der zur Profilerstellung eigentlich vollkommen unzureichenden Anzahl von Farbfeldern (24) des ColorCheckers orientieren.
ohne jetzt wieder eine aufwändige Messreihe folgen zu lassen: Wie man aus der Testreihe sehen kann liefert alleine der banale Weißabgleich (also das Pseudo-Profil mit einem einzigen neutralgrauen Messfeld) schon eine 90% Lösung (wobei die Prozentangabe als umgangssprachlich/qualitative Aussage, nicht als quantitativer Messwert zu verstehen ist). Bei dem auf 24 Messfelder basierenden Profil sind wir vielleicht bei einer 99% Lösung, die sich mit den teureren Targets vielleicht noch in einen 99,9 bis 99,99% Lösung optimieren ließe ... was allerdings die 99% Lösung nicht als "völlig unzureichend" disqualifiziert. In zwei Jahren praktischer Nutzung der Kameraprofile weiß ich inzwischen sicher, dass die 24 Messfelder "völlig zureichend" sind für nahezu jede fotografische Situation, in denen man sich üblicherweise wiederfindet. Spezielle Anwendungen unter kontrollierten Aufnahmebedingungen mal außen vor.

Ciao
HaPe
 
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Hallo Hans.Peter,
Auch wenn Du möglicherweise mit diesem Einwand richtig liegst (kann ich gerade nicht verifizieren) zeigt die praktische Erfahrung mit dem Color Checker Passport und realen Motiven (Naturtöne, erdige Farben, aber auch Hauttöne, etc.), dass auch reale Motive hinreichend gut korrigiert werden können (siehe Erdbeeren).
ich glaube, Du hast mich etwas missverstanden, der ColorChecker ist ja gerade dafür gemacht, um u.a. die von Dir aufgezählten Naturtöne möglichst gut korrigieren zu können, dass stelle ich nicht in Abrede.
Tatsächlich sind die Farbfelder des ColorChecker in ihrer spektralen Zusammensetzung möglichst genau natürlich vorkommenden Farben nachempfunden (z.B. Hauttöne und Himmelsblau, Pflanzengrün, usw.), dieses "gewusst wie" der Farbmischung begründet den relativ hohen Preis.

Aber darum ging es in Dieters Untersuchung ja nicht, es sollte geprüft werden, wie gut sich die unterschiedlichen Lichtquellen hinsichtlich der Farbwiedergabe zum Fotografieren eignen.
Un da sollte ein WA + Profilerstellung eben nur ein Zwischenschritt sein, da der ColorChecker das denkbar einfachste Motiv darstellt, zumal das Profil zuvor ja speziell auf diese 24 Farben angepasst wurde.
Die Qualität des Profils und letztlich damit auch der Beleuchtung, wird sich nur zeigen, wenn man mit dem zuvor erstellten Profil nun andere Farben/Motive (insbesondere auch nicht metameriefreie, wie z.B. Farbstoffe in Stoffen) fotografiert.

Dass es derart schlechte Beleuchtungen gibt (diskontinuierliche Spektren), die selbst mit dem ColorChecker Profil übel aussehen, bedeutet m.E. noch nicht, der Rest der Lichtquellen wäre ausreichend gut/geeignet, zumal das Auge hier ohnehin kein besonders gutes Messinstrument ist.

Natürlich kann man im Einzelfall/Beispiel damit subjektiv zufrieden sein, aber für eine allgemeine Freigabe als tauglich/geeignet reicht das nicht, da man beim nächsten Job ansonsten ganz üble Überraschungen erleben kann.

Bei dem auf 24 Messfelder basierenden Profil sind wir vielleicht bei einer 99% Lösung, die sich mit den teureren Targets vielleicht noch in einen 99,9 bis 99,99% Lösung optimieren ließe ... was allerdings die 99% Lösung nicht als "völlig unzureichend" disqualifiziert.
Nein, dazwischen liegen Welten, das ist ein ganz anderer Ansatz, alleine schon der Unterschied zwischen einem DNG-Profil und einem ICC LUT-Profil ist deutlich.

Der ColorChecker Passport soll den RAW-Workflow beschleunigen helfen und die Bildqualität "verbessern", eine besonders genaue Farbwiedergabe hat da nicht oberste Priorität, daher ist die resultierende Farbsättigung auch eher etwas (zu) hoch. "Punch", sprich Publikumsgeschmack, ist wichtiger.
Das Teil ist besser als nichts (ich verwende es ja auch als schnellen Notbehelf), aber X-Rite würde das Teil keinesfalls zur Erstellung von echten ICC-Kameraprofilen empfehlen, wenn das Ziel eine möglichst genaue Farbwiedergabe ist.

EDIT: Noch ein ganz deutlicher Hinweis, kein Kameraprofil kann Lücken in der spektralen Verteilung einer Lichtquelle schließen, wenn die Lichtquelle nichts taugt, ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen.

MFG
Jürgen
 
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Hi Jürgen,
danke für Deine wohl wahren Anmerkungen.

Dein Nachtrag sagt eigentlich alles:
Was nicht da ist (wellenlänge), fehlt nunmal.

Ich habe heute meinen Artikel ergänzt und dort auch einen Nachtrag eingefügt.
Da steht jetzt noch folgendes (Auszug):

Das Stillleben wurde mit 2 Stück Metz LED-480 (links) und einem langen, schmalen Reflektor (rechts) aufgenommen.

Dass nun etliche dieser Leuchten trotz der Profilierung noch deutliche Schwächen bei bestimmten Farben zeigen, dürfte als Fakt zu sehen sein.

Leider ist das Testchart, also diese kleine Farbtafel des Colorcheckers auf diese wenigen Farben begrenzt, so dass eben nicht alle evtl. Farbprobleme damit sichtbar gemacht werden können.
Um die spektrale Zusammensetzung der Lichtquellen präzise zu messen, wäre ein Aufwand nötig, den ich mir nicht leisten mag.

Dieser Vergleich soll nur zeigen, was mit genau diesen Werkzeugen (Lichter und Colorchecker) machbar und zu erwarten ist.
Dies ist keine wissenschaftliche Untersuchung der Lichtqualität dieser Lichtquellen, denn dafür sind diese Farbfelder nicht nur viel zu wenig, sondern generell wenig geeignet.
Um dies hier wissenschaftlich auszuführen feht tatsächlich mir die Zeit, für die Interessierten jedoch ein paar Stichpunkte zum Nachschlagen:
- Metamerie. (Es gibt leider keine Metamerismus-Felder im colorchecker-target)
- basICColor dcam target+
- den Weißabgleich nicht mit der Kamera-Profilierung verwechseln oder bei Diskussionen "vermischen" ;-)

Danke an alle, die sich bisher mit hilfreichen Hinweisen bei mir gemeldet haben!
 
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hallo zusammen

besten Dank für die interessanten Beiträge.
Es ist eine Freude, nach einem langen Arbeitstag nach Hause zu kommen und die Früchte 'seines' Baums (Thread) zu ernten :)

Ich nutze die Gelegenheit wieder für ein Fazit aus meiner Perspektive.
Einige von euch sind Profis mit Studio. Dies erlaubt im Idealfall eine gute Kontrolle über die Beleuchtung.
Ich bin Berggänger und muss (will) mit wenig Equipment unter teils widrigen Umständen das bestmögliche Resultat erzielen.
Mit Ausnahme der Höhle und dem stockfinstern Wald herrschen meist gemischte Lichtverhältnisse, welche eine mehr oder weniger intensive Zusatzbeleuchtung erfordern.
Das Mischlicht dürfte es aber obsolet machen, ein 99.9% perfektes Profil erstellen zu wollen, da dies gar nicht möglich sein wird.
Schliesslich kommen die unterschiedlichen Beleuchtungs-Anteile teilweise aus unterschiedlichen Richtungen.
Und der Hintergrund steht oft unter natürlichem Licht, während der Vordergrund künstlich beleuchtet werden muss (nein, der Reflektor geht meist nicht :rolleyes:).
Teilweise kann das künstlerisch interessante Effekte generieren, manchmal sieht es schlichtweg schrecklich aus.
Selbstverständlich könnte ich mit einer dominanten Objekt-Beleuchtung das Gleichgewicht verschieben, aber ein rabenschwarzes Bokeh im Hintergrund ist ja auch nicht gerade sexy ;-)

Mir scheint der Weg mit der Profilierung der richtige Ansatz, möglicherweise kann ich die Aufnahme ja zweimal mit unterschiedlichen Kameraprofilen entwickeln und dann mit Ebenen die jeweils 'richtigen' Bildbestandteile überblenden?
Hat jemand von Euch sowas schon mal probiert?
Was denkt ihr dazu?

Zum Thema realistische Darstellung:
Darstellung ist ja immer bereits Interpretation. Und Darstellung verfolgt einen Zweck.
Ein wissenschaftlicher Zeichner vermag durch seine 'superrealistische' Darstellung die didaktisch relevanten Teile des Fliegenpilzes oder des Karpaltunnels hervorragend darzustellen.
Dennoch ist diese Darstellung nach meiner Interpretation nicht realistisch.
Da trifft soulbrother eher ins Schwarze (sinngemäss zitiert):
"Ich schau auf das Bild auf meinem Eizo, dreh den Kopf und seh das Original und ich erkenne keinen Farbunterschied".

Da wir in der freien Natur Objekte meist unter natürlichen Lichtverhältnissen sehen (welche ja auch eine riesige Spannweite bereit halten), ist es also mein persönliches Ziel, den Bild gebenden Prozess über möglichst viele Schritte 'realistisch' zu halten.
Ganz am Schluss steht es mir dann frei, je nach Zielpublikum wissenschaftlich präzise oder künstlerisch angereichert darzustellen.

Da ich wie bereits erwähnt Hobby-Fotograf bin, werde ich mir kaum eine 700 Euro schwere Lösung zur Kalibrierung reinziehen (können).
Für einen Profi kann das natürlich Sinn machen.
Ich habe vor einiger Zeit irgendwo gelesen, dass man mit einem kostenlosen Programm und einem ColorChecker wie ihn soulbrother benutzt hat, Profile erstellen kann.
Ich glaube, dass dies der 'DNG Profile Editor' war?
Kann den jemand empfehlen?

-Didix
 
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Mir scheint der Weg mit der Profilierung der richtige Ansatz
Das legt der Praxistest von soulbrother ja auch aus der Sicht von Lilien nahe:

der ColorChecker ist ja gerade dafür gemacht, um u.a. die von Dir aufgezählten Naturtöne möglichst gut korrigieren zu können, dass stelle ich nicht in Abrede.
Tatsächlich sind die Farbfelder des ColorChecker in ihrer spektralen Zusammensetzung möglichst genau natürlich vorkommenden Farben nachempfunden (z.B. Hauttöne und Himmelsblau, Pflanzengrün, usw.)

Und Du wirst ja Deinen Motiven in freier Natur wohl kaum ein Abendkleid überstreifen bevor Du auf den Auslöser drückst. :)
 
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Und Du wirst ja Deinen Motiven in freier Natur wohl kaum ein Abendkleid überstreifen bevor Du auf den Auslöser drückst. :)
Die Natur hat zur Erzeugung von Farben aber auch noch einige Tricks ersonnen, so gibt es neben echten Pigmentfarben eben auch Interferenz und Strukturfarben (z.B. Pfauenfedern, Flügelschuppen von Schmetterlingen und auch die schillernden Oberflächen einiger anderer Insekten). Da dürfte man auch Überraschungen erleben, wenn man mit diskontinuierlichen Lichtquellen arbeitet.

MfG
Jürgen
 
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...so gibt es neben echten Pigmentfarben eben auch Interferenz und Strukturfarben (z.B. Pfauenfedern, Flügelschuppen von Schmetterlingen und auch die schillernden Oberflächen einiger anderer Insekten).

Das stimmt natürlich.

Da dürfte man auch Überraschungen erleben, wenn man mit diskontinuierlichen Lichtquellen arbeitet.

Mit zum Beispiel durch Interferenz entstehenden Farben kann man meiner Erfahrung nach aber auch durchaus Überraschungen erleben, wenn man mit künstlichen Lichtquellen mit einem kontinuierlichen Spektrum arbeitet. Ob die bislang hier vorgeschlagenen Alternativen zu LEDs, also zum Beispiel ein Ringblitz etc., da deutlich weniger Überraschungen zur Folge haben werden, halte ich daher keinewegs für eine völlig ausgemachte Sache.

Didix schreibt ja, dass in seiner "LED-Praxis" Mischlicht die Regel sein wird. Sofern es einem Kamerahersteller im Zusammenwirken mit entsprechender kamerainterner und -externer Sofware gelungen sein sollte, eine einigermaßen "sehrichtige" Abbildung der Motivfarben zu bewerkstelligen - also dem Aufnahmesystem eine ähnliche Beobachtermetamerie beziehungsweise Farbkonstanz mitzugeben, wie sie der Fotograf aufweist - bietet ein Dauerlicht vom Grundsatz her vielleicht auch zumindest etwas günstigere Voraussetzungen dafür, die Auswirkungen einer Mischlichtsituation gestützt auf entsprechende Erfahrungswerte näherungsweise einzuschätzen, als dies zum Beispiel bei Verwendung eines Blitzlichts möglich wäre.

Und dass vom Grundsatz her eine LED-Leuchte mit einem möglichst kontinuierlichen Spektrum selbstverständlich vorteilhaft wäre, wurde nach meinem Verständnis ja auch weder von Hans-Peter-R. noch von soulbrother bestritten. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann hat Hans-Peter-R. ja die Kameraprofile auch nicht als empfehlenswerte Alternative zu Lichtquellen mit einem kontinuierlichen Spektrum ins Gespräch gebracht, sondern als eine Möglichkeit, eventuelle unerwünschte Auswirkungen diskontinuierlicher Emissionsspektren auf ein Ausmaß zu begrenzen, das Didix aus seiner Sicht vielleicht akzeptabel erscheinen könnte.

Im Übrigen scheint es mir gerade aus der Perspektive des Amateurs, also eines Liebhabers, der durch eine eventuelle unerwünschte Überraschung ja nicht Gefahr läuft einen Auftraggeber zu verärgern etc., auch fraglich, ob man nicht manchmal dem Zufall, also auch der farblichen Überraschung, eine Chance geben sollte. Vielleicht wird man ja positiv überrascht? :)
 
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Hallo

Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann hat Hans-Peter-R. ja die Kameraprofile auch nicht als empfehlenswerte Alternative zu Lichtquellen mit einem kontinuierlichen Spektrum ins Gespräch gebracht, sondern als eine Möglichkeit, eventuelle unerwünschte Auswirkungen diskontinuierlicher Emissionsspektren auf ein Ausmaß zu begrenzen, das Didix aus seiner Sicht vielleicht akzeptabel erscheinen könnte.
völlig richtig. Wenn man sich ein neues Equipment zusammenstellt, ist es sicher eine gute Idee, nicht nur auf ein kontinuierliches Spektrum, sondern auf ein möglichst natürliches Spektrum für die Lichtquelle zu achten. Die Botschaft sollte sein, dass selbst bei Lichtquellen mit deutlich vom natürlichen Spektrum unterrepräsentierten Frequenzanteilen sich das Ergebnis mit einem Kameraprofil noch erstaunlich gut retten lässt. Nicht immer hat man die Wunschumgebung parat. Wenn Frequenzen fehlen, lassen sich diese natürlich nicht mehr retten. Möglicherweise sind einigermaßen homogene Mischlichtsituationen hier sogar hilfreich.

- den Weißabgleich nicht mit der Kamera-Profilierung verwechseln oder bei Diskussionen "vermischen" ;-
nicht verwechseln, aber vermischen schon hin und wieder :cool:. Wenn jemand noch keinen Umgang mit Kameraprofilen hatte und eine Vorstellung von ihren Wirkungen bekommen wollte, dann habe ich das oft mit obigem Vergleich getan: Der Weißabgleich ist ein Profil mit einer Stützstelle (neutralgraue Farbe) und alle anderen Farbwerte des Spektrums (Position und Wert) werden relativ zu dieser Stützstelle (Position und Wert) interpoliert. Ein Colorchecker-Profil hat 24 Stützstellen und kann entsprechend sehr viel präziser sein - zumal die Position der Stützstellen sehr nahe an typischen Farbwerte gelegt sind. Normalerweise wird diese anschauliche Erklärung sehr schnell verstanden und die Fragesteller beschäftigen sich weiter damit. Denkst Du, dieser Erklärversuch geht wesentlich an Kameraprofilen vorbei und sollte so nicht mehr verwendet werden?

Ciao
HaPe
 
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