Aufgrund des Kupplungsschadens verlängerte sich unser Aufenthalt etwas. Orientalische Gelassenheit war aber nicht unbedingt angesagt, denn nach dem Afghanistan-Urlaub stand noch eine schon länger geplante Fahrt in die iranische Wüste mit dem Besuch der Städte Natanz, Isfahan und Naein an. Bilder und Berichte von dort, allerdings aus den Jahren 2009 bzw. 2010, gibt es
hier ab Beitrag 92. Um wieder etwas Zeit herauszuholen und auch um eine Nacht im heißen Kandahar zu umgehen, sah der Plan vor, die etwa 1070 km lange Strecke von Kabul nach Herat an einem Tag zu fahren. Das dauert, wenn man in der Hitze nicht schneller als max. 80 km/h fahren kann, damit der luftgekühlte Motor nicht überhitzt. Entsprechend ging es mitten in der Nacht ins Auto und los. Die nun folgenden Erlebnisse stammen alle von der Strecke Kabul - Herat, jedoch aus drei verschiedenen Jahren. 1974 begegneten wir Kuchi-Nomaden, 1976 hatten wir einen Zwangsaufenthalt wegen eines defekten Radlagers und 1978 einen Unfall mit nachfolgendem Kühlerschaden. In der örtlichen Reihenfolge, wie es an der Strecke passierte, wird nun geschildert.
In der Nähe von Ghazni lief auf menschenleerer Strecke plötzlich ein großer Hund vor das Auto. Keine Chance, Hund tot, weiterfahren. Aber nicht lange, denn der Motor lief bald heiß. Kühlwasserverlust, und das in der Wüste. Etwas hilflos wurde der Schaden begutachtet. Klar war nur, dass der Kühler ein Loch hatte und das Wasser weg. Die Trinkwasservorräte waren begrenzt. Aber in der Nähe war zufällig ein kleiner Tümpel zu erkennen. Das Wasser war sehr schlammig und brackig - das kann man doch nicht als Kühlwasser nutzen......?!?
Nun ist wichtig zu wissen, dass damals in Afghanistan schon umgesetzt war, was Herr Dobrindt für Deutschland plant: Es wurde Maut erhoben. Alle vielleicht 150 km musste man einen Mautposten passieren. Diese bestanden aus einer Lehmhütte, einer Schranke und ein paar Soldaten. Man entrichtete die Maut, die Schranke wurde gehoben und weiter ging es. Ein solcher Mautposten befand sich nun glücklicherweise nicht weit. Also hinlaufen und um Hilfe bitten. Und wie das hier so ist, wird man zuerst zum Tee eingeladen. Immerhin - die können hier Tee kochen, also haben sie ja irgendwo Wasser. Und wo hatten sie das Wasser her? Eben aus dem vorgenannten Tümpel.....
Das Auto wurde an die Hütte geschoben und die Soldaten bauten den Kühler aus.
Einer der Soldaten kam mit einer Schüssel voll Rosinen in der einen und einem Packen roher Baumwolle in der anderen Hand. Die haben wohl Hunger, aber wozu die Baumwolle? Der Soldat platzierte nun eine Lage Baumwolle auf einem flachen Stein, bedeckte diese mit Rosinen, legte wiederum eine Lage Baumwolle darauf, Rosinen, Baumwolle, Rosinen, Baumwolle .... und klopfte dann mit einem weiteren Stein als Hammer lange darauf herum. Dann nahm er dieses nun sehr klebrige Etwas und drückte es fest auf die beschädigte Stelle des Kühlers.
Kühler einbauen, Wasser einfüllen, fertig.
Um es kurz zu machen: Der Kühler verlor keinen Tropfen Wasser. Die Reparatur hielt nicht nur bis Herat (700 km), sondern noch weitere 1300 km bis nach Tehran. Dann brach meine Mutter mit uns Kindern zu einer mehrtägigen Fahrt in die iranische Wüste Dasht-e Kavir auf. Nach der Rückkehr wurde der Kühler in Tehran durch einen neuen ersetzt. Reine Vorsichtsmaßnahme.