Hallo !
Letzten Samstag habe ich als Gast an einer Hochzeit in Frankreich teilgenommen und gleichzeitig auch fotografiert. Ich habe einige Erfahrungswerte gesammelt - einige, die ich mir schon vorher gedacht hatte, andere, die ich so nicht erwartet hätte. Da sicherlich die Erfahrungswerte auch für andere interessant sind, hier mal mein Bericht und das entsprechende Fazit dazu.
Ausrüstung:
Ich hatte mir extra einen größeren Mietwagen angemietet, um nahezu mein gesamtes Equipment mitzunehmen. Sollte ich etwas brauchen, hätte ich es dabei.
Grob gesagt waren das:
- D3 inkl. 56 Gbyte Speicherkarten
- Objektive: 85, 17-35, 28-105, 80-400
- 2 Blitze: SB 800 und SB900 inkl. Fernauslöser SU800
- 3 faltbare Westcott Blitzschirme + 3 Manfrotto Lichtstative
- 1 5-in-1 Reflektor / Diffusor
- 1 Stativ Alu
- 1 Monopod Carbon
- 1 Softbox 40x40
- jede Menge Batterien und 1 Ersatzakku für die D3
- Laptop inkl. zweiter HDD und schnellem Kartenleser
- Ladegeräte und sonstige elektronisches Equipment
- alles zusammen in einem großen Pelicase (D3, Objektive, Blitz-Zeugs) und mehreren kleineren Taschen (Laptop, Softbox, etc.)
- ein kleiner Tritt (Leiter), um bei Gruppenaufnahmen auch mal eine höhere Position einnehmen zu können.
Vorbereitung
Die Hochzeit fand an zwei Orten statt. Mittags in der Kirche und abends in einem Restaurant, das mitten in einem Park platziert ist, und von Wasser umgeben wird.
Nach 7 Stunden Autofahrt (inkl. Stau) von Wiesbaden nach Paris war ich einen Tag vorher gegen 18.30 Uhr im Hotel, habe nur das Nötigste ausgeladen und bin gleich zur Kirche weitergefahren. Die war aber geschlossen.
Also weiter zum Restaurant, wo ich feststellen musste, daß es nicht so wahnsinnig viele Ecken gab, an denen man schöne Bilder machen konnte. Die Metall-Rankhilfe für die Rosen sieht in 10 Jahren sicherlich schön aus... jetzt aber nicht. Ich machte dort schon mal ein paar Vorab-Bilder (Gebäude, Rosengarten, etc.). Mehr war an dem Tag nicht mehr zu machen.
Die kirchliche Hochzeit
Ich war knapp über eine Stunde vor Beginn der Zeremonie an der Kirche, was auch gut war, da ich bereits zu diesem Zeitpunkt den letzten Parkplatz ergattert habe. Leider brachte mir das nicht viel... die Kirche war noch immer geschlossen.
Also machte ich lediglich ein paar Außenaufnahmen, die man später zu einem HDR-Bild zusammensetzen konnte.
Ungefähr 20 Minuten vor Eintreffen der Braut öffnete sich die Tür zur Kirche, und ich konnte zum ersten Mal in die Kirche eintreten. Dort machte ich wiederum ein paar Übersichtsaufnahmen, um die Grö0e der Kirche als HDR darstellen zu können. Dann wieder zum Auto, um den Rest der Objektive zu holen (waren im Pelicase), und wieder zur Kirche.
Die Kirche war relativ groß, vom Altar bis zum Ausgang schätzungweise 40 Meter. Zum Altar gesputet, ein paar Probeaufnahmen mit Blitz gemacht. War nicht so umwerfend, wenn man TTL nutzte. Entweder alles auf manuell (was ich mir nicht zutraute, denn ich arbeite mit Blitz noch nicht so lange), oder aber ISO hoch und ohne Blitz arbeiten. Ich wählte letzteres.
Ehe ich mich versehe, trifft die Braut ein. 28-105er drauf, alle Bilder draußen und beim Reingehen mit diesem Objektiv + Blitz auf TTL (draußen zum Aufhellen) gemacht.
Drinnen während der Zeremonie dann immer wieder den Standort und die Objektive gewechselt. Um möglichst wackelfreie Bilder zu erhalten, schraube ich mein Monopod an die D3. Ohne Kopf, direkt an das Gehäuse. Die Aufnahmen mit dem 80-400er werden dank dem Monopod sogar beim 400er Anschlag knackscharf. Als ich das Monopod wieder abnehmen will, um vorne am Altar mit dem 85er ein paar Closeups zu machen, fällt beim Auseinanderschrauben der Kopf des Monopods auseinander. Die lange Schraube bleibt an meiner D3, ich schaue in ein Loch, wo vorher die Schraube im Monopod war. Mist. Sitzt natürlich bombenfest, keine Chance, das Ding zu lösen. Werkzeug? Keines dabei.
Also weiterfotografieren, auch wenn die dämliche Schraube stört. Ich schraube das 85er drauf, mache tolle Closeups, drehe mein ISO von 2.500 sukzessive runter auf 1.000, damit weniger Rauschen in den Bildern zu sehen ist. Abgestützt funktioniert das wunderbar, die Bilder werden später zu meinen schönsten der Trauung gehören.
Wäre es eine deutsche Hochzeit gewesen - ich hätte die Ankündigung der Ringe wahrscheinlich verstanden. So war ich dann doch etwas überrascht und stand mit einem völlig unpassenden Objektiv (dem 85er) da, während die Ringe getauscht wurden. Ich versuchte diesen Moment einzufangen, vergaß aber dabei, daß die D3 noch auf ISO 1000 stand. Verwackelt - was ich aber erst einen Moment später merke.
Den Rest der Hochzeit fange ich wiederum wechselnd mit 85er, 28-105er und 80-400er ein. Das 17-35er in meiner Tasche vergesse ich dabei, was mich später noch ärgern wird. Die Lichtstärke des 85/1.4ers ist bei den meisten Bildern völlig irrelevant: Da man teilweise eben doch mehr Tiefenschärfe benötigt (um z.B. Braut und Bräutigam hintereinander scharf zu bekommen), blendet man ohnehin auf 3.5 oder mehr ab. Die Aussage "lichtstarkes Objektiv für Kirche" ist meines Erachtens also wenig sinnvoll.
Die Trauung läuft weiter, ist irgendwann zuende, das Brautpaar läuft nach draußen. Ich mache noch ein paar Bilder, der Pfarrer will aber schon wieder die Kirche schließen... und meine Ausrüstung steht noch vorne beim Altar. Also erst einmal alles zusammenpacken. Sport muss ich an dem Tag definitiv keinen mehr machen. Mensch, so schweißtreibend hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Außen dann noch das Werfen des Brautstraußes eingefangen - dank der schnellen Bildfolge der D3 ansich kein Problem, allerdings sieht man später auf den Bildern viele Blitze der Miniknipsen, die heute fast jeder mitbringt, was den Bildern doch etwas nimmt. Um ein Haar wäre das mit den Bildern nichts geworden: Es waren die letzten Bilder auf meinen beiden 16 GB CF Karten. Ich hatte beim Zusammenpacken natürlich nicht mehr darauf geachtet, wie viel Speicherplatz noch übrig war...
Nach der Kirche rüber zum Restaurant / Park und dort Bilder gemacht. Der Reflektor / Diffusor erweist sich hier als ziemlich geniales Teil, das auch gerne von anderen Gästen gehalten wird.
Für die Portraitfotos ist allerdings nur begrenzt Zeit, so daß hier ansich jeder Handgriff sitzen muss. Von 100 gemachten Aufnahmen verbasele ich vielleicht 20, da auch noch andere Verwandte fotografieren wollen, und man immer nur einen kurzen "Slot" hat, zu dem man fotografieren kann. Da ich das 85/1.4er extra für die Hochzeit gekauft habe, will ich die Fotos auch mit dem Objektiv machen, da es den Hintergrund so schön unscharf werden läßt. Den Hintergrund... und bei 1.4 oder 1.8... auch relativ schnell den Vordergrund. Man muß höllisch darauf aufpassen, wo der Fokus sitzt, sonst wird das Bild nichts. Von meinen 20 verbaselten Aufnahmen sind so alleine 15 nichts geworden, bei denen mir jeder später sagt "das ist doch super", ich aber denke: Das ist aber nicht knackscharf. Hättest Du besser machen können.
Die Feier abends ist - bezogen aufs Fotografieren - im Vergleich zum Rest des Tages "easy going". Blitz und Kamera betreibe ich im Modus "M". Einmal eingestellt, paßt Blitzenergie und Restlicht wunderbar zusammen. Übers Feiern vergesse ich dann aber auch mal das eine oder andere Bild zu machen. Man kann eben nicht beides sein: Gast und Fotograf.
Am Ende des Tages habe ich knapp über 1.600 Bilder gemacht, wobei ich meine Speicherkarten zwischendrin teilweise leeren musste, da ich im Modus "2. Karte als Backup" gearbeitet habe (man kann also quasi die 56 Gbyte durch 2 teilen) und zudem nur RAW-Aufnahmen gemacht habe. Viele Aufnahmen sind sehr schön geworden, wobei man sicherlich deutlich mehr hätte rausholen können.
Learnings
Fazit
Ich war nicht der einzige Fotograf. Ein Franzose hat mit seiner Canon 5D auch super Bilder gemacht, die - zusammengelegt mit meinen - Stoff für ein richtig schönes Album ergeben, an dem ich gerade arbeite.
Trotzdem: Wäre ich der alleinige Fotograf gewesen, hätten wichtige Momente gefehlt. Über meine eigene Unfähigkeit und die gemachten Fehler ärgere ich mich noch jetzt. Normalerweise habe ich alles im Griff, und bei einer Hochzeit mache ich plötzlich wieder Anfängerfehler.
Wer das erste Mal eine Hochzeit fotografiert, wird überrascht sein, wie anstrengend die ganze Geschichte ist. Man kann eben nicht sagen "Kurze Pause, ich muss mal gerade vom Tele auf Normal wechseln" - die Hochzeit schreitet voran, und man muss versuchen, möglichst viel davon in möglichst guten Bildern festzuhalten. Gerade das macht die Sache so anstrengend und führt eher zu Fehlern als in einer komplett entspannten Situation.
Gute Vorbereitung kann einem die Sache vereinfachen. Hat man aber bisher (so wie ich) eher Landschaftsaufnahmen, Makros und sonstige "ruhige" Fotos gemacht, sollte man besser nicht der alleinige Fotograf sein.
Ich denke allerdings, daß man aus diesen Fehlern lernt und die Lernkurve relativ schnell ansteigt. Hat man erst einmal zwei oder drei Hochzeiten fotografiert, dürften grobe Schnitzer ansich nicht mehr vorkommen.
Mal sehen... die nächste kommt bestimmt... dann aber mit zwei Bodies...
Viele Grüße,
Marc
Letzten Samstag habe ich als Gast an einer Hochzeit in Frankreich teilgenommen und gleichzeitig auch fotografiert. Ich habe einige Erfahrungswerte gesammelt - einige, die ich mir schon vorher gedacht hatte, andere, die ich so nicht erwartet hätte. Da sicherlich die Erfahrungswerte auch für andere interessant sind, hier mal mein Bericht und das entsprechende Fazit dazu.
Ausrüstung:
Ich hatte mir extra einen größeren Mietwagen angemietet, um nahezu mein gesamtes Equipment mitzunehmen. Sollte ich etwas brauchen, hätte ich es dabei.
Grob gesagt waren das:
- D3 inkl. 56 Gbyte Speicherkarten
- Objektive: 85, 17-35, 28-105, 80-400
- 2 Blitze: SB 800 und SB900 inkl. Fernauslöser SU800
- 3 faltbare Westcott Blitzschirme + 3 Manfrotto Lichtstative
- 1 5-in-1 Reflektor / Diffusor
- 1 Stativ Alu
- 1 Monopod Carbon
- 1 Softbox 40x40
- jede Menge Batterien und 1 Ersatzakku für die D3
- Laptop inkl. zweiter HDD und schnellem Kartenleser
- Ladegeräte und sonstige elektronisches Equipment
- alles zusammen in einem großen Pelicase (D3, Objektive, Blitz-Zeugs) und mehreren kleineren Taschen (Laptop, Softbox, etc.)
- ein kleiner Tritt (Leiter), um bei Gruppenaufnahmen auch mal eine höhere Position einnehmen zu können.
Vorbereitung
Die Hochzeit fand an zwei Orten statt. Mittags in der Kirche und abends in einem Restaurant, das mitten in einem Park platziert ist, und von Wasser umgeben wird.
Nach 7 Stunden Autofahrt (inkl. Stau) von Wiesbaden nach Paris war ich einen Tag vorher gegen 18.30 Uhr im Hotel, habe nur das Nötigste ausgeladen und bin gleich zur Kirche weitergefahren. Die war aber geschlossen.
Also weiter zum Restaurant, wo ich feststellen musste, daß es nicht so wahnsinnig viele Ecken gab, an denen man schöne Bilder machen konnte. Die Metall-Rankhilfe für die Rosen sieht in 10 Jahren sicherlich schön aus... jetzt aber nicht. Ich machte dort schon mal ein paar Vorab-Bilder (Gebäude, Rosengarten, etc.). Mehr war an dem Tag nicht mehr zu machen.
Die kirchliche Hochzeit
Ich war knapp über eine Stunde vor Beginn der Zeremonie an der Kirche, was auch gut war, da ich bereits zu diesem Zeitpunkt den letzten Parkplatz ergattert habe. Leider brachte mir das nicht viel... die Kirche war noch immer geschlossen.
Also machte ich lediglich ein paar Außenaufnahmen, die man später zu einem HDR-Bild zusammensetzen konnte.
Ungefähr 20 Minuten vor Eintreffen der Braut öffnete sich die Tür zur Kirche, und ich konnte zum ersten Mal in die Kirche eintreten. Dort machte ich wiederum ein paar Übersichtsaufnahmen, um die Grö0e der Kirche als HDR darstellen zu können. Dann wieder zum Auto, um den Rest der Objektive zu holen (waren im Pelicase), und wieder zur Kirche.
Die Kirche war relativ groß, vom Altar bis zum Ausgang schätzungweise 40 Meter. Zum Altar gesputet, ein paar Probeaufnahmen mit Blitz gemacht. War nicht so umwerfend, wenn man TTL nutzte. Entweder alles auf manuell (was ich mir nicht zutraute, denn ich arbeite mit Blitz noch nicht so lange), oder aber ISO hoch und ohne Blitz arbeiten. Ich wählte letzteres.
Ehe ich mich versehe, trifft die Braut ein. 28-105er drauf, alle Bilder draußen und beim Reingehen mit diesem Objektiv + Blitz auf TTL (draußen zum Aufhellen) gemacht.
Drinnen während der Zeremonie dann immer wieder den Standort und die Objektive gewechselt. Um möglichst wackelfreie Bilder zu erhalten, schraube ich mein Monopod an die D3. Ohne Kopf, direkt an das Gehäuse. Die Aufnahmen mit dem 80-400er werden dank dem Monopod sogar beim 400er Anschlag knackscharf. Als ich das Monopod wieder abnehmen will, um vorne am Altar mit dem 85er ein paar Closeups zu machen, fällt beim Auseinanderschrauben der Kopf des Monopods auseinander. Die lange Schraube bleibt an meiner D3, ich schaue in ein Loch, wo vorher die Schraube im Monopod war. Mist. Sitzt natürlich bombenfest, keine Chance, das Ding zu lösen. Werkzeug? Keines dabei.
Also weiterfotografieren, auch wenn die dämliche Schraube stört. Ich schraube das 85er drauf, mache tolle Closeups, drehe mein ISO von 2.500 sukzessive runter auf 1.000, damit weniger Rauschen in den Bildern zu sehen ist. Abgestützt funktioniert das wunderbar, die Bilder werden später zu meinen schönsten der Trauung gehören.
Wäre es eine deutsche Hochzeit gewesen - ich hätte die Ankündigung der Ringe wahrscheinlich verstanden. So war ich dann doch etwas überrascht und stand mit einem völlig unpassenden Objektiv (dem 85er) da, während die Ringe getauscht wurden. Ich versuchte diesen Moment einzufangen, vergaß aber dabei, daß die D3 noch auf ISO 1000 stand. Verwackelt - was ich aber erst einen Moment später merke.
Den Rest der Hochzeit fange ich wiederum wechselnd mit 85er, 28-105er und 80-400er ein. Das 17-35er in meiner Tasche vergesse ich dabei, was mich später noch ärgern wird. Die Lichtstärke des 85/1.4ers ist bei den meisten Bildern völlig irrelevant: Da man teilweise eben doch mehr Tiefenschärfe benötigt (um z.B. Braut und Bräutigam hintereinander scharf zu bekommen), blendet man ohnehin auf 3.5 oder mehr ab. Die Aussage "lichtstarkes Objektiv für Kirche" ist meines Erachtens also wenig sinnvoll.
Die Trauung läuft weiter, ist irgendwann zuende, das Brautpaar läuft nach draußen. Ich mache noch ein paar Bilder, der Pfarrer will aber schon wieder die Kirche schließen... und meine Ausrüstung steht noch vorne beim Altar. Also erst einmal alles zusammenpacken. Sport muss ich an dem Tag definitiv keinen mehr machen. Mensch, so schweißtreibend hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Außen dann noch das Werfen des Brautstraußes eingefangen - dank der schnellen Bildfolge der D3 ansich kein Problem, allerdings sieht man später auf den Bildern viele Blitze der Miniknipsen, die heute fast jeder mitbringt, was den Bildern doch etwas nimmt. Um ein Haar wäre das mit den Bildern nichts geworden: Es waren die letzten Bilder auf meinen beiden 16 GB CF Karten. Ich hatte beim Zusammenpacken natürlich nicht mehr darauf geachtet, wie viel Speicherplatz noch übrig war...
Nach der Kirche rüber zum Restaurant / Park und dort Bilder gemacht. Der Reflektor / Diffusor erweist sich hier als ziemlich geniales Teil, das auch gerne von anderen Gästen gehalten wird.
Für die Portraitfotos ist allerdings nur begrenzt Zeit, so daß hier ansich jeder Handgriff sitzen muss. Von 100 gemachten Aufnahmen verbasele ich vielleicht 20, da auch noch andere Verwandte fotografieren wollen, und man immer nur einen kurzen "Slot" hat, zu dem man fotografieren kann. Da ich das 85/1.4er extra für die Hochzeit gekauft habe, will ich die Fotos auch mit dem Objektiv machen, da es den Hintergrund so schön unscharf werden läßt. Den Hintergrund... und bei 1.4 oder 1.8... auch relativ schnell den Vordergrund. Man muß höllisch darauf aufpassen, wo der Fokus sitzt, sonst wird das Bild nichts. Von meinen 20 verbaselten Aufnahmen sind so alleine 15 nichts geworden, bei denen mir jeder später sagt "das ist doch super", ich aber denke: Das ist aber nicht knackscharf. Hättest Du besser machen können.
Die Feier abends ist - bezogen aufs Fotografieren - im Vergleich zum Rest des Tages "easy going". Blitz und Kamera betreibe ich im Modus "M". Einmal eingestellt, paßt Blitzenergie und Restlicht wunderbar zusammen. Übers Feiern vergesse ich dann aber auch mal das eine oder andere Bild zu machen. Man kann eben nicht beides sein: Gast und Fotograf.
Am Ende des Tages habe ich knapp über 1.600 Bilder gemacht, wobei ich meine Speicherkarten zwischendrin teilweise leeren musste, da ich im Modus "2. Karte als Backup" gearbeitet habe (man kann also quasi die 56 Gbyte durch 2 teilen) und zudem nur RAW-Aufnahmen gemacht habe. Viele Aufnahmen sind sehr schön geworden, wobei man sicherlich deutlich mehr hätte rausholen können.
Learnings
- Falls das Brautpaar mitspielt: So viele Bilder wie möglich vor der Hochzeit machen, wenn noch genügend Zeit vorhanden ist. Closeup der Ringe vorher aufnehmen.
- Falls möglich, vorher ein "Location Scouting" machen und Lichtverhältnisse evaluieren, damit man später nicht überrascht wird.
- Genauen Zeitplan einholen, möglichst auch für die Zeremonie in der Kirche. Wie ist der Ablauf? Wann wird gesungen, wann spricht wer, und wann kommen die Ringe? Ich hatte nur einen sehr groben Zeitplan.
- Eher mit leichtem Weitwinkel arbeiten und später zuschneiden, als zu versuchen, den perfekten Ausschnitt während des Bildes hinzubekommen. Dafür reicht die Zeit (meist) nicht.
- Ein Monopod ist in der Kirche sehr hilfreich, um auch mit niedrigeren ISO-Werten knackscharfe Bilder machen zu können. Ein Quick-Release Plate aber auch ;-)
- Ohne zweiten Fotografen entgehen einem einfach manche Bilder. Man kann nicht überall sein.
- Ein zweites Gehäuse ist SEHR sinnvoll. Gerade in der Kirche will man doch mal vom Weitwinkel zum Tele wechseln, und schraubt ständig Objektive hin- und her. Das geht viel entspannter mit zwei Bodies.
- Werkzeug einpacken, z.B. ein Leatherman Tool mit Zange und Schraubenzieher. Man weiß nie, was passiert.
- Jemanden finden, der assistiert. Schon alleine für einen Reflektor braucht man mindestens eine Person, die einem hilft.
- Mehr Speicher mitnehmen, wenn man RAW schießt. Während der Zeit, in der man die Bilder in den Laptop überträgt, entgehen einem wiederum kostbare Momente.
- Mit dem Equipment arbeiten, das man schon länger kennt. Das 85er ist toll, solange man weiß, wie eng der Schärfebereich bei Offenblende ist. Ich hatte bis zur Hochzeit nur ein paar Dutzend Aufnahmen mit dem Objektiv gemacht.
- Der 5-in-1 Reflektor / Diffusor war der beste Kauf, den ich für die Hochzeit getätigt habe. Bei Sonnenschein und zum gezielten Setzen von Licht - unschlagbar.
Fazit
Ich war nicht der einzige Fotograf. Ein Franzose hat mit seiner Canon 5D auch super Bilder gemacht, die - zusammengelegt mit meinen - Stoff für ein richtig schönes Album ergeben, an dem ich gerade arbeite.
Trotzdem: Wäre ich der alleinige Fotograf gewesen, hätten wichtige Momente gefehlt. Über meine eigene Unfähigkeit und die gemachten Fehler ärgere ich mich noch jetzt. Normalerweise habe ich alles im Griff, und bei einer Hochzeit mache ich plötzlich wieder Anfängerfehler.
Wer das erste Mal eine Hochzeit fotografiert, wird überrascht sein, wie anstrengend die ganze Geschichte ist. Man kann eben nicht sagen "Kurze Pause, ich muss mal gerade vom Tele auf Normal wechseln" - die Hochzeit schreitet voran, und man muss versuchen, möglichst viel davon in möglichst guten Bildern festzuhalten. Gerade das macht die Sache so anstrengend und führt eher zu Fehlern als in einer komplett entspannten Situation.
Gute Vorbereitung kann einem die Sache vereinfachen. Hat man aber bisher (so wie ich) eher Landschaftsaufnahmen, Makros und sonstige "ruhige" Fotos gemacht, sollte man besser nicht der alleinige Fotograf sein.
Ich denke allerdings, daß man aus diesen Fehlern lernt und die Lernkurve relativ schnell ansteigt. Hat man erst einmal zwei oder drei Hochzeiten fotografiert, dürften grobe Schnitzer ansich nicht mehr vorkommen.
Mal sehen... die nächste kommt bestimmt... dann aber mit zwei Bodies...
Viele Grüße,
Marc