Eindrücke vom Süden Chinas

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Katerfotograf

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Hallo zusammen,

im Februar war ich im Rahmen eines Schüleraustauschs zwei Wochen in Dongguan, einer (kleineren) Millionenstadt in der Provinz Guangdong. Die Stadt liegt in der Nähe von Guangzhou (ehemals Kanton). Ich habe in einer Gastfamilie gelebt und von dort aus ein bisschen den chinesischen (Schul)Alltag miterlebt, wir sind aber auch etwas herumgereist.
Davon möchte ich euch ein paar Eindrücke vermitteln, aber es ist nur ein kleiner Bereich den ich gesehen habe, allein schon deswegen, da ich in einer chinesischen Mittel-/Oberschichtfamilie gelebt habe.
Ich werde etwas zu den Bildern erzählen, wenn ihr Fragen habt, könnt ihr sie gerne stellen.

So wurden wir nach langem Flug (Non-Stop von Frankfurt nach Guangzhou) an der Schule empfangen:

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Diese Lampions hingen überall herum, da wir in der Zeit des Frühlingsfestes da waren.

Gruß,
Jonas
 
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Nach der Ankunft sind wir mit der Familie in ein Restaurant gefahren, wo ich gleich meine Fähigkeiten im Stäbchenessen unter Beweis stellen musste, aber es ging gut. Man hat einen kleinen Teller, eine Suppenschüssel, einen Becher, einen Löffel und Stäbchen. Vor dem Essen wird alles bis auf den Teller mit Tee umgespült. Das Essen kommt in die Suppenschüssel, die Reste - z.B. Knochen - kommen auf den Teller. Das servierte Huhn besaß noch Kopf und Füße (allerdings abgetrennt), um zu zeigen, dass ein ganzes "gutes" Huhn serviert wird. (Später kommen noch Fotos vom Essen.)
Am nächsten Tag ging es in die Schule, es ist eine Privatschule, in der besonders Augenmerk auf Englisch gelegt wird.
Hier sieht man den Innenhof von oben:
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Das unter dem weißen Dach ist der Kungfu-Übungsraum, links sieht man den Sportplatz und in den Backsteingebäuden sind Klassenräume untergebracht. Hier sieht man schon die offene Architektur, denn die Türen der Klassenräume führen direkt auf den offenen Flur.
Das wird so gemacht, weil es normalerweise ziemlich warm ist, allerdings haben wir aus Deutschland den Regen und die Kälte mitgebracht:rolleyes:
Es war so ca. 15°C warm.

Gruß,
Jonas
 
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Im Februar gehts da noch, aber im Sommer ist es nicht auszuhalten. Etwa 40° und wahnsinnig hohe Luftfeuchtigkeit.
 
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Im Februar gehts da noch, aber im Sommer ist es nicht auszuhalten. Etwa 40° und wahnsinnig hohe Luftfeuchtigkeit.

Das glaube ich, deswegen waren wir auch im Februar dort, aber leider war es - ausnahmsweise - kälter und regnerischer als üblicherweise für diese Jahreszeit. Man ist dort auch nicht aufs Heizen eingestellt, deswegen hat man teilweise abends in den Wohnungen den Atem gefrieren sehen.

Hier sieht man, dass es Kritzeleien nicht nur in Deutschland gibt (ich weiß allerdings nicht, was es heißt):
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Die Struktur der Klassenräume lässt sich schon erahnen, in späteren Bildern wird man es noch deutlicher sehen.

Gruß,
Jonas
 
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Ein Besuch im Stadtmuseum durft natürlich nicht fehlen. In der unteren Etage wurde das Leben früher dargestellt, in den oberen Etagen wurde gezeigt, wie Dongguan sich städtebaulich entwickelt hat und welche großen Unternehmen alle eine Niederlassung dort haben.
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Das Ganze war ein ziemlich großes 3-stöckiges Gebäude mit viel Glas und Stahl, aber unsere Gruppe waren fast die einzigen Besucher. So hatte der Wachmann auch nicht viel zu tun:
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Gruß,
Jonas
 
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Die Spannung steigt. Eindrücke aus einer anderen (?) Welt!

Hallo Martin,
ich denke, dass das Fragezeichen gerechtfertigt ist. Auf jeden Fall ist China anders, aber auf der anderen Seite war vieles auch so, dass man denkt: ja, es ist irgendwie anders aber doch ähnlich! Hier muss ich allerdings nochmal betonen, dass ich das Leben der Mittel-/Oberschicht in einer Stadt mitbekommen habe und nicht das eines Bauerns auf dem Land. Bei den Busfahrten hat man ab und zu auch das Klischee des Bauerns mit Strohhut auf dem Reisfeld gesehen, auch Armut blieb einem nicht verborgen. (dazu später Fotos).

Woran ich mich am meisten gewöhnen musste war der Verkehr (danach kam das Essen). Auf den Rücksitzen muss man sich nicht anschnallen (auf den Vordersitzen eigentlich schon, aber naja...), gefahren wird aber wie der Teufel. Es gilt das Recht des Stärkeren, Busse drängen Autos ab, die Spur wird nicht gehalten usw. Ganz wichtig ist auch die Hupe.
Hier ist gerade nicht so viel Verkehr, dafür erkennt man gut die türkisen Taxis. Hauptsächlich waren es VW Santa Vistas:
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Gruß,
Jonas
 
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Am gleichen Tag haben wir noch einen Park besucht, leider habe ich den Namen vergessen. Laut Wikipedia heißt er Keyuan.
Er ist wirklich schön, leider hat der Regen den Spaß etwas getrübt. Krass fand ich auch die Kontraste zwischen den alten Bauten im Vordergrund und den Hochhäusern im Hintergrund.
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Gruß,
Jonas
 
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Am Sonntagnachmittag wurde ich mit in den Unterricht genommen. An der Schule ist es so, dass von Montag bis Freitag morgens, nachmittags und abends (bis ca. 21:00 Uhr) Unterricht ist und am Sonntag nachmittags/abends. Am Abend gibt es neben normalem Unterricht auch Zeit, Hausaufgaben zu machen. Damit die Unterrichtszeiten geschaft werden, gibt es z.B. extra eine Pause zum Duschen, denn die meisten (älteren) Schüler leben in der Schule, da es sich bei den Unterrichtszeiten einfach nicht lohnt, nach Hause zu fahren.
Hier ist gerade eine kurze Pause:
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Als ich dort war, habe ich z.B. Chemieunterricht miterlebt. Man musste ein Aufgabenzettel lösen und durfte dafür ins Buch gucken, nicht aber mit dem Nachbarn sprechen. In der Stunde war es wirklich leise, dafür in den Pausen umso lauter. Im Physikunterricht wurde der Hausstromkreis anhand eines Modells der Bauteile auf einer Holzplatte erläutert, die Schüler mussten ab und zu etwas nachsprechen. Auch im Chinesischunterricht gab es praktisch nur Nachsprechen, im Politikunterricht haben die Schüler etwas aus einem Buch vorgelesen und mussten dazu Fragen beantworten. Wenn man etwas gesagt hat, musste man aufstehen. Im Englischunterricht mussten ebenfalls Fragen beantwortet werden, die Antworten darauf waren meist aber sehr kurz. Ich hatte den Eindruck, dass dort nicht so viel Englisch gesprochen wurde wie bei uns im Unterricht.
Was allerdings aufgefallen ist, dass der Computer in jedem Unterricht selbstverständlich eingesetzt wurde.

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Gruß,
Jonas
 
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.....Hier muss ich allerdings nochmal betonen, dass ich das Leben der Mittel-/Oberschicht in einer Stadt mitbekommen habe und nicht das eines Bauerns auf dem Land. Bei den Busfahrten hat man ab und zu auch das Klischee des Bauerns mit Strohhut auf dem Reisfeld gesehen, auch Armut blieb einem nicht verborgen. (dazu später Fotos).........

Da muss ich ein paar ergaenzende Saetze zu schreiben.

Donguan ist aehnlich wie das angrenzende Shenzhen-BaoAn eines der Suedchinesischen Zentren der Leichtindustrie. In Dongguan investieren verstaerkt Taiwanesen und Japaner. Da in der Leichtindustrie (Spielzeug, Elektronik, Feinmechanik, etc.) ueberwiegend Frauen eingesetzt werden, gibt es in diesen Staedten einen grossen Frauenueberschuss, Verhaeltnis etwa 5:1.

Diese meist jungen Arbeiterinnen duerften bei einer 6Tagewoche (und gut 50 Wochenarbeitsstunden) noch immer unter 200 Euro/ Monat verdienen, dazu vom Arbeitgeber im fabrikeigenen Dorm einen Schlafplatz im 8-Bettraum und meist 2 Mahlzeiten. Das ist schon relativ "teuer", weshalb zukuenftig immer mehr Fabriken ins Landesinnere verlegt werden.

Dongguan besteht fast nur aus Fabriken, Restaurants und vielen KaraOK-Clubs und war lange fuer das “ausgefallenste” Nachtleben in ganz China bekannt - Japaner und Taiwanesen haben eben besondere Wuensche. Junge Frauen gabs genug, fast jede war froh den Fabrikjob gegen einen Job in der Entertainmentindusrie zu tauschen. Um relative Armut zu sehen, braucht man nicht unbedingt aufs Land, Dongguan, genauso wie Shenzhen-BaoAn haben schon etwas von modernen “Sklavenstaedten”. Foxconn ist zB ein grosser Arbeitgeber in Dongguan und in Shenzhen......dort laesst auch Apple seine Lifestyle Produkte zusammenschrauben.

http://www.japanfocus.org/data/3408_Foxconn_Deutsch.pdf
 
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Diese meist jungen Arbeiterinnen duerften bei einer 6Tagewoche (und gut 50 Wochenarbeitsstunden) noch immer unter 200 Euro/ Monat verdienen, dazu vom Arbeitgeber im fabrikeigenen Dorm einen Schlafplatz im 8-Bettraum und meist 2 Mahlzeiten. Das ist schon relativ "teuer", weshalb zukuenftig immer mehr Fabriken ins Landesinnere verlegt werden.

Dongguan besteht fast nur aus Fabriken, Restaurants und vielen KaraOK-Clubs und war lange fuer das “ausgefallenste” Nachtleben in ganz China bekannt - Japaner und Taiwanesen haben eben besondere Wuensche. Junge Frauen gabs genug, fast jede war froh den Fabrikjob gegen einen Job in der Entertainmentindusrie zu tauschen. Um relative Armut zu sehen, braucht man nicht unbedingt aufs Land, Dongguan, genauso wie Shenzhen-BaoAn haben schon etwas von modernen “Sklavenstaedten”.

Ja, das stimmt, dass man auch in der Stadt Armut sehen kann (was ich auch getan habe), aber wenn wir von der Schule aus Ausflüge unternommen haben, ist das nicht betont worden, es wurde eher versucht, uns das schöne China zu zeigen. Wenn ich mit meinem Austauschpartner unterwegs war, hat man Armut schon stärker wahrgenommen (weil wir an entsprechenden Orten vorbeigekommen sind).
Von der Verlegung von Fabriken ins Landesinnere habe ich auch mitbekommen, meine Gasteltern besitzen zum einen eine Schuhfabrik in Dongguan, außerdem aber auch eine in Hunan.
Dass Dongguan für sein Nachtleben bekannt war, wusste ich nicht, auf jeden Fall habe ich eine Straße mit Clubs gesehen und war auch in einer Karaokebar (wobei diese für unsere Gruppe angemietet war).

Gruß,
Jonas
 
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Am ersten Montag gab es erstmal eine Schreibstunde:

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Hier wird gerade erklärt, wie die Schriftzeichen gemalt werden sollen und wo die Hauptbereiche der Zeichen liegen. Leider konnte der Zeichenlehrer nur Chinesisch und nur das Wenigste wurde für uns übersetzt.

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Wir haben uns alle selber versucht, mit mehr oder weniger guten Ergebnissen. Interessanterweise konnten auch viele der chinesischen Schüler nicht mehr so gut Schönschreiben, da das nur in den unteren Klassen gelehrt wird.

Danach wollten wir Geld wechseln, dies stellte sich aber als relativ kompliziert heraus. Nachdem bereits eine Schülerin Geld getauscht hatte, ist den Bankbeamten eingefallen, dass minderjährige Ausländer kein Geld umtauschen dürfen. Ich habe mein Geld dann von meiner Gastmutter umtauschen lassen, aber auch diese brauchte dafür einen Ausweis und musste ihre Daten (wie Name etc.) angeben.
Direkt neben der wirklich schicken Bankfiliale sah es übrigens so aus:
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Hier sieht man eine Familie mit ihrem Gefährt, leider kommt der Poncho des Kindes nicht richtig zur Geltung:
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Gruß,
Jonas
 
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Eine tolle Reportage, Jonas. Danke und weiter machen ;-)

Bist Du eigentllich noch dort oder schon zurück? Falls Du noch dort bist...
Danach wollten wir Geld wechseln, dies stellte sich aber als relativ kompliziert heraus. Nachdem bereits eine Schülerin Geld getauscht hatte, ist den Bankbeamten eingefallen, dass minderjährige Ausländer kein Geld umtauschen dürfen. Ich habe mein Geld dann von meiner Gastmutter umtauschen lassen, aber auch diese brauchte dafür einen Ausweis und musste ihre Daten (wie Name etc.) angeben.
...bei mir hat die ganz normale EC-Karte (Maestro) immer bestens funktioniert zum Geld abheben am Automat. Falls Du also eine EC-Karte hast (?)...........
 
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Bist Du eigentllich noch dort oder schon zurück? Falls Du noch dort bist...

Leider bin ich nicht mehr dort, unglücklicherweise waren wir nur zwei Wochen in China. Ich wäre wirklich gerne länger geblieben, aber dann gibt es auch das Problem, dass wir irgendwann mit in die Schule müssten, da man nicht immer nur irgendetwas angucken kann (zumindest nicht wenn unsere chinesischen Austauschschüler immer dabei sind). Und das mit der Schule wäre problematisch, da ich kein Chinesisch spreche - mein VHS-Anfängerkurs-Chinesisch war meistens zur Belustigung der Chinesen gut. Immerhin konnte ich in einem Restaurant Stäbchen bestellen und habe in einem Geschäft nach Apfelsaft gefragt - nach lange durchdachter Frage konnte ich dann bloß die Antwort nicht verstehen:rolleyes:

Hier sieht man den Sportplatz einer Schule, die dem gleichen Besitzer wie unserer Austauschschule gehört (die Häuser im Hintergrund sind Wohnhäuser):
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Dem Besitzer gehören mehrere Grundschulen/Mittelschulen und Kindergärten, außerdem ein 4 oder 5-Sternehotel in dem unsere Lehrer untergekommen sind.

Eigentlich läuft der Austausch mit unserer Austauschschule, dort wird allerdings der Platz knapp und so sind viele ältere Schüler in dieser Schule untergebracht. Deswegen jetzt ein paar Fotos aus der anderen Schule:

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Grundschüler

Basketball hat einen hohen Stellenwert, man kann es (zumindest dort in der Stadt) mit unserem Nationalsport Fußball vergleichen. Es wird in den Pausen gespielt und schon kleine Kinder fangen damit an. So darf ein Basketballkorb an den Schulen nicht fehlen:

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Gruß
Jonas
 
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Wie es sich gehört, gab es für uns eine feierliche Begrüßung. Dafür wurde am Tag vorher geprobt, wovon ich euch Bilder zeige, am eigentlichen Tag hat es aber so geregnet, dass die Zeremonie verschoben werden musste.

Alle Schüler stehen in Reih und Glied:
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Hier sieht man die Schüler, die mit der chinesischen Fahne anmarschiert sind, damit sie gehisst werden kann:
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Außerdem wurde noch der Schulsong geprobt, der neben den beiden Nationalhymnen gesungen wurde:
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Gruß
Jonas
 
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In unseren Highlights habe ich gerade geschrieben:

Nein, es müssen nicht immer die spektakulären Bilder sein, die unbedingt und nur sehenswert sind.

Es können auch die "leisen" Bilder sein, die Alltagssituationen einer anderen Kultur und mehr davon zeigen!


Danke für diese Bilder!
 
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Hier gibt es einen Eindruck einer Grundschulklasse. Da es zu diesem Zeitpunkt relativ kalt war hatten alle ihre Jacken an:
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Wir haben auch eine Vorführung des Kungfu-Lehrers gesehen und sollten danach selber etwas einstudieren, das hat aber auch nicht so gut geklappt.
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Hier sieht man den Eingang unserer Austauschschule:
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Meiner Meinung nach gehören alle Gebäude, die man auf dem Foto sieht, zur Schule. Die hinteren Gebäude dürften Wohngebäude sein:
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Vor der Schule gibt es einen Wachdienst. So müssen alle Schüler, die während den Pausen oder nach der Schulzeit das Schulgelände verlassen wollen, eine Genehmigung dafür haben. Außerdem wollte der Wachmann an der anderen Schule, an der mein Austauschpartner Unterricht hat, mich nicht hineinlassen, da er vom Austausch nichts wusste. Erst nach einem Gespräch mit einem Lehrer durfte ich aufs Gelände.
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Gruß
Jonas
 
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