Ein vollkommen subjektiver Rucksackvergleich (mit viel Text)

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Marv

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Da mich KlausWa die Tage darauf angesprochen hat, doch mal einen Vergleich in Bezug auf Kamera-Rucksäcke zu machen (ich habe bei Benedikts "König" zugeschlagen), hier meine Eindrücke, wie immer subjektiv und ohne jegliche technisch belegbaren Hintergründe, einfach nur aus der Nutzung heraus (ich traue Euch zu, dass Ihr Euch die technischen Daten der Säcke selber bei z.B. LowePro besorgen könnt):


- LowePro Photo Trekker Classic

Wohl der Urvater aller Foto-Rucksäcke - mein erster stammt noch aus den 80ern. Ein solider Rucksack, anständig verarbeitet, aktueller Preis knapp unter 200,- Euro. Bei Kameras mit angesetztem Batteriefach wird es ein wenig eng, eine F4s geht noch rein, eine F3 mit MD4 oder eine F5 ist schon grenzwertig. Objektive bis zum 2,8/400 lassen sich verräumen, ansonsten muss man aber bei längeren Zooms wie z.B. dem 2,8/28-70 schon das horizontal Einbauen anfangen, da sie zum senkrechten Stellen zu lang sind. Ein gutes Teil, wenn die Ausrüstung nicht zu groß respektive zu "professionell&" ist (alles 2,8 und die Sache wird eng). Zwar werden die Oberflächen als "water resistant" bezeichnet, Regen mag er aber nicht. Ich besitze ihn nicht mehr.


- LowePro Orion AW

An sich handelt es sich hier um "nicht Fisch, nicht Fleisch". Ein richtiger Rucksack ist es nicht, aber eine normale Fototasche ist es auch nicht - was ist es eigentlich? Als erstes mal eine ziemlich große Gürteltasche - eine Profi-SLR mit einem 2,8/80-200 ist erst mal kein Problem, und ein paar andere Sachen gehen dann auch noch rein (Blitz, weitere Objektive, PliPlaPlo, allerdings würde ich das Ganze mal als kleinere Ausrüstung bezeichnen). Da sich eine derartige Gürteltasche dann aber ein wenig unbequem trägt, lässt sich oben drauf ein Rucksack setzen (der im ungenutzten Zustand in der Vordertasche der Orion sein Dasein fristet). Dadurch hat man einen sehr gut tragbaren Fotorucksack, in dem aber auch eine anständige Essens-Ration und ein paar Extra-Klamotten Platz finden - und wenn die Limoflasche platzt, ist die Fotoausrüstung nicht im Eimer. Der AW (All Weather) bezieht sich hier allerdings nur auf den Foto-Part. Sehr praktische Sache: der Deckel der Fototasche geht vom Körper weg auf, d.h. sie ist recht diebstahlsicher und keiner kann reinkucken. Der Preis liegt so um die 180,- Euro. Für unterwegs ideal, immer noch im Einsatz, v.a. bei Städtetouren mit der Frau.


- LowePro Super Trekker AW

Meines Wissens nach der größte aktuelle Foto-Rucksack überhaupt - wer seinen Krempel da nicht unterbringt, der hat ein Problem. Man bekommt auch das aktuelle Sigma 5,6/300-800 Supertelezoom rein - zusammen mit vielen anderen Sachen natürlich. Er ist wie alle LowePro-Taschen super verarbeitet (was man bei einem Preis von über 500,- Euro auch erwarten kann) und durch seine AW-Hülle auch gut vor Regen geschützt - ich bin aber ehrlich: ich kann ihn nicht empfehlen. Warum? Das Teil ist schlicht zu groß - voll geladen bekommt man ihn selber nicht mehr auf den Rücken, meiner hatte am Ende fast 40 kg. Und wenn man ihn nicht voll lädt, kann man auch einen kleineren Rucksack nehmen. Wenn es noch tragbar sein soll, empfehle ich das nächst kleinere Modell namens Pro Trekker oder den nächsten in meiner Liste. Ich hatte meinen Super Trekker nur drei Wochen lang...


- LowePro Road Runner AW

Preislich wie der Super Trekker, von der Größe her aber eine Stufe kleiner (ähnlich Pro Trekker) und vor allem mit einem ganz besonders netten Gimmick: wenn man keinen Bock mehr zum schleppen hat, nimmt man ihn vom Rücken und zieht den Handgriff raus - und hat einen Trolley (erster großer Vorteil). Weitere Kuriosität: die Rucksackriemen sind im Deckel (zweiter großer Vorteil). Was das bringt? Ganz einfach: stell Dir vor, es ist gerade Scheißwetter, Du bist mitten in der Pampa und musst an Deine Sachen ran. Bei den ersten drei Säcken ist der Sabber auf der Seite mit den Tragegurten - Mahlzeit. Bei diesem Modell ist nur die Trolley-Seite versifft, die Rucksackseite ist astrein sauber. Den nutze ich sehr gerne, auch als Heimat des größten Teils meiner Ausrüstung, wenn ich zu Hause bin. Durch seine Höhe kann man unter ein liegendes Zoom (auch, wenn es einen 82er Filterdurchmesser hat) einen doppelten Boden setzen und noch Kleinteile drunterpacken, die nicht ständig benötigt werden (SC-17, SCA-Adapter, Filter usw.). Mit dabei ist ein Daypack für alle Nicht-Fotosachen (siehe Limoflasche), den man dann auf die Trolley-Seite packen kann.


- LowePro Topload Zoom AW

Warum der bei den Rucksäcken dabei ist? Naja, da gehört ein Rucksacktragegurt zum Lieferumfang. Ideal für 1x Kamera, 1x Objektiv (auch gerne ein 2,8/80-200), 1x Blitz und einiges an Krimskrams. Das ist meine erste Wahl, wenn es eng und actionreich wird, sei es beim Biken oder im richtigen Rummel, z.B. im Karneval. Mit 80,- Euro nicht billig, das war meine Kamera aber auch nicht. Heimat meiner S2pro und ihrem neuen Lover, dem 17-55.


- Und zum Abschluss: der König / Ortlieb Fotorucksack

Zum einen vorneweg: mit 380,- Euro kein Schnäppchen - gebraucht aber durchaus wesentlich billiger zu bekommen, da er zu den meist unterschätztesten Foto-Accessoires überhaupt gehört. Es handelt sich hier um eine Gemeinschaftsarbeit von König (perfekte Fotokoffer) und Ortlieb (perfekte Allgemeintaschen, v.a. im Outdoorbereich, aber z.B. auch für Fahrradkuriere). Von der Aufnahmefähigkeit zwischen Photo Trekker Classic und Road Runner AW angesiedelt - lässt sich dafür aber problemlos bei allen Fluglinien unterbringen (gleich angetestet). Die Inneneinteilung ist sinnvoll und stabil, die Unterteiler werden nicht nur seitlich, sondern auch auf der Bodenplatte geklettet. Auf Wunsch baut König auch kundenspezifische Unterteilungen (zu einem sehr reellen Preis). Das Teil ist wasserdicht, sieht dabei aber nicht so albern wie ein Dry Zone aus (wenn ich wie ein Kanarienvogel aussehen will, warte ich auf Fasching). Insgesamt ist das einer der großen Vorteile: das Teil sieht einfach nach gar nichts aus - grau, geformt wie ein überdimensionierter Schuhkarton mit hässlichen Furunkeln (zur Befestigung von Rucksacktragegestell, Schultergurt, Tragegriff usw. - es gibt sogar eine Fahrradhalterung). Auf gut deutsch: da merkt nicht jeder Hobby-Dieb, dass das ein Fotorucksack ist. Der Vorteil mit der verkehrt herum angebrachten Rucksackeinheit ist wie beim Road Runner gelöst, also sehr praktisch. Bei mir ersetzt er zukünftig einen Pseudo-Pelicase (da gibt es auch einen Rucksackgurt für), den ich nie genutzt habe, da er mir zu unpraktisch war. Platzmäßig absolut ökonomisch, in dem König wird kein Platz verschenkt. Obwohl er äußerlich wesentlich kleiner als der Road Runner war, habe ich den größten Teil meiner Ausrüstung reingebracht - auch ein 2,8er Zoom passt stehend rein. Und dabei ist er knapp halb so dick wie ein voll aufgerödelter Road Runner.

Resüme:

- ist Deine Ausrüstung noch klein: Orion
- ist Deine Ausrüstung schon groß: Road Runner oder König
- ist Deine Ausrüstung riesig: verkauf die Hälfte bei eBay und hole für den Rest einen Road Runner oder einen König
- soll es wasserdicht sein: König
- für auf die Schnelle: Topload

Der König wird meinen Road Runner nicht ersetzen, aber gut ergänzen (der Road Runner war seinerzeit aber auch von Benedikt ;-)). Meiner Ansicht nach gibt es DEN "idealen" Fotorucksack oder -tasche nicht - aber es gibt die für den jeweiligen Einsatz passende Aufbewahrung. Der König erfüllt das im Schlechtwetter-Bereich, meine Magnum A"-hat über die Jahre ein wenig gelitten.

Eins noch: bei den Taschen tut sich ständig irgendwas neues, Modelle mit der Bezeichnung I, II oder Pro kommen immer wieder neu auf den Markt - grundsätzliche Änderungen werden aber selten durchgeführt, ich habe daher versucht, meine Anmerkungen einigermassen allgemein zu halten.

Bei Fragen: mailt mich an,

Gruß Marv
 
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Hallo Marv,

danke für Deine Ausführungen. Ich werde mir mal den Road Runner auf der Photokina ansehen, weil mir die voll geladene S&F 500 AW manchmal doch zu schwer ist.

Ich erlaube mir jetzt einfach mal, Deinen Thread um Taschen zu erweitern. Da ist die "Carnier" Schultertasche mit Billingham-Einsatz (gibt es bei www.monochrom.de) mein Tipp: Kostet zwar um die € 300.--, hält aber ein Leben lang und niemand vermutet eine Fototasche.

Robert
 
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Hallo Robert,

da kann ich Dir prinzipiell nur zustimmen - ich kenne die Tasche schon seit vielen Jahren aus dem Manufaktum-Katalog und war auch seinerzeit bei Monochrom in Berlin und habe sie mir angesehen. Leider habe ich bis heute aber noch nichts gefunden, was da reinpassen würde.

Oder anders gesagt: wenn Du den eigentlichen Kamerabody immer in der Hand hast, dann ist die Tasche ideal für die Objektive oder ein Blitzgerät. Aber wie ich da einen Kamerabody reinbekomme, ist mir noch nicht ganz klar (höchstens ohne Objektiv).

Oder sollte ich mir doch mal eine M gönnen... 8)

Gruß Marv

PS bezüglich Road Runner: vielleicht schaffe ich es ja doch noch mal, bei Dir vorbeizukommen. Was treibst Du am 25.?
 
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Hallo Marv,

womit Du schon erraten hast, was ich in meiner Carnier spazierentrage :lol: ...

Was ich am 25. mache, kann ich Dir am Montag sagen. Mein Vater besucht uns einmal im Jahr, immer Ende August, für ein paar Tage. Wenn er dann da ist, bin ich natürlich voll ausgebucht. Den genauen Termin erfahre ich übermorgen. Ruf mich am Montag mal an.

Gute Nacht - Robert
 
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RE: Ein vollkommen subjektiver Rucksackvergleich (mit viel T

stimme dir auch zu.

den hauptvorteil beim orion aw hast du vergessen. und zwar sehe ich den beim entnehmen eines fotogrätes. das ist einer der wenigen rucksäcke, der nicht auf dem rücken (in den dreck) gelegt werden muss.
wenn man längere zeit nicht fotografiert ist er am rücken. bei häufigerem entnehmen ist die tasche als hüfttasche neben dem körper als hüfttasche oder auch mit dem schulterriemen. - ist ideal für städteurlaube
 
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