Belgien, westwärts gequert

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Jan van Eyckplein (Jan van Eyckplatz), wo nicht ganz zufällig auch die Statue von Jan van Eyck steht.
Jan van Eyck (1390-1441) war ein flämischer Maler des Spätmittelalters und gilt als der Begründer und zugleich der berühmteste Vertreter der altniederländischen Malerei. Wegen seiner vollendeten Maltechnik und seines Sinns für eine wirklichkeitsgetreue Darstellung wurde er von vielen Autoren sogar als 'König unter den Malern' bezeichnet.

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Der Wasserlauf entlang des größten Teils der Schifffahrt vom Dampoort bis zum Grote Markt wurde als Spiegelrei bezeichnet. Es gab natürlich eine Straße entlang beider Seiten des Kanals. Beide Straßen hießen wie der Rei selbst Spiegelrei. Die fehlende Unterscheidung zwischen den beiden Fahrbahnen war anscheinend ärgerlich. Deshalb wurde der Spiegelrei auf der Südseite in Spinolarei umbenannt. Der Name wird auf den spanischen General Ambrogio Spinola (1569-1630) zurückgeführt, der zur Zeit der Belagerung von Ostende dort gelebt hat.

Die Spinolarei führt vom Jan van Eyckplein bis zum Verversdijk.

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Die Altstadt ist von Wallanlagen, auf denen Windmühlen stehen, und Kanälen umgeben. Da Brügge nie durch Kriege oder großflächige Brände zerstört wurde, sind mittelalterliches Stadtbild und historische Gebäude sehr gut erhalten.

Die Mühlen Sint-Janshuismolen und Bonne Chieremolen (1844) im Park Kruisvest.

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Das älteste Kreuztor (Stadttor Kruispoort) wurde mit der zweiten Stadtmauer (1297-1304) errichtet und bereits 1366 ersetzt. Philip van Artevelde zerstörte das Tor, als er 1382 mit den Genter Bürgern die Stadt einnahm. Im Jahre 1400 folgte Tor Nummer drei. Allein die beiden schweren Türme mit ihrem schmalen Durchgang und zwei achteckige Türmchen blieben erhalten. Karl V., Napoleon, das deutsche Heer, sie marschierten alle durch dieses Tor nach Brügge.

Ich nicht, denn nun sind die paar Meter für Fußgänger verboten und ein Auto alleine hat auch nicht zuviel Platz bei der Durchfahrt.

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Ein Beispiel für phantasievoll pietätlose Schokoladendesignkreationen.

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Netter Blickwinkel mit Hotel de Castillio in der Heilige Geeststraat zur Liebfrauenkirche (Onze-Lieve-Vrouwekerk).

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Die St.-Salvator-Kathedrale ist die Bischofskirche des römisch-katholischen Bistums Brügge seit dessen Wiederbegründung 1834. Zuvor war sie Pfarr- und Kollegiatstiftskirche. Aus seiner jahrhundertelangen Baugeschichte umfasst dieses Bauwerk der flämischen Backsteingotik Formen der Scheldegotik, der Hochgotik (Brabanter Gotik), aber auch der Neugotik und Neuromanik.

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Die Salvatorkathedrale ist eine überwiegend aus gelbem Backstein errichtete gotische dreischiffige Basilika mit einem schmalen Querhaus in der Mitte zwischen den vier Langhaus- und den vier Chor-Jochen. Die Apsis umgeben ein Chorumgang und ein Kranz von fünf Kapellen.

Die Kathedrale wird nach einer Außenrenovierung derzeit innen renoviert. Der hintere Teil ist für die Arbeiten abgeteilt, der vordere steht für Gottesdienste und Veranstaltungen zur Verfügung.

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In das Museum der Kathedrale wurden zahlreiche weitere Ausstattungsstücke verbracht: Schreine, Reliquiare und andere Goldschmiedearbeiten aus dem Kirchenschatz, Paramente, Skulpturen u. a.

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Die Kirche besitzt zahlreiche Gemälde, die bedeutendsten sind in das angeschlossene Museum verbracht worden. Die Wandmalereien sind von 1875 und auch die Glasfenster stammen aus dem späten 19. Jahrhundert.

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Über dem Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert wurden 1478 24 messingene Wappen der Ritter vom Goldenen Vlies angebracht, aus Anlass der 13. Versammlung dieses Ordens, der 1430 in Brügge gegründet worden war und die vornehmsten burgundischen Adligen vereinte. In der Zone darüber hängen acht Gobelins nach Kartons von Jan van Orley, ausgeführt 1731 in Brüssel.

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Zunächst war der Kirchenraum wie bei vielen Kirchen in Flandern mit hölzernen Tonnengewölben gedeckt. Im Langhaus wurden sie um 1635 durch gemauerte Kreuzrippengewölbe ersetzt, im Chor sogar erst 1738/1739. Trotz dieser wechselvollen und durch mehrere Brände unterbrochenen Geschichte bietet der Innenraum ein überraschend einheitliches und klares Erscheinungsbild.

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Passionsretabel, Brüssel, um 1480 (Polychromiertes Holz, Schrein und Flügel, Brügge, Charles Beyaert, 1894)

Das Passionsretabel besteht aus fünf Szenen aus der Passion und dem Tod Christi: die Geibbelung, die Kreuztragung, die Kreuzigung, die Kreuzabnahme und die Grablegung. In der Ikonographie des Mittelalters ist die Passion Christi eine der populärsten Themen. Stilistisch und technisch passen die Figuren in die Brüsseler Skulpturproduktion des 15. Jahrhunderts.

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Angebaut am Stadhuis ist das Landhuis van het Brugse Vrije (Brügger Freiamt), erbaut 1434-1532. Es diente als Sitz und Ratsgebäude der Kastellanei Brügge und war später das Gerichtsgebäude.

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Von diesem Landeshaus aus wurde früher die Brugse Vrije (das Brügger Umland) regiert. Von 1795 bis 1984 diente es dann als Gerichtsgebäude.

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Heute ist hier das Stadtarchiv untergebracht, wo alle schriftlichen Erinnerungen der Stadt zusammengetragen werden. Im Landeshaus befindet sich ein alter Assisensaal und ein Renaissancesaal mit einem von Lanceloot Blondeel entworfenen prunkvollen Kaminaufsatz aus Holz, Marmor und Alabaster aus dem 16. Jahrhundert.

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Jahrhunderte fürstlicher Macht und Rechtsprechung werden in dem monumentalen Prunkkamin aus dem Jahr 1528 vereint. Der Kamin ist eine Hommage an Kaiser Karl V (1500-1558). Er ist aus Eichenholz, Marmor und Alabaster aufgebaut und wurde von Lanceloot Blondeel entworfen. Das Gemälde von Gillis Van Tilborch aus dem 17. Jahrhundert bietet eine gute Vorstellung von einer Sitzung im Schöffensaal.

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Das Brügger Freiamt war seit Anfang des 12. Jahrhunderts die Bezeichnung für einen unabhängigen administrativen, finanziellen und gerichtlichen Bestandteil der Grafschaft Flandern. Das Gebiet umfasste die Region und die Gemeinden rund um Brügge, begrenzt durch die Nordsee, die Westerschelde und die Yser.

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Heute ist das Stadtarchiv von Brügge im Landhaus des Brügger Freiamtes untergebracht. Lediglich der Schöffensaal ist Bestandteil von Musea Brugge. Das Stadtarchiv bewahrt das schriftliche Gedächtnis der Stadt, wodurch es eine Schatzkammer für historische Forschung ist.

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Am Burgplatz hat die Provinzverwaltung von Westflandern (Provinciebestuur van West-Vlaanderen) im Provinzialpalast (Provinciaal Hof) ihren Sitz.

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Die Heilig-Blut-Basilika in Brügge ist das älteste Gebäude am architektonisch bedeutendsten Platz von Brügge, der in unmittelbarer Nähe des Marktes gelegenen Burg. Die Doppelkirche besteht aus der Basiliuskapelle als Unterkirche und einer Oberkirche. Der Sakralbau ist Aufbewahrungsort einer der bedeutendsten Reliquien Europas - einer Ampulle mit dem Blut Christi. Seit 1923 hat sie den Rang einer Basilica minor.

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In der Heilig-Blut-Basilika (Basiliek van het Heilig Bloed) im Zentrum von Brügge wird die von den Katholiken als einer der bedeutendsten Reliquien Europas verehrte »Ampulle mit dem Blut Christi« aufbewahrt. Die Reliquie wird seit 1291 immer zu Christi Himmelfahrt während der Heilig-Blut-Prozession durch die Stadt getragen. Der aus Brügge stammende Graf und Kreuzritter Dietrich von Elsass soll die Reliquie für tapfere Taten während des Zweiten Kreuzzuges in Jerusalem erhalten haben. 2009 wurde die Heilig-Blut-Prozession in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

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Die Doppelkirche besteht aus einer 1149 vollendeten romanischen Unterkirche - der Basiliuskapelle - und einer Oberkirche, die 1790 von französischen Truppen zerstört, im 19. Jahrhundert aber wiederaufgebaut wurde.

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Die Ampulle mit dem Blut Christi wird in einem silbernen Reliquienschrein (von 1661) aufbewahrt.

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Die Kapelle wurde im 15. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut, ist jedoch vor allem wegen der neugotischen Einrichtung des 19. Jahrhunderts wichtig. Die Kirche wurde aufgrund der besonderen Verehrung des Heiligen Blutes im Jahr 1923 zu einer Basilika erhoben.

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Noch mehr Schokozeux, diesmal sittentauglich.

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Die Lokale am Großen Markt unterscheiden sich nicht viel voneinander. Außerdem scheint es Einheitspreise zu geben. Unter EUR 20,- gibt es keine vernünftige Malzeit, egal wo.

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Die Brügger Pfarrkirche St. Magdalena und St. Katharina (Heilige Magdalenakerk, Kerkfabriek Heilige Maria-Magdalena En Heilige Catharina) stammt aus dem Jahr 1853 und ist eine der frühesten neugotischen Kirchen auf dem Festland, in denen die englischen Ansichten erkennbar sind, die an die sogenannte archäologische Gotik anknüpfen.

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Die Kirche befindet sich im Süden des Astridparks und ist denkmalgeschützt. Bis heute behält sie ihren Status als Pfarrkirche. Gleichzeitig ist sie die Heimat von YOT, einem Labor für Lebensphilosophie und Raum für Perspektive. Als kleine Organisation möchte YOT Bewegung in den Bereich von Bedeutung und Spiritualität bringen.

Der Astridpark diente als Drehort in einer wichtigen Filmszene aus 'In Bruges'.

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Zur Zeit von Brügge wurde YOT 2002 in und um die Magdalena-Kirche als Europäische Kulturhauptstadt gegründet. In diesem Zusammenhang wurde die Innenarchitektur dieser Kirche einer originellen und radikalen architektonischen Intervention unterzogen. Eine multifunktionale Plattform wurde zentral im Schiff platziert, die für verschiedene Zwecke genutzt werden kann. Der Chor wurde umgestaltet und die Lagerflächen westlich des Chores zu Notunterkünften umgebaut.

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Der Marktplatz wird beherrscht vom Belfried, bereits seit Jahrhunderten das stolze Aushängeschild der Stadt und idealer Wachturm in Kriegszeiten, bei Brand und sonstigem Unheil. Am Fuße des Belfrieds befinden sich die berühmtesten Frittenbuden der Welt! Etwa in der Platzmitte ist das Standbild von Jan Breydel und Pieter De Coninck, zwei Brügger Volkshelden, die 1302, als sich die Flamen gegen die französische Vorherrschaft auflehnten, bei der Schlacht der Goldenen Sporen eine wichtige Rolle gespielt hatten. Von diesem Denkmal aus hat man eine schöne Sicht auf den neugotischen Provinzialpalast (Markt 3). Bis ins 18. Jahrhundert stand hier die Waterhalle, der überdachte Stapelplatz, wo eifrig geladen und gelöscht wurde. Die Grachten flossen am Markt entlang. Auch heute ist das noch der Fall, jedoch unterirdisch.

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Der Rozenhoedkaai ist bereits seit vielen Jahren der am meisten fotografierte Ort Brügges ist. Hier kann sich jeder seine eigene Ansichtskarte von Brügge knipsen. Oder auch fotografieren.

Und damit zum Fazit: Nach Antwerpen (1993) und Brüssel (2000) wurde Brügge 2002 zur Kulturhauptstadt Europa erklärt. Ich bin froh es endlich auch gesehen zu haben. Die Stadt ist definitiv eine Reise wert, das wissen allerdings auch andere - es überläuft sich wie ein Museumsdorf á la Venedig. Passenderweise wird Brügge auch als 'das Venedig des Norden' bezeichnet.
Und nüchtern betrachtet kann es Gent nicht toppen.

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Der Heimreisetag steht zur Disposition, auch in der letzten Stadt/Station habe ich bereits in der halben Zeit alles gesehen. Ich schaue im Atlas auf die Umgebung und entdecke Oostende. Da klingelt was im Historikerhirn und tatsächlich: Neben der Peter-und-Paul-Kirche ist Ostende vorallem durch das Freiluftmuseum Atlantikwall ein Reisetipp.

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Ostende (niederländisch Oostende) ist Hafenstadt und Seebad an der belgischen Nordseeküste in der Provinz Westflandern und liegt am früheren östlichen Ende der ehemaligen Insel Testerep. Darin liegt auch ihr Name begründet.

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Historische Bedeutung erlangte die Stadt während des auch als Achtzigjährigen Kriegs bekannten niederländischen Unabhängigkeitskampfs gegen die Spanier, als es durch diese zur Belagerung von Ostende, das von den Aufständischen gehalten wurde, kam. Diese Belagerung im Jahr 1604 war eine der verlustreichsten in der Frühen Neuzeit.

Der Leopoldpark wurde 1860 auf den alten Festungen der Stadt angelegt. Erst 1933 wurde die weltberühmte Blumenuhr errichtet an der Stelle, wo sich jetzt die Autobahn befindet. 1963 wurde die Blumenuhr an ihrer heutigen Stelle wieder errichtet.

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Während des Zweiten Weltkriegs kapitulierte Belgien 18 Tage nach dem Beginn des Westfeldzuges der Wehrmacht am 28. Mai 1940 ('Fall Gelb'). Einen Tag später marschierten deutsche Truppen kampflos in Ostende ein. 1944 flogen Bomber der Westalliierten zahlreiche Luftangriffe gegen Frankreich (vor und nach der Invasion in der Normandie). Ostende war wegen seiner Hafenanlagen ein Ziel und wurde zu großen Teilen zerstört.

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Die Peter-und-Paul-Kirche ist die Gesamtkirche in der belgischen Küstenstadt Ostende und ersetzte die am 14. August 1896 durch einen Brand zerstörte Peterskirche. Die neue Kirche wurde zwischen 1899 und 1905 nach den detaillierten Plänen des Brügger Stadtarchitekten Louis Delacenserie (1838-1909) im neugotischen Stil erbaut. Der Stil der Kirche spiegelt sich im gotischen Stil des Kölner Doms wider, aber auch in der neugotischen Votivkirche in Wien.

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Der Grundriss basiert auf dem lateinischen Kreuz, wobei der Mittelgang etwas höher ist als die beiden Seitenschiffe. Die Kirche ist 70 m lang und 36 m breit. Die Kirchtürme sind 72 m hoch. Das Gebäude besteht aus Kalkstein aus der Maasregion (pierre de Meuse), einer Steinart, die bereits in der Römerzeit für den Bau ihrer Villen verwendet wurde. Diese Art von Stein eignet sich auch hervorragend für feine Skulpturen. Darüber hinaus wurden Ziegel, belgischer Blaustein und rosafarbener Granit verwendet.

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Der Bau begann am 18. April 1899 und der Bau wurde bereits im Oktober 1904 fertiggestellt. Die feierliche Einweihung der Kirche fand am 4. September 1905 in Anwesenheit Leopolds II. Und zahlreicher prominenter Persönlichkeiten statt.

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Diese Hauptkirche von Ostende beherbergt einige schöne Glasfenster. Die ursprünglichen Glasfenster wurden im Ersten und Zweiten Weltkrieg zerstört. Das einzige originale Fenster befindet sich im Mausoleum. Alle aktuellen Glasfenster stammen vom Glaskünstler Michiel Martens (1921-2006).

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In der Kirche, an der Wand links vom Altar, befinden sich Buntglasfenster von allen belgischen Königen und von Königin Louise Marie. Nur König Albert II. Und König Filip fehlen noch auf der Liste.

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In der Kapelle hinten dem Altar befindet sich die Tumba der Königin Marie-Louise, der ersten Königin von Belgien und gestorben in Oostende. Hinter der St. Petrus- und Pauluskirche befindet sich der St. Pietersturm, auch Peperbusse genannt. Es ist ein Rest der ehemalige St. Pieterskirche.

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Die monumentale Fassade ist nach Osten ausgerichtet (im Gegensatz zu den meisten Kirchen, die normalerweise nach Westen ausgerichtet sind), insbesondere für die Wirkung auf den Reisenden, der Ostende betritt. Hoch über dem Portal befindet sich das Rosettenfenster mit Glasmalerei in Maßwerk und gotischen Blindfenstern auf beiden Seiten.

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Das Gewölbe des Mittelschiffs besteht aus vierteiligen Kreuzrippengewölben, die typisch für die französische Hochgotik sind. Die vom Architekten entworfenen Möbel sind ebenfalls im neugotischen Stil gehalten. Diese Möbel wurden von Handwerkern aus Antwerpen und Brügge hergestellt.

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Postsommer, Strand und Meer. Würde nur mehr die Sonne fehlen.

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Jedes Jahr im Sommer findet am Strand von Oostende das Sandskulpturenfestival statt. Rund 40 Künstler aus 12 Ländern, darunter Australien, USA, Spanien, Deutschland und Frankreich, verbauen für die 'Stadt der Träume' nicht weniger als 240 Lastwagenladungen an Höhlensand aus den Ardennen.

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Am Zeeheldenplein steht ein Kunstwerk des permanenten Skulpturenparks von Beaufort: 'Rock Strangers' von Arne Quinze

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Der Begleittext informiert diesbezüglich: Der Künstler kritisiert mit seinen Skulpturen die zunehmende Verallgemeinerung des Städtebaus. Seine Rock Strangers verleihen der grauen, neutralen Umgebung jedoch eine selbstbewusste, farbenfrohe Note.

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Der Hafen ist direkt beim Bahnhof vor der Hauptkirche. Alles recht kompakt beisammen hier. Schade, dass es auch hier regnet.

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Vielen Dank für diese eindrucksvolle Reise-Reportage mit den vielen interessanten Bildern und Begleitinformationen. Nun ist es aber wirklich an der Zeit, Dein Thema in unsere Highlights aufzunehmen :thumbsup:
 
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Danke für die interessante und mit viel Wissen "gespickte" Reportage einer Städtereise durch unser Nachbarland Belgien, über das wir hier - das stellte ich beim Betrachten Deiner Bilder und beim Lesen Deiner interessanten Texte fest - doch relativ wenig wissen. Deine Städtereisen, auch die in den östlichen Ländern, waren mit das Beste, was es in diesem Forum bisher anzuschauen und zu lesen gab. Vielen Dank dafür. Ich hoffe, dass Du uns auch weiterhin mit solchem brillianten Bildjournalismus begeistern wirst.
 
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Der Fischmarkt in Oostende, im Volksmund Vistrap, ist der Ort schlechthin, um wirklich fangfrische Garnelen zu kaufen. Im Schnitt sind es drei Garnelenfänger, die täglich ihre Ware dort abladen. Ein Teil ihrer Ladung gelangt direkt vom Boot zu den Fischständen - frischer geht es nicht.

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Frischer Fisch, frisch-feuchtes Wetter - Gollum würde sich hier wohl fühlen.

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An mehreren Stellen in der Stadt ist gerade Rummelplatz, so auch vor der Kirche. Das Publikumsaufkommen ist ob des Regens zwar überschaubar, trotzdem verstellen die Fahrgeschäfte den freien Blick vom riesigen Vorplatz auf das Gotteshaus.

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Der Bahnhof Ostende ist der größte Bahnhof von Ostende und gemessen an den Fahrgastzahlen einer der verkehrsreichsten in Belgien sowie der wichtigste Bahnhof an der belgischen Nordseeküste. Als Kopfbahnhof ist er Streckenende und Linienende aller hier ankommenden Züge. Eröffnet 1838 und abgerissen 1956, wurde das Bahnhofsgebäude von den Architekten Otten et Franz Seulen in den Jahren 1907 bis 1913 erbaut. Der Baustil stellt die Belle Époque dar und ist aus den Arbeiten des französischen Architekten Francois Mansart, dem Klassizismus, inspiriert. Außerdem weist das Gebäude einige Details im Ludwig XVI.- und Jugendstil auf. Zwei quadratische Türme befinden sich links und rechts der Glas-Konstruktion.

Der Bahnhof Oostende verfügt über 11 Bahnsteiggleise.

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Und damit trete ich die Heimreise an. Zuvor bin ich allerdings noch mit der Straßenbahn zur Domäne Raversyde ins Freiluftmuseum 'Atlantikwall' gepfützt. Da kommt jetzt noch eine geballte Ladung Zeitgeschichte, also nix für Leute mit Epistemophobie.

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Bei Ostende (Oostende) befindet sich die Domäne Raversyde mit dem Freiluftmuseum 'Atlantikwall'.

Der Atlantikwall war eine 2685 Kilometer lange Verteidigungslinie entlang der Küsten des Atlantiks, Ärmelkanals und der Nordsee. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Besatzern in den Ländern Frankreich, Belgien, Niederlande, Dänemark, Norwegen, den britischen Kanalinseln sowie dem Deutschen Reich im Zeitraum 1942 bis 1944 geplant und teilweise erbaut. Der Atlantikwall sollte diese Gebiete vor der alliierten Invasion schützen.

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In Raversyde findet man die einzige noch erhaltene deutsche Küstenbatterie aus dem Ersten Weltkrieg, Batterie Aachen.

Die Batterie Aachen ist die einzige deutsche Küstenbatterie aus dem 1. Weltkrieg, die noch so gut erhalten ist, dass man sich ein vollständiges Bild von der Küstenverteidigung in dieser Zeit machen kann.

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Die Batterie wurde in der ehemaligen Königlichen Domäne errichtet, die König Leopold II. im Jahre 1903 erworben hatte und bebauen ließ.
Am 8. Januar 1915 wurde mit dem Bau der Batterie begonnen, Ende April 1915 war sie betriebsfertig. Die 4 Geschützbettungen und die Beobachtungsbunker an jeder Seite sind auch heute noch zu erkennen. Der westliche Beobachtungsbunker diente als Kommandoposten und wurde später auch von der Batterie Deutschland in Bredene benutzt. Die Kanonen wurden zum Schutz mit Stahlkuppeln versehen. Eine Schmalspurbahn verband die Geschützstellungen mit den verschiedenen Munitionsdepots, die in den Dünen versteckt waren. Neben dem Beobachtungsposten befindet sich auch heute noch der ursprüngliche Entfernungsmesser, mit dem die Entfernung zu möglichen Zielen auf See bestimmt wurde. Auch ein kleines Stück Schützengraben und der bombensichere, mit Sand und Beton bedeckte Unterschlupf aus eisernen Wellblechplatten sind erhalten geblieben.

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Nach dem Krieg und dem Tod Alberts I. war dessen Sohn Prinz Karel an der Königlichen Domäne interessiert. Er ließ sich aber erst 1950 nach Beendigung seiner Regentschaft definitiv dort nieder. Ihm haben wir es zu verdanken, dass die Batterie Aachen und die Konstruktionen aus dem 2. Weltkrieg so außergewöhnlich gut erhalten sind. Da er den Abriss der Anlagen zu verhindern wusste, konnte nach seinem Tod alles restauriert werden. 1988 wurde das Anwesen zur Provinzdomäne. Die Batterie Aachen steht inzwischen unter Denkmalsschutz.

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Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg besetzten die Deutschen Raversyde, wo sie eine Küstenbatterie mit Beobachtungsbunkern, Geschützstellungen, Mannschaftsunterkünften und anderen Gebäuden errichtet.
Die Batterie Aachen ist einmalig, denn sie ist die einzige Küstenbatterie, die noch so gut erhalten ist. Auch die Batterie Saltzwedel-neu aus dem Zweiten Weltkrieg befindet sich noch in einem außergewöhnlich guten Zustand.

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Heute ist dies ein ruhiges Stück Nordseeküste. Aber zwischen 1914 und 1918 wütete hier der größte Krieg, den die Welt bis dahin erlebt hatte.
Für Belgien begann der Erste Weltkrieg am 4. August 1914. An diesem Tag überquerten die deutschen Truppen die Grenze. Sie wollten in Frankreich einfallen, aber dazu mussten sie durch das neutrale Belgien. König Albert I. und seine Regierung reagierten sofort: Belgien würde sich wehren.

Zusammen mit den französischen und britischen Verbündeten leisteten die belgischen Truppen heftigen Widerstand, aber Ende August gelangten dann doch die ersten deutschen Soldaten über die französische Grenze. Die Belgier zogen sich nach Antwerpen zurück und griffen den Feind von dort aus noch zweimal in der Flanke an.

Die deutschen Soldaten ließen inzwischen ihre Wut an der Bevölkerung aus. An diversen Orten in Belgien ermordeten sie insgesamt über 5.000 Bürger Schätzungsweise 1,5 Millionen Belgier - fast ein Füntel der Bevölkerung - flüchteten in die Nachbarländer. Die meisten kehrten nach einigen Wochen oder Monaten zurück, aber Hunderttausende konnten erst nach dem Krieg wieder nach Hause.

Mitte Oktober nahmen die Deutschen nach zweiwöchiger Belagerung Antwerpen ein. Zehntausende belgische Militärs zogen sich über die Schelde in
Richtung Küste zurück. König Albert, die Regierung und die Armeeführung richteten sich in Ostende ein. Die Stadt wurde dadurch kurz zur belgischen Hauptstadt.

Aber die Belgier mussten sich unter dem Druck der deutschen Übermacht weiter hinter die Yser zurückziehen. Die Niederlage unmittelbar vor Augen, stimmte Albert I. der Flutung der Yser-Ebene zu. Das Meerwasser strömte so lange in die Polder, bis das Yser-Gebiet eine einzige große Wasserfläche war. Die überfluteten Gebiete wurden rasch sumpfig und damit unpassierbar. Höchstens Menschen mit leichter Ausrüstung konnten sich hier noch bewegen, aber schon das Schleppen eines Maschinengewehrs war unmöglich. Kanonen oder Nachschub über geflutetes Gebiet zu transportieren? Unmöglich.

In der Hoffnung, nicht zu großen Schaden anzurichten, wurden die Schleusen geöffnet. Es blieb keine andere Möglichkeit, als Meerwasser auf die Felder vordringen zu lassen - obwohl sie damit auf Jahre hinaus für jede landwirtschaftliche Nutzung unbrauchbar werden mussten.

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Die Küstenbatterien schützten die Häfen von Brügge, Seebrügge und Ostende. Sie spielten im Krieg auf See eine entscheidende Rolle.

Der Erste Weltkrieg wurde auch auf dem Wasser bestritten. Britische Kriegsschiffe blockierten die deutschen Häfen in der Hoffnung, den Nachschub
von Land abzuschneiden. Die Deutschen schlugen mit U-Booten zurück, die unbemerkt durch die Blockade schlüpfen konnten. Sie versenkten die alliierten Kriegsschiffe und im so genannten uneingeschränkten U-Boot-Krieg auch Frachtschiffe, Fischerboote und sogar Passagierschiffe.

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Die Alliierten taten alles Erdenkliche, um sich vor den Unterseebooten zu schützen. Sie ließen Handelsschiffe in Konvois fahren, die von Kriegsschiffen begleitet wurden. Sie beschossen die U-Boote mit Minen und Unterwasserbormben, fingen sie in Stahinetzen ein und versuchten, sie zu rammen. Aber sie konnten nicht verhindern, dass tausende Schiffe verloren gingen.

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In dieserm Krieg auf See spielten die belgischen Häfen eine entscheidende Rolle. Brügge war der Heimathafen von Dutzenden von U-Booten, Die Deutschen bauten dort eine riesige Schiffswert mit einem kolossalen Bunker für acht Unterseeboote.

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Von Brügge fuhren die U-Boote durch Kanäle zu den Häfen von Seebrügge und Ostende und so weiter in die Nordsee. Die Allierten versuchten mehrere
Male den Zugang zu den Häfen durch das Versenken ihrer eigenen Schiffe zu blockieren, aber es gelang ihnen nur teilweise. In Seebrügge und Ostende lag auch eine Flotte mit Torpedobooten und Minenjagdbooten.

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Die in Belgien stationierten U-Boote versenkten über 2.500 alliierte Schiffe. Aber sie zahlten einen hohen Preis: 80 der 178 Unterseeboote gingen verlören, 1.200 der 5.000 Soldaten kehrten nicht lebend zurück.

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Die Batterie Aachen lag im äußersten Westen einer beeindruckenden Linie von rund 40 Küstenbatterien: befestigte Stellungen, aus denen heraus die Deutschen mit Kanonen Ziele auf See beschießen konnten.

Ab Ende 1914 besetzten die Deutschen über 95 Prozent von Belgien, unter anderem drei Viertel der Küste. Um diese zu verteidigen, begannen sie nach einigen Monaten mit dem Aufbau von Küstenbatterien. Diese erstreckten sich von der niederländischen Grenze bis hierher nach Raversyde.

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Westlich der Batterie Aachen lag ein befestigter Streifen aus Dünen und zerstörten Dörfern. Dieser schloss sich an der Yser-Mündung an die Westfront an, die quer durch Flandern und Nordfrankreich bis zur 750 km entfent liegenden französisch-schweizerischen Grenze verlief.

Die Batterien sollten die Küste gegen eine Landung der Alliierten verteidigen, Gleichzeitig dienten sie als Schutz der Häfen in Ostende und Seebrügge. Über die Häfen fuhren die deutschen U-Boote in und aus ihrem Heimathafen in Brügge, im Landesinneren.

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Die westlichen Batterien wie Aachen beschossen auch die alliierten Stellungen an der Yser. Die östlichen Batterien bestrichen die Mündung der Westerschelde. Sie mussten vermeiden, dass die Alliierten den Hafen von Antwerpen blockierten oder über die neutralen Niederlande in Belgien einmarschierten. Deshalb riegelten die Deutschen die Grenze zu den Niederlanden mit Bunkerketten und Laufgräben ab: die Hollandstellung. Um Schmuggler und Spione zurückzuhalten, bauten sie eine Stacheldrahtsperre, die unter Hochspannung stand.

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Die Batterie Saltzwedel-Neu gehörte zur Marineartillerieabteilung 204, die mehrere Batterien an der belgischen Küste aufgestellt hatte. Sie verdankt ihren Namen einem berühmten Unterseebootkommandanten, der 1917 verstarb.

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Sie wurde von 1941 an auf der Domäne von Prinz Karl gebaut und umfasste einen Leitstand, vier Geschützstände mit angrenzenden Munitionsbunkern und zwei Flankierungsbunker. Luftabwehrgeschütze und mehrere Scheinwerfer dienten der Verteidigung der Batterie. Die Soldaten besaßen ihre eigenen Mannschaftsunterkünfte. Alle Bauten waren durch Laufgräben oder unterirdische Gänge miteinander verbunden.

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Diese Bestandteile sind alle noch zu sehen; sie wurden mit größter Sorgfalt wiederhergestellt und eingerichtet.

Die Batterie Saltzwedel-Neu ist ein charakteristisches Beispiel für den Atlantikwall. Aufgrund ihres verhältnismäßig gut erhaltenen Zustands nimmt sie unter den europäischen Museen, die auf Befestigungen spezialisiert sind, den ersten Platz ein.


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Die Batterien standen in den Dünen, auf dem Deich, auf einer Hafenmauer oder in den Poldern. Sie waren häufig durch Laufgräben verbunden. Wo die Batterien etwas weiter entfernt voneinander lagen, wurden dazwischen kleinere Stützpunkte eingerichtet.

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Weiter im Landesinneren lagen einige große Batterien, die neben der See auch die Yser-Front unter Beschuss nahmen. Sie erhielten ihre Befehle von den Batterien und Beobachtungsposten an der Küste, So fungierte die Batterie Aachen ab 1917 als Beobachtungsposten für die Batterie Deutschland in Brederne.

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Im Zweiten Weltkrieg besetzten die deutschen Truppen erneut die Küste. Die deutsche Kriegsmarine schützte die Küstenhäfen schon im Juni 1940.

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Das Verteidigungssystem wurde anfangs 'Neuer Westwall' genannt und wurde nach dem früheren Westwall oder der Siegfried-Linie, die zur Verteidigung der westlichen deutschen Grenze von Aachen bis an die Schweiz errichtet wurde, benannt. Erst Ende August 1942 wurde der endgültige Auftrag zum Bau des Atlantikwalls, einer Verteidigungslinie, die sich von der französisch-spanischen bis zur finnisch-russischen Grenze über eine Länge von mehr als fünftausend Kilometern erstreckte, erteilt. Entlang den Küsten von den Niederlanden, Belgien und Frankreich wurden insgesamt 15.000 Bunker gebaut.

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Zum Bau der Linie beschlagnahmten die Deutschen alle verfügbaren Baumaterialien. Neben den Einheiten, die in den Batterien eingesetzt wurden,
bauten vor allem die Genietruppen (Festungspioniere) und die Organisation Todt am Atlantikwall. Außerdem wurden Bürger und Kriegsgefangene als
Freiwillige oder Zwangsarbeiter eingesetzt.

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Die mehr als 60 bunker, Beobachtungsposten und Geschützstellungen und die langen offenen oder unteridischen Gänge bilden zusammen einen der am besten erhalten Teile der berüchtigten deutschen Verteitigungslinie ‘Atlantikwall’, die im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen gebaut wurde.

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Viele, aber nicht alle Bunker am Atlantikwall sind Standardbunker, die sogenannten Regelbauten. Jeder Bunkertyp erhielt eine Typennummer aus drei
Ziffern und einen Ausbaustärke-Code. Die Bunker der 6xx-Serie wurden eigens für den Atlantikwall entwickelt. Die Batterie Saltzwedel-neu gehörte zur Marineartillerieabteilung 204 und verdankt ihren Namen Reinhold Saltzwedel, einem deutschen Unterseebootkommandanten aus dem Ersten Weltkrieg. Die Mannschaften der Einheit bauten die Batterie ab dem Sommer 1941 selbst aus. 1943 wurde die Batterie in Tirpitz - nach dem Admiral von Tirpitz
- umbenannt.

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Das Eingangstor der Batterie ging auf den Seedeich. Mit der Küstenstraßenbahn wurden denn auch Munition und Materialien antransportiert. Auch einige besondere Besucher betraten über dieses Tor die Batterie.

Im November 1942 besuchten ein paar prominente deutsche Dichter und Journalisten die Batterie Saltzwedel-neu im Rahmen einer Vergnügungsreise entlang der Küste des Atlantik und des Armelkanals. Dieser Besuch wurde für Propagandazwecke organisiert. Die Dichter mussten den Krieg in ihren Werken in Deutschland positiv beleuchten.

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Kommentar
Das 'Fischerhäuschen' wurde 1936 vom Baron Goffinet, einem Freund des Prinzen Karel, gebaut. Im Krieg wurde es vom deutschen Batteriekommandanten Robert Koppe als Wohnung benutzt.

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Auf den Stränden entlang dem ganzen Atlantikwall wurden auf Befehl von Rommel Hindernisse errichtet, um Landungen der Alliierten zu verhindern.
1. Baumstämme, die diagonal und in Richtung zum Meer im Sand aufgestellt wurden und mit Minen oder einer Granate ausgestattet waren, um Landungsboote zu vernichten.
2. Baumstämme, die unter der Wasserlinie aufgestellt und mit Minen oder Sägezähnen ausgestattet wurden, um Landungsboote aufzureißen.
3. C-Elemente oder "belgische Tore" als Panzersperre.
4. "Nussknackerminen": schwere Betonklötze mit Minen, Bomben oder Explosivkörpern, die durch den Druck einer kippenden Schiene explodierten.
5. Einfachere Versionen der Nussknackerminen, die ausschließlich aus Eisenprofilen bestanden.
6. Eine große Anzahl von Tschechenigeln wurde eingesetzt. Betonklötze verhinderten, dass sie weggeschwemmt wurden.
7. Eisen- und Betonpyramiden.

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Feldmarschall Rommel erarbeitete Anfang 1944 ein Programm, um mögliche Landungen der Alliierten schon an den Stränden abzuwehren. Dazu ließ er verschiedenerlei Hindernisse am Strand aufstellen.

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Feldmarschall Erwin Rommel, der sich in der afrikanischen Wüste die ersten Sporen verdient hatte, besuchte die Batterie am 21. Dezember 1943.
Kurz zuvor war er für die Verteidigungsanlagen von der Nordsee bis an die Biskaya verantwortlich geworden. Auch Großadmiral Karl Dönitz, Befehlshaber der deutschen Marine und nach Hitlers Tod sogar kurz Staatsoberhaupt, besuchte die Batterie 1943 kurz.

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Die Besatzung der Batterie bestand meistens aus einem Offizier (dem Kommandanten), etwa zwanzig Unteroffizieren und zirka hundert Soldaten. Um
ein Geschütz zu bedienen, waren sieben bis acht Mann nötig. Zu den Aufgaben der anderen Soldaten gehörten unter anderem die Verteidigung der
Batterie, die Bedienung der Luftabwehrgeschütze, die Beobachtung und die Kommunikation.

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Die Batterie ist gut erhalten. Nur die hölzernen Baracken, in denen sich die Mannschaften tagsüber aufhielten, und der westliche Teil, der sich außerhalb des Geländes befand, sind verschwunden. Die Batterie Saltzwedel-neu ist denn auch ein Musterbeispiel für die Stellungen des Atlantikwalls.

Die Hauptbewaffnung bestand aus vier Geschützen, zunächst erbeuteten belgischen, in offener Bettung aufgestellten Feldgeschützen, und später deutschen U-Bootkanonen, die in geschlossenen Bunkern untergebracht wurden. Auf beiden Seiten der Batterie befand sich ein Flankierungsbunker aus dem Jahre 1943, der zum Flankenschutz diente. Je nach Notwendigkeit wurde das Feldgeschütz in den offenen Stellungen gerade neben dem Bunker oder landeinwärts aufgestellt. In der Mitte der Batterie befinden sich auch heute immer noch der Beobachtungsbunker und der Kommandobunker. Außerdem gibt es Mannschafts-, Vorrats- und Munitionsbunker.

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Die Soldaten und Unteroffiziere schliefen in kleinen Räumen, in denen mittels Ketten schmale Betten an die Decke gehängt waren. Im Truppenraum auf der rechten Seite waren fünfzehn Mann untergebracht. Die Betten waren typisch für die Marine: drei Betten übereinander, an Ketten aufgehängt und hochklappbar, genauso wie auf einem Kriegsschiff.

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1944 war die Batterie Saltzwedel-neu mit 5 Flugabwehrkanonen, FLAK, ausgerüstet. Diese schnellfeuernden Kanonen hatten eine begrenzte Reichweite, wodurch in großer Höhe fliegende Bombenflugzeuge, die zu Zielen in Deutschland flogen, außer Schussweite waren.

Die Abwehrgeschütze wurden eingesetzt, wenn Jagdflugzeuge den Flughafen von Raversijde angriffen oder wenn Flugzeuge auf dem Rückweg von einer Mission über Deutschland ihre restlichen Bomben auf den Atlantikwall, ihr letztes mögliches Ziel, abwarfen. Dabei gab es in der Batterie Saltzwedel-neu nie Opfer.

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Die besten Soldaten und diejenigen, die etwas angestelt hatten, wurden an die Ostfront versetzt. An der Westfront waren die ältesten und die jugendlichen Soldaten tätig. In der Batterie waren auch etwa acht sogenannte Osttruppen anwesend. Diese Freiwilligen der russischen Befreiungsarmee wollten ihr Land vom Kommunismus befreien. Die Deutschen misstrauten diesen russischen Kollaboratoren jedoch und setzten sie deshalb nicht an der Ostfront ein.

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Vom Beobachtungsraum aus bot sich dank des breiten Gucklochs ein Blick von Nieuwpoort bis zum Hafeneingang Ostendes. Schattenrisse wurden zur Identifizierung von Schiffen und Flugzeugen verwendet. Oben auf dem Bunker befand sich ein großer Entfernungsmesser, der die Entfernung zu den Zielen bestimmte. Über ein Sprachrohr wurden die Informationen in den Rechenraum weitergeleitet.

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Der Kommando- und Beobachtungsbunker war der Mittelpunkt der Batterie. Er diente als Unterkunft für zahlreiche Mannschaften, die allerhand Aufgaben erfüllten. Im hölzernen Anbau befanden sich die Sanitäranlagen.
Vom zentralen Raum aus erfolgte die Kommunikation mit einerseits dem Beobachtungsraum und den Kanonieren, und mit andererseits den anderen Batterien und dem Kommando in Ostende. Mit einer Enigma wurden Nachrichten verschlüsselt.

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Kommentar
Heute ist dies ein ruhiges Stück Nordseeküste. Aber zwischen 1914 und 1918 wütete hier der größte Krieg, den die Welt bis dahin erlebt hatte.
Für Belgien begann der Erste Weltkrieg am 4. August 1914. An diesem Tag überquerten die deutschen Truppen die Grenze. Sie wollten in Frankreich einfallen, aber dazu mussten sie durch das neutrale Belgien. König Albert I. und seine Regierung reagierten sofort: Belgien würde sich wehren.

Zusammen mit den französischen und britischen Verbündeten leisteten die belgischen Truppen heftigen Widerstand, aber Ende August gelangten dann doch die ersten deutschen Soldaten über die französische Grenze. Die Belgier zogen sich nach Antwerpen zurück und griffen den Feind von dort aus noch zweimal in der Flanke an.

Die deutschen Soldaten ließen inzwischen ihre Wut an der Bevölkerung aus. An diversen Orten in Belgien ermordeten sie insgesamt über 5.000 Bürger Schätzungsweise 1,5 Millionen Belgier - fast ein Füntel der Bevölkerung - flüchteten in die Nachbarländer. Die meisten kehrten nach einigen Wochen oder Monaten zurück, aber Hunderttausende konnten erst nach dem Krieg wieder nach Hause.

Mitte Oktober nahmen die Deutschen nach zweiwöchiger Belagerung Antwerpen ein. Zehntausende belgische Militärs zogen sich über die Schelde in
Richtung Küste zurück. König Albert, die Regierung und die Armeeführung richteten sich in Ostende ein. Die Stadt wurde dadurch kurz zur belgischen Hauptstadt.

Aber die Belgier mussten sich unter dem Druck der deutschen Übermacht weiter hinter die Yser zurückziehen. Die Niederlage unmittelbar vor Augen, stimmte Albert I. der Flutung der Yser-Ebene zu. Das Meerwasser strömte so lange in die Polder, bis das Yser-Gebiet eine einzige große Wasserfläche war. Die überfluteten Gebiete wurden rasch sumpfig und damit unpassierbar. Höchstens Menschen mit leichter Ausrüstung konnten sich hier noch bewegen, aber schon das Schleppen eines Maschinengewehrs war unmöglich. Kanonen oder Nachschub über geflutetes Gebiet zu transportieren? Unmöglich.

In der Hoffnung, nicht zu großen Schaden anzurichten, wurden die Schleusen geöffnet. Es blieb keine andere Möglichkeit, als Meerwasser auf die Felder vordringen zu lassen - obwohl sie damit auf Jahre hinaus für jede landwirtschaftliche Nutzung unbrauchbar werden mussten.

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Die Küstenbatterien schützten die Häfen von Brügge, Seebrügge und Ostende. Sie spielten im Krieg auf See eine entscheidende Rolle.

Der Erste Weltkrieg wurde auch auf dem Wasser bestritten. Britische Kriegsschiffe blockierten die deutschen Häfen in der Hoffnung, den Nachschub
von Land abzuschneiden. Die Deutschen schlugen mit U-Booten zurück, die unbemerkt durch die Blockade schlüpfen konnten. Sie versenkten die alliierten Kriegsschiffe und im so genannten uneingeschränkten U-Boot-Krieg auch Frachtschiffe, Fischerboote und sogar Passagierschiffe.

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Die Alliierten taten alles Erdenkliche, um sich vor den Unterseebooten zu schützen. Sie ließen Handelsschiffe in Konvois fahren, die von Kriegsschiffen begleitet wurden. Sie beschossen die U-Boote mit Minen und Unterwasserbormben, fingen sie in Stahinetzen ein und versuchten, sie zu rammen. Aber sie konnten nicht verhindern, dass tausende Schiffe verloren gingen.

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In dieserm Krieg auf See spielten die belgischen Häfen eine entscheidende Rolle. Brügge war der Heimathafen von Dutzenden von U-Booten, Die Deutschen bauten dort eine riesige Schiffswert mit einem kolossalen Bunker für acht Unterseeboote.

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Von Brügge fuhren die U-Boote durch Kanäle zu den Häfen von Seebrügge und Ostende und so weiter in die Nordsee. Die Allierten versuchten mehrere
Male den Zugang zu den Häfen durch das Versenken ihrer eigenen Schiffe zu blockieren, aber es gelang ihnen nur teilweise. In Seebrügge und Ostende lag auch eine Flotte mit Torpedobooten und Minenjagdbooten.

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Dies ist eine sehr intressanter Bericht. Habe ihn gelesen weil ich in Dünkirchen inden 70ern auf Montage waren. In meiner Freizeit fuhr ich gerne nach Ostende.
Mit Gruss, Guido
 
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