Bei den Strandseglern von St. Peter-Ording

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Fiete49

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Während unseres Urlaubs in St. Peter-Ording hatte ich gehofft, auch mal ein paar Bilder von einem Strandsegler zu machen. Der Zufall wollte es,
das in dieser Zeit die German Classics stattfanden, da wurde meine Hoffnung weit übertroffen. Um an den Kurs zu kommen, musste man
eine lange Strandwanderung in Kauf nehmen. Bei den Ausmaßen des Strandes von ca. 12km Länge und einer Breite bis zu 2km kommt man sich vor
wie in der Wüste.

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Vor Ort waren die Vorbereitungen für eines der Rennen im Gang, es wird in verschiedenen Klassen gestartet. Nach dem Briefing der Teilnehmer (sie heißen offiziell Piloten) werden
erst einige Einstellungen an den Seglern vorgenommen, um danach ein paar Testrunden zu drehen.

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Die Regatten können nur bei Ebbe ausgetragen werden, man fährt auf den festeren feuchten Sandbänken und muss dabei in Kauf nehmen,
Bodenwellen und nasse Priele als Hindernisse anzutreffen. Der Kurs ist einfach, man fährt auf zwei verschiedenen Ebenen hin und zurück mit zwei 180°Wendungen. Es herrschte ein sehr starker Wind, der auf dem Rückweg von hinten kam und diesen Weg deutlich schneller machte.


Nach dem Start war das Fahrerfeld nur kurze Zeit noch dicht zusammen, es zog sich dann schnell auseinander.


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Was ist der Grund dafür, dass sich das Feld so schnell auseinander zieht?

Das Gewicht der Piloten? Wie geschickt sie das Segel anstellen?

Wir Mittelgebirgler haben davon keinerlei Ahnung.
 
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Hier ist der Kurs gut zu erkennen. Der leichtere Teil, der Hinweg (auf dem Bild nach links) zur ersten Wende, lag oberhalb
am Strand. Der Rückweg am Ufersaum war schwieriger, der starke Rückenwind sorgte dafür, dass es beim Durchfahren der Rinnen und Über-
queren der Bodenwellen heftige Schläge im Cockpit gab, hier galt es die beste Linie zu wählen um Zeit zu sparen. Eben wegen
des starken Windes wurde die Laufzeit des Rennens von regulären 20 bis 25 min. auf 15 min. verkürzt. Die Geschwindigkeit lag hier bei
120 km/h und höher.

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@Gianty Mit dieser Bilderserie vom Sieger dieses Laufes versuche ich Deine Frage zu beantworten. Mein Standort war
an der zweiten 180°-Kehre des Rückweges, vor der Wende musste ein kleines Priel durchfahren werden. Das war die
Stelle, wo man die meiste Zeit verlieren konnte.

Anfahrt zum Priel

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Überquerung

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Danach das Segel zum Kreuzen gegen den Wind verstellen....

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....und schon ist er um den Wendepunkt (einer Fahne, hier leider nicht zu sehen) herum

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Jetzt nur noch aufpassen das der Gegenwind von halblinks kommend den Segler nicht umwirft

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Moin, wenn ich da mal auf @Gianty s Frage antworten darf:

es gilt - wie auf See - Backbordbug vor Steuerbordbug, also hat man, wenn man das Segel auf der linken Seite fährt, Wegerecht von denen, die das Segel rechts fahren. Ausserdem gilt "Lee vor Luv" - wer also "von Lee kommt" und somit höher am Wind fährt, hat ebenfalls Wegerecht. Der Pulk wird von der Startlinie aus auf Backbordbug losfahren und ausser den zwei oder drei Führenden, wird der Rest des Feldes damit beschäftigt sein, die eigene Position zu verteidigen ohne sich all zu sehr in Windabdeckung anderer Strandsegler zu begeben. Gewicht spielt kaum eine Rolle - der Rollwiderstand hingegen sehr. Fünf Meter durch weichen Sand und der Rest des Feldes ist an Dir vorbei gerauscht.

Was wir auf den Photos hier sehen sind streng genommen keine Strandsegler sonder Strandbuggies - erst ab Klasse V spricht man von Strandseglern. Die Buggies haben aber den Vorteil, dass man sie - ähnlich wie Windsurfer - schnell auf- und abbauen kann und keinen Stellplatz übers Jahr braucht. Deshalb sind sie auch die mit Abstand grösste Klasse bei Regatten.

Quelle: ich war von 1980 bis 1982 auf dem Nordseeinternat in St. Peter Ording und hatte Strandsegeln als Schulsport. Auch hier in Le Touquet haben wir einen gemischten Segel/Strandsegel Club und bei uns im Clubhaus läuft gelegentlich so ein fünf-minütiger Porno von einem der Instruktoren; der hat sich eine Go-Pro auf den Helm geschnallt und eine Fahrt bei stürmischen neun Beaufort in einem Klasse 2 Segelwagen gefilmt. Am Ende hält er seine GPS Uhr hoch vor die Kamera: V-Max 157 km/h - französischer Rekord ;o)

Strandsegeln geht erst so bei 5 Bft los. Darunter ist es eher Schubkarre schieben.
 
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3 Kommentare
Fiete49
Fiete49 kommentierte
Danke für Deine Erklärungen. Die Kategorie dieser Teilnehmer war offiziell die Miniklasse. Aber ich fand als Laie
dafür die Leistungen schon sehr ansprechend.
 
G
Gianty kommentierte
Muss gestehen dass ich als Landei schon bei den Begriffen "Backbord" und "Steuerbord" nachschauen muss was das überhaupt bedeutet - von den restlichen Begriffen ganz abgesehen.

Werde versuchen, den Text Schritt für Schritt in eine für mich verständliche Sprache zu übersetzen um den Sport zu verstehen.

Ist auf alle Fälle sehr interessant (y)
 
mathe
mathe kommentierte
Steuerbord: „Steuer“ hat ein R wie „rechts“.
„Lee“: da ist es leer, also kein Wind, die windabgewandte Seite (leer ist es hinter dem Schiff).
So konnte ich mir das merken.
 
Erwähnen möchte ich noch, das der größte Teil der Piloten im Alter von 60 Jahren und älter war. Der älteste Teilnehmer jedoch war Paul
im stolzen Alter von 82 Jahren, hier im Ferrari Look. Trotz Rücken und sonstigen Beschwerden segelt er noch immer mit viel Mut über Deutschlands
Strände, Chapeau!

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Mit diesen letzten Impressionen möchte ich meinen Bericht schließen und bedanke mich für Eure Begleitung

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1 Kommentar
shovelhead
shovelhead kommentierte
S244 und S711 sind "Standard" Klasse - die erreichen schon Mal 100 km/h und bieten eigentlich den besten Gegenwert fürs Geld (Einstieg gebraucht so ab 2500.- Euro, neu ab ca. 7500.- Euro)
 
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