Lebenswerk des freiberuflichen Fotografen wird dauerhaft erhalten
Willy Brandt mit Sohn Lars im April 1974 in Algerien. Brandts letzte Auslandsreise als Bundeskanzler, wenige Tage vor seinem Rücktritt. Bildnachweis: BSB/Bildarchiv/Karsten de Riese
Die Bayerische Staatsbibliothek hat das Fotoarchiv von Karsten de Riese mit rund 390.000 Aufnahmen erworben. Mit diesem bedeutenden Zeugnis der analogen Fotografie Deutschlands in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts baut die Bibliothek ihr umfangreiches Bildarchiv, das größte in öffentlicher Hand in Deutschland, weiter aus. Das Bildarchiv lohnt übrigens unbedingt einen Blick, dort finden sich schon zahlreiche Archive namhafter Fotografen, darunter auch das analoge Fotoarchiv des STERN, dessen rund 15 Millionen Aufnahmen aus der Zeit von 1948 bis 2001 nach und nach digitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Hier die offizielle Pressemitteilung:
Das Archiv von Karsten de Riese besteht aus rund 300.000 Negativen, 85.000 Dias und 15.000 hochwertigen Abzügen. Die Bayerische Staatsbibliothek wird dieses einzigartige Archiv als Ganzes dauerhaft erhalten und im Rahmen ihrer personellen Kapazitäten zugänglich machen.
Joseph Beuys auf der documenta 6, Kassel, an der “ Honigpumpe am Arbeitsplatz“, Juni 1977. Bildnachweis: BSB/Bildarchiv/Karsten de Riese
Der 1942 in Eisenach geborene Karsten de Riese studierte in München Fotografie und an der Hochschule für Gestaltung in Ulm Visuelle Kommunikation. Er war als freiberuflicher Fotograf für zahlreiche Zeitungen und Magazine tätig. In mehr als 50jähriger Tätigkeit entstand ein umfangreiches, breites Oeuvre, das das Erscheinungsbild Deutschlands seit den 1970er Jahren dokumentiert. Neben Langzeitreportagen wie z.B. zur innerdeutschen Grenze und zum Deutschen Bundestag sind seine Porträts bedeutender Persönlichkeiten des künstlerischen und öffentlichen Lebens, seine Aufnahmen zur Neuen Musik sowie die zahlreichen Industriereportagen hervorzuheben. Letztere sind wichtige Zeugnisse der deutschen Industriekultur und bereits heute als historische Dokumente anzusehen. Er fertigt keine Atelieraufnahmen an, sondern bewegt sich mit seiner Kamera unter den Menschen. Er stellt den Alltag dar, eher den Entstehungsprozess als das fertige Produkt.
„Tanz in die Freiheit“, Berlin, Potsdamer Platz, 11. November 1989. Bildnachweis: BSB/Bildarchiv/Karsten de Riese
„Ich möchte,“ – so Karsten de Riese – „dass sich meine subjektiven Wahrnehmungen in meinen Bildern widerspiegeln. Damit will ich nicht bewerten, sondern anregen, genau hinzuschauen.“
Karsten de Riese war offizieller Fotograf für das Organisationskomitee der Olympischen Sommerspiele 1972 in München. Wie kaum ein anderer hat er die Entstehung und das Erscheinungsbild des Olympiageländes und seiner Bauten festgehalten. Eine Auswahl dieser Aufnahmen zeigt die Bayerische Staatsbibliothek im kommen-den Jahr in ihrer Ausstellung „Olympia`72 in Bildern“.
Aufbau des Zeltdachs, München, Olympiagelände, Januar 1972. Bildnachweis: BSB/Bildarchiv/Karsten de Riese