Auenland

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Mr Jo

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Wer möchte, kann mich visuell auf meinen Streifzügen über Felder, Bäche und durch Wälder begleiten. Mit dem großen Vorteil, daran ohne Schweiß, Mückenstiche und trockenen Fußes teilhaben zu können ;-) Anbei einige Impressionen, die ich in der herbstlichen Oktober-Landschaft mit der D800 festgehalten habe.

Auenland

Wer einen Vimeo Account hat kann das Video in der Originalauflösung (1920x1080 29,97p 1,2 GB) runterladen.

Grüße Mr Jo
 
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Sehr schöne Impressionen zeigst Du hier. Ein Danke dafür, dass auch noch andere sehen, dass es auch hier schöne Stellen gibt. Das wird nämlich meist kaum noch beachtet.
 
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Man kann die Sonnenstrahlen auf der Haut spüren ... sehr schön, vielen Dank!


 
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Wirklich gut gemacht, war sicher auch einiges an Arbeit.
Bringt sehr gut das Gefühl eines - auch von mir immer wieder sehr entspannend und naturverbindend empfundenen - Streifzugs durch die Auwälder rüber.
auch wenn es blöd klingt (aber ich mein es nur im positivsten Sinne): Mich - als Österreicher - hat der Film irgendwie an die Landschaftsaufnahmen erinnert, die während des traditionellen Neujahrskonzerts als "Naturschönheiten Österreichs" eingeblendet werden :).

Arnie
 
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Wirklich gut gemacht, war sicher auch einiges an Arbeit.
Stimmt, leicht hab ich's mir nicht wirklich gemacht. Für die Clips war ich 5 Tage (ca. 30 Std.) unterwegs, immer in der Hoffnung, zum richtigen Zeitpunkt (Licht) am richtigen Ort zu sein. Die Ausrüstung mit Stativ wiegt knapp 10 kg. Macht trotzdem Super-Laune ;)

Aufgenommen hab ich alles manuell frei Auge. Keinerlei Automatik. Shutter, Blende, Empfindlichkeit, Farbtemperatur und ND-Filter nach meinen ganz persönlichen Vorlieben (und Einstellungen).

In der Summe hab ich dabei etwas über 18 GB an Material aufgenommen (entspricht knapp 120 Minuten). Davon wurden 8,5 Minuten für den Film verwendet. Für den Schnitt hab ich etwa 30 Std. benötigt.

Nur ein Beispiel: Es ist praktisch nicht möglich, die Wasseroberfläche eines Sees korrekt zu belichten, ohne dass der Himmel überbelichtet wird. Das Selbe gilt umgekehrt. Bei korrekt belichtetem Himmel versinkt der See in tiefer Schwärze. Dazu habe ich (dank Stativ) mehrere Aufnahmen des gleichen Motivs in unterschiedlicher Belichtung gemacht. Die Clips in AfterEffects übereinander gelegt und die jeweils korrekt belichteten Bildanteile mit einer weichen Maske ausgewählt. Ebenfalls ist der "natürliche Hintergrund-Geräuschteppich" zum Großteil nachvertont. Unsere zivilisierte Umwelt bringt es mit sich, dass praktisch keine Minute vergeht, ohne dass ein Flugzeug oder Auto zu hören ist. Selbst kilometerweit in der Pampa ist man davon nicht frei. Und gerade im Oktober fährt auf jeder Wiese ein Traktor rum..

an die Landschaftsaufnahmen erinnert, die während des traditionellen Neujahrskonzerts als "Naturschönheiten Österreichs" eingeblendet werden :).
Hätte nicht dagegen wenn mir ein Sender mal einen vernünftig-dotierten Auftrag erteilen würde - Das Hobby ist ja nicht wirklich billig :rolleyes:

Grüße Mr Jo
 
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Sehr schöne Lichtstimmungen und Wasserbewegungen. Harmonisch - und dabei dennoch wie rein zufällig auf einem Spaziergang dieser Tage zu erleben - aneinander gereiht. Toll. Man spürt den Aufwand, den Du betrieben hast.

Magst Du etwas zur ausgewählten Musik schreiben und mit welchem ´Material´ Du die Nachvertonungen machst? Zum Beispiel für unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten von Wasser?
 
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Klasse Josef, gefällt mir außerordentlich gut!
Gruß
Matthias
 
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Magst Du etwas zur ausgewählten Musik schreiben und mit welchem ´Material´ Du die Nachvertonungen machst? Zum Beispiel für unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten von Wasser?
Da muss ich etwas ins Detail gehen.. Die einfache Sache der Nachvertonung zuerst:
Grundsätzlich würde man unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten eines Baches sofort akustisch feststellen, wenn diese nicht zum gezeigten Bild passen. Daher nehme ich bei "akustischer Verschmutzung" häufig einen eigenen Audioclip auf, der direkt hinter der Video-Aufnahme gespeichert wird. Dazu kann ich den Standpunkt des Statives verlassen und lege das Mikro mit einer Verlängerung einfach dicht an die Geräuschkulisse. Kamera liegt ein paar Meter daneben und nimmt natürlich ein völlig sinnfreies Bild auf. Diese Aufnahme lasse ich dann bis zu einigen Minuten durchlaufen und erhalte somit ein Audiofile, das den "akustischen Schmutz" durch die Nähe zur Geräuschquelle schon weit zurückdrängt. Diesen Clip lege ich nun in Adobe Audition und schneide alle Fremdgeräusche raus. Bei einem 5-min Clip bleibt mir dann ein File von etwa 30 Sekunden, das weitgehend störungsfrei ist und zum Bachgeplätscher passt. Das wird als Wave-Datei in meiner persönliche Soundbibliothek gespeichert. Die Dateien erhalten dann Namen wie: Bach leise plätschernd, Bach stärker fließend, Bach mit Vogelgezwitscher usw.

Variante 2: Der Sound wäre ok, passt aber nicht zum Bild: Bei einigen der hier gezeigten Bäche war wenige Meter daneben eine kleine Stufe im Bachverlauf. Zeigt man nur das eigentliche Bild, sieht man zwar einen Bach seicht dahin fließen, hätte aber das starke Geräusch des Wassers, das da 30 cm die Stufe hinunter plätschert. Wäre zwar korrekt, da der Zuseher das aber nicht zuordnen kann, empfindet er den Original-Sound als falsch. Hier muss Geplätscher hin. Für diesen Film habe ich 8 verschiedene Sounddateien, damit bin ich gut klargekommen.

Schwieriger war der Teil, bei dem nur Gras, Wald oder See zu sehen ist. Beim See war absolute Stille, kein Wind, dafür aber ein Traktor in ca. 2 km Entfernung. Aber deutlich zu hören. Schneide ich den Sound komplett ab und unterlege ihn ausschließlich mit Musik, fällt das auf. Das gleiche gilt für Wald oder Wiese. Also muss Wald- Wiesen- Vögelgezwitscher- Hintergrund-Sound her. Wenn auch nur leise, aber er muss da sein. Was hier zu hören ist ist ein Sound, den ich im Frühjahr an der Kollerfilze in der Nähe von Bad Feilnbach mit meinem Fieldrekorder aufgenommen habe. 4 Uhr aufstehen, 5 Uhr dort sein, 3 km in den Wald laufen, Fieldrekorder einschalten und 1 Std. laufen lassen. Das gibt brauchbaren Sound. Und da ich als Naturfreund öfters im Gebirge bin, kommt der Fieldrekorder immer mit. Ich bin auch schon mitten in der Nacht 5 km in den tiefen dunklen Wald geradelt, nur um Wald in seiner atmenden Stille aufzunehmen. Dazu sind Camcorder nicht geeignet, da bei derart leiser Umgebung die Eigengeräusche der Geräte überwiegen. Auch hier empfiehlt sich ein Fieldrekorder (ich hab einen älteren Edirol R-09HR), die laufen mit 0 DB.

Musikauswahl - Sorry, jetzt kommt ein längerer Text, es wird komplexer. Ich beziehe mich mit den nachfolgenden Worten auf meine Entscheidungsfindung ausschließlich zu diesem Film:

Die Sache mit der Musik war in der Tat nicht wirklich trivial. Mein Musikarchiv umfasst über 100 GB auf Festplatte und ich habe 10 Std. benötigt, mich für ein Stück zu entscheiden. Ich hatte noch 2 Stücke in der Hinterhand, mich aber dann in der Summe für Openig Piece von Philip Glass entschieden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mit dem Schnitt noch nicht begonnen, da die Musik als tragendes Element die Optik des Filmes unterstützen sollte. Die Auswahl war somit für den Schnitt entscheidend.

Diese Entscheidung wurde nicht lapidar nur nach meinem Gusto so getroffen. Viel mehr liegt dahinter natürlich auch der Film mit seiner Intention, dem was er dem Zuseher vermitteln soll.

Zu diesem Film existierte ein Drehbuch, es war zwar nicht geschrieben, dafür aber in meinem Kopf. Mit der Nikon D800 hatte ich nun zum ersten mal ein Film-gestaltendes Werkzeug das mir erlaubte, durch die Auswahl von Objektiv, Shutter, Blende und Farbtemperatur, ebenso wie der Vorab-Bestimmung des Picture Profile genau die Bilder zu erzeugen, die ich haben wollte. Natur in den goldenen Farben des Herbstes in einer fast illusionären, idyllischen Darstellung, die so ja im eigentlichen Sinn nicht der Wirklichkeit entspricht. Aber wen interessiert die Wahrheit über den überdüngten Agrarboden wirklich? Das war es nicht was ich zeigen wollte.

Der Herbst in mit seinen goldgelben Blättern und dem tief stehenden, warmen Sonnenlicht zeigt ja nicht nur die Schönheit des schwindenden Jahres, sondern ebenfalls die Vergänglichkeit des Lebens. Gerade noch hängt das Blatt am Baum, die von uns so warm und schön empfundene Färbung zeigt aber, dass ihm der Lebenssaft abgedreht wurde. So gesehen ist der Herbst auch ein Synonym für uns und unser Dasein. Indem wir älter werden und sterben machen wir Platz für Neues. Darüber könnte man sicher trefflich philosophieren und dieser für mich persönliche Film (mir ist jeder Tag meiner wertvollen Restlebenszeit bewusst) soll meine Einstellung auch transportieren. Aber eben nicht auf eine melancholische Weise, sondern als durchaus positive Erkenntnis in diese zwingende Notwendigkeit.

Soll diese Sichtweise zum Ausdruck kommen, verbieten sich die meisten Musik-Genres quasi von selbst. Stücke in Moll, rhythmische Beats oder positive Stimmungsmacher sind einfach fehl am Platz. Ebenso sind Stücke mit symphonischem Charakter nicht geeignet, die Komplexität des Klangereignisses würde die natürlichen Hintergrundgeräusche fließender Bäche oder raschelndes Schilfes überdecken. Und da der Film komplett auf die Anwesenheit von Menschen verzichtet, kommt Gesang ebenfalls nicht in Frage. Nun gibt es eine Menge hervorragende Musik im klassischen Genre, aber Gymnopedie von Eric Satie kennt jedes Kind (vielleicht eine gewagte Behauptung) und Reverie von Claude Debussy hatte ich erst in meinem letzten Film. Beethoven entspricht dem genannten Argument der Symphonie, wobei die Pastorale einen durchaus heiteren Charakter bietet. Und Franz Liszt Liebesträume waren mir zu "schmalzig". In der Summe ist es somit nicht wirklich einfach, in der Klassik fündig zu werden. Aktuelle Ambient- oder Easy Listening Musik, da gäbe es durchaus Möglichkeiten, ich habe aber nichts gefunden was mich wirklich zu diesem Thema überzeugt hätte. Schlussendlich was es dann ein moderner, klassischer Komponist (Philip Glass) in dessen Minimal-Musik ich sowohl gehörmäßig wie auch stimmungsmäßig meinen Frieden fand. Nur dass dessen Kompositionen im Grundsatz für Piano, dem ihm eigenen Instrument geschrieben sind. Und so ein Klavier ist einfach dominant. Als ich aber dann auf die Transkription für Harfe von Lavinia Meijer stieß, war meine Entscheidung getroffen. Hier perlt Musik in Unaufdringlichkeit und Kontinuität, ohne Präferenz oder akustischen aufgesetzten Spannungsbogen. Musik mit einem durchaus meditativen Charakter, der sich somit gut den gezeigten Bildern zuordnet.

Zugleich muss die Musik auch den Film transportieren. Dazu schneide ich die Bilder genau auf den Takt (Vimeo hat da leider eine kleine Verzögerung, auf BluRay passt das aber exakt). Das bedeutet ca. 5 Sek. pro Bild. Für 2 oder 3 Sequenzen habe ich die doppelte Zeit, also 10 Sek. genommen. Da ich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr wahlfrei bin, darf die Stimmung im Film trotz der zwingenden Schnittfolge nicht verloren gehen. Ich kann aber keinesfalls, nur weil es mir gerade stimmungsmäßig in der Kram passt, ein Bild länger, z.B. 8 Sek. Zeigen. Ich habe in der Tat nur die Wahl zwischen 5 Sekunden einem Vielfachen oder der Hälfte. Mit 5 Sek. (für dieses Film-Genre) bin ich aber noch gut davon gekommen. Es hätte mich schlimmer treffen können ;-)

Gerade auf Grund der oben genannten Überlegungen weiß ich, dass es mehr als einen guten Grund gibt, Filmmusik genau auf die gezeigten Bilder durch Eigen- oder Fremdleistung zu komponieren. Ersteres ist mir (trotz gutem Musikverständnis aber Mangels Können) versagt, zweites scheitert an der Kostenfrage.

Wie man sieht, einfach geht anders :D

Grüße Mr Jo
 
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Gefällt mir gut!
Schön ruhig, fast schon meditativ.

Mir gefällt es, dass du konsequent "Standbilder" gefilmt hast, in denen dann wiederum mehr oder weniger Bewegung ist.

Viele Grüße,
Sylvia
 
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Vielen Dank für das informative und ausführliche "making of".
Sehr interessanter Einblick in Deine Arbeit hinter dem Film:up:
 
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