anonymes Bild Nr. 372*

Thread Status
Hello, There was no answer in this thread for more than 30 days.
It can take a long time to get an up-to-date response or contact with relevant users.

Dirk S.

NF-F Premium Mitglied
Premium
Registriert
Anonymer Fotograf bittet um Bildkritik

Spielregeln

picture.php
 
Anzeigen
AW: anonymes Bild Nr. 372

Bildkomposition gefällt mir. Die deutliche weitwinkeltypische Verzeichnung würde mich nicht stören, aber der unscharfe, fast nur einbeinige Mann ist etwas unglücklich mit drauf gekommen. Ansonsten technisch ok, etwas mehr Stimmung käme durch zwar unidentifizierbare aber schärfer abgebildete Besucher auf.
 
Kommentar
AW: anonymes Bild Nr. 372

Ich finde dieses Foto sehr gut.

Einerseits die hohen, mächtigen und gleichsam für die Ewigkeit fest gebauten Säulen der Kirche - und andererseits der kleine, in seiner Bewegungsunschärfe gebrechlich und vergänglich wirkende Mensch, auf den die Säulen von links und von rechts bedrohlich herabzustürzen drohen.

Auch die Platzierung der Person vor dem Hintergrund einer Säule finde ich gut überlegt.

Also: :up:

Gruß
Gianni
 
Kommentar
AW: anonymes Bild Nr. 372 *

Mir ist jetzt gerade mal danach, das Bild wirklich genau anzuschauen und zu erfassen. Der folgende Text wird daher etwas länger ;)

Ich sehe


  • ein Farbbild im Hochformat, aufgenommen in einer vermutlich gotischen Kirche.
  • 5 Pfeiler des Hauptgangs und 2 Pfeiler des Seitengangs, in den Bögen jeweils mit Verzierungen (Mosaik? Malerei?) versehen
  • zwischen dem 3. und dem 4. Pfeiler eine Kanzel auf einem Steinsockel
  • einen Teil des rechtsseitigen Gestühls
  • einen Teil des Deckengewölbes, verziert mit Schlußsteinen und vermutlich floralen Ornamenten
  • angeschnittene/verdeckte Fenster des Seitengangs ohne Glasornamente, ebenso angeschnittene/verdeckte Fenster der Empore, deren untere Hälfte jeweils mit einfarbigen, hier grau dargestellten Ornamenten versehen ist
  • einen schwarzgekleideten Menschen, der den Hauptgang aus Richtung Altar in Richtung Ausgang entlanggeht und in der Bewegung verwischt ist
  • an einem Pfeiler im Hintergrund eine Statue
  • von der Decke hängende, eingeschaltete Lampen
  • im Hintergrund einen Teil einer Seitenkapelle
Was ist das Hauptmotiv? Ich habe eine Weile überlegt. Es kann imho nur die in der Bewegung verwischte Person sein, die den Hauptgang entlang schreitet. Das Bild wirkt auf mich wie ein schnell gemachter Schnappschuss, eine Momentaufnahme: schnell die Person, die durch den Gang kommt in Relation zu der Größe der Kirche einfangen!

Die Gestaltungsmittel: Das Bild muss mit einer längeren Belichtungszeit aufgenommen worden sein. Mal davon ausgehend, dass kaum jemand durch eine Kirche joggt sondern langsam geht, wäre die Person sonst kaum so verwischt. Die Lichter in den Fenstern und Lampen sind ausgefressen, die Schatten links im Bild abgesoffen, was einen überdeutlichen Kontrast ergibt. Alle Linien stürzen. Als Flächen, Rechtecke und Quadrate nehme ich die Pfeiler, die Seitenteile des Gestühls und den Boden wahr. Punkte ergeben sich in den Pfeilerornamenten, den Lampen und dem Kopf der Person. Schwünge und Bögen bilden sich in den Pfeilern, den Läufern des Deckengewölbes und Fensterbögen und der Schulter-Arm-Partie der Person ab. Das Spiel mit Schärfe und Unschärfe fokussiert auf die in Bewegung eingefangene, unscharf abgebildete Person, während der Kirchenbau deutlich schärfer erscheint, ein starker Kontrast.

Die Bildaussage kann ich nur mutmaßen, sie erschließt sich mir nicht sofort. Möglicherweise ist es die klein wirkende, in Bewegung befindliche Person in dieser großen, monumentalen, erstarrten und "in Stein gemeißelten" Kirche. Einziger Ankerpunkt in dieser verzerrt dargestellten Architektur ist jedenfalls der Mensch.

Das Bild spricht mich nicht an, wohl vor allem, weil die Bildaussage für mich nicht klar ist und das Bild auf mich wenig gestaltet wirkt. Die ausgefressenen Lichter könnte man ggf. im RAW noch mittels der Überblendtechnik retten, den Schatten durch selektive Anhebung der Tiefen möglicherweise mehr Struktur geben. Den Weißabgleich finde ich zu kühl gewählt. Selbst wenn es vor Ort so gewesen wäre, hätte ich den Grundton des Bildes im Nachhinein etwas wärmer und damit gefälliger gestaltet. Was mich vor allem stört, sind die stürzenden Linien und die wie zufällig gewählt wirkende Perspektive, die mir keinen Halt beim Betrachten bietet. Stürzende Linien können ein sehr wirkungsvolles Gestaltungsmittel sein, für mich aber wirken sie hier beliebig und nicht gewollt zur Gestaltung eingesetzt. Die Bildränder sind uneinheitlich, sehr vieles ist angeschnitten, es gibt keine Eckenläufer, keine zentralen Punkte im goldenen Schnitt. Wohlgemerkt: das ist alles kein "muss", aber hier hätte ich mir doch zumindest das eine oder andere als "Halt" im Bild gewünscht. Falls es tatsächlich um die Person und ihren Weg geht, hätte ich die Perspektive mehr nach links blickend in den Hauptgang hinein gewählt, um das woher und wohin herauszustellen. So ist mir zu viel vom für diese Aussage irrelevanten Seitengang und -Gestühl vorhanden.

Aber wer weiß, vielleicht war ja auch etwas ganz anderes gemeint, das sich mir nicht erschließt.

Kurz: für meinen Geschmack gibt es zu viele Störungen im Bild, als das eine Bildaussage deutlich zum Tragen käme. Deshalb bin ich sehr auf die Rückmeldung des Fotografen gespannt!
 
Kommentar
AW: anonymes Bild Nr. 372

Ich habe an dem Bild eigentlich kaum etwas auszusetzen. Einzig der Kamerastandpunkt erscheint mir etwas unglücklich: bei dieser Schräge streben die Säulen eher nach unten als nach oben (wir schauen ja von links nach rechts).
 
Kommentar
AW: anonymes Bild Nr. 372

Vielen Dank für eure Kommentare.

Das Bild soll ein wenig die Größe und Mystik einer Kirche wiedergeben. Anscheinend ist mir das mit einem kleinen Ausschnitt des Raumes nicht gelungen.

... aber der unscharfe, fast nur einbeinige Mann ist etwas unglücklich mit drauf gekommen. Ansonsten technisch ok, etwas mehr Stimmung käme durch zwar unidentifizierbare aber schärfer abgebildete Besucher auf.

Leider war der Mann der einzige Besucher neben mir. Ich habe schon gewartet, bis er weiter ging. Das er so stark verschwimmt, war leider den techn. Möglichkeiten (Belichtungszeit - freihand) geschuldet. Insofern gebe ich dir Recht, dass ein zweites Bein hier von Vorteil wäre.

Was ist das Hauptmotiv? Ich habe eine Weile überlegt. Es kann imho nur die in der Bewegung verwischte Person sein, die den Hauptgang entlang schreitet. Das Bild wirkt auf mich wie ein schnell gemachter Schnappschuss, eine Momentaufnahme: schnell die Person, die durch den Gang kommt in Relation zu der Größe der Kirche einfangen!

Ich gebe dir recht, das Bild hat kein zentrales Hauptmotiv. Es sollte in seiner Gesamtheit die Stimmung im Raum und die Wirkung der Säulen wiedergeben. Ich finde die Größe, Erhabenheit und doch auch irgendwie einengend wirkende Architektur großer Kirchenbauten beeindruckend, sodass ich dort gerne fotografiere.

Das Bild spricht mich nicht an, wohl vor allem, weil die Bildaussage für mich nicht klar ist und das Bild auf mich wenig gestaltet wirkt.

Bildgestaltung ist ja auch der schwierigste Teil der Fotografie ;) Ich werd da weiter dran arbeiten.

Die ausgefressenen Lichter könnte man ggf. im RAW noch mittels der Überblendtechnik retten, den Schatten durch selektive Anhebung der Tiefen möglicherweise mehr Struktur geben. Den Weißabgleich finde ich zu kühl gewählt.

Bei den Lichtern geb ich dir recht, den Schatten in die Tiefe habe ich bewusst dunkel gelassen.
Kirchen wirken auf mich eher kühl, insofern bevorzuge ich dort oft eine kühlere Lichtstimmung. Das ist sicherlich Geschmackssache. Hier habe ich den Weissabgleich allerdings der Kamera überlassen.

Die Bildränder sind uneinheitlich, sehr vieles ist angeschnitten, es gibt keine Eckenläufer, keine zentralen Punkte im goldenen Schnitt.

Eigentlich sollten die Säulen recht und links unten den Blick nach oben führen. Vielleicht hätte ich das Bild spiegeln sollen? Den Bogen oben recht hätte ich in der Fortführung auch lieber ganz in die Ecke laufend gehabt, das war leider nicht möglich. Ich wollte kein Bild aus Bodenhöhe, obwohl das so im nachhinein evt. keine schlechte Idee gewesen wäre.
Für links oben habe ich keine andere Idee.

Ich habe an dem Bild eigentlich kaum etwas auszusetzen. Einzig der Kamerastandpunkt erscheint mir etwas unglücklich: bei dieser Schräge streben die Säulen eher nach unten als nach oben (wir schauen ja von links nach rechts).

Spiegeln?
 
Kommentar
AW: anonymes Bild Nr. 372

Leider war der Mann der einzige Besucher neben mir. Ich habe schon gewartet, bis er weiter ging. Das er so stark verschwimmt, war leider den techn. Möglichkeiten (Belichtungszeit - freihand) geschuldet. Insofern gebe ich dir Recht, dass ein zweites Bein hier von Vorteil wäre.

Nein, nein. Ich finde den Besucher genau richtig so.
Feines Bild!
 
Kommentar
AW: anonymes Bild Nr. 372

Wirkt auf mich besser. Allerdings noch nicht ganz perfekt: der Weitwinkel und die Schräge sind schon sehr heftig. Aber wenn ich kein anderes hätte, würde ich wohl die gespiegelte Version zeigen.

Ich habe gar kein Auto - ach ne, anderes Bild ;)

Ja, die Schrägen sind heftig, stören mich persönlich eher weniger, da sie dem entsprechen, was man in Kirchen als Perspektive oft erlebt. Es wurde hier nur entzerren über EBV bleiben und da glaube ich, dass ich das Bild eher verscfhlimmbessern würde.

Gruß Dirk
 
Kommentar
AW: anonymes Bild Nr. 372

Hallo Dirk,

stimmt, die gespiegelte Version wirkt besser. Zum Entzerren stürzt es zu sehr, das wird nicht funktionieren.

Kirchenfotografie ist aus den genannten Gründen auch mein Steckenpferd, das kann ich gut nachvollziehen.

Hat jetzt mit Deinem Bild nicht direkt zu tun, aber von der Aufgabe "Größe, Mystik und aufstrebende Pfeiler" her gedacht: Ich kenne die Kirche nicht, aber ich hätte vielleicht versucht, näher am Pfeiler von unten nach oben ins Deckengewölbe zu fotografieren und über die Bögen und Flächen den Blick zu leiten. So, wie wir auch staunend in so einer Kirche stehen und uns den Kopf verrenken, um nach oben zu schauen. Mit vielen stürzenden Linien, natürlich ;)

Ein anderer Ansatz: die hintereinander stehenden Pfeiler so fotografieren, dass sie den Blick in die Tiefe des Bildes führen. Da käme dann mehr vom Mittelgang ins Bild, keine Seitenwand, die den Blick stoppt. Gern auch weiter vorne und in der Relation recht klein ein Mensch im Bild. Und diesmal keine stürzenden Linien.

Aber das wären zwei völlig andere Bilder. Und es sind nur meine Ideen, ob die für Dich Sinn ergeben können, weiß ich nicht.
 
Kommentar
-Anzeige-
Zurück
Oben Unten