Guten Abend,
ich habe jetzt auch Prints vom Silvermax angefertigt. Noch bin ich mit der Eingewöhnung nicht am Ende, doch glaube ich, ein Zwischenfazit geben zu können. Der Übersichtlichkeit halber halte ich mich an die Form meines Beitrags über den
Foma 100. Wer das Folgende nicht lesen will: Unten steht ein kurzes Fazit.
Allgemeines:
Das Bildbeispiel voran.
Belichtet habe ich den Film mit 100 Asa. Entwickelt wurde nach Herstellervorgabe 12 Minuten lang in Rodinal 1+50 (bei Agfa-Kipp). Abgezogen habe ich das Negativ auf Fomaspeed Variant (13*18cm, entwickelt in Eukobrom). Vorgegangen bin ich nach der von
Thomas Rauers beschriebenen Methode Manuelles Splitgrade. Der Scan kommt vom Print. Die Lichtsituation war solala. Das Motiv liegt im Schatten, die hellen Fensterrahmen jedoch werden von der untergehenden Sonne beleuchtet - allerdings nur mäßig hart (dunstiges Licht). Das Printen war trotz des recht hohen Kontrastes überhaupt kein Problem: Der erste Abzug hat schon gesessen.
Handhabbarkeit:
Das Handling ist unkompliziert. Der Triacetat-Träger ist beim Einfädeln absolut unproblematisch. Er ist wie gesagt klar, was für kurze Belichtungszeiten sorgt. Auch kann man die Negative wunderbar mit bloßem Auge sichten. Ich persönlich hatte befürchtet, der transparente Träger würde ähnlich die CHS- bzw. Efke-Filme zum Lightpiping neigen, doch dies stellte sich als unbegründet heraus (allerdings habe ich den Film im Schatten eingelegt). Die Planlage des Films ist gut, ein leichtes Längsrollen ist (bei mir) allerdings feststellbar. Weder beim Scannen noch in der Duka stellte sich das als Problem dar.
Beim Scannen (der Negative):
Ich verfüge über einen Canoscan 5600f, der für das Web brauchbare Resultate liefert. Mit diesem Gerät habe ich keine Schwierigkeiten, den Film zu scannen bzw. keine andersartigen Probleme, als mit anderen Filmen auch (Dmax). Mit Erfahrungen von echten Filmscannern kann ich leider nicht dienen.
In der Dunkelkammer:
Oben schrub ich bereits, dass ich angesichts mancher Negativscans hier und da Probleme bei der Schattenzeichnung und mithin bei der Filmempfindlichkeit vermutete. In der Dunkelkammer bewahrheitete sich dieser Eindruck aber nicht.
Exkurs:
Zu dieser Betrachtung will ich kurz etwas weiter ausholen. Beim Kennenlernen eines Filmes geht es ja (auch) darum, zu erfahren, wo Schatten und Lichter zu liegen kommen. Oder anders gesagt: Wieviel Licht muss der Film bekommen und wie lange muss er entwickelt werden. Zu Ermittlung dieser Parameter kann man den Film entweder mittels Densitometer durchmessen (näheres hierzu etwa bei
Manfred Anzinger). Oder, falls man solche Geräte nicht hat, man bedient sich der Methode, nach der die richtige Belichtung und Entwicklungszeit mittels Teststreifen in der Dunkelkammer ermittelt werden. Beschrieben hat dies zum Beispiel sehr einleuchtend
Uwe Pilz auf seiner Webseite. Auch in
„Wollsteins Kolumne“ wurde dieses Vorgehen seinerzeit erwähnt.
Die Methode nach Uwe Pilz' Beschreibung geht in Kurzform so: Fotopapier habe einen Belichtungsumfang von neun Blenden. Folglich sollte der Film so belichtet und entwickelt werden, dass die Schatten und Lichter innerhalb dieser Spanne landen. Dazu wird auf einen Film ein leeres Negativ belichtet, eines mit vier Blenden Unter- sowie eines mit vier Blenden Überbelichtung. Mit dem leeren Negativ wird die Mindestbelichtungszeit des Fotopapiers für ein maximales Schwarz bestimmt. Diese wird nun auf die anderen beiden Negative angewendet: Das unterbelichtete für die Schatten muss einen Abzug ergeben, dessen Schwärzung sich gerade so vom Maximalschwarz unterscheidet. Ist das nicht der Fall, muss der Film mehr Licht sehen. Andersherum beim überbelichteten Negativ: Dessen Abzug muss sich eben noch vom Papierweiß unterscheiden, andernfalls ist zu lange entwickelt worden.
Der Witz an der Sache ist, dass man quasi nebenbei Negativ- und Positivprozess in einem Arbeitsgang aufeinander abstimmt. Es handelt sich aber nicht eine Messung der Filmempfindlichkeit nach den bekannten Normen.
Ende des Exkurses
Lange Rede, kurzer Sinn: Nach letzerer Methode bin ich vorgegangen. Dabei zeigte sich, dass die Schatten, wider Erwarten, recht gut sitzen bei 100 Asa und 12 Minuten. Der entsprechende Teststreifen unterschied sich knapp vom Maximalschwarz. Allerdings war der Unterschied nur hauchzart, sodass mir von einer Drittelblende mehr Licht verspreche, ein besseres Resultat zu erzielen. Mutmaßlich ist der Silvermax in Rodinal, jedenfalls für
meine Belange eher ein 80-Asa-Film – was für mich absolut kein Beinbruch ist.
Anders die Lichter: Der zugehörige Teststreifen blieb sehr grau. Als ich obiges Beispiel abzogen habe, hatte ich, wie schon gesagt, keinerlei Probleme, die Lichter (Fensterrahmen) zu Papier zu kriegen. Im Beispiel sehen sie ganz gut aus, obwohl sie deutlich stärker beleuchtet wurden, als das Hauptmotiv im Vordergrund. Nun ist auch klar, warum das so ist. Sie waren schlicht unterentwickelt (bzw.: im konkreten Fall lagen sie natürlich günstig, bei „richtiger“ Entwicklung wären sie sicherlich zu dicht geworden).
Andere Abzüge scheinen dies zu belegen: Bei „normalen“ Lichtbedingungen, wo das Hauptmotiv nicht im Schatten liegt, bleiben die Lichter vergleichsweise blass. Das zeigte sich auch an den Anteilen vom Gelb und Magenta. Letzteres musste ich in moderatem Maße verwenden, um die Schatten zu regeln. Doch Gelb benötigte ich nur ganz wenig, um die Lichter zu steuern.
Ich schlussfolgere vorläufig (vielleicht habe ich ja auch einfach einen Fehler gemacht): Die Belichtung mit 100 Asa dürfte richtig sein, wenn auch vielleicht 1/3 Blende mehr an Licht gut wäre. Vor allem aber scheint die Entwicklungszeit zu kurz gewesen zu sein. Das soll kein Vorwurf an die Adox-Vorgabe sein, denn das kann genauso auch von meiner eher schonenden Kippweise kommen. Nicht zu vergessen: Ich vergrößere diffus, hier braucht es ohnehin etwas härtere Negative. Die 12 Minuten waren in meinem Fall jedenfalls zu kurz. Ich schlage beim nächsten mal 15 Prozent oben drauf, mal sehen ob es dann passt. Dramatisch ist der Fehler allerdings nicht: Schon jetzt sind die Tonwerte wirklich schön, da stimme ich meinen Vorrednern vollkommen zu.:up:Vor allem die Mitteltöne sind sahnig differenziert.
Zur Schärfe:
Die Schärfe ist prima. Es gilt analog zum Bildbeispiel beim Foma 100: Der kleine Unschärfeeindruck muss vom Scan kommen (Auflicht, das durch die Emulsion des Papiers irrlichtert). Nicht zu vergessen: Dies ist kein Testchart mit besonders hohen Kontrasten, sondern ein Schuss aus dem Alltag.
Mein Fazit zum Silvermax:
+ günstig
+ gute Planlage
+ klarer Träger (gut für die Beurteilung mit bloßem Auge, Umkehrentwicklung zum Dia möglich)
+ wirklich schöne Tonwerte (imho das herausragende Merkmal des Silvermax)
+ sehr scharf (in Rodinal)
+/- mäßig feines Korn (in Rodinal)
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Meiner Meinung nach ist der Silvermax ein sehr guter Film. Von den von mir geschilderten Problemen braucht sich niemand abschrecken zu lassen. Erstens scheint die Kombi aus Silvermax und Rodinal noch nicht besonders gut dokumentiert zu sein und zwotens braucht ja jeder Film eine gewisse Eingewöhnungszeit. Stand jetzt sind 100 Asa in Rodinal möglich, aber vermutlich nicht optimal, wohlgemerkt nach „Maßgabe“ meines Handgelenks. Das mag bei jedem Anwender variieren.
Wer sich abgesehen davon auf den Silvermax einlässt, wird mit sehr scharfen Negativen belohnt, die mit wirklich, wirklich schönen Tonwerten aufwarten. Ich finde, die Adoxer haben den Mund in ihren vielversprechenden Ankündigungen nicht zu voll genommen. Der Silvermax ist ein großer Wurf und für mich die Überraschung des Jahres.
Gruß,
Robert