Ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis
Anfang des Jahres brachte der chinesische Hersteller Viltrox das erste Dritthersteller-Objektiv für Nikon Z-Kameras, das Viltrox Vollformat AF 1.8/85 Z, auf den Markt. Die Marke Viltrox gehört zur Shenzhen Jueying Technology Co., Ltd in China. Dort fertigen rund 200 Mitarbeiter Foto-Produkte. Sie werden von einem Team von 30 Ingenieuren, die die Produkte entwickeln, unterstützt. Neben Objektiven gehören Objektivadapter, LED-Leuchten und Monitore zum Portfolio des Unternehmens. Für spiegellose Kameras stellte Viltrox bisher Objektive mit Sony und Fuji-Anschluss in den Brennweiten 85, 33 und 23 mm her. In Deutschland vermarktet die Firma Rollei die Viltrox-Produkte.
Nun legte Viltrox nach und präsentierte gleich fünf neue Z-Objektive (nachzulesen hier in der Community): Zwei neue Objektive mit den Brennweiten 24 und 35 Millimeter für Nikon-Z-Vollformatkameras, und ergänzt wird das Angebot nun auch durch drei Objektive für Nikon-APS-C-Kameras mit Z-Mount in den Brennweiten 23, 33 und 56 Millimeter. Aktuell stellte mir die Firma Rollei das Vollformat-Objektiv AF 1.8/35 mm mit Nikon Z-Anschluss für einen Test zur Verfügung. Ich war gespannt, ob auch das 35mm Objektiv mit einer ähnlich guten Performance aufwarten würde wie das 85er.
Features
- 35 mm Festbrennweite
- Perfekt für Street- und Reportagefotografie
- Große Lichtstärke mit einer maximalen Blende von 1.8
- Robustes Metallgehäuse
- Schneller, geräuschloser STM-Autofokus mit Unterstützung der Augen-Erkennung
- 8 Linsengruppen mit 10 Gläsern
- USB-Anschluss für Firmware Updates
- Mit Blendenring zur manuellen Einstellung
Technische Daten
Quelle techn. Daten: Viltrox
Leider wird die automatische Objektivkorrektur noch nicht in den gängigen RAW-Konvertern wie Lightroom, DxO PhotoLab5 oder Capture One erkannt. Für Realfotos kann man aber behelfsweise ein anderes 35mm-Profil verwenden, was die Z6, Z7 und die Z7 ll z.B. für ihre Kamera-JPGs auch machen.
Insgesamt macht das Viltrox AF 1.8/35mm Z genau wie schon das 85er einen wertigen Eindruck. Die Haptik des aus Metall gefertigten Objektivs ist perfekt. Leider ist die Sonnenblende nach wie vor aus Plastik, aber die Bajonettmechanik der Sonnenblende funktioniert bei diesem Objektiv endlich ohne Frickelei. Gut ist auch die Rückkehr des Blendenrings, der jederzeit direkt benutzt werden kann. Für die Blendeneinstellung durch das Kamerarädchen wird der Ring auf eine rote Markierung am linken Ende der Scala (A) gestellt. Dort rastet der Ring leicht ein. Ansonsten gibt es keine Rasterung für die Blendenstufen, und die Blende kann kontinuierlich verstellt werden. Der Einstellring für die manuelle Fokussierung funktioniert über 360 Grad und läuft sämig. Einen Umschalter AF/M gibt es nicht. Man kann allerdings jederzeit manuell eingreifen. Die Nahgrenze wird mit 40 cm etwas geringer als beim Original angegeben. Das Gewicht liegt bei nur 370 g. Ein praktisches Feature ist ein USB-Anschluss an der Bajonettseite des Objektivs, der eine separate Dockingstation, wie bei anderen Drittherstellern üblich, für das Einspielen von Updates überflüssig macht. Ein integrierter Bildstabilisator ist nicht vorhanden.
Auch hier der Hinweis: Alle in diesem Bericht gemachten Aussagen beziehen sich auf das mir für einen Test überlassene Objektiv! Der erste Kietz-Spaziergang, und die ersten Testaufnahmen erfolgten mit einer Nikon Z6, weitere Aufnahmen wurden mit einer Z 7ll gemacht. Alle Fotos wie immer unbearbeitet.
Nikon Z6; f/7.1; 1/800s; ISO 400
Nikon Z6; f/7.1; 1/500s; ISO 400
Nikon Z6; f/7.1; 1/160s; ISO400
Nikon Z6; F/9; 1/25; ISO 1000, Ausschnitt ca. 100%
Die ersten Eindrücke an der 24 MP-Nikon Z6 konnten überzeugen. Die Schärfe, der Kontrast und auch die Farbwiedergabe waren gut. Die förderliche Blende liegt bei f/2.8. Ab Blende 2.8 bis hin zu Blende 11 waren die Ergebnisse sehr gut. Über Blende 13 hinaus war ein, wahrscheinlich sensorbedingter, Leistungsabfall deutlich zu bemerken. Bei offener Blende ist ein leichter Abfall zu den Rändern bzw. Ecken hin festzustellen.
Nach dem ich eine Z7 ll von Nikon für einen Test zur Verfügung gestellt bekam, habe ich natürlich die Gelegenheit genutzt, um auch das neue Viltrox AF 1.8/35mm Z an dieser Kamera zu testen. Bei verschiedenen Exkursionen mit der Z7 ll konnte es zeigen, was es drauf hat.
Nikon Z7 ll; f/5; 1/1000s; ISO 200, Ausschnitt ca. 100%
Nikon Z7 ll; f/5.0; 1/800s; ISO 200
Nikon Z7 ll; f/8; 1/800s; ISO 200
Nikon Z7 ll; f/8; 1/640s; ISO 400
Nikon Z7 ll; f/8; 1/125s; ISO400
Fazit
Insgesamt konnte sich der gute Eindruck, den schon das Viltrox AF 1.8/85mm Z hinterlassen hatte, beim 35er noch einmal bestätigen. Die Abbildungsleistung des Viltrox 1.8/35 mm mit Nikon-Z-Anschluss war schon bei offener Blende an der Z6 gut und auch an der Z7 ll sehr ordentlich. Blendet man 1 oder 2 Blenden ab, ist es sogar hervorragend! Der Autofokus funktioniert, inklusive Augen-AF, zuverlässig und so schnell wie die Kamera es zulässt - und ist dabei auch noch sehr leise. Auch der Kontrast des Objektivs lässt keine Wünsche offen. Das Objektiv liefert bei beiden Kameras schon bei den kameraeigenen JPGs sehr ausgewogenen Farben, und mit entsprechender RAW-Entwicklung kann man natürlich alle Ergebnisse noch individueller auf den eigenen Geschmack hin abstellen. Über alles betrachtet muss man das Preis-/Leistungs-Verhältnis bei dem 35er Vollformat-Viltrox als ausgezeichnet bewerten.Das neue Viltrox 1.8/35 Z hat mir in allen Belangen sehr gut gefallen. Es macht das, was es soll, sehr gut, und wer bei der Z7 II auf die letzten paar Prozent Leistung verzichten kann oder will, findet hier ein rundum alltagstaugliches Pendant zum deutlich teureren Original. Da ich persönlich die 35er Brennweite für die Streetfotografie sehr schätze, ist auch das Gewicht und die Baugröße des Viltrox in Ordnung. Auch die hohe Fertigungsqualität und das Preis-/Leistungsverhältnis sprechen für sich. Für den kleinen Leistungsabfall an der 45,7 MP-Kamera ziehe ich allerdings einen halben Punkt in der Wertung ab.
Ich vergebe 4 1/2 von 5 Sternen.
Der aktuelle Preis liegt bei 379,- Euro (Rollei Einführungspreis, statt 429,-Euro UVP).
Weitere Informationen
Auf der Webseite von RolleiUnser Testbericht zum Viltrox AF 85mm F/1,8 für Nikon Z-Mount von Dieter Doeblin
Unser Testbericht zum Viltrox AF 85mm F/1,8 für Nikon Z-Mount von Ernst Weinzettl
Unser Testbericht zum Viltrox AF 85mm F/1,8 für Nikon Z-Mount von Iris Schneider
Bewertung
© Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, F. Iacovone, Viltrox