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Unterschätzte Helfer​

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Bei den Monopods hat es in den letzten 12 Monaten einiges an innovativen Neuentwicklungen gegeben, über die es sich lohnt zu berichten. Daher hier ein Update meines letzten Reviews zum Thema Monopods. Diese Stative sind in den Zeiten der inzwischen sehr gut funktionierenden Stabilisatoren in Objektiven und viel mehr noch in den Kameras selbst (IBIS) etwas aus dem Blickfeld verschwunden. Ich meine zu Unrecht!

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Ein Orts- oder Positionswechsel ist schnell und einfach mit einem Monopod erledigt, und das Einbeinstativ ist auch ein perfekter „Transportgriff“.

Will oder muss man mit langen Brennweiten arbeiten, gehören stabile Stative und Stativköpfe zur Grundausrüstung. Einerseits, weil lange Brennweiten einen ruhigen und stabilen Stand benötigen und andererseits langbrennweitige und dazu noch lichtstarke Objektive auch einiges an Gewicht auf die Waage bringen. Wer schon einmal ein Autorennen oder ähnliches über einen ganzen Tag fotografisch begleiten musste, kann ein Lied davon singen. Bei derartigen Veranstaltungen gilt es auch während der Arbeit persönlich sehr mobil zu sein und genau dies funktioniert mit einem Einbeinstativ hervorragend! Da man aber auch bei diesen Stativen eine hohe Stabilität bei gleichzeitig geringem Eigengewicht wünscht, kommt man heutzutage am Werkstoff Carbon natürlich nicht vorbei. Erst recht, wenn auch die Anschaffungspreise inzwischen nicht mehr die große Hürde sind!

Anwendung​

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Für die Verwendung eines Einbeinstatives in Verbindung mit dem eigenen Körper gibt es unterschiedliche Ansätze: Früher galt es vor dem Hintergrund bescheidener Empfindlichkeiten (z.B. nur ISO 400 bei Farbfilmen!), einen stabilen Stand für händelbare Belichtungszeiten zu erreichen.

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Es galt die Regel, mit den Beinen und dem Stativ ein Dreibein für höchstmögliche Stabilität nachzubilden.

Die heutigen aktuellen Digitalkameras, mit denen problemlos 8000 ISO bei noch akzeptabler Bildqualität möglich sind, ermöglichen inzwischen einen lockeren Umgang mit dem Einbein. Die moderne Kameratechnik ermöglicht es dem User, das Monopod quasi als bewegliche Stütze mit hohen Freiheitsgraden seitwärts und auch nach oben zu nutzen, was mit einem Neiger noch weiter zu optimieren ist.

Einbeinstative sind eigentlich ein alter Hut, aber durch die Bildstabilisierung und ihr Gewicht etwas aus der Mode gekommen. Als Beispiel unten mein altes, über 35 Jahre altes Alu-Einbeinstativ, das schon damals auf Grund eines speziellen Features außergewöhnlich war. Dieses Stativ hat mich rund 20 Jahre bei meiner Automobil- und Motorsportberichterstattung nicht einmal im Stich gelassen und funktioniert auch heute noch einwandfrei!

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Ein sehr praktisches Feature an meinem alten Alu-Einbein war eine klappbare Fußplatte. Damit konnte man das Stativ zusätzlich stabilisieren – simpel aber funktional! Heutzutage bietet man mit den sogenannten Fußspinnen eine erweiterte Version der Fußstütze an (s.u.).

Die Testkandidaten​

Für mein Update habe ich vier Carbon-Monopods zum Ausprobieren bekommen:

Von der Firma Feisol das CM-1401 Rapid, von Sirui ein SVM -165 Rapid System, von Benro ein MSDPL46C SupaDupa PRO und von Rollei das Easy Traveler Carbon Monopod. Bis auf das Feisol sind alle Monopods aktuelle Neuentwicklungen.

Obwohl man die Einbeinstative auch ohne Stativkopf direkt benutzen kann, möchte ich auf ein sehr nützliches Zubehör-Teil hinweisen und dieses auch ausdrücklich empfehlen: einen kleinen, einfachen Neiger, der die Beweglichkeit deutlich erhöht. Natürlich könnte man denken, da ja meistens vorhanden, dass auch ein guter Kugelkopf für ein Monopod geeignet sei. Leider ist das auf Grund der Bedienung nicht optimal. Es müssen i.d.R. zwei Drehknöpfe bedient werden. Das funktioniert eben nicht gut, da man ja immer nur eine Hand frei hat – die zweite hält ja das Stativ bzw. die Kamera.

Hier einige Beispiele:

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Dass es auch viel einfacher und wirklich innovativ geht, zeige ich weiter unten am Beispiel des Benro Monopods.

Einbeinstative sind nicht nur im Bereich Sport unentbehrlich, sondern werden auch häufig bei der Tier- und Vogelfotografie eingesetzt. Zum einem wegen der relativ hohen Freiheitsgrade bei der Bewegung der Kamera/Objektiveinheit und zum anderen auch wegen der relativ kurzen Reaktionszeiten bei der Motivverfolgung. So kann man einen Vogel im Flug oder ein Tier im Lauf mit einem Monopod (und ein wenig Übung) sehr gut verfolgen und so relativ leicht sehr gute Fotos auch von bewegten Motiven machen.

Die Stative​

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Die vier Carbon-Einbeinstative bieten eine maximale Arbeitshöhe zwischen rund 1,57 bis 1,86 m. Die Stative sind zusammengeschoben bis auf das Sirui sehr transportfreundlich, und nicht ganz unwichtig, sie sind auch noch sehr leicht. Eine passende Transporttasche wird bei allen Stativen jeweils mitgeliefert. Leider passen die Stative mit zusätzlich montierten Neiger oft nicht mehr in die mitgelieferten Taschen. Die Verarbeitung war bei allen Testkandidaten sehr gut, die Haptik sogar hervorragend! Das Sirui und das Rollei besitzen eine dreifüßige, ausklappbare Fußspinne. So eine Fußspinne ist bei den Video-Filmern quasi Standard, bei Fotografen eher die Ausnahme, kann aber als Fußauflage zur zusätzlichen Stabilisierung benutzt oder aber auch abgenommen werden.

Drei Stative bestehen jeweils aus vier Beinsegmenten, das Sirui begnügt sich mit 3 Segmenten. Insgesamt sind alle vier Stative stabil und sehr gut für ihren Einsatzzweck geeignet. Hier die vier Kandidaten Feisol, Sirui, Rollei und Benro in der Praxis:

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Die Kopfplatten der Monopods sind alle ausreichend groß und bieten eine gute Basis für einen Neiger. Eine wirkliche innovative Neuheit bietet das Benro SuperDupa PRO, da es einen integrierten Kugelkopf/Neiger besitzt, der sogar ArcaSwiss kompatibel ist.

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Entgegen dem Sirui, bei dem der untere „Kugelkopf“ mit einer Flügelschraube arretiert wird, kann man das beim Rollei mit einem per Fuß bedienbaren Mechanismus erledigen, ohne sich bücken zu müssen.

Das Rollei und das Sirui sind modulartig aufgebaut. Die oberen Stativplatten und die Spinnen sind abnehmbar. Die beiden Module können jeweils auch zusammengesteckt werden, wodurch sie dann als Tisch- oder Ministativ nutzbar sind (s.u.).

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Das Rollei Monopod ohne Mittel-Teil als Tischstativ.

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Das Sirui SVM 165 zeichnet sich laut Hersteller besonders durch die innovative „Einhand-Höhen-Verstellung“ aus. Durch das patentierte Rapid System von SIRU kann man dieses Einbeinstativ durch einfaches Drehen des oberen Drehverschlusses schnell in der Höhe verstellen, wodurch es bequem und einfach zu bedienen ist. Der ergonomisch geformte Drehverschluss mit Gummipolster ermöglicht es, den Dreh-Verschluss mit wenig Kraftaufwand festzuziehen oder zu lösen. In der Praxis war das jedoch stark gewöhnungsbedürftig! Bei gelöstem unteren Kugelkopf fehlt es allerdings an Standfestigkeit (rechtes Bild), das Stativ bleibt bei Verwendung der klappbaren Spinne sehr beweglich.

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Eine Fußspinne erweitert das Nutzungsspektrum eines Einbeinstatives erheblich! Zum einen kann man mit diesen Monopods, je nach Stativkopf, auch schnell mal ein Video machen, zum anderen kann man das Stativ auch hilfsweise als fast vollwertiges Dreibein nutzen. Mit Fußspinne ist es auch freistehend, z.B. für Produktfotos, wie hier mit einem Smartphone, oder für die Makrofotografie einsetzbar.

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Hier das Rollei Easy Traveler Carbon Monopod beim Makro-Einsatz, die Fußspinne schafft hier auch für das manuelle Fokussieren die notwendige Standfestigkeit!

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Das innovative Benro SupaDupa PRO mit dem integrierten Kugelkopf und Arca-Schnellwechsel-Halter bietet alles was man von einem klassischen Einbein-Stativ erwartet.

Fazit​

Alle vier Monopods sind für ihre angedachten Einsatzzwecke gut geeignet. Die Stative sind bis auf eine Ausnahme leicht und kompakt und so auch sehr gut geeignet für längere Wanderungen. Die Bedienung bei den multifunktionalen Versionen mit Fußspinne ist natürlich etwas anspruchsvoller und es zeigte sich, dass man damit etwas trainieren sollte, ehe es ins Feld geht.

Das Feisol ist schlicht, leicht und stabil, und ohne Extras – also was für Puristen. Das Sirui und das Rollei sind für mich durch die Fußspinnen die universellen Lösungen. Dabei ist das Sirui für ein Monopod etwas groß und schwer geraten, da ist das Rollei die bessere Wahl. Für das Sirui ist eine Verlängerung (plus 30 cm) als Zubehör erhältlich.

Am besten gefallen hat mir persönlich das Benro SupaDupa PRO; der integrierte, ArcaSwiss-kompatible Kugelkopf ist wirklich innovativ. Die Konstruktion ist durchdacht und schafft eine kompakte und sichere Verbindung zur Kamera-/Objektiv-Kombination. Die möglichen Traglasten sind für Fotografen bei allen Monopods durchweg ausreichend.

Preislich liegen die Stative von Feisol und Rollei, und mit etwas Abstand die von Benro und Sirui, jeweils eng beieinander: Feisol ca. 150 €, Rollei ebenfalls ca. 150 € und das Benro schlägt mit 230 € zu Buche. Sirui ruft für sein neues Monopod rund 265 € auf. Einen 2-Wege-Neiger bekommt man ab 25 €.

Das Rollei Easy Traveler Carbon Monopod ist eindeutig der Preis-/Leistungs-Sieger und als multifunktionales Monopod gut zu gebrauchen. Das Benro MSDPL46C SupaDupa PRO liegt dagegen bei der Praktikabilität vorne, wenn es um reine Fotografie geht.

Meine Bewertung im Einzelnen​

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Die Bewertung bezieht sich jeweils auf die beiden Grundvarianten mit-/ohne Fußspinne!

Für mehr Informationen zu den Monopods hier die direkten Links:




Einbeinstative von Feisol sind z.B. auch hier bei unserem Partner AC-Foto erhältlich:

© Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, Hersteller

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