Spannendes Entdecken zwischen grünen Polarlichtern und rosa Trifidnebel
Sternenbilder, Polarlichter, Himmelsschauspiele – MIT KOSMOS MEHR ENTDECKEN. So verspricht es ein Aufdruck auf diesem großformatigen Buch (297x253x23mm), das mich mit seinem beeindruckenden Umschlagfoto einer nordischen Landschaft und gigantischen Polarlichtern sofort anspricht! Es umfasst 208 Seiten und ist überwiegend mit Farbfotos bebildert.
Stefan Seip, der Autor dieses Buches, ist ein international bekannter, renommierter Astrofotograf. Seine Fotos erscheinen regelmäßig in der Tagesschau und Tageszeitungen. Zwei Bücher über Astrofotografie hat er bereits geschrieben.
Schon im Vorwort erfahre ich spannende Dinge. Wusstest du beispielsweise, wie weit es bis zum Horizont ist? Die Antwort ist von mehreren Kriterien abhängig. Der Autor verrät es.
Das Buch gliedert sich in 4 Kapitel:
- Die Welt nach Sonnenuntergang
- Schattenspiele im All
- Polarlichter
- Der Sternenhimmel
Interessierte Lesende, die nach Fachbegriffen suchen, finden ab Seite 206 ein Register, wo sie Begriffe wie Jupiter, Kassiopeia, Nordlicht, Dämmerung u.v.m. gezielt nachschlagen können. Auf Seite 207 gibt es einen Hinweis auf den Blog des Autors.
Mir gefällt sehr gut, dass uns Stefan Seip nicht nur spannende Fotos vom Geschehen am Himmel und im All zeigt, sondern unglaublich viel Hintergrundwissen liefert. Und so fordert er auf (insbesondere die Fotografen unter uns), uns mit unseren Motiven zu beschäftigen, um sie besser zu verstehen. Für die Himmelsfotografie empfiehlt er, sich mit astronomischen Grundlagen und auch der Meteorologie auseinanderzusetzen.
In diesem Buch erfahre ich nicht nur sehr viel über allerlei Himmelsgestirne, fremde Planeten und Finsternisse. Ich lerne nebenbei, an welchen Orten der Welt die besten Himmelsbeobachtungen möglich und wo die weltgrößten Observatorien mit ihren spektakulären Teleskopen zu finden sind.
Spannend ist es auch, von den optischen Täuschungen zu lesen, die uns der Himmel beschert. Zum Beispiel ein riesig wirkender Mond. Dieses noch nicht abschließend geklärte Phänomen erklärt uns Seip und auch, wie man der optischen Täuschung mit geringen Hilfsmitteln begegnet.
Dem Mond widmet er noch sehr viel mehr Platz in diesem Buch und stellt zum Beispiel die These auf: „Es gibt keinen Supervollmond“! Wusstest du schon, dass die Krater auf dem Mond Namen haben und dass es dort auch Gebirge gibt? Und vielleicht bekommst ja auch du Lust, dich einmal auf die Suche nach dem Zodiakallicht zu begeben…
Besonders gefallen hat mir, dass der Autor viel von seinem Wissen als Fotograf weitergibt, hier auch genaue technische Daten der Aufnahmen mitteilt. Großartig, welche Tricks er anwendet, um zu seinen Aufnahmen zu kommen und wie er immer wieder auf das große Glück von besonderen Momenten hinweist, die er festhalten konnte, auch wenn sie manchmal nur für Sekunden (zum Beispiel das Perlschnurphänomen) erscheinen. Diese besonderen Fotos haben mich sehr fasziniert. Wie genial ist es dann auch noch, wenn man Himmelsereignisse fotografieren kann, von denen man weiß, dass sie einmalig in diesem Menschenleben sein werden.
Hilfreich sind ebenfalls die Hinweise, wenn zusätzliches Equipment benötigt wird – so zum Beispiel besondere Filter zur Sonnenbeobachtung und -fotografie.
Mein Favorit in diesem Buch ist das Kapitel 3 – Polarlichter. Wie beschreibt sie Stefan Seip so treffend in seiner Einleitung zu diesem Kapitel: „Ihre Formen- und Farbenvielfalt ist enorm, mitunter bewegen sie sich in Wellen, Girlanden und Strahlen rasch über den Himmel.“ Ja, Polarlichter zu fotografieren ist eine besondere Herausforderung! Das konnte ich auf meinen Reisen nach Island und Grönland schon persönlich feststellen.
Umso schöner ist es, in diesem Buch noch einmal so viel über diese Himmelsphänomene zu erfahren und sich an den großartigen Fotos zu erfreuen. Das Foto, das unter widrigen Bedingungen im Flugzeug entstand, ist wirklich beeindruckend. Spektakulär sind die Aufnahmen „Die beste Show aller Zeiten“ oder auch „Wundertüte“! Spannend zu lesen, dass die besten Aufnahmen beinahe verloren gegangen wären.
Abgeholt hat mich dann aber auch noch Kapitel 4 – Der Sternenhimmel. Mir fallen langsam keine Synonyme mehr ein, um die Fotos dieses Kapitels zu beschreiben. Seip zeigt uns nicht nur unsere Milchstraße, sondern auch darin enthaltene Galaxien. Und das „Kreuz des Südens“! Wusstest du, dass deren Farben Rückschlüsse auf ihre Temperatur geben? Die Ergebnisse der verschiedenen Aufnahmetechniken sind fantastisch. Auch Kometen werden uns vorgestellt, darunter „Mein Schicksalskomet“. Tatsächlich surreal ist das Selbstportrait mit den riesigen Antennen des ALMA-Teleskops im Hintergrund.
Kurzweilige Berichte runden auch dieses Kapitel ab, so zum Beispiel die Beobachtung und Ablichtung eines Kugelsternhaufens und des Lagunennebels „Messier 8“ sowie farbenprächtige Trifidnebel in Namibia und welche Rolle ein Labrador Retriever und Schabrackenschakale darin spielten.
Ein wenig kann ich nun nachvollziehen, warum Astrofotografen um die halbe Welt reisen, um spektakuläre Himmelsereignisse zu fotografieren. Für mich hat es sich gelohnt, mich entführen zu lassen in diese uns täglich umgebende, jedoch für mich so geheimnisvolle Welt. Mir wurde wieder einmal bewusst, wie unbedeutend ein Menschenleben in diesem Universum ist.
Die Daten
Stefan Seip. Jenseits des Horizonts erschien im Oktober 2021 im Franckh-Kosmos Verlag. 208 Seiten, laminierter Pappband mit Schutzumschlag, 156 Farbfotos, 8 SW-Fotos.ISBN 978-3-440-17202-5
Preis: 40,00 € (D) |41,20 € (A) | 49,50 sFr
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Bewertung
Rezension: Iris Schneider
© Iris Schneider und Netzwerk Fotografie. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Iris Schneider, Fotos: © Stefan Seip / Jenseits des Horizonts, KOSMOS Verlag