Klein, kleiner, Sony a7C ll
Die Kamera, die ich heute vorstelle, ist ein gutes Beispiel dafür, wie groß oder eben klein man eine Vollformatkamera machen kann! Und tatsächlich geht es noch kleiner, wobei es dann schon eher um ein Objektiv mit einer Aufnahmeeinheit handelt – mit allen Nachteilen beim Handling. Der neuen Sony a7C ll, die für mich die Untergrenze für ein sinnvolles Handling darstellt, hat man so ziemlich alles an aktuellen Technik-Features mitgegeben, was auch die aktuellen großen Schwestern auszeichnet. Hervorzuheben ist da an erster Stelle der überarbeitete AI-gestützte Autofokus. Einzig bei den Megapixeln hat man ein wenig gespart: Sony setzt hier einen überarbeiteten 33 MP ein, dessen Rauschverhalten deutlich verbessert wurde.
Die Kamera
Die wesentlichen Merkmale der Sony 6700:
- 33 MP Exmor R-CMOS-KB-Sensor, mit Highspeed-Auslesung
- BIONZ XR-Prozessor mit 8x höhere Verarbeitungsgeschwindigkeit + AI-Engine
- Dateiformate: JPEG-kompatibel (DCF Version 2.0, Exif Version 2.32, MPF Baseline-kompatibel), HEIF (MPEG-A MIAF-kompatibel), 14bit RAW (kompatibel mit dem Sony ARW 4.0 Format)
- Empfindlichkeit: ISO 100–51200 (ISO-Werte ab ISO 50 bis ISO 204800 im erweiterten ISO-Bereich), AUTO (ISO 100 – 12800, untere Grenze bzw. obere Grenze wählbar)
- Sensor-Bildstabilisierung IBIS, 5-Achsen-Sensorverschiebung, bis zu +7 LV
- Schneller Hybrid-Autofokus (AF-Phasendetektion 759 Punkte), KI-basierter Echtzeit-Augenautofokus, Echtzeit-Tracking, Autofokus-Arbeitsbereich von -4 EV bis 20 EV
- Verschluss: Elektro-Mech. 60s – 1/8000s, Bulb-Funktion, elektronischer Verschluss 1/8.000 bis 30 s
- Serienaufnahmen: 11 Bilder/s
- Elektronischer Sucher mit 2,35 Millionen Bildpunkten (OLED), max.120 BpS
- Klappbares 7,5 cm (3 Zoll) Touchscreen-TFT mit 1,04 Millionen Pixeln
- Professionelle Videoaufnahme in 4K/60p
- USB 3.2 Gen 2 (10Gbps) Ausgang
- Speicherbare LUTs
- Wi-Fi-Konnektivität und Fernsteuerung per Smartphone
- Blitzschuh für externen Blitz
Der Sensor
Bei der a7C ll setzt Sony einen komplett überarbeiteten 33MP Exmor RS™-BSI-CMOS-KB-Sensor und einen doppelten BIONZ XR Bildprozessor für die Verarbeitung der Daten ein. Die Konstruktion sorgt laut Sony für schnelle Übertragungsraten und schnelle A/D-Umwandlung. In Verbindung mit der neuen AI-Verarbeitungseinheit bietet der Sensor auch eine erhöhte AF-Präzision sowie Fokusstabilität.
Auch in der neuen a7C ll kommen ein Exmor R und der BIONZ XR im Duo zum Einsatz!
Der Verschluss
Der mechanische Verschluss ist auf über 250.000 Auslösezyklen ausgelegt. Die Vibrationen durch den Verschluss werden minimiert. Es handelt sich um einen elektronisch gesteuerten, vertikal ablaufenden Schlitzverschluss. Die Verschlusszeiten reichen bei Einzelaufnahmen von 1/8.000 bis 30 Sek. und Langzeit (Bulb) und einen aktivierbaren 1. Verschlussvorhang. Der elektronische Verschluss bietet ebenfalls Zeiten von 30 Sek. bis 1/8000s, aber keine Bulb-Funktion.
Erweiterte optische 5-Achsen-Bildstabilisierung
Modernste Gyrosensoren und optimierte Bildstabilisierungsalgorithmen sorgen in der neuen Stabilisierungseinheit für eine effektive 7,0-stufige Korrektur von Verwacklungen der Kamera.
Autofokus
Schneller Hybrid-Autofokus mit verbesserter Geschwindigkeit, Präzision und Tracking. AF mit Augenerkennung in Echtzeit. Die Leistung des a7C ll AF-Systems hat sich mit der grundlegend optimierten Motiverkennung insgesamt stark verbessert. Deep-Learning-Technologien unterstützen die leistungsstarke Echtzeit-AF-Erkennung und ein zuverlässigeres Echtzeit-Tracking mit einem leistungsstärkeren schnellen Hybrid-Autofokus über einen größeren Bereich. Der schnelle Hybrid-Autofokus nutzt eine Kombination aus AF-Phasendetektion und AF-Kontrastdetektion, um sogar kleine Objekte oder Menschen vor einem dunklen Hintergrund präzise zu fokussieren.
Die gesammelten Daten werden von den Bildprozessoren in Verbindung mit der neuen KI-Verarbeitungseinheit in Echtzeit analysiert, um so möglichst optimale Ergebnisse des AF-Systems zu erzielen.
Mit 759 AF-Phasendetektionspunkten deckt er ca. 93% des Bildbereichs ab. Präziser AF auch bei schwachem Licht von -3,0 EV (rechts)
Anhand von Motivformdaten erkennt die aa7C ll jetzt Bewegungen und das menschliche Auge damit ca. 60 % besser als die Vorgängerversion. Anhand erlernter menschlicher Formen und Posen werden nicht nur Augen, sondern auch Körper- und Kopfposition präzise erkannt, um z.B. Personen zu fokussieren und nachzuverfolgen, die von der Kamera abgewandt sind oder eine Maske tragen.
Voreinstellungen mit neuen Creative Looks
Creative Look ermöglicht es mit zehn anpassbaren Voreinstellungen die Welt auf individuelle Weise einzufangen. Die Voreinstellungen lassen sich übernehmen oder über acht Parameter wie Kontrast, Sättigung und Schatten anpassen.
Sucher/Monitor
Elektronischer Sucher mit 2,35 Millionen Bildpunkten (OLED), und max.120 BpS. LCD-Display 7,5 cm (3 Zoll) TFT mit rd. 1,03 Mio Bildpunkte und Touch-Funktion, Das neue Display ist in 4-Achsen klapp- und drehbar. Die Touch-Funktionen funktionieren gut, und auch die neue Menüstruktur ist der richtige Weg, um die Bedienung der a7C ll deutlich zu vereinfachen!
Ausstattung und Schnittstellen
Leider hat die a7C ll nur einen Steckplatz für UHS-I- und UHS-II-SDXC-/SDHC-Speicherkarten. Der USB-C Anschluss der Kamera unterstützt USB 3.2-Übertragungsgeschwindigkeit (bis zu 10 Gbit/s). Dies ermöglicht die schnelle Datenübertragung per PC-Fernzugriff (Tethering) für eine reibungslose Handhabung großer Bilddateien. Für die schnelle Datenübertragung wird zusätzlich zum 2,4-GH-Band ein integriertes WLAN mit 5 GHz Bandbreite eingesetzt. Eine FTP-Übertragung von Dateien im Hintergrund findet automatisch statt, während die Kamera weiterhin aufnimmt. Akkulaufzeit (Fotos): Ca. 500 Aufnahmen. Alle Verbindungen und die Akkuabdeckung sind abgedichtet.
Mein Praxistest
Alle meine persönlichen Aussagen und Anmerkungen in diesem Bericht beziehen ausschließlich auf die mir zum Test überlassene Kamera/Objektiv-Kombination! Da ich über Fotografie schreibe, lasse ich auch die Video-Funktionen der Kameras im Grunde weitgehend außen vor. Die technischen Daten der Kameras drucke ich hier nicht komplett ab, sondern verweise mit einem Link auf die entsprechende Herstellerseite. In meinem Review erwähne ich die reinen technischen Daten nur punktuell, hauptsächlich da, wo Neuerungen bzw. Herausstellungsmerkmale zur Sprache kommen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass die kameraspezifischen Leistungsdaten in der Regel immer an optimale (Labor-)Bedingungen wie voller und neuer Akku, die schnellsten Speicherkarten und die Verwendung der Top-Objektive der jeweiligen Hersteller geknüpft sind. In der Praxis wird man daher meistens nur Ergebnisse erzielen, die knapp unter 100% der Papierform liegen.Eingesetzt wurden an der a7C ll folgende Objektive: das Sony E 2.8/24-70mm und ein Tamron 2.8/70-180mm DG DN OS.
Wenn nicht anders angegeben alle Bilder „out of Cam“! Leider waren die Wetterbedingungen während des Ausleihzeitraumes eher bescheiden, und nur ein Tag glänzte mit freundlichem Sonnenschein!
Die Beispielbilder
51mm; f/6.3; 1/100s; ISO 100
50mm; f/6.3 1/60s; ISO 100
24mm; f/8; 1/250s; ISO 100
70mm Tamron; f/3.5; 1/320s; ISO 100
180mm Tamron, f/3.5; 1/400s; ISO 100
35mm, f/9.0; 1/40s; ISO 100
70mm Tamron, f/5.0; 1/200s; ISO 100
70mm Tamron, f/6.3; 1/200s; ISO 100
180mm Tamron, f/6.3 1/200s; ISO 250
Gleiches Bild wie vor, Ausschnitt
71mm Tamron, f/6.3; 1/100s; ISO 100
Der Augen-AF
Bei schwachen Kontrastverhältnissen benötigt der Augen-AF etwas Zeit ein Auge zu finden, was sich z.B. bei Serienaufnahmen dahingehend auswirkt, dass das erste, „spontane“ Foto meist unscharf wird. Unten ein Beispiel:
180mm Tamron, f/2.8; 1/200s; ISO 100, Serienbild Nr. 1 – unscharf!
Serienbild Nr. 2 – scharf!
85mm Tamron, f/2.8; 1/160s; ISO 000, Tamron. Beim Referenztest mit extra weit aufgerissenen Augen sitzt der Augen-AF dagegen schon beim ersten Foto. Diese technisch bedingte Besonderheit ist in dieser Kameraklasse durchaus normal, und man muss seinen Arbeitsstil dahingehend entsprechend anpassen.
175mm Tamron, f/2.8; 1/200s; ISO 1600
70mm, f/6.3; 1/200s; ISO 100
Rauschverhalten
Das Rauschverhalten des überarbeiteten 33 MP-Bildsensors in der a7C ll ist bis 6400 ISO sehr gut, und auch bei 25.600 ISO immer noch ordentlich.
Für den ISO-Test nutze ich Filter von Kase, mehr Infos hier:
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Fazit
Die a7C ll ist eine technisch gut ausgestattete, sehr kompakte Kamera. Sie hat außen am Gehäuse größenbedingt weniger Bedienelemente als die großen Schwestern. Auf den klassischen „Joystick“ muss man hier leider verzichten. Dass Gehäuse, aus robusten Leichtmetallschalen-Kunststoff-Compound gefertigt, ist sehr gut verarbeitet. Alle Tasten, -hebel und Drehknöpfe sind wie bei Sony üblich relativ eng zu einander angeordnet. Für meine Hände ist auch diese Kamera definitiv zu klein. Mit ihrem Gewicht von 514 Gramm und ihrer Größe insgesamt ist das Handling mit lichtstarken Objektiven oder langen Brennweiten gewöhnungsbedürftig, da man hier eher ein Objektiv mit angehängter Kamera halten muss. Die Verarbeitung und die Haptik ist Sony-typisch sehr gut und wirkt robust.Angenehm fällt das neue Menü auf, das es auch in die neue a7C ll geschafft hat. Und tatsächlich geht in der Praxis alles einfacher und schneller. Einzig die Umgewöhnung auf das Einstellrad/Wippe braucht etwas Zeit. Über die Funktionstasten lassen sich die wichtigsten Einzel-Menüs schnell aufrufen und leicht bedienen.
Sony bietet mit dem überarbeiteten 33MP KB-CMOS-BSI-Bildsensor eine sehr gute Bildqualität. Die Bildanmutung gefällt mir fast besser als bei den 40MP-Sensoren. Die die Bildqualität kann auch bei den Kamera-JPGs auf ganzer Linie überzeugen. Insgesamt bietet der Sensor einen optimalen Kompromiss bei der Abbildungsleistung für die alltägliche Fotografie. Dabei ist die a7C ll gegenüber ihrer Vorgängerin auch deutlich flotter geworden, aber ein Performance-Monster ist sie nach wie vor nicht. Gut 11 B/s schafft die Kamera im Serienmodus. Die neue Bild-Engine mit AI-Unterstützung kommt mit der Verarbeitung der 33MP spielend zurecht. Das Rauschverhalten des 33MP-Sensors ist insgesamt sehr gut, bis 12.800 ISO hervorragend und auch noch bei 25.600 ISO brauchbar.
Das neue Hybrid-AF-System, mit der neuen KI-Verarbeitungseinheit inklusive Augen-AF mit einer überarbeiteten Motiverkennung entspricht nun auch hier endlich dem Stand Technik - ein wirklicher Fortschritt! Sony gönnt auch der a7C ll reichlich Fokus-Sensoren (759). So ist das Autofokus-System wirklich sehr schnell, und auch das Realtime-Tracking ist deutlich schneller und präziser als bei der Vorgängerin. Auf ein internes Fokus-Stacking muss man leider nach wie vor verzichten.
Der elektronische Oled-Sucher mit nur 2,35 Mio. Bildpunkten fällt eher unterdurchschnittlich aus, bietet allerdings eine Bildwechselfrequenz von bis zu 120 B/s. Das Touch-Display hat sich auflösungstechnisch leider nicht verbessert und bietet weiterhin nur rund 1,1 Mio. Bildpunkte bei 3 Zoll Bild-Diagonale.
Was mir bei den Sony-Kameras grundsätzlich sehr gut gefällt, ist die Möglichkeit, an der Kamera mit dem Sony-E-Mount-Bajonett eine Vielzahl an Objektiven, auch von Drittanbietern, einsetzen zu können. So konnten auch Objektive von Tamron und Viltrox an der Kamera problemlos zum Zuge kommen.
Die neue Sony a7C ll ist für mich „die“ moderne Vollformat-Taschenkamera mit einer sehr guten Bildqualität und einem wirklich gutem AF-System. Wenn es sein muss, kann sie auch „all-round“ ganz gut. Allerdings ist die Kompaktheit mit einem Anschaffungspreis von rund 2.300 € kein preiswertes Vergnügen.
Meine Bewertung:
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© Netzwerk Fotografie und Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, Sony