„Mein kleiner Bruder hat das 56er im Klo versenkt“
NF-Mitglied Sans Ear hat das Z-Sigma Contemporary 56mm/1,4 getestet. Für das Objektiv würde er lügen.Die neue (alte) APS-C-Objektiv-Serie von Sigma ist die letzte Chance für meine Z 50. Ich habe die Kamera zum hinteren Objektivdeckel degradiert, sie klebt seit geraumer Zeit am AF-S 300 PF. Das ist ganz lustig, deutet aber auf ein Problem hin: Nikon bleibt seiner Linie treu und produziert keine lichtstarken, hochwertigen und kompakten Autofokus-DX-Objektive. Das brandneue Z DX 24/1,7 ist ein guter Anfang, wie ich finde, aber einer mit Plastik-Bajonett. Das Angebot für APS-C-Sensoren ist in der Z-Welt insgesamt spärlich, unter den Fremdherstellern hat bislang lediglich Viltrox Objektive mit Autofokus gebaut. Seit neustem spielt auch Sigma mit.
Eigentlich ist die Z6II für mich die annähernd perfekte Kamera, sie produziert unheimlich schöne Bilddaten. Nur: Ich habe sie zu selten dabei. Das 85mm/1,8 S und die Z6II bringen 1175 Gramm auf die Waage. Der Meike-Handgriff MK- Z7G gibt der Z6II die richtige die Größe, wenn man mit ihr arbeitet, aber für die Freizeit ist das alles recht wuchtig. Die Z 8 würde ich noch seltener mitnehmen.
Das Sigma 56mm/1,4 Z wiegt zusammen mit der Z 50 lediglich 745 Gramm, der Unterschied von 430 Gramm ist (für mich mittlerweile) relevant. Und die Kombination ist kleiner, viel kleiner. Ich besitze eine winzige Lowepro-Tasche (TLZ Mini), da geht sie gut hinein. Das 56er ist seltsamerweise kürzer als das 30er Contemporary.
Fazit nach einigen Sekunden
Vor dem Test bin ich davon ausgegangen, dass der Vergleich zwischen der Z 50 plus Sigma 56mm mit der Z 6II plus Nikon Z 85mm windschief ist. Die Nikon-Kamera-Objektiv-Kombination ist einfach zu gut, ich würde sie auf die einsame Insel mitnehmen (und vielleicht noch um das Z 24mm/1,8 S ergänzen).Dass der Gedanke möglicherweise blödsinnig ist, wird beim ersten Blick auf das Z 50-Display deutlich, das 56er ist bereits bei Offenblende auffällig scharf – und gut.
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f1.4; 1/200; ISO 125
Natürlich zeichnet das 85er schon durch die (äquivalent) größere Blende etwas weicher und natürlich liefert die Z 6II angenehmere Bilddaten und ist die in jeder Hinsicht bessere Kamera. Aber bei guten Lichtverhältnissen und niedrigen ISO-Werten ist der Unterschied in der Bildqualität klein, zumindest kleiner als ich erwartet hätte.
NIKKOR Z 85mm F1.8 S an Nikon Z 6II. f1.8; 1/50; ISO 125
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 6II. f1.4; 1/80; ISO 125
NIKKOR Z 85mm F1.8 S an Nikon Z 6II. f2.2; 1/80; ISO 200
Weitere Beispielbilder
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f1.4; 1/4000; ISO 100
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f1.4; 1/400; ISO 125
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f1.4; 1/4000; ISO 125
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f4.5; 1/400; ISO 125
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f2.8; 1/100; ISO 250
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f1.4; 1/200; ISO 140
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f1.4; 1/2500; ISO 100
Nikon Z 85mm F1,8 S an Nikon Z6II. f1,8;1/60; ISO 360
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f1.4; 1/60; ISO 125
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f1.4; 1/500; ISO 100
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f1.4; 1/2500; ISO 100
Fazit nach einigen Tagen
Für den Test sind fast alle Beispielbilder bei Offenblende entstanden, auch dann, wenn es eigentlich nicht nötig war. Da DXO noch keine Objektivprofile für die neuen Z-Sigmas in PhotoLab hinterlegt hat, habe ich die Bilder in NX Studio geöffnet und ganz leicht angepasst.Das Contemporary ist an der Z 50 gut ausbalanciert, kompakt, uneingeschränkt offenblendtauglich, es zeichnet etwas wärmer als Z 85mm/1,8 und ist teilweise kontrastreicher. Die Vignettierung ist normal, das Verhalten in Gegenlichtsituationen hervorragend. Das Nikon-Bokeh gefällt mir besser, aber das ist letztlich Geschmackssache.
Der Preis: 499 Euro kostet das 56er für das Z-Bajonett derzeit, der Straßenpreis dürfte sich bei 399 Euro einpendeln (so viel zahlen Fujisten und Sonyaner).
Wäre ich ausschließlich in der APS-C-Welt unterwegs, gäbe es keine Fragen, ich würde mir das Contemporary zulegen. Beim Entwickeln der Z 50-Bilder jenseits von ISO 1000 drängt sich der Fotosnob in mir in den Vordergrund: „Hätte ich doch bloß die Z 6II mitgenommen.“ Wenn’s darauf ankommt, haben die Vollformat-Sensoren größere Reserven in der Nachbearbeitung.
Ein Rückdeckel für mein 300er wird die Z 50 nicht bleiben, die Kamera wohnt jetzt am 30er aus der Contemporary-Reihe, die Brennweite ist für mich alltagstauglicher als ein Portraittele (siehe: Kürzlich in der Kneipe).
Das 56er ist ein Testobjektiv von Sigma, das ich bald zurückschicken muss. Leichtfallen wird mir der Gang zur Post nicht. „Oh, es ist mir beim Angeln ins Wasser gefallen.“ Oder: „Oh, es wurde mir geklaut.“ Oder: „Mein kleiner Bruder hat mein Objektiv im Klo versenkt.“ Mir fällt keine Ausrede ein, die nicht völlig dämlich klingt. Schade.
SIGMA 56mm F1.4 DC DN | Contemporary an Nikon Z 50. f1.4; 1/200; ISO 220
Mehr Informationen
Die technischen Daten auf der Webseite von Sigma:Technische Daten
Beeindruckend kompakte Konstruktion mit bemerkenswerter Bildqualität.
www.sigma-foto.de
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