Gute Alternative zum Original von Sony
Die Firma Samyang aus Korea ist als Hersteller für gute manuelle Objektive ja ausreichend bekannt und hat einen guten Ruf. Seit einiger Zeit bietet Samyang auch Objektive mit Autofokus an. Im letzten Jahr konnte ich schon einmal das damals brandneue AF 2.8/14mm Super-Weitwinkel-Objektiv an einer Nikon D750 testen, wobei das Objektiv einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat:
Diesmal geht es um das Samyang AF 1.8/35mm FE mit Sony E-Mount-Anschluss aus der Tiny-Serie (Tiny steht für kompakte und leichte Objektive). Der Hersteller beschreibt das Objektiv so:“ Dieses leichte f/1.8-Objektiv wurde speziell für drei Hauptzielgruppen entwickelt: Street-Fotografen, Vlogger und Instagramer, die ein kompaktes Objektiv mit hoher Bildqualität suchen. Das neue Objektiv bietet eine herausragende Bildqualität bis in die Ecken bei einer maximalen Blendenöffnung von f/1.8 und ist mit seinem leisen Autofokus und seiner zuverlässigen Nachführleistung sowohl für Fotos als auch für Filmaufnahmen eine gute Wahl“.
Da die 35er Brennweite zu meinen Lieblingsbrennweiten gehört, steht sie doch für die klassische Streetfotografie, bin ich auf die Ergebnisse und das Handling schon gespannt.
Das Objektiv
Das Objektiv ist in Gemischtbauweise aus Kunststoff/Metall hergestellt. Das Bajonett ist aus Metall und sorgt so für eine stabile und eine zuverlässige Verbindung mit der Kamera. Es gibt nur einen anschlagfreien Drehring, der sowohl die manuelle Fokussierung als auch alternativ die Blendensteuerung übernehmen kann. Der „Funktionsring“ läuft angenehm geschmeidig. Haptisch fühlt sich das Teil sehr gut an. Die Kunststoff-Sonnenblende lässt sich leicht und einfach aufsetzen und rastet mit einem Klick ein.
Das Objektiv besitzt 10 Linsen in 8 Gruppen. Ein Ultra-Multi-Coating (UMC) sowie die vier Sonderlinsen, je zwei ASP (asphärisch) und zwei HR (hochbrechend), sollen Aberrationen, Ghosting, Flares und andere Abbildungsfehler verhindern. Die Blende hat neun abgerundete Lamellen, so dass sie auch bei abgeblendetem Objektiv relativ rund bleibt und für ein ordentliches Bokeh sorgt. Der Fokus wird von einem linearen Schrittmotor (LSTM) angetrieben, der sehr leise und schnell arbeitet. Das Objektiv ist mit 63,5 mm Länge und 65 mm Durchmesser (ohne Sonnenblende) erfreulich kompakt. Durch die kompakte Bauweise bringt es nur 210 Gramm auf die Waage. Das Filtergewinde mit 58mm Durchmesser erlaubt die Nutzung gängiger und relativ kostengünstiger Filter.
Ein Schalter mit zwei Positionen ermöglicht es, vorprogrammierte Funktionen abzurufen. Die Optionen können über die Lens Station und die Samyang Lens Manager Software programmiert werden. So kann man den benutzerdefinierten Schalter z.B. so programmieren, dass man im Modus 1 die Blende mit dem Drehring steuern und im Modus 2 auf manuellen Fokus umschalten kann (in diesem Fall wird die Blendensteuerung wieder von der Kamera übernommen). Der manuelle Fokus funktioniert linear.
Der neue Wetterschutz mit speziellen Dichtungen ermöglicht die Nutzung auch bei widrigen Bedingungen. Die Objektive der Samyang Tiny-Serie werden mit einem speziellen und nützlichen, kleinen formstabilen Köcher (in dem das Objektiv aufbewahrt werden kann), ausgeliefert. Dieser Köcher findet auf Grund seiner Kompaktheit sogar Platz in jeder Fototasche und bietet viel mehr Schutz als der übliche Beutel, der bei vielen Objektiven mitgeliefert wird.
Der Test
Alle Messwerte und Ergebnisse sind natürlich nur für das jeweils vorliegende Testexemplar gültig.Der Lichtabfall bei offener Blende, hier mittels Tontrennung verdeutlicht, ist deutlich zu sehen, fällt aber erstaunlicherweise bei Realbildern nicht wirklich auf, was auch für die folgenden Anmerkungen zur Schärfe gilt.
Die Schärfeleistung des Objektivs ist in den Ecken ganz gut, fällt aber merkwürdigerweise ab Blende 5.6 und 8.0 zur Mitte etwas ab. So liegt die förderliche Blende bei 2.8, fällt in der Schärfe bei f 5.6 und f 8.0 wieder etwas ab, um dann ab Blende 11 wieder besser zu werden. Das ist erstaunlich, denn so einen Schärfeverlauf habe ich bisher noch nicht gesehen. Auch der Kontrast ist bei offener Blende etwas schlechter, wird aber ab Blende 2.8 deutlich besser (s. förderliche Blende). Flares und Ghosting traten bei den Testfotos nicht auf, wohl aber leichte chromatische Aberrationen bei den Aufnahmen mit der Sony a7.
Die Schärfe ist bei offener Blende bis in die Ecken gut (hier die rechte obere Ecke).
Das Objektiv wird in Lightroom erkannt und automatisch korrigiert. Die automatische optische Korrektur, sowohl in der Kamera als auch im RAW-Konverter, kann aber die tonnenförmigen Verzeichnungen nicht völlig auskorrigieren. Das gilt gleichermaßen auch für DxO PhotoLab 5. Da muss man, falls nötig, händisch nacharbeiten.
Die Fotos
Das Objektiv wurde an einer Sony a7 und einer a7lV getestet. Alle Fotos (JPGs) kommen im Normalfall „out of camera“.a7lV, f/8.0; 1/30s; ISO 100
a7lV, f/8.0; 1/100s; ISO 100
a7lV, f/8.0; 1/200s; ISO 100
Der Ausschnitt zeigt, dass mit der Sony a7lV keine Farbsäume auftreten.
a7lV, f/5.6; 1/1250s; ISO 200
a7lV, f/8.0; 1/250s; ISO 200, hier mal als SW-Umwandlung. Die Kontraste könnten besser sein.
a7lV, f/8.0; 1/320s; ISO 200
a7lV, f/7.1; 1/320s; ISO 200
Der Ausschnitt zeigt auch hier den fehlenden Kontrast.
a7, f/1.8; 1/250s; ISO 100
Auch bei offener Blende und Gegenlicht zeigen sich keine Flares und Ghostings.
a7, f/4.0; 1/250s; ISO 200
a7, f/1.8; 1/125s; ISO 100
a7, f/8.0; 1/500s; ISO 100
a7, f/2.8; 1/100s; ISO 1600
a7, f/1.8; 1/500s; ISO 320. Das Bokeh ist bei offener Blende ok.
a7, f/8.0; 1/2500s; ISO 100
Fazit
In der Praxis erweist sich das Samyang AF 1.8/35mm FE als eine gute Alternative zu dem deutlich teureren Original von Sony. Es ist sehr kompakt und leicht, was mir sehr gut gefällt, weil es dadurch bei Fotospaziergängen eher unauffällig bleibt und meiner Passion Streetfotografie perfekt entgegenkommt. Die Abbildungsleistung ist bei Realbildern sehr gut, besonders wenn man etwas abblendet. Das Objektiv bringt seine gute Leistung auch bei Kameras mit 33 MP. Der Autofokus funktioniert bei allen Modi sehr präzise, ist schnell und dabei sehr leise. Das Bokeh ist in den meisten Situationen ordentlich. Eine Tendenz zu Farbsäumen bei großen Blendenöffnungen ist leider vorhanden, wird aber bei der Sony a7lV besser korrigiert als bei dem älteren Kameramodell. Vom Attribut „Spitzenobjektiv“ trennt das preisgünstige Samyang (ca. 445,- €) aber die etwas mäßige Kontrastleistung, vor allem bei offener Blende.Bewertung
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© Dieter Doeblin und Netzwerk Fotografie. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, M. Walter, Hersteller