Review Panasonic Lumix S1R

Panasonic Lumix S1R im Praxistest
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Gutes Handling!​

Review Panasonic Lumix S1R


Heute geht es um die Panasonic LUMIX S1R, eine Vollformatkamera mit 47,3 MP-CMOS-Sensor und einer umfangreichen Komplettausstattung inklusive 4K-Video. Laut Panasonic wurde die Kamera für professionelle Fotografen entwickelt und ist dank Front- und Rückwänden aus Magnesiumdruckguss sowie Dichtungen an jedem Anschluss, jedem Einstellrad und jeder Taste für den Einsatz auch unter erschwerten Bedingungen geeignet. Die Kamera ist staub- und spritzwassergeschützt und arbeitet zuverlässig bei Temperaturen bis zu -10°C. Dabei soll es keine Rolle spielen, ob man unter Studiobedingungen arbeitet, in Sachen Sport & Action seine Brötchen verdient oder zu Foto-Reportagen aufbrechen will, mit der „robusten LUMIX S1R und ihrem durchdachten Design und einem absolut sicheren Handling sowie einer intuitiven Bedienung im Einsatz“ soll man als Bildprofi immer erfolgreich abliefern können. Wie sich das Top-Modell aus dem Hause Panasonic im fotografischen Alltag schlägt, möchte ich herausfinden.

Die Kamera​

Produktbilder Panasonic Lumix S1R, links Vorderansicht, rechts Rückansicht


Wesentliche Merkmale der Lumix S1R (Auszug)
  • 47,3-Megapixel-CMOS-Sensor, mit Bayer-Filter und ohne Tiefpassfilter
  • Venus Engine, Dateiformate: RAW, JPG, HLG Foto, 6K Photo aus MP4-Video
  • ISO: Auto, 400-25600 (erweiterbar bis ISO 50-51200)
  • Sensorbasierte Bildstabilisierung IBIS, 5-Achsen-Sensorverschiebung
  • DFD-Hybrid-Autofokussystem (225 AF-Punkte)
  • Verschluss: Langzeitbelichtung, Mech. 60s – 1/8000s
  • Serienaufnahmen: 9 Bilder/s
  • High-Resolution Aufnahmen mit 187 MP
  • Elektronischer Sucher mit 5,76 Millionen Bildpunkten (OLED)
  • Voll schwenkbarer Touchscreen-LCD-Monitor, 8,1 cm (3,2 Zoll) mit 2,1 Mio. Pixeln
  • Zusatzdisplays zur Einblendung von Aufnahmeinformationen
  • Professionelle Videoaufnahme in 4K/60p, 4:2:2 10-Bit, sowie V-Log
  • Wi-Fi-Konnektivität und Fernsteuerung per Smartphone
  • Staub- und spritzwasserfestes Magnesiumgehäuse
Die kompletten technischen Daten findet man hier bei Panasonic.

Die Kamera kommt in einer sehr gediegenen Verpackung daher. Nach dem Auspacken hält man eine Kamera in der Hand, die sich vom ersten Moment an gut anfühlt. Das Gehäuse aus Magnesium-Druckguss ist sehr gut verarbeitet. Alle Steuertasten, -hebel und Drehknöpfe sind ergonomisch so angeordnet, dass der Benutzer sie während des Fotografierens gut erreichen kann. Für meine Hände könnte lediglich die Griffwulst etwas mehr Abstand (Höhe) zur vorderen Gehäusewand haben. Die Größe der Kamera ist ähnlich die der Leica SL2, und meiner Meinung nach ein sehr guter Kompromiss zwischen Kompaktheit und Handlichkeit. Mit ihrem Gewicht von 1.026 g ist sie kein Leichtgewicht, bietet dadurch aber eine sehr gute Ausbalancierung mit lichtstarken Objektiven und vermittelt auch das Gefühl von Robustheit. Die Haptik und die hochwertige Verarbeitung unterstreichen den Anspruch, hier ein Stück japanischer Wertarbeit in den Händen zu halten.

Panasonic Lumix S1R, links Grafik der Gummidichtungen am Gehäuse, rechts Detailaufnahme der beiden Kartenfächer


Für den Anschluss der Wechselobjektive hat sich Panasonic für das L-Mount-Bajonett entschieden. Das eröffnet dem User neben den Lumix-Originalobjektiven die Möglichkeit, auch Objektive von Leica, Leitz und Sigma, die die L-Mount-Alliance bilden, voll umfänglich zu nutzen.

Der Sensor
Panasonic verwendet einen klassischen (non-BIS) CMOS-Sensor mit 47,3 Megapixel mit IBIS und Bayer-Matrix. Das hohe Detailzeichnungsvermögen des hochauflösenden Vollformat-Sensors wird durch den Verzicht auf einen Tiefpassfilter nochmals erweitert. So sollen selbst feinste Motivstrukturen detailgenau im Bild erfasst werden. Darüber hinaus verbessern neue asphärische Mikrolinsen vor jedem Pixel die Lichterfassung durch den Sensor. Die Folge ist besonders geringes Rauschen selbst bei hohen ISO-Werten. Mit ihrem Arbeitsbereich von bis zu ISO 25.600 eignet sich die LUMIX S1R auch für den Einsatz unter schlechten Lichtverhältnissen. Wenn noch mehr Detailreichtum gefragt ist, hilft der High-Resolution-Modus weiter. Er kombiniert Informationen aus acht Bildern, die mit minimal per Sensor-Shift versetzten Sensorpositionen aufgenommen werden. Ergebnis bei der LUMIX S1R sind 187 Millionen Pixel mit 16.736 x 11.168 Pixel Auflösung, die als RAW-Datei gespeichert werden.

Doppelte Bildstabilisierung
Das 5-achsige Body Sensor-Shift-System kompensiert die Auswirkungen von Verwacklungen und erlaubt so um bis zu 5,5 EV längere Freihandaufnahmen. In Kombination mit dem 2-achsigen O.I.S. (Optical Image Stabiliser) in den Objektiven der LUMIX S Serie erhöht dieses Dual-I.S.-System den Kompensationsgrad auf 6-Stufen. Es gleicht diverse Kamerabewegungen sowohl bei Foto- wie Videoaufnahmen aus. Mit Hilfe modernster Technologie werden zur Schwingungsmessung nicht nur die Informationen eines Gyrosensors, sondern zusätzlich vom CMOS-Sensor und einem Beschleunigungssensor genutzt.

Panasonic Lumix S1R Grafik zur Bildstabilisierung


High-Speed-Fokussierung
Durch die Kombination von Kontrasterkennung und DFD-Technologie von Panasonic mit ultraschneller Verarbeitung entsteht ein gleichermaßen schnelles wie präzises Fokussiersystem. Um eine solch extrem leistungsstarke Fokussierung zu erreichen, kommunizieren der Bildprozessor Venus Engine, der CMOS-Sensor und die neuen LUMIX S-Objektive mit bis zu 480 B/s, so dass das System in 0,08 Sekunden reagieren kann. Der Autofokus arbeitet bis runter -6 EV. Die Fokussierung und Fokus-Verfolgung werden durch Technologie mit künstlicher Intelligenz verbessert. Sie kann Menschen, Katzen, Hunde und Vögel unterscheiden. Die Identifizierung des Motivs hilft dem System, Bewegungsmuster vorwegzunehmen. Damit kann der Autofokus das Motiv auch dann weiterverfolgen, wenn es sich von der Kamera abwendet. Bei Portraits unterstützen Gesichts-, Augen- und Pupillenerkennung die korrekte Fokussierung. Bewegte Motive können mit einer Geschwindigkeit von 9 B/s im AFS-Modus oder 6 B/s mit kontinuierlicher Fokussierung aufgenommen werden.

Der Verschluss
Die mechanische Verschlusseinheit des Schlitzverschlusses ist für 400.000 Betätigungen ausgelegt. Sie ermöglicht Belichtungszeiten von 30 min. bis 1/8,000s. Der elektronische Verschluss bietet Zeiten von maximal 30 Min. bis 1/2,000s. Mit dem elektronischen Verschluss ist lautlose Fotografie möglich. Ein externer Blitz kann mit der branchenweit kürzesten mechanischen Verschlusszeit von 1/320s synchronisiert werden.

Echtbild-Sucher und Monitor
Mit 5,76 Mio. Pixel bietet der OLED-Sucher der S1R eine hohe Auflösung und ein klares Bild. Der Echtzeitsucher arbeitet mit einer Bildwiederholrate von bis zu 120 B/s und einer praktisch nicht vorhandenen Verzögerung von nur 0,005s. So werden auch Bilder mit Bewegung und Schwenks sauber definiert wiedergegeben. Die hohe Auflösung in Verbindung mit einem Kontrastverhältnis von 10.000:1 sorgt für eine gleichermaßen differenzierte und detaillierte Wiedergabe.

Der 8,1-cm-Touchscreen-LCD-Monitor kommt mit einer Auflösung von 2,1 Mio. Pixeln und ist in drei Achsen beweglich gelagert. So erleichtert er sowohl im Hoch- wie Querformat Aufnahmen mit erhobener oder abgesenkter Kamera. Nachtmodus, LiveView-Boost und beleuchtete Tasten helfen beim Fotografieren im Dunkeln. Dank eines großen hintergrundbeleuchteten Info-LC-Displays auf der Oberseite der Kamera kann der Fotograf wichtige Aufnahmeeinstellungen mit einem Blick kontrollieren. Ein zusätzliches Schulterdisplay (LCD) zeigt eine Vielzahl von Aufnahmeinformationen an.

Ausstattung und Schnittstellen
Doppelte Speicherkartensteckplätze erlauben den Einsatz von SD- (UHS-II), und XQD sowie CFexpress-Karten. Neben USB-C sind alle notwendigen Anschlussbuchsen vorhanden. Diese sind mittels Gummikappen gut gegen Staub und Feuchtigkeit geschützt.

Die LUMIX S Kameras sind kompatibel mit der LUMIX Tether-Software, die die Fernsteuerung der Kamera über USB von einem PC aus sowie das Live-Streaming und die direkte Übertragung von Bildern während der Aufnahme auf einen PC erlaubt. LUMIX Sync ist eine Smartphone-App, die die Fernsteuerung der Kamera und die Fotoübertragung von der Kamera auf das Smartphone/Tablet ermöglicht. Die Kompatibilität mit Bluetooth 4.2 gestattet eine ständige Verbindung mit einem Smartphone oder Tablet bei minimalem Stromverbrauch und ermöglicht es, die Kameraeinstellungen zwischen mehreren LUMIX S1-Gehäusen zu teilen. Wi-Fi 5GHz (IEEE802.11ac) bietet neben 2,4GHz (IEEE802.11b/g/n) eine sichere und schnellere Verbindung zu Smartphones/Tablets für Fernbedienung und Bild-/Videoübertragung.

Die Kamera kann bequem über USB-C aufgeladen werden, um die Aufnahmekapazität unterwegs zu erweitern. Das mitgelieferte Ladegerät ermöglicht ein schnelles Aufladen der Akkus in ca. 2 Stunden. Die Kamera kann während des Ladevorgangs über diesen Adapter verwendet werden.

Die L-Mount-Alliance

Familienfoto aller Produkte der L-Mount Alliance


Da auch die Lumix S1R mit einem L-Mount-Objektivbajonett ausgestattet ist, kann man hier, entgegen den meisten Mitbewerbern in dieser Kategorie, problemlos auf Objektive von Drittherstellern zurückgreifen, zumindest auf die der Hersteller, die sich dieser so genannten L-Mount-Alliance angeschlossen haben. Das sind zurzeit Leica, Panasonic und Sigma sowie Leitz mit seinen Cine-Objektiven. Da ich, natürlich zufällig, noch ein Sigma 2/24mm mit L-Mount zur Hand hatte, konnte ich auch damit eine Reihe von Aufnahmen mit der S1R machen.

Zu meinem Praxistest​

Alle meine persönlichen Aussagen und Anmerkungen in diesem Bericht beziehen ausschließlich auf die mir zum Test überlassene Kamera und Objektive. Da ich über Fotografie schreibe, lasse ich auch die Video-Funktionen der Kameras im Grunde weitgehend außen vor. Die technischen Daten der Kameras drucke ich hier nicht komplett ab, sondern verweise mit einem Link auf die entsprechende Herstellerseite. In meinem Review erwähne ich die reinen technischen Daten nur punktuell, hauptsächlich da wo Neuerungen bzw. Herausstellungsmerkmale zur Sprache kommen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass die kameraspezifischen Leistungsdaten in der Regel immer an optimale (Labor-)Bedingungen wie: voller und neuer Akku, die schnellsten Speicherkarten und die Verwendung der Top-Objektive der jeweiligen Hersteller, geknüpft sind. In der Praxis wird man daher meistens nur Ergebnisse erzielen, die knapp unter 100% der „Papierform“ liegen.

In meinem Praxistest geht es darum, herauszufinden, ob sich eine Systemumstellung von der Spiegelreflex zur spiegellosen FX-Kamera, die mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden ist, lohnt. Mir reicht (bisher) meine DSLR mit 24 MP für alle meine fotografischen Aufgaben aus, ein Umstieg müsste also erhebliche Vorteile in allen Bereichen bieten.


Nach einem kurzem Vertraut machen mit der Kamera ging es wie immer nach draußen in meinen Kietz zu einem ersten Fotospaziergang. Hierbei soll sich zeigen, wie intuitiv eine Kamera zu bedienen ist. Die Lumix S1R hat außen am Gehäuse 28 (!) Bedienelemente. Panasonic begründet das mit dem Argument, dass so alle wichtigen Einstellungen für den Profi ohne das Menü zu bemühen möglich wären. Mir sind das deutlich zu viele. Dass es auch anders geht, beweist Leica mit der SL2. Sie kommt gehäuseseitig mit nur 13 Bedienelementen aus! Das Menü der S1R ist zwar einigermaßen logisch strukturiert, allerdings in der Bedienung doch etwas hakelig.

Für den ersten Tag habe ich mich im Wesentlichen wieder mit One-Shot Aufnahmen und fester ISO begnügt. Das Kamera-Profil wurde auf Standard eingestellt. Aufgezeichnet habe ich sowohl RAWs als auch JPGs, so wie ich das immer handhabe. Als erstes schaue ich mir nach der Rückkehr immer die Kamera-JPGs an. Was die Lumix S1R in dieser Hinsicht zu bieten hatte, war sehr gut. Die JPGs wirken farblich ausgewogen und scharf.

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

Sigma 2/24mm; f/5.0; 1/1000s; ISO 640

Hier auch wieder der schon obligatorische „Rote Roller“…

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

Sigma 2/24mm; f/5.0; 1/400s; ISO 640

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

70mm; f/8; 1/500s; ISO 400

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

70mm; f/8; 1/125s; ISO 400

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

24mm; f/8; 1/320s; ISO 400

Vier Serienaufnahmen mit der Panasonic Lumix S1R

24mm; f/8; 1/160s; ISO 400. Serienaufnahmen (Auszüge) mit elektronischem Verschluss, bei diesen Einstellungen sind keine „Rolling-Shutter-Effekte“ zu sehen!

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

24mm; f/8; 1/40s; ISO 400

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

24mm; f/4; 1/500s; ISO 800

L-14.jpg

Sigma 2/24mm; f/2.2; 1/60s; ISO 2000

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

24mm; f/4; 1/60s; ISO 1250

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

24mm; f/4; 1/60s; ISO 1250

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

24mm; f/8; 1/15s; ISO 800

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

24mm; f/8; 1/320s; ISO 800

Der nächste Fotospaziergang führte mich in die Westruper Heide bei Recklinghausen. Das Wetter war nun eher herbstlich mit überwiegend bewölktem Himmel.

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

70mm; f/7.1; 1/160s; ISO 800

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

24mm; f/7.1; 1/800s; ISO 800

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

70mm; f/7.1; 1/160s; ISO 800

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

70mm; f/7.1; 1/160s; ISO 800

Die bei diesem Wetter und Licht herrschenden Kontraste stellen hohe Ansprüche an die Belichtung, und anhand der auch entstandenen Kamera-JPGs lassen sich die Vorteile einer RAW-Aufnahme gut aufzeigen, da sich hier bei der Entwicklung noch alles zu einem guten Ergebnis bringen lässt, selbst wenn man bei der Aufnahme gepatzt hat.

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R

24mm; f/5.6; 1/4000s; ISO 800. hier das Kamera JPG…

L-24.jpg

…und hier als RAW in Lightroom ausentwickelt.

Hier noch ein weiterer Vergleich, diesmal mit DxO PhotoLab 5:

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R. links als RAW entwickelt, rechts Kamera-JPG

24mm; f/3.5; 1/1300s; ISO 400

Beispielbild mit der Panasonic Lumix S1R, Nachtaufnahme links mit 6400 ISO, rechts 12800 ISO

Auch die High-ISO-Aufnahmen entsprechen Top-Niveau, das auftretende Rauschen bleibt harmonisch und zeigt, auch bei 100%, keine Artefakte.

Fazit​

Wer ein etwas größeres und schwereres Kameragehäuse bevorzugt, ist mit der Lumix S1R gut bedient. Durch das Mehr an Platz werden dem User relativ große Bedienelemente geboten, die auch mal das Fotografieren mit Handschuhen erlauben. Erstaunlicherweise bleibt das Handling hinsichtlich der Bedienung, trotz der vielen Hebel und Schalter, nach einer kurzen Eingewöhnungszeit sehr gut. Einzig über die Position des Ein-/Ausschalter stolpert man immer wieder, vor allen dann, wenn man aus Gründen des Energieverbrauchs die Kamera häufiger, auch während einer Session, abschaltet. Ungewöhnlich, aber praktisch ist ein frei belegbarer Sperrschalter, mit dem man bestimmte Funktionen gegen eine unbeabsichtigte Verstellung sichern kann. Gut gefällt mir auch, dass sich einige Tasten im Dunkeln beleuchten lassen und dass wichtige Parameter wie Akkustand und verbleibende Restbilder auch im ausgeschalteten Zustand im Schulterdisplay angezeigt werden.

Das Menü ist klar in Haupt- und Untermenüs unterteilt. Da die Kamera eine Vielfalt an Funktionen und Einstellmöglichkeiten bietet, ist ein gut strukturiertes Menü allerdings auch erforderlich. Da auch Panasonic (leider) seine eigene Nomenklatura verwendet, muss man sich diese für die Bedienung erst einmal drauf schaffen. Natürlich bietet die Lumix auch ein individuell konfigurierbares „Quick-Menü“, sowie drei persönliche Menüs an, deren Nutzung sich für flottes Arbeiten empfiehlt.

Sehr gut gefallen hat mir auch der elektronische Sucher, hier hat Panasonic seine Erfahrung aus dem Videobereich konsequent genutzt! Mit einer Auflösung von 5,76 Millionen Punkten und seinem hervorragenden Kontrastverhalten sowie der (einstellbaren) Bildfrequenz von 120 fps ermöglicht er eine flüssige Darstellung mit kaum wahrnehmbaren Dunkelpausen, und er wirkt sehr natürlich. Der Monitor lässt sich nach oben (100 Grad) und unten (45 Gad) sowie nach rechts (60 Grad) klappen, ist aber leider nicht voll beweglich, wie üblicherweise bei anderen Panasonic-Kameras.

Der 5-Achsen-Bildstabilisator mit Sensorverschiebung (IBIS), der sich mit dem Bildstabilisator im Objektiv kombinieren lässt, funktioniert gut und schnell. Mit einem Zugewinn von 5,5 EV entspricht er dem heutigen Standard. Ein Herausstellungsmerkmal ist die „I.S. Status-Anzeige“, die mittels eines sich bewegenden grünen Punktes anzeigt, wie ruhig die Kamera gehalten wird und ob die Stabilisierung ausreichend wirkt.

Die IBIS-Funktion wird auch für so genannte HR (High-Resolution) -Aufnahmen mit einer Auflösung von 187 MP genutzt. Dabei wird der Sensor mehrfach minimal verschoben, die so entstandenen Aufnahmen zu einem RAW verrechnet und so eine um den Faktor 4 höhere Auflösung ermöglicht. Allerdings ist dieses Verfahren nur mit Stativ und auf statische Motive anwendbar. Das funktioniert mit der S1R einwandfrei, ist aber nur sehr, sehr begrenzt nutzbar – und ist, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Bildqualität hinsichtlich der Auflösung im Normal-Modus für eigentlich alle fotografischen Aufgaben, die man typischerweise mit einer FX-Format-Kamera erledigt, locker ausreicht, auch nicht wirklich wichtig.

Panasonic nutzt in der S1R im Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern keine Phasen-Detektionspixel auf dem Sensor (Hybrid-AF), sondern einen Kontrast-Autofokus, der durch die hauseigene DFD-Technologie (Depth From Defocus) erweitert wird. Die Anzahl der Fokuspunkte (225) und deren Anordnung auf dem Sensor (es wird nur ein oval-förmiger Bereich auf dem Sensor abgedeckt), entspricht dagegen leider nicht dem Standard einer Top-Kamera.
Korrektur/Nachtrag: Laut Panasonic decken die 225 Fokuspunkte nach einem entsprechenden Update nun ein großes rechteckiges Bildfeld ab!
Der Autofokus bietet auch die Modi Personen- und Tiererkennung einschließlich eines Augen-AF. Der Augen-AF funktioniert in der Praxis leider nur bei gutem Licht (Kontrast) und Teleeinstellungen sowie einer mäßigen Bildrate einigermaßen zuverlässig. Lässt man den Augen-AF außen vor, funktionierte der AF einschließlich des AF-Trackings im Praxistest gut. Für schnelle Mannschaftssportarten und andere Actionfotografie ist die Kamera allerdings eher nicht zu empfehlen.

Der hochauflösende (non-BSI) CMOS-Sensor kann mit einer sehr guten Bildqualität überzeugen. Die kameraeigenen JPGs wirken bei eingestelltem Kamera-Profil „Standard“ allerdings sehr flach, da Panasonic hier anscheinend von Haus aus eher eine sehr neutrale Variante bevorzugt. Das war für mich erst einmal ungewohnt, ist aber durch eine andere Wahl des Kamera-Profil leicht zu ändern. Das Rauschverhalten der S1R war auch bei den Einstellungen 6.400 und 12.800 ISO noch sehr gut, und kann mit den Sony-basierten Bildsensoren durchaus mithalten.

Insgesamt hat mir die Panasonic Lumix S1R sehr gut gefallen. Größe und Gewicht kommen mir sehr entgegen, und auch die Tatsache, dass durch das L-Mount-Bajonett eine große Zahl an Objektiven zur Verfügung steht, unterstreicht meinen Gesamteindruck. Da für meine Art zu fotografieren die Performance einer Kamera eher nicht entscheidend ist, zählen für mich eine gute Bildqualität, ein gutes Handling und eine möglichst einfache Bedienung. Etwas unterdurchschnittlich ist sowohl die geringe Anzahl der Fokuspunkte und deren Verteilung auf der Sensorfläche. Einen zusätzlichen Punkt kann die S1R dann aber wieder mit einem momentan sehr günstigen Preis machen. Bei einem Straßenpreis von unter 3.000 Euro ergibt sich ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis, und ich vergebe daher hier 4 von 5 Sternen.

Apropos Bewertung: Für die laufende Artikelserie zu den Top-DSLM muss ich natürlich bei unserem alten System bleiben. Ab 2022 wollen wir das Bewertungs-System dann etwas modifizieren.

Weitere Informationen​

Panasonic Lumix S1R
Panasonic Lumix S1R – technische Daten
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Bewertung​

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© Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, Panasonic

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