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Eine Masterclass für den Einsatz von Licht und Belichtung​

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Fotografie ist eine Kunstform, die laut Freeman in hohem Maße von der Fähigkeit abhängt, Licht zu verstehen und zu beherrschen. Dieses Buch nimmt sich der anspruchsvollen Aufgabe an, Fotografen auf eine detaillierte Reise durch die Welt des Lichts und dessen Schatten zu führen. Der Autor wählt einen ungewöhnlichen Ansatz, der über die technischen Grundlagen hinausführt und sich auch auf die ästhetischen und emotionalen Aspekte des Lichts in der Fotografie konzentriert. Michael Freeman betont, dass das Verständnis und die Beherrschung von Licht und Schatten entscheidend für die Schaffung ausdrucksstarker fotografischer Werke sind. Dazu beschreibt er in der Einleitung zwei Ansätze folgendermaßen:

„Viele Fotografen sind fasziniert von der Art und Weise, wie Licht auf eine Oberfläche fällt oder die ganze Szene einhüllt, und schätzen die Präsenz von Schatten. Das gilt auch für mich. Lassen Sie es mich als vom Licht getriebene Fotografie bezeichnen. In ihr haben Licht und Schatten einen großen Anteil an der Bildwirkung oder stellen sogar das Hauptmotiv der Aufnahme dar.

Der zweite Ansatz ist die Partnerschaft zwischen Licht und Schatten. Das eine kann es nicht ohne das andere geben, wobei das Licht die größte Aufmerksamkeit genießt, während Schatten oft als Nebenprodukt angesehen werden. In der Tat sind Schatten, rein technisch gesehen, ein Nebenprodukt von Licht, doch in visueller und kreativer Hinsicht handelt es sich bei Licht und Schatten um gleichberechtigte Partner.“

Die Struktur des Buches folgt einer logischen Abfolge von der Theorie zur Praxis, wobei jedes Kapitel ein spezifisches Thema ausführlich behandelt.

Über das Buch:​

Das Buch gliedert sich in sieben Kapitel, die sich jeweils intensiv mit verschiedenen Aspekten des Einsatzes von Licht in der Fotografie auseinandersetzen. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf der technischen Anwendung von Licht, sondern auch auf seiner gleichsam weltanschaulichen und psychologischen Wirkung. Der Leser wird durch komplexe Konzepte geführt, die von der physikalischen Natur des Lichts und der zugehörigen Schatten bis zu seiner symbolischen Bedeutung reichen.

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Inhalt und Struktur:​

Das Buch beginnt mit einer Einführung in die Grundlagen der Lichttheorie, wobei der Autor betont, wie essenziell ein tiefes Verständnis von Licht und Schatten für die Erstellung visuell ansprechender Bilder ist. Es folgen detaillierte Ausführungen zu verschiedenen Lichtszenarien und deren Einfluss auf die Fotografie. Der Inhalt ist in klar definierte Abschnitte gegliedert, die sich mit Themen wie der Helligkeit der Dinge, grundlegenden Lichtszenarien, der Verarbeitung von Lichtinformationen und schließlich den stilistischen Aspekten der Lichtanwendung befassen.

Einleitung – Das Wesen des Lichts:
Der Autor beginnt mit einer grundlegenden Betrachtung über Licht und Schatten und deren Bedeutung in der Fotografie. Freeman argumentiert, dass das Licht nicht nur ein reines Werkzeug, sondern ein zentraler Akteur in der Schaffung visueller Kunst ist.

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1. Die Liebe zum Licht:
Im ersten Kapitel widmet sich der Autor der emotionalen Verbindung, die Fotografen zum Licht aufbauen. Es wird erörtert, wie Licht die Wahrnehmung eines Bildes beeinflusst und wie Fotografen durch das Studium seiner Nuancen tiefere und bedeutungsvollere Bilder schaffen können, z. B. durch Helligkeitskonstanz, Schwarz und Weißpunkte, Schatten öffnen oder Tonwertangleichung.

2. Die Helligkeit der Dinge:
Hier wird die technische Seite der Lichtinteraktion mit verschiedenen Oberflächen und Materialien diskutiert. Der Autor erklärt, wie unterschiedliche Texturen und Farben das Licht reflektieren oder absorbieren und welche Auswirkungen dies auf die Bildgestaltung hat. Er stellt dazu fünf besondere Aspekte vor: „… zunächst die Helligkeit der Dinge, die sich über deren Reflexionseigenschaften definiert. Anschließend kommt das Licht zum Tragen, das auf die Szene fällt, sowie dessen Stärke und Beschaffenheit (gesprenkelt oder schattiert, hart oder weich). Dann folgt die Art der Darstellung, vom Handydisplay über Fernseher oder Projektoren bis hin zu Papierabzügen. Jede Variante lässt die Farben und Kontraste im wahrsten Sinne des Wortes in einem anderen Licht erscheinen.“

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3. Grundlegende Szenarien:
Dieses Kapitel behandelt verschiedene Lichtszenarien, mit denen Fotografen häufig konfrontiert werden, und gibt technische Ratschläge zu deren Nutzung. Von natürlichen bis zu künstlichen Lichtquellen wird jede Situation detailliert analysiert. Die meisten dieser Ratschläge beziehen sich auf die Beleuchtungsrichtung. Freeman stellt klar, welch bedeutende Auswirkungen eine relativ geringfügige Änderung des Einfallswinkels des Lichts auf eine Szene, die Qualität der Beleuchtung und die visuelle Präsenz des Motivs haben kann. Es werden aber auch weitere typische Szenarien beschrieben, wie Gegenlicht oder Kantenlicht.

4. Lichter:
Das Kapitel beginnt gleich mit der Aussage: „In der Welt von Licht und Schatten spielen sich die wirklich interessanten Dinge nicht in den Mitteltönen, sondern an den jeweiligen Enden der Tonwertskala ab.“

In einer ersten Annäherung wird die Bedeutung der Lichter innerhalb der Tonwertskala und ihre Rolle bei der Erzeugung von Tiefe und Charakter diskutiert. Der Autor zeigt, wie extreme Lichtverhältnisse genutzt werden können, um visuell beeindruckende Bilder zu schaffen.

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5. Schattenlande:
Als Nächstes widmet sich Freeman den Schattenbereichen eines Bildes: „Schatten bieten dagegen den größten Ermessensspielraum in ihrer Varianz und Ausgestaltung. Aktuell herrscht der Trend vor, Schatten zu öffnen, um Details zu offenbaren, was ich persönlich nicht in jedem Fall für einen erstrebenswerten Ansatz halte.“

Schatten werden nach Freeman oft vernachlässigt, aber in diesem Kapitel wird ihre Bedeutung hervorgehoben. Der Autor beschreibt, wie Schatten entscheidend zur Bildkomposition beitragen können und wie sie verwendet werden, um Stimmung und Kontext zu vermitteln. Dazu werden die unterschiedlichen Schattenvarianten, wie z. B. fliehende, offene, volumetrische oder abgestufte Schatten vorgestellt und analysiert.

6. Bildverarbeitung:
Freeman betrachtet die Integration von Belichtung und Bildverarbeitung als einen kohärenten Prozess. Der Autor argumentiert, dass die nachträgliche Bearbeitung von Bildern genauso wichtig ist wie die ursprüngliche Aufnahme. Dazu stellt er klar:

„Zu Zeiten der Analogfotografie, als mit der Belichtung des Films der Vorgang des Fotografierens abrupt beendet wurde, unterschied man lediglich zwischen Belichtung und Entwicklung als zwei voneinander unabhängigen Vorgängen. … Heute erfolgt die Bildverarbeitung direkt in der Kamera nach dem Loslassen des Auslösers, wenn Sie nicht aktiv eingreifen. … Die Dinge haben sich (grundlegend, L.S.) verändert, da die digitale Fotografie Belichtung und Verarbeitung miteinander verschmolzen hat.“

7. Stil:
Das Schlusskapitel fasst die zuvor diskutierten technischen und theoretischen Aspekte zusammen und konzentriert sich auf deren Anwendung bei der Entwicklung eines persönlichen fotografischen Stils. Insbesondere werden verschiedene Beleuchtungsstile und deren Einfluss auf die Bildgestaltung vorgestellt.

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Stärken des Buches:​

Das Buch zeichnet sich durch umfassende technische Erläuterungen und profunde weltanschauliche Einsichten aus. Dem Autor gelingt es, komplexe Konzepte anschaulich und ansprechend zu vermitteln. Besonders wertvoll sind die vielen praktischen Beispiele und Tipps, die dem Leser helfen, das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen.

Dazu enthält jedes Kapitel neben theoretischen Erklärungen zahlreiche praktische Beispiele, die dem Leser helfen, das Gelernte in seine individuelle Praxis zu übertragen. Der Autor stellt verschiedene Lichtszenarien vor und erklärt, wie man sie in unterschiedlichen fotografischen Genres wie z. B. Landschafts-, Porträt- und Straßenfotografie einsetzen kann. Diese Abschnitte sind besonders wertvoll für Fotografen, die ihre technischen Fähigkeiten verbessern und gleichzeitig ihren künstlerischen Ausdruck verfeinern möchten.

Schwächen des Buches:​

Obwohl das Buch viele Stärken hat, könnte es für Anfänger ohne grundlegende Kenntnisse der Fotografie herausfordernd sein. Der tiefgehende und teilweise technische Inhalt setzt ein gewisses Maß an Vorwissen voraus, das nicht unbedingt bei jedem Leser vorausgesetzt werden kann.

Fazit:​

Dieses Buch ist eine umfassende und tiefgründige Ressource für Fotografen, die daran arbeiten, ihre Fähigkeiten in der Lichtgestaltung zu verbessern. Es bietet eine einzigartige Kombination aus technischer Anleitung, philosophischer Reflexion und praktischer Anwendung, die es von anderen Fotolehrbüchern unterscheidet. Durch den ganzheitlichen Ansatz des Autors wird die Fotografie nicht nur als Handwerk, sondern auch als Kunstform vermittelt, die ein fundiertes Wissen und ein sensibles Verständnis von Licht und Schatten erfordert.

Bewertung​

Von mir dafür viereinhalb Sterne.
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Das Buch​

Michael Freeman. Licht und Schatten erschien in der ersten Auflage am 20.02.2023 im dpunkt.verlag. 176 Seiten, komplett in Farbe, Klappenbroschur.
ISBN Print: 978-3-86490-988-7
Preis: € 29,90

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Alle Infos zum Buch inkl. Leseproben auf der Webseite des dpunkt.verlags:

Bildnachweis: ©dpunkt.verlag
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