Review FUJIFILM GFX 100

FUJIFILM GFX 100 im Praxistest
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Die wahre Qualitätsoffensive​

Fujifilm GFX 100 auf Schreibtisch neben Tastatur. Startbild zum Review der Mittelformatkamera


Rund zwei Monate lang hatte ich mich damit beschäftigt, alle Kamera-Topmodelle aus der Kategorie FX-Format DSLM unter die Lupe zu nehmen (das Resümee könnt ihr hier lesen). In dem Zusammenhang kam bei mir die Frage auf, ob und wie die durchweg sehr gute Bildqualität der getesteten Kameras noch zu überbieten wäre, wenn möglich auch noch ohne den Preisrahmen der Top-FX-Kameras zu verlassen. In Frage kommt da nur das Mittelformat. Richtig interessant würde es, wenn der Gehäusepreis unter dem der Sony Alpha 1, für die momentan 7.300 Euro aufgerufen werden, liegen würde.

Gesucht und gefunden: Fuji bietet seit kurzem die neue GFX100s für ca. 6.000 Euro an und würde somit die Bedingungen erfüllen. Auf meine Anfrage hin konnte mir Fujifilm kurzfristig nur eine GFX100, dass gehäusemäßig größere Modell, zur Verfügung stellen. Da die Kameras technisch hinsichtlich Sensor, Verschluss usw. identisch sind, sollte diese Kamera hinsichtlich meiner Fragestellung also die gleichen Ergebnisse liefern. Und vorweg: die Ergebnisse übertrafen alles was ich bisher an (digitaler) Bildqualität in einem Review erlebt habe – und das sogar bei einem durchaus noch guten Handling!

Der Unterschied​

Schematische Darstellung: Sensorgrößenvergleich Kleinbild und Mittelformat


Im Gegensatz zum KB-Format mit 24x36 mm war das analoge Mittelformat nicht über eine einheitliche Negativgröße definiert und mit unterschiedlichen Abmessungen am Markt vertreten. Letztendlich wurden alle Formate, die auf dem 120er Rollfilm basierten, als das „Mittelformat“ bezeichnet. In der digitalen Welt hat sich diese Formatvielfalt hinsichtlich einer Kategorisierung leider fortgesetzt – eine einheitliche Größe für einen „Mittelformatsensor“ gibt es auch heute noch nicht.

Wie man dem Größenvergleich der Formate entnehmen kann, ist das gebräuchlichste digitale Mittelformat mit 43,8x32,9 mm deutlich kleiner als das kleinste analoge mit 56x41,5 mm; erst recht im Vergleich zum damals üblichen Aufnahmeformat z.B. in der Sach- und Modefotografie, die in der Regel im 6x7 Format stattfand. Umso erstaunlicher ist der deutliche Qualitätsabstand, den heute eine Fuji GFX100 gegenüber den FX-Top-Kameras bietet! Ein wichtiger Unterschied liegt neben der größeren Sensorfläche z.B. darin, dass die GFX 100 ihre RAWs mit 16 Bit abspeichert und so eine höhere Farbtiefe erreicht. Natürlich ist es richtig, dass auch schon zu analogen Zeiten Welten zwischen dem Kleinbild und dem Mittelformat lagen, da die physikalischen Gesetze immer schon die gleichen waren. Es galt schon immer: größeres Negativ = mehr Information = mehr Qualität.

Die Kamera​


2 Produktbilder der FUJIFILM GFX 100, links Vorderansicht, rechts Rückansicht


Die wesentlichen Merkmale der FUJIFILM GFX100
  • 102-Megapixel-Sensor mit einer großformatigen Diagonale von 55 mm
  • X-Prozessor 4
  • 16 Bit RAW-Speicherung
  • Sensorbasierte Bildstabilisierung IBIS
  • Zusätzliche Antischock-Aufhängung
  • Schnelles und präzises Hybrid-Autofokus-System
  • Elektronischer Sucher mit 5,76 Millionen Bildpunkten
  • Klappbares 8,1 cm (3,2 Zoll) Touchscreen-LCD mit 2,36 Millionen Pixeln
  • Zwei Zusatzdisplays zur Einblendung von Aufnahmeinformationen
  • Professionelle Videoaufnahme in 4K/30p (inkl. F-Log)
  • Wi-Fi-Konnektivität und Fernsteuerung per Smartphone
  • Filmsimulationsmodi (inkl. ETERNA)
  • Blitzschuh für externen Blitz (FUJIFILM TTL)
Wer mehr zu den technischen Daten der GFX100 wissen möchte, findet alle Infos hier.

Schematische Darstellung des Kameragehäuses, recht Foto Magnesiumgehäuse der FUJIFILM GFX 100


Wenn man den „Full-Body“ der Fujifilm GFX100 zum ersten Mal in die Hand nimmt ist man überrascht über das Gewicht. Sie sieht viel schwerer aus, als sie eigentlich ist. Dass metallgraue Erscheinungsbild der Kamera, das ein wenig nach Kunststoff aussieht, täuscht, denn das Gehäuse besteht komplett aus Magnesium, wirkt sehr stabil, und fühlt sich gut an. Die Verarbeitung ist tadellos und trägt ihren Teil zur guten Haptik bei.

F-05.jpg


In der Praxis gestaltet sich die Handhabung ähnlich der mit einer Nikon D6 oder Canon 1DX.

Da die GFX-Reihe sich ausdrücklich nicht als reine Studiokamera-Serie versteht, ist die GFX100 sehr robust gebaut und darüber hinaus auch wetterfest. Das Gehäuse ist sorgfältig mit Dichtungen versehen und sowohl wasser- als auch staubgeschützt.

Die GFX100 ist gehäuseseitig mit einem neue entwickelten 5-Achsen-Bildstabilisierungssystem (IBIS) ausgestattet. Und zusätzlich wurde die Verschlusseinheit schockabsorbierend federnd gelagert. Diese Aufhängung ist ein Novum, welche mögliche Vibrationen zusätzlich minimieren soll.

Detailbilder der FUJIFILM GFX 100: links 5-Achsen Bildstabilisierung (IBIS), rechts Shockabsorber an der Verschlusseinheit


Mit diesen Features ermöglicht es die Fuji GFX 100, auch mit 100 Megapixeln aus der Hand absolut scharfe Fotos zu machen. Die Bildstabilisierung greift sehr schnell und ist auch mit objektiveigenen Systemen kombinierbar. In der Praxis konnte ich locker aus der Hand scharfe Aufnahmen bis runter auf 1/15s realisieren.

Der 102 MP-Sensor ist im Gegensatz zu den kleineren Formaten bei Fuji konventionell mit einem Bayer-Filter ausgestattet. Das Standard-Bildformat ist 4:3 und auf fast alle gängigen Bildformate umstellbar. Die ISO-Empfindlichkeit reicht im Standardmodus von 100 - 12.800 und bietet im erweiterten Modus zusätzlich ISO 50, 25.600, 51.200 und 102.400. Die RAWs werden mit einer Farbtiefe von 16 Bit aufgezeichnet, die kameraeigenen JPGs dagegen wie üblich mit 8 Bit. Die 16 Bit Farbtiefe ermöglicht einen außergewöhnlichen Kontrastumfang und sehr detailreiche Aufzeichnung schon in einer Aufnahme. Die effektive Auflösung des RAWs beträgt 11.648x8.736 Pixel für ein Einzelbild (Singleshot). Bei einer Auflösung von 102 MP liegt die Annahme nahe, dass die Bild-Dateien sehr viel Speicher in Anspruch nehmen. Das Ergebnis überrascht: Ein Fuji-RAW-File der GFX 100 hat eine Dateigröße von nur knapp 200 MB. Das ist weniger ist als vermutet, erfordert aber dennoch entsprechend hohe Rechenleistung bei der Bildbearbeitung.

Für die RAW-Konvertierung empfiehlt Fujifilm Capture One, da Fujifilm und Phase One (die Entwickler von Capture One) in jüngerer Zeit eine sehr enge Zusammenarbeit praktizieren. Daher wurde Capture One optimal auf die Daten und Eigenschaften der Fujifilm-RAW-Dateien (RAF) abgestimmt. Selbstverständlich funktionieren Adobe Lightroom, DxO etc. auch. Da ich persönlich erst über sehr kurze Erfahrung mit Capture One verfüge, vermag ich eine eventuelle Überlegenheit von Capture One (noch) nicht endgültig zu beurteilen.

Zu meinem Praxistest​

Alle meine persönlichen Aussagen und Anmerkungen in diesem Bericht beziehen sich ausschließlich auf die mir zum Test überlassene Kamera und Objektive. Da ich über Fotografie schreibe, lasse ich auch die Video-Funktionen der Kameras im Grunde weitgehend außen vor. Die technischen Daten der Kameras drucke ich hier nicht komplett ab, sondern verweise mit einem Link auf die entsprechende Herstellerseite. In meinem Review erwähne ich die reinen technischen Daten nur punktuell, hauptsächlich da, wo Neuerungen bzw. Herausstellungsmerkmale zur Sprache kommen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass die kameraspezifischen Leistungsdaten in der Regel immer an optimale (Labor-)Bedingungen wie voller und neuer Akku, die schnellsten Speicherkarten und die Verwendung der Top-Objektive der jeweiligen Hersteller geknüpft sind. In der Praxis wird man daher meistens nur Ergebnisse erzielen, die knapp unter 100% der „Papierform“ liegen.

In meinem Praxistest will ich diesmal herausfinden, ob und wann es sich lohnt, von meinem bewährten KB-DSLR-System eventuell direkt zum digitalen Mittelformat zu wechseln. In den vorangegangenen Betrachtungen zu den aktuellen spiegellosen FX-Kameras mit Auflösungen von 45 bis 50 MP zeigte sich für mich, dass es hinsichtlich der Bildqualität und der universellen Einsetzbarkeit nach wie vor noch keinen zwingenden Grund für einem Umstieg auf ein DSLM-System gibt. Erst recht, wenn ich bedenke, dass es bis dato nur eine DSLM-Kamera gibt, die die bisherigen systemischen Probleme in dieser Kategorie überwunden hat: die Sony Alpha 1. Sie ist allerdings mit rund 7.300 Euro auch nicht gerade preisgünstig! Meiner Meinung nach muss man konsequenterweise auch den kompletten Objektivpark erneuern, da die Objektiv-Adapter eigentlich nur ein (etwas fauler) Kompromiss sein können. Grade in der DSLM -Top-Liga machen die neu gerechneten Objektive hinsichtlich der Bildqualität Sinn. Da ein Umstieg grundsätzlich die Neuanschaffung eines Kameragehäuses und neue Objektive bedeuten würde, lohnt sich der Blick auf das Mittelformat also allemal.

Die ersten Trockenübungen mit der Kamera liefen problemlos. Die Kamera ließ sich in kurzer Zeit grundeinstellen, so dass einem ersten Fotospaziergang nichts im Weg stand. Hierbei sollte sich zeigen, wie intuitiv die Fuji GFX100 zu bedienen ist. Der erste Eindruck nach dem Auspacken bestätigte sich draußen sofort: es gab keinen Unterschied zu einer Profi-KB-DSLR. Auch der Formfaktor ist vergleichbar z.B. mit dem der Nikon D6 oder vergleichbaren. Das für mich ungewohnte Bildformat 4:3 gefiel mir wider Erwarten sehr gut.

Die GFX 100 hat allerdings auch eine Menge Einstellräder, Knöpfe und Schalter. Außen am Gehäuse befinden sich 32 Bedienelemente. Es könnten gerne einige weniger sein. Für den ersten Tag habe ich mich wie immer im Wesentlichen mit One-Shot Aufnahmen und fester ISO begnügt. Das Kamera-Profil wurde auf Standard eingestellt. Aufgezeichnet habe ich sowohl RAWs als auch JPGs, so wie ich das immer handhabe. Nach der Rückkehr schaue ich mir als erstes immer die Kamera-JPGs am 27“ großen 4K-Monitor an. Was die GFX 100 hier schon an Bildqualität zeigt, haut einen glatt aus den Socken!

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Straßenansicht in einem Wohnviertel

Fuji 45 mm; f/14; 1/60s; ISO 200

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: der rote Roller

Fuji 45 mm; f/18; 1/60s; ISO 1250

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Allee in einem Wohnviertel

Fuji 45 mm; f/5; 1/60s; ISO 100

Leider war das Wetter beim ersten Spaziergang nicht gerade ideal, denn der Himmel war durchgehend bewölkt. Trotzdem konnte die Kamera vom ersten Augenblick an überzeugen. Da das Wetter eh schon trüb war, habe ich dann mal geschaut, was mit der GFX 100 bei Low-Light-Bedingungen so geht.

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Innenstadt bei wenig Licht in der Abenddämmerung

Fuji 45 mm; f/4; 1/38s; ISO 800

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Kinderkarussell in Bewegung bei Einbruch der Dunkelheit

Fuji 45 mm; f/4; 1/26s; ISO 800

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Straßenszene mit haltendem Bus in der Abenddämmerung

Fuji 45 mm; f/2.8; 1/25s; ISO 1600

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: beleuchtetes Schaufenster in der Abenddämmerung

Fuji 45 mm; f/2.8; 1/50s; ISO 1600

Auch unter diesen Reportage-Bedingungen machte sich die GFX 100 sehr gut, was ein weiteres Indiz für die Mobilität des Fuji-Mittelformat-Konzept ist.

Einige Tage später war das Wetter dann besser und es ging zum Hafen. Hier sollte die Kamera zeigen, was geht.

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: im Hafen bei gutem Tageslicht

Fuji 45 mm; f/11; 1/105s; ISO 800

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: im Wasser gespiegelte Gebäudefront

Fuji 45 mm; f/11; 1/70s; ISO 800

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: im Hafen, vermutlich Verladebereich

Fuji 120 mm; f/4.5; 1/100s; ISO 200

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Graffitibesprühte, schwarze Poller im Hafenbecken

Fuji 45 mm; f/5.6; 1/480s; ISO 800

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Verladebereich im Hafen bei Sonnenuntergang

Fuji 45 mm; f/9; 1/600s; ISO 800

Da auf Grund Corona keine Models zur Verfügung standen, musste Franco, ein Fotofreund, für ein Portrait herhalten. Darüber hinaus interessierte ihn natürlich die GFX 100 auch sehr, so dass ich auch gleich eine zweite Meinung zum Handling der Kamera einholen konnte. Das Thema fixte ihn so an, dass er bei der nächsten Exkursion nach Düsseldorf auch wieder dabei war.

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Porträt eines Fotofreundes

Fuji 120 mm; f/10; 1/60s; ISO 640

Eine zufällig anwesende Kawasaki bot sich an, um die hohe Qualität für Produktfotos aufzuzeigen, ohne den ganzen Aufwand wie Licht usw. betreiben zu müssen.

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: schwarze Kawasaki mit grünen Farbakzenten

Fuji 45 mm; f/11; 1/34s; ISO 1000

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Ausschnitt aus vorherigem Bild, Detail

Ausschnitt

Zwei Beispielbilder mit der FUJIFILM GFX 100 und den Fuji-Profilen classic (links, roter Roller) und sepia (rechts, Porträt)

Hier zwei Beispiele für die speziellen Fuji-Profile, links „Classic“ und rechts „Sepia“

Dann ging es bei sehr gutem Wetter nach Düsseldorf in den Medien-Hafen.

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Im Medien-Hafen Düsseldorf

Fuji 120 mm; f/5.6; 1/850s; ISO 200

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Medien-Hafen Düsseldorf, Schwarzweiß-Bild

Fuji 120 mm; f/8; 1/300s; ISO 200

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Medien-Hafen Düsseldorf, Wasser im Vordergrund, Gebäudefront im Hintergrund

Fuji 45 mm; f/8; 1/420s; ISO 200

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Panorama aus vorheriger Aufnahme

Panorama (per Zuschnitt)

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: im Medien-Hafen Düsseldorf, Wasserstraße führt auf Brücke zu, im Hintergrund Gebäude

Fuji 45 mm; f/10; 1/350s; ISO 200

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Panorama aus vorheriger Aufnahme

Panorama (per Zuschnitt)

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Zufallsfoto einer laufenden Fososession mit FotografIn und Model im Medien-Hafen Düsseldorf

Fuji 120 mm; f/8; 1/60s; ISO 200

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: Medien-Hafen Düsseldorf, Gebäudefronten im Sonnenschein

Fuji 45 mm; f/8; 1/400s; ISO 200

Im Folgenden zeige ich Ausschnitte des vorherigen Bildes:

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: 100% Ausschnitt des vorherigen Bildes


Hier 100% und unten ca. 250 %, dazu noch aus der rechten unteren Ecke!

Beispielbild mit der FUJIFILM GFX 100: 250% Ausschnitt des vorletzten Bildes


Zwei Beispielbilder zur Produkfotografie  mit der FUJIFILM GFX 100: links, Kamera von schräg vorne, rechts von schräg hinten


Auch die Erstellung von Produktfotos ist eine Domäne der GFX 100. So ist es besonders einfach bestimmte Bereiche durch das spielen mit der Tiefenschärfe hervorzuheben!

Leider lässt sich die Qualität der Aufnahmen hier im Forum nur begrenzt aufzeigen, daher möchte allen die interessiert sind die Möglichkeit anbieten, sich die hier gezeigten Fotos als Original-RAW von meiner Cloud herunter zu laden. Wer mir eine PN schickt, dem sende ich den entsprechenden Link an seine (externe) Mail-Adresse. Es besteht dann eine Woche lang, ab erscheinen des Artikels, die Möglichkeit eines Downloads!

Fazit​

Vorweg, ich möchte natürlich nicht Äpfel und Birnen, bzw. eine Top-DSLM im KB-Format mit einer Mittelformat-DSLM vergleichen! Allerdings habe ich in meinem vorangegangenen Resümee zum Thema Top-KB-DSLM für mich festgestellt, dass ein Umstieg auf eine Spiegellose für mich nur Sinn macht, wenn die Bildqualität deutlich höher ausfällt und gleichzeitig das Handling und die Mobilität für meine Art Fotografie erhalten bleibt. Also bot sich der Blick über den Tellerrand des KB-Formats geradezu an.

Das etwas größere Gehäuse der GFX 100 bietet etwas mehr Platz für alles. So werden dem Fotografen reichlich Bedienelemente und Anzeigen direkt am Gehäuse geboten, die so angeordnet sind, dass auch das Fotografieren mit Handschuhen problemlos möglich ist. Das funktioniert dank einiger doppelt vorhandener Bedienelemente sowohl im Quer- als auch im Hochformat. Das Handling und die Ergonomie ist gut. Obwohl mir die vielen Hebel und Schalter eigentlich vom Grundsatz her zu viele sind, kommt man nach einer kurzen Eingewöhnungszeit damit sehr gut zurecht. Gut gefällt mir auch, dass sich zwei Akkus im Batteriefach unterbringen lassen. Das ergibt eine ausreichende Energieversorgung auch für längere Sessions.

Alle wichtigen Parameter werden außer im Sucher auch auf dem Monitor und auf zwei zusätzlichen Displays, teilweise auch im ausgeschalteten Zustand, angezeigt. Das Menü ist übersichtlich in Haupt- und Untermenüs unterteilt. Natürlich lassen sich bei der GFX 100 auch Menüs individuell konfigurieren.

Sehr gut gefallen hat mir auch der elektronische OLED-Sucher. Hier hat Fuji glücklicherweise nicht gespart. Mit einer Auflösung von 5,76 Millionen Punkten, der 100% Bildanzeige und einem hervorragenden Kontrastverhalten lässt sich gut arbeiten. Für spezielle Anlässe lässt sich der E-Sucher auch abnehmen. Dann kommt der Blitzschuh zum Vorschein. Der rückwärtige Monitor lässt sich um 90 Grad nach oben und um 45 Grad nach unten klappen.

Der 5-Achsen-Bildstabilisator mit Sensorverschiebung (IBIS), der sich mit dem Bildstabilisator in den Fuji-Objektiven kombinieren lässt, funktioniert gut und schnell. Mit einem Zugewinn von 5,5 EV entspricht er dem heutigen Standard. Die IBIS-Funktion wird auch für HR (High-Resolution)-Aufnahmen mit einer Auflösung von 400 MP (!) genutzt. Die Kamera macht dafür 16 Aufnahmen. Dabei wird der Sensor mehrfach minimal verschoben. Allerdings ist dieses Verfahren nur mit Stativ und auf statische Motive anwendbar. Die 16 Aufnahmen müssen dann in einem kostenlosen Zusatzprogramm kombiniert werden. Das kleine Programm macht das automatisch und gibt dann das hochauflösende 400 MP Bild als DNG aus. Das Ganze funktioniert aber nur mit entsprechendem Aufwand und Testen einigermaßen zuverlässig. Da die GFX 100 schon standardmäßig 100 MP bietet und die Nutzung doch sehr eingeschränkt bleibt, ist das Ganze ein netter technischer Gimmick, den ich nicht unbedingt brauche.

Der Hybrid-Autofokus bietet Personen- und Gesichtserkennung einschließlich eines Augen-AF. Der Augen-AF funktioniert in der Praxis ordentlich, was bei einer Bildrate von 5 B/s nicht verwundert. Auch das AF-Tracking funktioniert im Praxistest ausreichend gut. Da die Kamera an sich eher nicht für schnelle Mannschaftssportarten und andere Actionfotografie gedacht ist, reicht die Performance völlig.

Der hochauflösende CMOS-Sensor kann mit einer überragenden Bildqualität überzeugen. Die kameraeigenen JPGs lassen sich mit zahlreichen Fuji-Filmprofilen aufhübschen. Das ist für mich zwar nicht wichtig, aber funktioniert tatsächlich ganz gut. Das Rauschverhalten der GFX 100 entspricht dem Stand der Technik und war auch bei den Einstellungen 6.400 und 12.800 ISO noch sehr gut.

Insgesamt hat mir die Fuji GFX 100 sehr gut gefallen. Außer der Perfomance liegen alle Qualitätsparameter deutlich über dem Niveau der FX-DLSM-Modelle. Selbst unter dem Aspekt der Mobilität muss man nicht wirklich Abstriche machen. Auch die beiden Objektive, die dabei waren, sind absolut spitze. Für alle, die sich in der Hauptsache mit Landschafts-, Architektur, oder People-Fotografie beschäftigen, bietet das Fuji-Mittelformat alles, was der qualitätsbewusste Fotomensch sich wünscht! Vor allem das neue Modell, die GFX 100s, wäre auch vom Formfaktor her für mich eine gute Alternative zum bloßen Umstieg von einer 24 MP FX-DSLR zur höher auflösenden FX-DSLM. Dazu kommt der relativ günstige Anschaffungspreis des neuen Modells von rund 6.000 Euro, jedenfalls, wenn man die Preise der Sony Alpha 1 und der Nikon Z 9 als Maßstab heranzieht. Noch interessanter könnte eventuell die brandneue GFX 50s ll sein. Sie bietet auf der gleichen Sensorfläche zwar nur 50 MP, aber für einen fast unschlagbaren Preis von unter 4.000 Euro. Ich hoffe, dass ich Euch auch diese Kamera zeitnah vorstellen kann!

Bei aller Begeisterung gilt natürlich auch hier, ganz gleich wie gut die technische Qualität auch sein mag, das gute Bild muss immer noch der Fotograf oder die Fotografin selbst machen. Ich vergebe für die Fuji GFX 100 fünf von fünf Sternen!

Weitere Informationen​

FUJIFILM GFX 100
FUJIFILM GFX 100 – technische Daten
FUJIFILM GFX 100 bei unserem Partner AC-Foto
FUJIFILM GFX 100S bei unserem Partner AC-Foto
FUJIFILM GFX 50S II bei unserem Partner AC-Foto

Bewertung​

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© Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, Fuji

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