Die Verbinder
Lange Jahre bestand die Fotoindustrie aus Kamera- und Objektivherstellern, die grundsätzlich untereinander kompatibel waren – alle angebotenen Objektive passten an alle Kameras, die entweder eine oder zwei s.g. „Standarten“ hatten, die sogar gegeneinander verschoben/bewegt werden konnten. Die frühen Kameras waren also grundsätzlich schon Tilt und Shift fähig! Erst als die Kameras kleiner, also auch mobiler wurden, kamen fest montierte Objektive zum Einsatz. Mit dem Erscheinen der Leica etablierten sich nach und nach die Systemkameras verschiedener Hersteller, die dann auch sofort eigene oder in Kooperation hergestellte Objektive mit kameraspezifischen Anschlüssen anboten. So lange die Kameras rein mechanisch blieben, konnten schon damals Adapter Objektive kompatibel machen. Bedingung war einzig eine präzise Fertigung und die Einhaltung des Auflagemaß.
Mit der Einführung elektronischer Assistenzsysteme und vor allen des Autofokus stieg der Anspruch an die Adapter – sie mussten elektrische Signale und teilweise auch mechanische Stellwerte (Stangen-AF) zusätzlich mit übertragen. Mit der DSLM wurde die elektronische Schnittstelle bei den Marktführern Canon und Nikon dann für die Objektiv-Dritthersteller für einige Jahre zum „Close-Shop“, da diese Kamerahersteller ihre Schnittstellen-Protokolle nicht freigaben. Durch cleveres Re-Engineering gelang es den Herstellern von Adaptern aber schnell, auch voll funktionsfähige Automatik-Adapter anzubieten. Mit anderen Worten, sie können wieder fast alle Verbindungen herstellen!
Grundsätzlich funktioniert die Idee, Fremdobjektive mittels Adapter zu nutzen, ganz gut. Allerdings sollte man die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten für die eigenen Geräte unbedingt vorab testen. Grundsätzlich muss man mit leichten Einbußen bei der AF-Performance rechnen. Bei Automatik-Adaptern werden die Metadaten und auch die automatischen Objektivkorrekturen in den RAW-Konvertern i.d.R. korrekt übernommen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Firmware der Kameras sowie der Adapter aktuell ist und die Objektive grundsätzlich erkennt.
Die Adapter
Grundsätzlich kann man die Adapter in drei Gruppen unterteilen:
- Mechanische Adapter, nur manueller Betrieb, keine Datenübertragung (Exif) an die Kamera
- Automatik-Adapter. Diese stellen die volle Kompatibilität her, sie übertragen alle Daten an die Kamera.
- Spezial-Adapter wie Shift- oder Tilt/Shift-Adapter, mit oder Linse, „Metabones“ oder Mikroskop-Adapter
Die Auswahl an Adaptern ist riesig, und jeder, der sucht wird fündig. Ausgenommen sind Adapter, die DSLM-Objektive mit DSLR-Kameras verbinden sollen. Sie sind leider auf Grund der speziellen Konstruktionsmerkmale der DSLM-Objektive mit ihrer sehr kurze „Bildweite“ technisch nicht machbar. Natürlich kann ich hier nicht alle Anwendungsfälle beschreiben und möchte mich deshalb auf drei der wichtigsten und sinnvollsten Bereiche beschränken.
Vor dem Hintergrund der eingeschränkten freien Nutzung der Schnittstellen-Protokolle bei Nikon und Canon war und ist die Adaption der zahlreich vorhandenen Objektive mit E-Mount-Anschluss eine interessante Option. Sony hatte gleich bei der Einführung des E-Mounts das Protokoll freigegeben. In der Folge erschien jedes neue Objektiv, ob manuell oder als Automatikvariante, zu allererst eben mit diesem E-Mount-Anschluss. Daher möchte ich die Adaption von E-Mount-Objektiven an Nikon Z-Kameras hier etwas näher beschreiben. Auf Grund des großen Z-Bajonetts eignen sich diese Objektive besonders gut. Das E-Mount-Bajonett verschwindet fast plan im nur knapp 2 mm auftragenden Adapterring.
Da ich selber für meine Reviews Objektiv-Neuheiten meist zuerst als E-Mount-Version bekomme, nutze ich natürlich diese Möglichkeit häufiger. Ich habe mich daher gefreut, dass Sigward Schmitz vom Lumiére-Shop in Köln mir seine Unterstützung bei allen Fragen rund um das Thema „Adapter“ angeboten hat. In seinem Shop findet man alles, was es an Adaptern gibt, und das in ausgezeichneter Qualität.
Seit einigen Wochen gehören diese drei Fotodiox-Adapter aus dem Lumiére-Shop zu meinem Test-Equipment.
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Ich nutze auch den manuellen Adapter z.B. für die Nutzung von Makroobjektiven, da sich die Anschaffung eines teuren Nikon-Z-Makroobjektiv für mich nicht wirklich lohnt. Meist benötige ich sowas zum Digitalisieren von Analogfilmen oder für seltene Technik Aufnahmen.
Für Makroaufnahmen oder das Digitalisieren bietet sich die manuelle Scharfstellung grundsätzlich wegen der genauen Kontrolle an.
Hier links das Sony 2.8/24-70mm und rechts ein Viltrox AF 1.8/16mm an einer Nikon Z 6.
Der Vergleich. Links das Sony 2.8/24-70mm an der Sony a9lll und rechts das gleiche Objektiv an der Nikon Z 6. Autofokus, Belichtung und auch die Stabilisierung arbeiten in der Nikon auch mit Adapter einwandfrei. Natürlich ist der AF in der a9lll schneller. Die Treffsicherheit und die Performance muss man allerdings mit einer adäquaten Sony (z.B. a7 lll) vergleichen, und dann stimmts wieder!
Spezial-Adapter 1
Eine weitere Möglichkeit, Adapter sinnvoll einzusetzen, ist der Hardware-Crop. Hier geht es darum, Vollformat-Objektive an kleinere Sensoren (APS-C, MFT) zu nutzen. Bei Nikon und Canon funktioniert das mit deren APS-C-Kameras ohne Adapter, da diese Hersteller an den jeweiligen Kameras das identische Bajonett benutzen. So können auch Vollformat-Objektive angeflanscht werden. Bei Fuji und den MFT-Kameras ist das mangels des Fehlens herstellereigener Vollformat-Objektiven nicht möglich.Hier die Adaption Nikon-F-Vollformat an einer Fuji X-20
Auch mit Adapter erkennt Lightroom das Objektiv, so das auch automatische Objektivkorrekturen möglich sind.
Sehr beliebt ist das Adaptieren von z.B. DSLR-Vollformat-Objektiven bei den MFT-Usern. Der Grund dafür ist einfach: beim MFT-Format verdoppelt sich die Brennweite mit einem Vollformatobjektiv. Auch die Tatsache, dass optisch hervorragende DSLR-Objektive, einschließlich der Makro-Versionen, inzwischen relativ preisgünstig zu haben sind, unterstützt die Nutzung enorm.
Viltrox bietet neben der Nikon F-Version natürlich eine Vielzahl von diesen Adaptern zur Verbindung verschiedener Kameras bzw. Objektive an.
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Der jeweilige Adapter wird einfach zwischen Kamera und Objektiv angebracht und erfordert normalerweise keinerlei weitere Einstellungen. Da sich sowohl die Kameras als auch die Objektive ändern können, besitzen alle Automatik-Adapter die Möglichkeit, gegebenenfalls die Firmware von der Herstellerseite zu aktualisieren. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sollten auch die jeweiligen Kameras und Objektive die aktuellste Firmware aufweisen!
Beispiel MFT
Für den Praxis-Test kam ein Nikon AFS 24-120mm an der Olympus OM und einer Lumix GH6 zum Einsatz. Das Objektiv funktionierte ohne Auffälligkeiten an den Kameras. Durch den Cropfaktor 1:2 wurde das Objektiv zum 48-240mm. Der Autofokus traf entsprechend der jeweiligen Eigenschaften der Kameras schnell und genau. Einen Unterschied zur Nikon D750 konnte ich hinsichtlich der Treffergenauigkeit nicht feststellen. Da die Kameras eine IBIS-Stabilisierung hatten, habe ich am Nikon-Objektiv die Stabilisierung abgeschaltet. Auch hier gab es keine Nachteile, die Stabilisierung erfolgte sogar einen Tick schneller als mit der D750!24mm (48mm)
120mm (240)
Natürlich kann man auch manuelle Objektive an diesen Adaptern nutzen. Allerdings sollte man z.B. bei der Tier- bzw. Vogelfotografie darauf achten, dass die grundsätzlich AF-Performance des Kamera-Modells dafür geeignet ist! Ein weiterer Nutzungsbereich ist auch die Makrofotografie, da man mit dem Crop natürlich auch den Objektabstand (Fluchtreflex bei lebenden Objekten) einfach und preiswert verlängern kann.
Spezialadapter 2
Hier geht es um Shift- und Tilt/Shift-Adapter. Da die speziell für diese Eigenschaften angebotenen Objektive in der Regel sehr teuer sind und darüber hinaus Canon oder Nikon keine bzw. noch keine DSLM-Versionen anbieten und auch nur wenige Dritt-Anbieter am Markt aktiv sind, bieten sich für den, der derartige Objektive einmal ausprobieren möchte, als preisgünstige Lösung entsprechende Adapter an.Diese Adapter funktionieren alle mit DSLR-Objektiven und sind natürlich manuell zu bedienen. Auch übertragen sie keine Daten an die Kamera.
Wozu Tilt-Shift-Objektive?
Die Vermeidung perspektivischer Verzerrungen ist der Hauptgrund für die Verwendung von Tilt-Shift-Objektiven. In der Architekturfotografie schaffen sie es, trotz nach oben abgewinkelter Kamera Gebäude ohne stürzende Linien abzubilden. Ermöglicht wird das dadurch, dass das Objektiv teilweise nach oben/unten verschoben und mit der Tilt-Funktion auch noch gekippt werden kann. Diese Objektive sind auch für die Produkt-Fotografie (Table-Top) nützlich. Beim Fotografieren bestimmter Produkte oder Miniaturen ist die Kontrolle der Perspektive und der Tiefenschärfe oft nützlich und schafft interessante Bilder (z.B. -Effekt).Für Tilt/Shift-Objektive sind Bildkreis und Brennweite des Objektivs maßgeblich für die Größe der „Verschiebung“, daher sind diese bei originären T/S-Objektiven entsprechend groß konzipiert. Allerdings ist natürlich auch die Baugröße und damit auch das Gewicht ein wichtiger Aspekt für das Handling an einer KB-Kamera.
Zum einen ist der Abstand zum Objekt und damit die zu wählende Brennweite wichtig, um eine formatfüllende Abbildung zu ermöglichen. Zum anderen kann man im Beispiel oben gut erkennen, dass die Größe der Verschiebung (grün eingekreist) mit kürzerer Brennweite deutlich abnimmt. Entgegen den speziell konstruierten Objektiven sind die erhältlichen Festbrennweiten der Objektivhersteller auf möglichst geringe Größe und Gewicht getrimmt. Sie verfügen daher meist nur über den wirklich unbedingt erforderlichen Bildkreis für das Aufnahmeformat. Bei meinen Tests mit den Adaptern konnte ich dann auch feststellen, dass die mögliche kürzeste Brennweite für das Vollformat bei ca. 35mm und bei APS-C bei ca. 28mm lag (Vollformat-Objektive). Das muss aber mit jedem Objektiv individuell ausgetestet werden!
Hier mit einem 24mm Objektiv. Bei voller Verschiebung nach oben vignetiert das Objektiv deutlich. Die Verschiebung muss in diesem Fall schrittweise zurückgenommen werden, bis die Bildecken frei sind.
Fotodiox T/S-Adapter mit einem 2.0/35mm an einer Nikon Z 6
Links ohne Shift-Effekt, rechts mit.
Typischer Anwendungsfall ist die Architekturfotografie oder auch Table-Top-Aufnahmen mit getiltem Objektiv zur Erweiterung des Schärfebereichs bei der Produktfotografie, s. unten.
Fazit
Grundsätzlich funktioniert die Idee, Fremdobjektive mittels Adapter zu nutzen, sehr gut. Allerdings sollte man die Funktionsfähigkeit der verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten für das eigene Equipment vorab testen. Grundsätzlich muss man mit leichten Einbußen bei der AF-Performance rechnen, vor allen Dingen bei älteren Objektiven. Die Exifdaten werden korrekt mit den Automatik-Adaptern übertragen und auch die automatischen Objektivkorrekturen in den RAW-Konvertern korrekt übernommen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Software die Objektive grundsätzlich erkennt! Natürlich kann man auch manuelle Objektive an diesem Adapter nutzen.Besonders interessant ist die Möglichkeit, mit Vollformat-Objektiven einen Hardware-Crop bei den MFT-Kameras zu machen. Allerdings sollte man z.B. bei der Tier- bzw. Vogelfotografie darauf achten, dass die grundsätzliche AF-Performance des Kamera-Modells dafür geeignet ist. Ein weiterer Nutzungsbereich ist auch die Makrofotografie, da man mit dem Crop natürlich auch den Objektabstand (Fluchtreflex bei lebenden Objekten) einfach und preiswert verlängern kann.
Auch der T/S-Adapter macht was er soll, ist aber hinsichtlich des Handlings nicht so komfortabel wie die Originale. Die erzielbare Bildqualität hängt natürlich von den verwendeten Festbrennweiten ab.
Die hier getesteten Fotodiox-Adapter funktionierten alle perfekt, auch die Montage und Demontage an verschiedenen Objektiven ging genauso einfach vonstatten, wie die vorgenommene Firmwareaktualisierung. Insgesamt kann ich die genutzten Adapter ohne Einschränkung empfehlen!
© Netzwerk Fotografie und Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, Neewer, Viltrox, Fotodiox