Wie ich zur Konzertfotografie kam ...

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sam25

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...nun ist es Zeit, darüber zu berichten.

Es ist ein Projekt, welches ich schon lange mit mir trage, die Fotografie und die Musik kompakt und gebündelt erzählt. Nicht vom Tellerwäscher zum Superstar, um das geht es mir nicht.

Sozusagen eine Erzählung. Peter Bichsel, der Schweizer Schriftsteller meint, dass Erzählen die die älteste Form von Literatur ist. Und ich erzähle gerne, ohne Anspruch, nur erzählen, Geschichten, meine Geschichten.

Die intensive Verbundenheit zur Musik und die Entdeckung von Fotografie und die Verschmelzung der beiden, berührt mich seit Jahren immer wieder aufs Neue. Und darüber berichte ich, angefangen, fotografisch am 9. Dezember 2009, in unserem Kulturlokal, Salzhaus Brugg, wo ich schon einige Jahre mithelfe bei den Konzerten.

Erst die Anschaffung an Weihnachten 2006 meiner ersten Digitalkamera hat mich zu Konzerten geführt. In analogen Zeiten habe ich nie Konzerte fotografiert, obwohl ich schon lange immer wieder mithalf, Konzerte zu organisieren. Ich kenne mich seit meinen Jugendjahren mit Musikern und Technik und Backstage aus. Fotografisch aber, war es für mich komplettes Neuland ...

Gerne lade ich Euch ein, mich zu begleiten, zu kommentieren, eure Geschichten und Erfahrungen einzubringen. Weder das Musikverständnis noch die Fotografie kriegt man in die Wiege gelegt. Man muss es lernen zuzulassen ...


Und so beginne ich, wie es begann, mit dem wohl ersten Konzertshooting im Salzhaus. Meine Nikon D100 hatte ich also schon ein knappes Jahr und ich habe viel damit geübt. Und so kam sie an diesem 9. Dezember 2009, als das Swiss Jazz Orchestra im Salzhaus spielte mit. Und weil ich ziemlich nervös war auf diesen Abend, habe ich schon vor dem Konzert eifrig geübt ...


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Je nach Ansprüche der Musiker, benutzen sie unsere Lautsprecher und unser Mischpult, bringen den eigenen Soundmann mit oder lassen unseren "Hausmixer" arbeiten ...

Und je nach dem, was wir angekündigt bekommen, ist es für uns als Rowdy aufwendiger oder nicht. So oder so, geniessen wir unsere langjährige Zusammenarbeit und Freundschaft in der Technikergruppe sehr.

Absprachen müssen dennoch getroffen werden, immer wieder und immer wieder neu...


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Und in all den Jahrzehnten habe ich Imme den Kontakt mit den Musikern genossen. Viele waren es, unzählige und ich habe Menschen kennengelernt, welche sonst nie getroffen oder gesprochen hätte ...

Unser Ziel ist und war es immer, dass die Musiker in unserem Lokal Freude haben zu spielen. Und selbstverständlich auch, dass das Publikum diese Freude aufnehmen kann und die Musik auch geniessen kann...

Nur eben, wie macht man Konzertfotografie...das wusste ich nicht und ich ging sehr naiv an diese neue Herausforderung ...


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Unzählige Bühnenbilder habe ich mit gestaltet und unzählige Bühnenbilder von grossen Musikern habe ich als Zuschauer gesehen...

Bob Marley in Zürich, die Rollingstones in Basel, Joe Cocker in Zürich, Tina Turner und wie sie alle heissen .... ja, ich hatte das Privileg jene Konzerte zu besuchen, welche ich wollte ...

Die D100 begann schon mit ISO 400 leicht zu rauschen. Mit 800 ISO war das Rauschen deutlich zu sehen und ich musste lernen, mich anders zu orientieren.

Da ich schon gelernt habe, dass man mit der Spotmessung gezielt mit der Belichtung spielen kann, versuchte ich es so. Damit nahm ich in Kauf, dass der Rest halt oft im Hintergrund blieb ...

Vor dem Konzert, fahles Licht auf der Bühne, ideal zum ein paar Probefotos zu machen ...


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Unzählige Fotos habe ich an diesem Abend gemacht. Nicht nur dass über 20 Musiker und Musikerinnen auf der Bühne standen. Nein, einfach auch deshalb, weil ich hoffte, das eine oder andere brauchbare Foto gemacht zu haben....


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Fortsetzung folgt ...
 
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Ausprobieren, dachte ich. Und zu Hause vor dem Rechner hatte ich grosse Freude, dass das eine oder andere Foto gelungen war.

Es sollte der Start sein für unzählige Konzerte, welche ich fotografierte in den letzten Jahren. Ich habe nie gedacht, dass es zwischendurch diese Dimension annehmen würde, es war auch nie meine Absicht ....

In den nächsten Beiträgen kehre ich weit zurück und spreche über Musik, wie ich sie kennen gelernt habe und sie immer wieder neu entdeckte ...


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Musik hat mich schon früh begleitet und würde seit ich mich erinnern mag, ein konstanter Wegbegleiter.

Aufgewachsenen bin ich fast ausschliesslich mit klassischer Musik, zwischendurch auch mit Jazz, vor allem Dixieland, weil mein Vater einmal Klarinette gespielt hat. Meine Mutter hätte eigentlich Klavier spielen können, aus irgend welchen Gründen spielte sie aber kaum mehr.

Wir hatten einen alten Lenco-Plattenspieler mit zwei Lautsprechern und ein paar wenige LP's. An eine kann ich mich noch gut erinnern, ich glaube ich habe die noch irgendwo. Es waren Highlights aus der Zauberflöte von Mozart, nicht auf einer grossen LP, sondern auf einer 3/4 LP, so ein Zwischending zwischen Single und LP.

Ich hörte sie auf und ab, das Rauschen störte mich nicht. Fasziniert von dieser Klangfülle stand ich oft am Fenster und fühlte mich als Dirigent und sang mit ....

Instrumente mag ich von Klein auf und haben auch ohne Ton auf mich eine magische Faszination.


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Aber es waren nicht nur die LP's zu Hause, die mich der Musik Stück für Stück näher brachten ...

Die Tanten meiner Mutter waren hervorragende Sängerinnen (Laien). An Weihnachten oder an sonstigen Festtagen sangen sie in solcher Innigkeit, dass mir als Kind schon vor Rührung die Tränen kamen....

Die Töchter von einem Bruder meines Vater haben alle eine Musikkarriere gestartet ...

Die eine schafft es bis zur Professur in Querflöte (noch immer im Job in Amerika), die andere liess sich zur klassischen Sängerin ausbilden. Und die andere spielt semiprofessionell Violine.

Ich mag mich gut erinnern, als wir zusammen Jahr für Jahr in die Skiferien gingen, dass wir viel gesungen haben. Und nach der Piste wurde geübt: Geige, Gesang und Querflöte. Das Flötenkonzert von Mozart, Bach, Vivaldi und viele mir noch unbekannte ... und mir tat sich eine grosse musikalische Welt auf....


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Und das letzte Bild für heute. Sina, im März 2008, die Walliser Sängerin ist Stammgast seit Jahren bei uns...

Wir kennen einander und es ist jedesmal eine grosse Freude, wenn sie solo oder in irgend einer anderen Formaten bei uns spielt ...

Mit sieben Jahren habe ich begonnen Geige zu spielen. Ich war recht gut, spielte aber nie so gut, dass es mich wirklich begeisterte. Ich hatte mehr Freude daran, Musik zu hören, andere Interessen haben dann das Spielen in den Hintergrund verdrängt. Mit 14 Jahren habe ich dann aufgehört damit...Die Freude an der Musik ist geblieben und hat ganz andere Formen angenommen ....

Es wird noch eine Weile weitergehen hier, es ist ein Projekt, so kann ich für heute gut Schluss machen ...:)


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Oh Mann, Sam, als Du anfingst, war ich schon fast 25 Jahre
am Konzerte knipsen.

Ich erlaube mir das Intermezzo:



1982 wurde ein Auftritt von Jan Garbarek in Düsseldorf, wo
ich eher zufällig fotografierte, zum Auslöser, sich professionell
dem Thema Jazz-Fotografie zu widmen.


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Als ich bei diesem Foto auf den Auslöser drückte, wußte ich
sofort: Das ist Dein Ding für alle Zeiten …


Das Interessante dabei ist, daß ich zwar sagen kann, mit
welcher Kamera (Rikoh), welchem Objektiv (135 / 4,0) und
welchem Film (HP5 gepusht auf 1600 ISO) ich fotografierte,
aber bis heute nicht weiß, warum ich überhaupt eine Kamera
dabei hatte.


Seither habe ich ca. 5000 Konzerte fotografiert. :eek:



Ich bin sehr gespannt auf Deine Fortsetzung …

Danke fürs Zeigen und Nacherleben, Sam!

 
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Sam,
die Story interessiert mich sehr. Da gibt’s Parallelen zu meiner Geschichte.
Bei mir hat sich das aktive Musizieren und das Fotografieren nebeneinanderher
entwickelt. Dazu noch ein 'seriöser' Beruf.
Mein Leben war also dreigeteilt … tagsüber Reedereiagent im Nadelstreifenanzug,
abends Bandproben und am Wochenende in irgendwelchen Clubs gerockt und
die Zeit dazwischen fotografiert. Eine Kamera hatte ich jedenfalls immer dabei.

Grüße aus HB
Heiner
 
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Danke Euch, Sven und Heiner ....

[MENTION=2259]jazzmasterphoto[/MENTION]: Du weisst ja wie begeistert ich von deiner Konzertfotografie bin. Fotografieren tue ich auch schon seit Beginn der 80er Jahren, aber einfach keine Konzerte ...

[MENTION=68996]bassheiner[/MENTION]: Danke Dir sehr, auch für deine Geschichte ... Ich kann mir vorstellen, dass diese hie und da recht stressig war, Arbeit, Musik und Fotografie ...


Da ich mir nun die Zeit ausbedungen habe, die Geschichte meiner Konzertfotografie aufzuschreiben, nehme ich mir die Zeit auch.
Sie wird noch lange weitergehen. Durch das Zusammenführen dieser beiden Wahrnehmungen haben sich viele Fragen und viel Selbstreflexion ergeben. Das wird ein wesentlicher Teil meiner Erzählung ausmachen....

Es wird Wochenende werden, bis ich wieder dazu komme, mich in die Geschichte zu vertiefen ...:)
 
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Gestern Abend haben Claudia und ich Hans Theessink an einem Konzert gesehen und gehört...

Am Eingang, bei der Kasse, lagen die Kalender (Jahres- und Geburtstagskalender) vom Bluesfestival Baden, und aufgeschlagen der März, mit dem Bild von mir von Hans Theesink, welches ich an einem Konzert 2015, zusammen mit Terry Evans gemacht habe ...

In der Pause kam eine Frau an die Kasse und hat gleich beide Kalender gekauft...

Es war für mich ein komisches Gefühl, als die Frau mit den beiden Kalendern davon ging. Irgendwie kann ich damit noch nicht umgehen ...

Hans war wie immer ergreifend, witzig und innig ... mittlerweile 70 Jahre berührt er etwas in mir seit Jahren, dass tief greift ...

Als mit der Konzertfotografie begann, dachte ich nicht, dass je einmal ein Bild in einem Kalender sein wird. Und es ist nicht nur dieses. Gleich drei Bilder von mir schmücken den Kalender 2019 ...



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Ich bin froh, habe ich selbst Geige gespielt. Und schon lange hege ich den Wunsch, wieder mit einem Instrument zu beginnen.

Ich müsste mich wieder in die Noten einlesen, aber ich wüsste, dass ich das anders angehen würde als früher...

Ich bin dankbar mit klassischer Musik aufgewachsen zu sein. Es gab mir das Verständnis für Noten und Töne und die immense Arbeit, welche hinter einer Komposition stand.

Die Konzertfotografie sollte mich der Musik im Verlauf der Jahre noch viel näher und intensiver bringen ...

Im Mai 2008 spielte die jungen Walliserin Stefanie Heinzmann. Auch ihr boten wir als Kulturveranstalter einen warmen und herzlichen Empfang. Da ich als "Hausfotograf" das Privileg hatte, auch neben der Bühne zu fotografieren, hatte ich auch immer wieder einen Blick für die Zuhörer. Und so begann ich, jedes Konzert von Neuem, zu üben ...


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Mein Bruder brachte irgend wann eine LP nach Hause von AC DC. Wunderbar schräg und schrill ...

Und als er dann noch in unserer Nähe an das erste Konzert von ihnen in der Schweiz ging, dann war unser gemeinsames Hobby geboren, welches noch heute andauert: Musik!

Ich wurde schon früh gefragt, ob ich nicht auch Frontaufnahmen und hellere Bilder machen könnte. Und ich könnte das schon, aber irgend wie - und auf das komme ich noch - hält mich etwas davon ab ...

Eine herrliche Sängerin, Stefanie ...


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Musik war auch in meinem Freundeskreis, und ist es bis heute, ein gemeinsames Thema. Manche Stunden haben mir in irgendwelcher Form rund um Musik verbracht, intensiv, innig und immer mit viel Freude.

Das ist bis heute so und in meinem Leben ein fester und nicht wegzudenkender Impuls...

Meine Neugier gegenüber Musik ist noch heute ungebrochen. Töne führen mich zu Menschen und umgekehrt....und ich bin immer wieder fasziniert, wie Menschen Töne leben...


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In der Oberstufe kam dann eine ganz "neue Musik" auf uns zu. Reggae ... unglaublich, wie uns die Musik in den Bann zog.

In fast der gleichen Zeit hat der erste Plattenladen eröffnet und wir haben uns mit deren Besitzer sofort angefreundet...

Manch Reggae-Session hatten wir dort und manche LP haben wir zusammen, manchmal direkt von Jamaika importiert. Gelb-Grün-Rot wurden zu Kultfarben. Meine Mutter hat uns Handgelenkwärmer oder Schals in diesen Farben gestrickt und wir trugen kaum mehr andere T-shirts als in diesen Farben oder Motiven von Bob Marley, Peter Tosh und andern ...

Ich kaufte mir alles an Bücher was ich fand, schnitt jeden Zeitungsartikel heraus über Reggae und habe mir einen Ordner angelegt ...

Unsere Eltern haben uns in der "Musiksuche" immer unterstützt. Auch wenn sie mit Hardrock wenig anfangen konnten, aber mein Vater zählte zu den grössten Reggaefans in seinem Altern ...

Menschen machen Musik und ich bin immer wieder fasziniert, welche Töne und Kombinationen ich noch nicht kenne ...


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Während der Oberstufe und der Erstausbildung begannen die intensiven Zeiten mit Musik. Nebst Reggae genoss ich all die Grössen aus dem Soul, dem Blues, dem Jazzrock und dem Funk ...

Und dann begann auch die Zeit, wo wir regelmässig ans Jazzfestival Montreux gingen ... unvergessliche Musiker und Musikerinnen haben dort gesehen und gehört ...

Ebenfalls 2008 hatten wir die Ehre Konstantin Wecker und Pippo Polina bei uns als Gäste zu haben...

Konstantin war mir schon damals ein langjähriger Begleiter, nicht nur als Musiker sondern auch als kritischer Zeitgeist. Pippo, ursprünglich in Italien als Journalist tätig, kehrte aufgrund aufgrund von permanenten Bedrohungen seitens der Mafia dem Journalismus den Rücken. Entdeckt wurde er von Linard Bardill, einem schweizer Musiker, welcher ihn als Strassensänger in Luzern das erste Mal sah und hörte ...

So wurde dieser Abend für viele Menschen eine besondere Begegnung...


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2008 war also das erste Jahr als "Konzertfotograf". Da an mich keine Erwartungen von niemandem gestellt wurden, konnte ich frei und ohne Zwang mich der Musik und der Fotografie widmen.

Und ich habe schnell gemerkt, dass ich keine Aufträge annehmen könnte. Jeder Abend war anders, jeder Abend speziell, manchmal inniger manchmal weniger ...


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