Vergleich Nikon und Sigma 14mm f/2.8 für Landschaftsfotografie

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Gelöschtes Mitglied 9051

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Aufgabenstellung:

Vergleich der Objektive 14mm f/2.8 von Nikon und Sigma in Blickrichtung auf eine ev. Verwendung in der Landschaftsfotografie.
Der Test entstand vor eineinhalb Jahren aus privaten Interesse und unter Zeitdruck, ohne Veröffentlichungsabsicht, er wäre sonst in einigen Details ausführlicher und sorgfältiger gewesen. Dazu standen ein Mietobjektiv und ein zum Test bereit gestelltes Second Hand Objektiv zur Verfügung.
Kamera war die Nikon F6 mit niedrig empfindlichem Fuji Negativ Film. Damit deckt der Test Vollformat ab, berücksichtigt aber nicht die speziellen Gegebenheiten von Superweitwinkelobjektiven auf Digitalkameras.
Gescannt wurde mit 4000 dpi, die 1:1 Auschnitte geben damit etwa die Auflösung einer D-SLR mit 10 MPx APS-C Chip wieder.

Testobjektive:

Das 14mm f/2.8D ED AF Nikkor ist ein Objektiv mit konventionellem AF und mechanischer MF-/AF-Umschaltung.
Das Sigma 14mm F2,8 EX HSM hat Untraschall-AF, erlaubt daher direkten MF-Eingriff ohne Umschaltung. Hat gar keinen Umchalter, soweit ich mich erinnere.
Besonderheit ist die Sonnenblende, welche wie bei Nikon (die Objektive sehen sich sehr ähnlich) als Becher ausgeführt ist, welcher über die fixe tulpenförmige Sonnenblende gesteckt wird. Vorne hat der Sigma Deckel eine Öffnung mit 72mm Filtergewinde und einem normalen Objektivdeckel. Damit ist auf D-SLRs mit APS-C Chip die Abschattung des nicht verwendeten Randbereiches und die Verwendung von 72mm Filtern möglich. Nikon bietet diese Option nicht.
Beide Objektive erlauben die Verwendung zugeschnittener Filterfolien in einem Einschub an der Hinterlinse. Dazu muss das Objektiv abgenommen werden. Polarisations- oder Verlauffilter sind so nicht verwendbar. Beide Objektive sind auf Grund der großen vorspringenden Frontlinse für eine Festbrennweite relativ wuchtig.

Testaufnahmen:

Es werden im folgenden aus Platzgründen nur jeweils Aufnahmen mit Offenblende und mit 2 Stufen Abblendung gegenüber gestellt.

Bildmitte:


Beide Objektive zeigen in der Bildmitte (erstes Bild) bei Blende 2.8 passable, bei Blende 5.6 gute Leistung, was man bei dem hohen Aufwand und Preis auch erwarten darf. Sowohl bei Blende 2.8 als auch bei Blende 5.6 wirken die Aufnahmen des Nikon etwas detaillierter.

Bildrand eines APS-C Sensors:


Eigentlich liegt diese Zone nicht in der gleichen Schärfenebene, die Tiefenschärfe scheint bei dieser kurzen Brennweite aber so groß zu sein, dass sich die Ergebnisse von der Bildmitte wenig unterscheiden. Bei offener Blende leichte Überstrahlung, die sich aber bei diesen schwierigen Verhältnissen noch sehr in Grenzen hält. Beim Sigma neutral, beim Nikon wird eine Neigung zu Farbfehlern sichtbar.

Bildrand eines Kleinbildfilms oder Vollformatsensors:


In den äußeren Bildecken lässt die Lestung bei beiden Objektiven bei Blende 2.8 deutlich nach, allerdings auf völlig unterschiedliche Weise. Das Nikon zeigt - obwohl ein ED-Objektiv - deutliche Farbsäume bei relativ guter Schärfe. Abblendung bringt Verbesserung, aber auch bei Blende 8 sind noch CAs sichtbar. Auch bei weniger kritischen Motiven zeigen helle Bildteile farbige Konturen. Dabei ist die Schärfe im Grünkanal recht hoch, speziell tangentiale Strukturen im Blaukanal sind aber unscharf und wirken überstrahlt. Das Sigma ist bereits bei Blende 2.8 völlig frei von solchen Problemen, dafür wirken tangentiale Strukturen wie in einer Art "Explosionseffekt" verwischt. Der Effekt bleibt von Abblendung unbeeindruckt, tritt aber nur in den Randbereichen auf.

Beide Objektive empfehlen sich daher trotz ihrer Positionierung als Vollformatobjektive eher für Crop-Kameras.

Reflexneigung bei direktem Gegenlicht:


Der riesige Bildwinkel speziell im Vollformat bringt schnell die Sonne ins Bild. Hier kann sich erstmals ein Kandidat absetzen. Das Nikon-Objektiv zeigt selbst bei direktem Gegenlicht wenig Reflexneigung. Vorhandene Reflexe sind blass bläulich bis blass rosa. Das Sigma hingegen produziert duetlichere Reflexe, der lanzenförmige grüne Fleck im Beispiel ist ein Extremfall, aber auch sonst sind die Reflexe häufiger und deutlicher. Was auffällt, ist dass das Nikonobjektiv eine deutliche Blautendenz aufweist, welche sich durch alle Aufnahmen zieht. Das Sigma hingegen zeigt bei Blende 2.8 im direkten Gegenlicht einen kräftigen Rotstich, wirkt dafür bei Blende 5.6 neutral und natürlich.

Vignettierung:


Die Aufnahmen von der guten alten Testtafel wollen wir uns hier sparen, sie ist auf Grund ihrer geringen Größe von 150x100cm für solche Objektive zu klein. Es sei nur erwähnt, dass das Sigma im Nahbereich in den Bildecken aufholt. Was man hier sieht, ist die Vignettierung, welche wie zu erwarten bei offener Blende deutlich ausfällt, bei Blende 5.6 aber nur mehr wenig störend ist. Sigma kann hier leichte Vorteile verbuchen.

Resumee:

Ein relatives Kopf an Kopf Rennen mit Vorteilen für Nikon. Der Qualitätsvorsprung kann aber den Preisnachteil nicht wett machen, so dass - wie auch in anderen Brennweitenklassen die Entscheidung lautet:
Entweder ein Objektiv mit gewissen Kompromissen zu einem erträglichen Preis oder sehr viel Geld für ein besseres, aber auch noch nicht wirklich perfektes Objektiv.

Gibt es Alternativen zu diesen Objektiven?

Interessant wäre der Vergleich mit den 10-20mm und 12-24mm Zooms für D-SLRs. Die Zooms von Nikon und Tokina legen hier einiges vor, aber wirklich fehlerlos sind sie auch nicht und abgeblendet könnten die Vollformat-14er schon Chancen haben mitzuhalten.
Ebenfalls sehr interessant wäre der Vergleich mit einer weiteren Festbrennweite, nämlich dem
Tamron SP AF 14mm F/2,8 Aspherical (IF).
Ein Vergleich der auf den Internetseiten von Nikon Deutschland und Tamron USA etwas versteckt auffindbaren Linsenschnitte zeigt nämlich, dass die 14mm Objektive von Nikon und Tamron völlig identisch sind. Es ist also davon auszugehen, dass das Nikon von Tamron gebaut wird, was ja heutzutage auch nicht mehr ungewöhnlich ist. Das Tamron unter eigenen Namen mit Nikon-Anschluss ist zwar immer noch kein Diskontangebot, aber doch billiger als das "Originalobjektiv".
 
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