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assiliisoq

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Liebe Leute,

ich war mal wieder unterwegs.
Nachdem meine Reise durch Neufundland im Sommer besonders an den schönsten Foto-Spots ziemlich verregnet war, fiel die diesjährige Schottland-Wandertour fast komplett ins Wasser.
Regen und Sturm waren meine ständigen Begleiter durch die Highlands.
Zwei Wochen war ich in der Umgebung von Shiel Bridge unterwegs. Die erste Woche alleine Richtung Norden, die zweite Woche mit meiner Freundin Richtung Süden.
Shiel Bridge liegt an der Straße nach Skye nicht weit vor Kyle of Lochalsh.

Mitte Oktober flog ich von Hamburg via Amsterdam nach Inverness, musste ziemlich rennen um zwei Gaskartuschen im nächsten Outdoor-Laden zu ergattern und sprang dann gerade rechtzeitig in den Bus quer rüber an die Westküste. Meine bisher schnellste Anreise, morgens um 8:30 Uhr aus dem Haus, abends gegen 18:30 Uhr im Zelt an der Westseite.

Hier habe ich auch nicht mehr lange getüddelt und bin schnell im Schlafsack verschwunden.

Morgens hätte ich die legendären Five Sisters of Kintail (eine Bergkette mit 5 Gipfeln incl. 3 Munros) gesehen, wenn ich was gesehen hätte. Es war aber neblig und hat geregnet.
Laut Wetterbericht, den ich die letzten 2 Wochen intensiv verfolgt hatte, hat es die ganzen 2 Wochen schon geregnet. Nicht ohne Unterbrechung, aber doch ständig.

Ich packe meine Wohnung in den Rucksack und mache mich auf den Weg. Um die Ecke halte ich kurz im Kintail Lodge Hotel, in dessen angegliedertem Bunkhouse ich 6 Tage später ein Bett gebucht hatte, um mich dort mit meiner Freundin zu treffen und die 2. Runde zu starten. Ich darf einen ziemlichen Sack dort deponieren mit Lebensmitteln und Brennstoff etc. für den 2. Teil der Reise.

Dann geht´s los.
Ein wenig Sonne blitzt durch ein Loch, ist aber gleich wieder verschwunden.






Über Morvich erreiche ich das Glen Lichd. Erst folge ich einer Erdpiste durch das breite, flache Tal, dann geht es über einen Pfad hinauf zum Affric Kintail Trail Richtung Glen Affric.

Erste Begegnungen mit Highlandern lassen nicht lange auf sich warten.
Focus auf die Augen!?



Wolken heben und senken sich.






Es ist sehr stürmisch und regnet viel. Wasserfälle spritzen den Berg hinauf. Ich werde vehement das Tal hinaufgeschoben.

Schließlich gelange ich zur Camban Bothy.






Bothies sind alte Steinhäuser, die nicht mehr bewohnt sind. Sie stehen Wanderern offen als Schutzhütten. Damit sie erhalten und benutzbar bleiben, kümmert sich die Mountain Bothy Association mit viel ehrenamtlicher Arbeit um sie.
Bisher bin ich beim Wandern hier immer mal wieder an so einer Bothy vorbeigekommen, habe reingeschaut, bin dann aber entweder weitergewandert oder habe neben dem Haus gezeltet. Meist sind sie zwar im Großen und Ganzen wasserdicht, aber doch klamm und muffig.
Diesmal bin ich ganz froh über die Steinwände, denn für die kommende Nacht und den folgenden Tag ist Orkan in den Highlands angekündigt.

Ich mache es mir auf den Pritschenbrettern gemütlich.

(Panorama mit dem Navi-Phone-Knips)

Zwei Nächte und einen Tag verbringe ich hier.
Draußen heult und prasselt es. Es ist kaum möglich die Haustüre zu öffnen, ohne dass sie mir aus der Hand gerissen wird.
Ich bunker genug Wasser und bin damit gut versorgt.
Während draußen der Orkan rüttelt und so viel Regen fällt, dass er von unten durch den Boden aus großen, flachen Steinen drückt, mache ich es mir mit einem spannenden Buch gemütlich, koche immer mal wieder Tee oder Essen.
Die Bothy-Maus (jede Bothy hat eine Maus) macht sich heimlich nachts über meinen Rucksack her und knabbert ihn an. Hey! Den brauche ich noch!
Meine benutzten Teebeutel mag sie auch, und die kann sie ruhig haben.

Wen das Wetter noch nicht abgeschreckt hat, der darf sich gerne ein Paar Gummistiefel anziehen und mich auf meiner Tour weiter begleiten ...
 
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Prima, Regenklamotten sind gut. Ich bin 2 Wochen lang nicht ohne Regenhose und Jacke aus dem Haus/Zelt gegangen. In den Wanderschuhen hatte ich, trotz Gore-Membran (völlig überfordert) Plastiktüten an. Die Wege ähnelten Bächen; dort, wo keine Wege waren, stand ich ebenfalls meist eine Handbreit unter Wasser ...
Trotz einiger Versuche - ich habe noch keine Trekking-Gummistiefel gefunden, die mir wirklich geeignet schienen. Werde mal die Lundhags probieren. Die Skandinavier verstehen auch was von sumpfigen, weglosen Landschaften :rolleyes:

Nach der 2. Nacht hier oben in der Bothy mit viel lesen und lange schlafen, beides nicht schlecht, soll ja auch ein bisschen Urlaub sein :D , ist der Orkan durchgezogen und ich kann zumindest die Türe wieder gefahrlos öffnen.
Ich packe meinen Rucksack und mache mich wieder auf den Weg.

Vor der Bothy eine Ruine. Ein ehemaliger Stall? Eines der alten Crofter-Häuser, die in den Highland Clearances verlassen werden mussten?






Diese Herbstfarben in der schottischen Landschaft, die liebe ich sehr!






Und das oft unglaublich schnelle Wechselspiel der Wolken. Bei miesestem Wetter blitzt plötzlich irgendwo ein Sonnenstrahl durch - und ist auch schon wieder verschwunden.



Unten links eines der "most remote youthhostels of Scotland", das Alltbeithe YH oder Glen Affric YH. Mit Fahrzeugen nicht zu erreichen, mindestens einen Tagesmarsch von der nächsten Straße entfernt. Selbstverpflegung.



Ich laufe weiter. Nicht in das berühmte Glen Affric hinein, sondern nach Nordwesten. Durch Bäche, durch ertrunkene Landschaften, neben einem Pfad her. Den Pfad kann ich nicht benutzen, der ist entweder Bach oder tiefer Morast.

Die Kamera verschwindet, wie so oft auf dieser Tour, im Rucksack. Der Neopren-Überzieher schafft es nicht den schottischen Regen abzuhalten.

Am späteren Nachmittag komme ich an das Loch a´Bealach, wo ich endgültig das letzte Stückchen Pfad verlassen will, um in die Landschaft nach Norden abzubiegen.

Ich stelle mein Zelt auf einen weniger ertrunkenen Grasbuckel und erkunde ein wenig die Gegend um zu sehen, wie ich hier morgen am besten weiterkomme.

 
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Nun ging es ohne jegliche Wege durch die Landschaft.
Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt durchkommen würde, denn ich musste einen der Zuflüsse zu den Falls of Glomach queren. Ein gewaltiger Wasserfall, den ich von einer anderen Tour her schon kannte. Wie würde der bei so viel Regen wohl aussehen?

Das Wetter war erstmal nicht so ganz schlecht. Sehr windig, aber mit Wolkenlücken.



Das Gelände aus hohem, harten Gras und Heide ist überwiegend gut zu laufen.



Von hinten holt mich der Regen ein. Kamera einpacken. Auf halber Strecke stehe ich vor einem Bach, der kaum den Eintrag in die Karte gefunden hat. Er ist aber gerade einige Meter breit und knietief. Schuhe aus, Hosen aus, Stöcke ausfahren, furten. Eigentlich kein Problem. Es lässt mich aber ein wenig zweifeln, ob ich durch den großen Bach, der noch vor mir liegt, überhaupt durchkomme.

Das ist dann tatsächlich gar kein Problem, denn wir treffen uns an einer Stelle, wo er sehr breit wird und daher recht flach und gut zu durchwaten. Ich kann also meine Tour am anderen Ufer wie gehofft fortsetzen.



Am Ende geht es steil über grasige Rücken bergab. Vorbei an einem anderen beeindruckenden Wasserfall. Der müsste so an die 100 m Fallhöhe haben.



Abends kann ich mein Zelt am River Elchaig aufschlagen. Ein wunderschöner Platz! Mächtig laut. Zu dem kräftigen Wind kommt jetzt noch der rauschende Bach mit Wasserfällen hinzu. Herrlich :)

 
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Der nächste Tag ist gar nicht so schlecht. Gegen Mittag ziehe ich sogar die Regenhose für eine Weile aus. :)

Ich laufe erst einmal eine ganze Weile auf einer Fahrspur durch das Tal des River Elchaig nach Westen.
Unterwegs ergeben sich einige Portrait-Shootings mit örtlichen Models.

Die stoischen Highland Cattles finde ich einfach herrlich.












Kaum weniger scheu sind hier die Hirsche. Sie röhren hier im Herbst rudelweise von jeder Bergflanke. Herden bis 30 Tiere oder einzelne Kerle.
Heute ist der letzte Tag der Stag Stalking Season, der Jagd auf die männlichen Hirsche. Ab morgen sind die Frauen dran. Dennoch ist die Fluchtdistanz erstaunlich gering.






Kurz vor Camas-luinie treffe ich noch auf diese Wooly-Familie, die sich sofort für ein Gruppenbild aufstellen.



Von Camas-luinie steige ich wieder querfeldein durch Farn, Heide und Gras zu einem Sattel hinauf. Hier bekomme ich das erste Mal auf dieser Tour ganz direkt einen Sonnenstrahl ab! Für vielleicht 5 Minuten genieße ich die Sonne und Wärme auf der Nase und mache schnell ein paar Bilder, bevor der Sonnenfleck weiterzieht.






500 Hm weiter stelle ich mein Zelt halbwegs trocken mit herrlichem Blick auf. Es ist erst 14:00, aber es setzt gerade wieder kräftiger Regen ein - und ich habe spontan keine Lust mehr auf Wasser von oben für heute.

Hier und da findet die Sonne aber immer mal eine Lücke in den Wolken.






Später laufe ich noch ein wenig durch die Bergwelt und kletter hier und da ein wenig herum.




N.B.: Im Original sind die Bilder schärfer. Ich habe gehört, dass das Problem der Verunschärfung irgendwie bei flickr liegen muss. Dort ist die Schärfe noch, bei der Verlinkung geht sie verloren ... :nixweiss:
 
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Am nächsten Morgen breche ich bei Powerniesel aus dichtem Nebel auf. Ich wurschtel mich über ein Hochplateau und finde schließlich den Pfad, der durch eine Schlucht hinunter ins nächste Tal führt. Der Nebel ist ziemlich schade, denn die Karte lässt vermuten, dass die Aussicht hier echt toll sein müsste.
Ich erreiche irgendwann eine Fahrspur und auf ihr den Talausgang.
Und genau hier reißt plötzlich der Himmel auf, die Wolken geben Licht frei und heben sich. Na toll! 2 Stunden zu früh aufgebrochen. Wer kann das ahnen?
Gerade als mich die Sonne trifft, treffe ich auf eine Schafweide.
Anders als andere Schafe kommen diese Wollknäuel zu mir her und stellen sich für eine kleine Foto-Session auf.






Eines meiner Lieblingsbilder der ganzen Reise:



Am Loch Duich laufe ich nun zurück nach Shiel Bridge zur Kintail Lodge.
Während Wolken und Sonne um ihre Positionen ringen, bekomme ich noch die eine oder andere hübsche Aussicht.













 
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Nachdem ich eine Nacht im Bunkhouse verbracht und meine Sachen getrocknet (bis auf die Schuhe, das wird nichts mehr), Akkus geladen, im hauseigenen Pub gut gegessen und die lokalen Bierspezialitäten verkostet habe, steigt pünktlich am nächsten Vormittag meine Freundin aus dem Bus. Eine Haltestelle gibt es hier nicht, aber die Überland-Busse kann man hier in Schottland überall an der Strecke anhalten. Sehr praktisch.

Nach einer gemeinsamen Material-Umpack-Aktion haben wir wieder einen Sack mit Dingen übrig, den wir für die kommende Woche an der Rezeption abgeben.

Wir machen uns diesmal nach Süden auf den Weg.
Sofort beginnt es wieder zu regnen.

Zuerst müssen wir über ein solides Holztor klettern, denn das ist mit einer Kette abgeschlossen.
Dann geht es in ein Tal hinein, noch recht eben.



Am Zusammenfluss einiger Bäche müssen wir diese furten, was aber wider Erwarten kein Problem darstellt.

Dann geht es hinauf zum Sattel am The Saddle (1010m).

Überwiegend weglos, ab und zu auf einem Pfad, den wir dann bald wieder verlieren. Oder er uns.












Auf diesem Zwischenpass war es echt stürmisch!
Und dann auch nass.
Meine Kamera verschwand im Rucksack und kam erst am folgenden Nachmittag wieder raus.

Der weitere Weg war erst erstaunlich ausgebaut, mit Naturstein gepflastert, sogar mit Stufen! Dann wurde er sehr beschwerlich über Blockfelder mit vielen losen und sehr glitschigen Felsbrocken.
Oben auf 700 Hm unter The Saddle erreichten wir schließlich die zwei kleinen Seen, an denen ich unser Nachtlager geplant hatte. Schnell bauten wir unser Zelt auf, schnell holte ich Wasser, Tür zu. Kurz darauf begann es so richtig zu schütten.
Das hielt die ganze Nacht an.
Nach einer kurzen Entspannungspause am Morgen hat es noch eine Weile so heftig geprasselt, dass wir uns im Zelt kaum mehr unterhalten konnte. So einen Lärm hatte ich noch nie vorher auf meinem Zelt. Angesagt waren für die Nacht 50 L/m². Ich glaube, das war noch mehr. Dazu anhaltend heftiger Wind.

Nachdem das Morgen-Inferno ein wenig nachgelassen hatte, beschlossen wir, doch weiterzugehen. Auch, weil für den nächsten Tag wieder richtig ordentlich Sturm angesagt war.
In einer relativen Ruhephase packten wir alles zusammen.

Es ging ziemlich steil eine weglose Bergflanke hinunter. Der ganze Berg floss. Selbst dort, wo offensichtlich sonst keine Bäche waren, strömte das Wasser über die Wiese. Dort, wo auch sonst Bächlein waren, waren sie zu kleinen Flüssen angeschwollen, viele Male breiter, tiefer und reißender als üblich. Immer wieder mussten wir rauf und runter suchen um eine Stelle zu finden, wo wir ans andere Ufer kamen, ohne jedesmal die Schuhe ausziehen zu müssen.

Das ging soweit noch ganz gut, wenn auch mühsam und zeitraubend. Als wir weit unten auf eine Quad-Piste trafen, dachten wir, nun haben wir das Gröbste geschafft.
Aber - denkste!
Jetzt ging es erst richtig los. Klar, das Laufen auf der festen Piste war natürlich einfacher. Aber nie lange. Denn auch hier strömten die Bäche über den Weg. Und zwar heftig. Manchmal gab es auch hier die Möglichkeit, nach oben oder unten auszuweichen. Aber oft auch nicht. Steine, die offensichtlich als stepping stones im Wasser lagen, waren 20-30 cm hoch überflutet. Immer wieder mussten wir die Schuhe ausziehen, oft auch die Hosen, um durchzukommen. Und das im Regen. Bald war einfach alles nass. Bei einer größeren Furt, die schon unter normalen Umständen ein Ausziehen erfordert, begann es gerade beim Ausziehen der Hosen so richtig waagerecht zu schütten. Ich habe mir alle meine Sachen geschnappt, bin fast durch den Bach gerannt (so weit es die Sicherheit zuließ, ganz reinfallen wollte ich ja nicht), drüben in Watschuhen rauf zu einem kleinen Bretterverschlag und in dessen Windschatten. Zu meiner großen Überraschung war die Tür des Verschlages zu öffnen!!!
Ich springe also gleich rein, rufe meiner Freundin die Entdeckung zu und wir lassen uns auf ein Sitzbrett an der Wand fallen. Trocken!
Die Kiste ist höchstens 1,5 m² groß, wohl ein Stalker´s Ansitz, aber für uns eine Burg.

Draußen tobt gerade wieder eine Wasserwand vorbei, und wir sitzen im Trocknen.
Wer noch nie tagelang im Regen draußen war, kann sich nicht vorstellen, wie luxuriös eine Bretterkiste sein kann. :D

Als das Wetter ein wenig nachlässt, machen wir uns wieder auf den Weg.
Immer wieder tiefe Furten, immer wieder im Regen an- und ausziehen. Das zermürbt uns letztendlich und wir haben die Faxen dicke.









Endlich kommen wir unten in Kinlochhourn an. Wie vermutet haben aber Ende Oktober der Tea room und das B&B schon geschlossen. Keiner da.
Also laufen wir noch eine Weile über ein Sträßchen, das zugegebenermaßen sehr hübsch und eng ist, bis wir einen See erreichen. Wir stellen das Zelt auf ein Stückchen mit Schotter durchsetztes Gras. Ich laufe zum See um Wasser zu holen. Und stehe vor einem tiefen Fluss. Durch dieses sonst wahrscheinlich nur knöcheltiefe Wasser führt auch die Furt für Fahrzeuge. Das Wasser, der Abfluss des Sees, ist aktuell geschätzt hüfttief und von kräftiger Strömung. Gar keine Chance da morgen durchzukommen, um unseren geplanten Weg fortsetzen zu können.
 
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Wir müssen also umplanen.
Ein weiterer Blick am Morgen auf den Abfluss des Sees, die potentielle Furt, bestätigt uns, dass es schlicht unmöglich ist, dort jetzt durchzukommen.
Statt dessen müssen wir die Straße weiter entlangwandern, bis wir in ein anderes Tal abbiegen können, um dort wieder auf unsere Route zu treffen. Wenn wir das dann wollen.
Unser Sträßchen windet sich durch Hochmoore und Felshügel. Wir machen einige Höhenmeter. Die Landschaft ist ganz hübsch.
Ein Hirsch liegt im Gras, gleich neben der Straße. Er schaut mir zu, wie ich meinen Rucksack absetze, die Kamera rausfummel und ihn fotografiere. Stört ihn offensichtlich kein bisschen.



Nach vielleicht 10 km kommen wir am Loch Quoich an und an die Abzweigung von der Straße in die Berge.



Wir diskutieren ein wenig herum. Eigentlich sind wir aber beide überzeugt, dass wir keine Lust haben, zwei weitere Tage im Regen zu laufen und uns dabei ständig umziehen zu müssen, um durch die Bäche zu waten. Die Straße würde sich aber weitere 30 km bis zur Hauptstraße ziehen.
Wir stehen noch so und überlegen, als ein MiniCamper die Straße entlang kommt.
Spontan halten wir die Daumen raus.
Das Auto hält!
Ein sehr nettes Paar breitet ein paar Handtücher auf der Rückbank = Sofa = Klappbett aus. Unter viel Erzählen nehmen sie uns mit bis zur Hauptstraße. Weiter geht nicht, denn sie haben hinten keine Anschnallgurte. Außerdem fahren sie von hier in die falsche Richtung weiter. Wir sind ihnen dennoch höchst dankbar!
Und jetzt?
Jetzt können wir eigentlich nur zurück nach Shiel Bridge trampen. Und hoffen, dass sie so mitten in der Woche zwei Betten für uns haben. Es regnet natürlich wieder heftig. Ganz schlechte Voraussetzungen zum Trampen. Zwei triefend nasse Gestalten, Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, mit riesigen, triefend nassen Rucksäcken.
Wir suchen uns an der Straße eine Stelle, wo man uns vom Auto aus von Weitem sehen kann und wo man auch anhalten kann. Gar nicht so ganz einfach, wenn eine Straße ständig auf und ab und kurvig durch die hügelige Landschaft läuft.

So dauert es dann auch ein wenig, aber schließlich nimmt uns ein Bergsteiger-Paar aus Glasgow mit. Sie erzählen, dass sie gerade an dieser Straße auch das erste Mal den Daumen rausgehalten haben. Sie sind Munro Baggers ("sammeln" alle schottischen Berge über 3000 ft/ca. 1000 m) und wissen sehr gut, wie es ist, so im Regen herumzustehen.
Auch diese beiden Leute sind wahnsinnig nett und setzen uns am Kintail Hotel ab, wo sie auch selbst schon im Bunkhouse übernachtet haben.

Wir haben Glück und bekommen das Bunkhouse, sind sogar die einzigen Gäste dort, und können uns wieder nach Belieben ausbreiten.

Abends im Pub studieren wir die Karte und beschließen, von hier aus Tagestouren zu machen. Und wenn das Wetter das zulässt, vielleicht auch noch einmal für 2 Tage mit Zelt loszuziehen.

Hier im Pub gehören wir also nun abends quasi zum Inventar. :D
 
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Die nächsten beiden Tage verbringen wir mit Tagestouren zwischen Shiel Bridge und Kyle of Lochalsh.

Dabei haben wir viel Zeit uns das Eilean Donan Castle anzusehen - und haben sogar das Glück hier ein paar Sonnenstrahlen einfangen zu können!
An der Küste ist das Wetter in diesen Tagen immer besser als weiter in den Bergen.

Das Eilean Donan Castle ist im 13. Jh. erbaut worden, wurde erweitert und verfiel, wurde wieder aufgebaut und umgenutzt, verfiel wieder. Robert the Bruce versteckte sich hier bei den MacKenzies vor den Engländern.
Seit dem 14. Jh. gehört die Burg den MacRae.
In den 1920er Jahren wurde die zerstörte Burg von John MacRae restauriert.
Heute ist die Burg ein Museum, zum Teil sehr toll hergerichtet mit lebensgroßen und sehr echt aussehenden Figuren in Alltagsszenen. Klasse gemacht!
Das Castle ist eines der am meisten fotografierten Motive Schottlands. Und ich leiste meinen Beitrag :D














Wem die Burg nun bekannt vorkommt, ohne dass er jemals dort war, der kennt sie vielleicht aus Filmen wie Highlander, Braveheart und einigen anderen.

Noch ein wenig Landschaft drumherum:















Nein, es ist leider nicht so, dass wir hier sonnige Tage verlebt hätten. Aber die Sonne kam ab und zu für ein paar Minuten durch - und diese Momente habe ich schnell für ein paar Fotos genutzt. Überwiegend blieb es aber feucht bis nass.
 
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Wir verfolgten natürlich den sich ständig verändernden Wetterbericht.
Für unsere letzten beiden gemeinsamen Tage war die Prognose nicht ganz so schlecht. Zumindest kein Orkan, nicht einmal Sturm, und sogar Pausen im Regen.
Also schulterten wir noch einmal unsere Rucksäcke samt Zelt und Küche, stoppten den Bus an der Straße und ließen uns bis Dornie am Eilean Donan Castle fahren.
Nicht so einfach, eine 2-Tages-Tour mit Busanbindung zu finden. Und so wollten wir durch ein Tal von Dornie aus nach Osten auf den Pass hinauf laufen, zu dem ich vor einer Woche von Camas-luinie schon einmal gestiegen bin. Und dann die mir schon bekannte Route hinunter, bei der ich aber wegen Nebels nicht viel gesehen habe.

Tolles Licht lässt die Hügel jenseits von Loch Duich wie eine Märchenwelt aussehen.



Dornie ist ein hübsches, kleines, buntes Straßendörfchen.



Das war es dann aber auch mit dem Licht.

Dieses Tal macht gar nicht den Eindruck, aber es war sehr beschwerlich zu laufen.
Zwar führt ein Weg hindurch, der ist aber meist kaum zu benutzen, weil er entweder tiefer Morast ist oder unter Wasser steht. Auch hier also wieder ein ständiges Hin und Her auf der Suche nach gehbarem Terrain.
Unter "normalen" Umständen ist das hier sicher ein wunderschönes Tal mit einem herrlichen Wanderweg ...
(Wir haben erfahren, dass dieser Herbst der nasseste seit sehr langer Zeit ist.)








Später, als wir das Zelt aufbauen, an derselben Stelle, wo ich vor einer Woche geschlafen habe, kommt doch noch einmal die Sonne durch.










 
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Unheimlich beeindruckende Schilderung dieser Tour und sehr ausdrucksstarke Aufnahmen....Klasse
 
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Der Abstieg aus den Bergen birgt leider für mich nichts Neues. Wetter und Sicht sind mäßig. Bis wir das Tal verlassen.
So gemein!

Der Rückweg am Loch Duich entlang wird wieder ganz schön und auf den letzten Kilometern laufen wir nur noch im Pulli und ohne Regenhose.
An einer Tankstelle der traditionelle Boxenstopp (ich laufe hier in diesem Urlaub nun schon das 3. Mal vorbei) mit großem Kaffee. Und übermütig sogar mit einem Eis! :cool:






















Im Hotel-Pub feierten wir nun unseren Abschied, denn am nächsten Morgen musste ich abreisen, während meine Freundin noch für 2-3 Tage hier blieb.

Insgesamt war es wieder eine sehr schöne Tour - nur gab es dieses Jahr einfach viel zu viel Wasser. Oben, unten, überall. Das hat manchmal doch arg auf die Stimmung unterwegs gedrückt. Und natürlich die Tourenplanung besonders der 2. Woche ziemlich über den Haufen geschmissen. Wir sind uns einig, dass wir am Ende das Beste draus gemacht haben. Aber ich hätte Lust, die Tour gleich noch einmal zu laufen, bei besserem Wetter. Denn die Landschaft ist herrlich!
Ich hatte auch vor, auf den einen oder anderen Berg zu steigen, und über die Ridge der Five Sisters zu laufen, mit Tagesgepäck, aber das war diesmal gar nicht drin.

Aber - ich komme wieder! :)

Danke allen, die trotz des Wetters durchgehalten haben!

Viele Grüße jetzt vom trockenen Schreibtisch,
Sylvia
 
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Hi Sylvia,

danke fürs Mitnehmen auf diese spektakuläre Tour!
War auch ne Woche in der Glencoe-Region - und wettertechnisch ähnlich unterwegs, allerdings im Leihwagen :)

Viele Grüße
Rolf
 
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Danke! Schön, dass es euch trotzdem gefällt!
Ich habe noch nie in einem Urlaub so wenig Bilder gemacht.
In den ganzen 2 Wochen habe ich gerade einmal 260 mal auf den Auslöser gedrückt.
Und das eigentlich über die Zeit verteilt nur an recht wenigen Momenten, dann aber intensiver. Wie z.B. am Eilean Donan Castle, wo das Licht echt traumhaft war.
Vieles fiel dann aber auch nur unter rememberance shot, nichts zum Zeigen.


War auch ne Woche in der Glencoe-Region - und wettertechnisch ähnlich unterwegs, allerdings im Leihwagen :)

Superschöne Ecke! Ich bin bisher auch nur durchgefahren, als ich vor 2 Jahren auf Mull war. Muss auch toll zum Laufen sein!
Hab ich deine Bilder während meiner Reise verpasst - oder kommen die noch? :)


Liebe Grüße,
Sylvia
 
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Superschöne Ecke! Ich bin bisher auch nur durchgefahren, als ich vor 2 Jahren auf Mull war. Muss auch toll zum Laufen sein!
Hab ich deine Bilder während meiner Reise verpasst - oder kommen die noch? :)

Hi Sylvia,

nein, die Bilder kommen noch. Muss noch ein paar bearbeiten.
Völlig nervig ist es, sie für diese Plattform noch mal auf 550 kb quetschen zu müssen, was bei detailreichen Bildern schon eine hohe Kompressionsstufe nötig macht...
Aber ist in Arbeit :)

Viele Grüße
Rolf
 
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Völlig nervig ist es, sie für diese Plattform noch mal auf 550 kb quetschen zu müssen, was bei detailreichen Bildern schon eine hohe Kompressionsstufe nötig macht...

Ja, geht einiges verloren, schade.
Aber am Schärfeverlust, zumindest an meinen Bildern, soll wohl flickr Schuld sein, habe ich gehört. Ich mag sie hier aber nicht alle einzeln noch einmal hochladen ...

Dann freu ich mich schon auf deine Bilder!

Viele Grüße,
Sylvia
 
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