Per aspera ad astra .... durchs Raue zu den Sternen....

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Und wenn sich dies nun anhört wie „schimpfen“, dann ist es das nicht. Es sind Kontraste, das Hin und Her zwischen Schönheit und Zerfall, zwischen Spannung und Entspannung, zwischen Leben und Tod. „Oh, Freunde, nicht diese Töne! Last uns angenehmere anstimmen und freudenvollere....“. Gerne doch!




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Nicht nur die 9te, alle anderen Sinfonien von Beethoven durchzogen ebenfalls alle Emotionen und Kritiken, welche sich man nur wünschen kann. Von organisiertem Lärm bis zur Göttlichkeit hat Beethoven zu seiner Lebzeit wohl alles über seine Kompositionen gehört. Und es gibt noch heute diejenigen, welche Gesang in einer Sinfonie als kompositorische Unart betrachten. Diese Kontroverse zieht sich durch bis heute.




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Meine Mutter mochte Beethovens Musik nicht, seine Musik sei ihr zu nervös und sie fühlte sich in der ständigen Bewegung der Partituren, den abrupten Übergängen und den schwerlich zu findenden Harmonien nicht wohl. Die 5. Sinfonie ist wohl ein Beispiel dafür. Hat man endlich Ruhe für ein paar Takte, beginnt es in der Orchesterkammer erneut zu rumpeln, dass die Balken krachen.




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Sonogno gilt in der Mythologie als Kraftort. Nicht nur der Zusammenfluss der Bäche aus dem Vogornesso- und dem Redortatal in die Verzasca werden sind energiegeladen. Weiter hinten, zuhinterst im Redortatal, dort wo wir unser Ferienhaus gemietet haben, fliessen drei Bäche zur Redorta zusammen.




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Unzählige kleinere Bäche fliessen die Berge hinunter und vereinen und münden alle ebenfalls in der Redorta. Der Froda – Wasserfall ist nicht nur von seiner Höhe her beeindruckend, sondern auch von seiner ausstrahlenden Energie. Der Lärm des fallenden Wassers übertönt alles und irgendwann ist man wahrlich in einem „Rausch“.




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Würde ich die 9te nicht kennen, käme mir im ersten Satz nicht in den Sinn, dass am Schluss noch gesungen wird. Ebenfalls ist mir unklar, dass die Sinfonie nicht mit drei, sondern mit fünf Sätzen aufwartet. Und immer wieder diese Rhythmuswechsel, diese Paukenschläge lassen mich oft zusammenfahren und aufschrecken, wenn ich mich dann einmal einer vermeintlich kurzen Passage hingegeben habe. Nichts geht seinen Weg, jede Vorwegnahme ist sinnlos. Es kommt anders.




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Ich kann nicht sagen, wie es früher hier im Verzascatal war. Ich kann nur aus den geschriebenen Geschichten herauslesen, wie es ungefähr war, was die Menschen hier arbeiteten, wie sie lebten. Abe ich kann es nicht fühlen. Ich kann die Luft von früher nicht riechen, ich trage andere Kleidung, ich bin nicht Bauer und den wunderschönen, fast gesangshaften Dialekt kann ich nicht sprechen und nicht verstehen.




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Ich weiss nicht wie es sich anfühlte, ohne Auto, ohne viel Geld, knapper Nahrung und ein, aus meiner Sicht entbehrungsreiches Leben zu führen. Die Vergleiche hatten sie dazumal ja nicht, sie hatten das was ihnen zur Verfügung stand. Locarno war weit weg, nicht nur von der Distanz her, sondern auch von der Möglichkeit, dorthin zu gelangen.




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Das Hirn orientiert sich an den Gegebenheiten, sagt mein lieber Freund René. Als Psychiater sagt er diesen Satz nicht einfach so und in den vielen Diskussionen sind wir schon manchmal an dieser Feststellung hängen geblieben.




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Was hat Beethoven veranlasst, ausgerechnet Schillers Gedicht als Schlusssatz seiner letzten Sinfonie auszuwählen? Und warum die eigenen, einführenden Worte? Beethovens 9te war kein Auftragswerk, zwar wurde er von Freunden gedrängt, seine neuesten Werke nicht mehr unter Verschluss zu halten, sondern sie endlich der Öffentlichkeit zu präsentieren. War es der schwierige Umgang mit seiner Taubheit, welche ihn so viel Zeit lassen sollte das Werk zu beenden?




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Oder war es vielmehr seine perfektionistische Ader, welches ihm nicht früher erlaubte, mit dem Werk an die Öffentlichkeit zu gehen? Man ist sich bis heute uneinig, ob Beethoven einer alten Idee nachging oder er etwas sehr „Spontanes“ mit der 9ten komponierte. Die Idee mit Gesang in einer Sinfonie hatte er schon lange, Notizen gibt es einige dazu, nur die Umsetzung fehlte bislang – bis auf das Opus 80, die „kleine 9te“ genannt. Ein wunderbares Werk.




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Steine und Wasser, wenig fruchtbares Land, kleine Wiesen, keine Äcker. Die Rustici sind wie sie sind, hie und da wird ein altes Haus umgebaut und renoviert. Neu bauen kann man hier nicht, das Bauland ist schon lange ausgeschöpft. Bestehende Gebäude dürfen renoviert, aber nicht vergrössert werden, der Heimatschutz lässt grüssen. Es hat etwas Statisches, diese Täler, da gehört das Onsernone- wie das Bavonatal ebenfalls dazu.




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Überraschendes gibt es hier nichts. Wer Veränderung möchte, der geht an den See, in die Einkaufsstrasse, an die Kulturanlässe von Ascona, Locarno oder noch weiter Lugano.
Ausser den saisonalen Touristen, dem Fotofestival-Verzasca, an dem ich vielleicht dieses Jahr teilnehmen werde und den wöchentlichen Mark im Dorf ist nicht viel los. Aber genug.




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Spannung erkennt man nur, wenn man die Entspannung kennt. Wenn Hektik zum Alltag wird, dann empfindet man Ruhe als vorerst unerträglich. Beetvoven pickt aus der Tonkiste immer wieder was Neues. Als ober er am Fluss nach farbigen Steinen greifen würde, sie anschaut, betrachtet um sie wieder hinzulegen. Ein Stein hat nichts mit dem andern zu tun, jeder ist anders und tragen sie gemeinsam das Attribut „Stein“.




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Es ist gefährlich über Menschen etwas zu sagen, welche man nicht kennt. Und es hat immer eine Spur von Anmassung, über eine Zeit zu sprechen, welche man nicht selbst erlebt hat. Dies gilt für Musik wie Kultur im Allgemeinen, aber auch für Ereignisse irgendwelcher Art. Ich gehe gerne Geschichten nach, aber mit grösstem Respekt. Mir fehlen viele Sinne, um etwas zu Begründen oder zu interpretieren. So wie ich es bereits geschrieben habe, kann ich vergangene, nicht erlebte Zeit nicht riechen, nicht schmecken, nicht ertasten und noch erfühlen.




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So bleibt mir nur die eigene Reflektion. Also jenes, was Geschichten, die Landschaft, die Musik in mir auslöst. Es bleibt mir am Schluss nur das übrig, was ich selbst empfinde und wahrnehme, mehr nicht. Und es bleiben mir nichts anderes übrig als Fragen zu stellen, Empfindungen zu äussern, welche keinen Anspruch auf Wahrheit haben, Wahrheit, ein furchtbarer Begriff.




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Das Rauschen der Bäche kann stören, wenn man Ruhe sucht. Vogelgezwitscher kann einem auf dem Sack gehen. Aber genau so kann Ruhe stören, weil man Geräusche vermisst, welche mich von der Ruhe ablenken. Beethoven hat es in allen seinen Sinfonien geschafft, jene Gegensätze bis auf die Spitze zu treiben. Auch wenn man sie kennt, schon hunderte Male gehört hat, sie lassen einem nicht einfach treiben und vor sich dahin „tümpeln“.




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Anders ist es hier nicht. Das Gleiche ist nicht das Gleiche, weil ich mit Wochen voller Erlebnisse und Geschichten immer wieder aufs Neue ankomme. Ich komme mit mir selbst an, auch wenn sich hier, visuell nichts verändert hat. Der Gemeindearbeiter sagt immer noch nicht guten Tag, die Amseln zwitschern immer noch ihr Liedchen, das Wasser rauscht immer noch gleich. Es sind meine Geschichten, welche meine Wahrnehmung prägen, nichts anderes. Subjektiv, keinesfalls objektiv und schon gar nicht dieses schreckliche Adjektiv „neutral“.




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Der dritte, langsame und schier endlose Satz der 9ten, liess mich dann auf einem langen Spaziergang ins Seitental Vogornesso, fast schweben. Er trug mich förmlich, ein unglaubliches Gefühl von getragen werden machte sich breit und es schien mir, als würde sich ein fliegender Teppich aus Tönen unter meinen Füssen breit machen und mich sanft über den Boden tragen. Beethoven hätte es vermutlich hier gefallen. Die „Gefahr“ hier angesprochen zu werden ist minim, das meine ich durchaus nicht wertend. Es ist aber auch eine Qualität, die Chance, in den eigenen Gedanken unterbrochen zu werden liegt somit fast bei Null.




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