Per aspera ad astra .... durchs Raue zu den Sternen....

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„Freude! Freude!“ Gleich zweimal werde ich begrüsst damit. Und dann, „Freude schöner Götterfunken“ um ohne Rast feuertrunken ins himmlische Heiligtum einzutreten. Nicht das Gedicht, sondern Beethovens Musik vergibt die Zweifellosigkeit, dass es so ist, dieses Gefühl. Es ist wie eine Einladung, ein Willkommen und es erinnert mich immer wieder daran, dass ich ein ähnliches Gefühl habe, wenn ich den Schlüssel zu unserem Ferienhaus drehe. Hier ist es anders, auch wenn ich derselbe bin. Hier kann ich loslassen, hier bin ich Ich, keine Erwartungen, keine Aufgaben und keine Verantwortung. Es ist, als ob ich einen Teil von mir ablegen würde, als gäbe es ihn nicht. Eintreten, in Beethovens „irdisches, himmlisches Heiligtum“. Eigenartig denke ich. Vielleicht lädt uns Beethoven noch zum letzten Male ein, in seiner Vorstellung oder seiner Empfindung von Heiligtum. Und vielleicht verkörperte gerade das Gedicht von Schiller dies am geeignetsten für ihn.




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„Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt...“. Beethovens Besetzung der 9ten ist nicht erstaunlich. Schon im Opus 80 hatte er dieselbe Besetzung, nur noch zusätzlich mit einem Soloflügel. Er besetzt den letzten Satz mit allen Stimmlagen, vom Bass bis zum Sopran und lässt einen grossen mehrstimmigen Chor erklingen. „Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt“. Er betont diesen Satz, welcher mehrmals wiederholt wird, musikalisch immer sanft, aber bestimmt, also wolle er diesem Wunsch, dass es so wäre, auch Ausdruck verleihen wolle.




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Ist es nicht ein Wunsch, den in uns Allen ist? Eine Sehnsucht in unseren Herzen, welche uns immer wieder einholt? Aber vielleicht brauchen wir das „Unbrüderliche“ um uns selbst zu legitimieren, um uns selbst zu sagen, dass wir gut und gerecht sind? Brüderlichkeit ist, versetzt in diese Zeitepoche, und für mein Begreifen, als Menschheit zu verstehen. Jene Männlichkeit, welche vorherrschenden und bestimmend war, kam Beethoven am eigenen Leibe zu spüren. Vielleicht war er dieser Zeit voraus, und vielleicht hat er deswegen die Instrumentierung dieses Satzes fast feminin und sanft gewählt.




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Aus den Quellen ist nicht genau ersichtlich, welches Verhältnis Beethoven zu seiner Mutter hatte. Der Förderung aber auch die Nötigung seines Vaters hat er trotz der widerwärtigen Art und Weise auch seinen Erfolg zu verdanken. In der Beziehung zu einer Frau sollte er aber kein Glück haben.
Beethovens einzige Oper ist „Fidelio“. Anfänglich hiess sie „Leonore“ und so hiess auch eine Frau, welcher er sehr zugetan war. Und der historische Stoff, welcher er vertonte, betraf dann auch die aufopfernde Leistung einer Frau, nämlich Leonore, welche ihren Geliebten aus dem Gefängnis befreite. Beethoven hat nur nach langer Zeit und nach intensiven Gesprächen den Titel seiner Oper in Fedelio umgetauft. Es ziemte sich nicht zu jener Zeit, dass ein Opernname eine Frau schmücken sollte und dass sie dann noch zusätzlich in den Mittelpunkt gestellt wird.
Beethoven hat drei Ouvertüren zu dieser Oper geschrieben. Keine ist so innig und berührend wie jene „Leonore III“, die letzte, bevor die Oper „Fidelio“ hiess.




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Weniger Probleme mit der „Weiblichkeit“ hatte ein paar Jahrzehnte früher Antonio Vivaldi. Das hat damit zu tun, dass er in „seinem Ospedale della Pietà“, ausschliesslich Mädchen und weibliche Jugendliche unterrichtete. In aller Selbstverständlichkeit hat er Oratorien und Instrumentalwerke komponiert, welche ebenso ausschliesslich vom Mädchen und Frauen gespielt und gesungen wurden. Männer waren keine erlaubt, also musste Vivaldi eine Technik erfinden, welche es Frauen ermöglichte, Bassstimmen zu singen. Es ist ungefähr die gleiche Technik, wie es Männern erlaubt, hohe Sopranstimmen zu singen. Früher wurden begabte Männerstimmen kastriert, um in Kirchen den Sopran „abzudecken“, weil Frauen in der Kirche und im Orchester nichts zu suchen hatten. Aber wer nun meint, dass dies alte Geschichten seien, der täuscht sich. Als Herbert von Karajan, dazumal Dirigent der Berliner Sinfoniker Sabine Meier, Klarinettistin, ins Orchester aufnehmen wollte, war er mit einem „Shitstorm“ seines eigenen Orchesters konfrontiert. Dass Frauen in einem Orchester nichts zu suchen haben, hat sich lange hingehalten.




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So gab es keine Diskussionen, als Vivaldi den Auftrag erhielt, „Juditha triumphans“ im November 1716 zu komponieren und mit seinem „Frauenorchester“ und -Chor des Ospedale della Pietà uraufzuführen. Das Werk wurde von der Republik Venedig in Auftrag gegeben, um den Sieg gegen die Türken bei der Belagerung von Korfu im gleichen Jahr zu feiern.

Die Vorstellung hier in einem Nordtal geboren zu werden, zu wohnen und zu arbeiten und zu sterben, entsetzt mich nicht. Ich würde ja mein Leben nicht kennen, also hätte ich keine Vergleiche. Im besten Falle würde mein Wesen dem Touristen ein freundliches Lächeln schenken, im noch besseren Falle hätte ich noch ein Familienbesitz, den ich vermieten könnte um zusätzlich etwas in meine Kasse zu spülen. Besitz alleine macht aber auch hier nicht glücklich, Besitz kann auch eine Last sein.




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„Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu sein; wer ein holdes Weib errungen,
mische seinen Jubel ein!“
Es brauchte wohl für Freunde starke Nerven, ein grosses Herz und einen unermesslichen Glauben an Beethovens Talent. Dass es trotzdem Frauen wie Männer gegeben hat, welche ihm ein halbes Leben lang die „die Stange gehalten“ haben, zeugt doch von grossem Charakter. Ich erlebe immer wieder, beruflich wie privat, dass es gerade solche Menschen sind, welche etwas in einem selbst hervorrufen. Etwas, dass irgendwo im Innern schlummert, aber nicht nach Aussen muss. Freundschaften waren für Beethoven, wie dazumal fast für jeden Komponisten überlebenswichtig. Sie waren Geldgeber wie „Seelendoktor“ in einem und ermöglichten auch Beethoven, wenn auch oft im Auftrag, seine Begabungen aufs Papier zu bringen.




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Pamina singt im Duett mit Sarastro in der Zauberflöte über ihre „Mutterpflichten“. Hier im Tal wurde auch gesungen, die „Mutterpflichten“ wurden fanden andere Worte und wenig Töne. Es war aber dennoch nicht anders. Auch für Männer nicht. Junggesellen oder „Jungfern“ hatten einen schweren Stand in der Dorfgemeinschaft und wurden mehr als alle andern zum Dorfthema.
Also, wem der grosse Wurf gelungen ist, eines Freundes Freund zu sein, oder sich vermählen zu können, hatte doch einige gesellschaftliche Schmach weniger zu ertragen. Ob nun in Wien oder im Valle Verzasca.

Mit grossem Engagement fährt Beethoven im letzten Satz fort. Solostimmen, reine Instrumentalmusik und Chorpassagen wechseln sich ab, werden zu einem regelrechten Dialog in einem Tempo und einer Intensität, welche sich noch heute suchen lässt.

Die Vorstellung von „Seele“ war trotz der langsamen Ablösungen von den Glaubenswerten der Kirchen immer noch sehr dominant und moralisch eng gefasst. Die Gesellschaft war im Wandel der Aufklärung. Rousseau, Voltaire, Kant und wie alle hiessen, propagierten die „Freiheit“ und gleichzeitig die Aberkennung des Adels. Gleichzeitig definierten sie neue Werte, welche im „ersten Schub“ vorbehaltlos übernommen wurden. Beethovens anfängliche Sympathie für Napoleon wich erst dann, als er sich zum Kaiser krönen liess. Und so hat er ihm „markig“ aber eindeutig die Sympathie entzogen.




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Was ist die Seele? In der Fotografie stosse ich hie und da auf den Begriff „die Seele eines Bildes“. Analog zur Musik vielleicht der „Geist der Musik“. Wie definiere ich „Seele“, mit welchem Inhalt fülle ich sie? Und wenn ich mich „weinend aus dem Götterbund verabschieden“, wenn ich meine „Seele nicht Seele nennen kann oder darf“, was dann? Von der Instrumentierung ist hier Beethoven nicht klar für mich. Er betont diese Passage nicht sonderlich, sondern lässt sie musikalisch eher begleiten, wenn auch wunderbar schön. Vielleicht, aber das unterstelle ich ihm, hätte er diesen Teil des Gedichtes auch abgeändert, wäre es zu einer zweiten oder dritten Version der 9ten gekommen.

Man darf nicht unterschätzen, dass die „geistige Befreiung“ des 18. und 19. Jahrhunderts die Landbevölkerung nur zeitlich versetzt ergriffen hat. Auch hier in den Nordtälern des Tessins. Weder Napoleon noch irgendein anderer Herrscher hatten Interesse an diesen unwegsamen Tälern. Die Natur und die Gegebenheiten haben sich trotz gesellschaftlichem geistigem Wandel nicht verändert. Das tut die Natur noch heute nicht, auch wenn das noch heute in manche Köpfe nicht hinein dringt. Man darf, berechtigterweise, durchaus über die Kirchen schimpfen. Auch hier in den Tälern. Nicht zu vergessen ist, dass der Dorfpfarrer die Pflicht hatte, im Dorf auszuharren, komme was wolle. War das ganze Dorf eingeschneit, war auch der Pfarrer eingeschneit und weil er mit der „göttlichen Pflicht“ beauftragt war, den Menschen beizustehen, tat er es auch.
Es gibt einen Satz, den ich aus einem Buch über die Nordtäler entnommen habe, welche mich sehr beeindruckt hat. „Der Pfarrer sei immer der erste gewesen“. Damit ist gemeint, dass bei Geburten, beim Tod, bei Schicksalsschlägen und bei allen anderen Ereignissen, der Pfarrer immer vor Ort war. Die Hebamme kam oft zu spät, aber der Pfarrer konnte das Neugeborene segnen und der Kindsmutter gleichzeitig die letzte Ölung erteilen. Mancher Streit wurde vom Pfarrer gelöst, die Polizei war in der Regel immer zu spät.




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Der Stadt-Land-Unterschied war dazumal, schon nur aufgrund der Einkommensverhältnisse gravierender als heute. Dennoch würde ich auch heute nicht fragen wollen, wie ein „Landei“ im Gegensatz zum „Städter“ „Seele“ definiert.
Beethovens Affinität zur Natur ist in manchen seiner Werke hörbar. Ihm war sehr wohl bewusst, dass er von dieser „Landidylle“ Energie bezog. Und gleichzeitig war ihm wohl bewusst, dass keines seiner Werke je in einem Gasthof auf dem Land gespielt würde. Beethoven hat, wie die allermeisten seiner Berufskollegen, ausschliesslich für „die Städter“ komponiert. Und vielleicht ist das auch das Kontroverse in seiner Musik, welches immer wieder zu Diskussionen sorgte. Der Definition „Seele“ bin ich trotz dieser Zusammenhänge nicht nähergekommen.

Die nächsten Zeilen sind den Reben, oder vielmehr dem Wein gewidmet. Den Früchten der Natur aber gekoppelt mit der moralischen Vorstellung, dass wer sich ihrer unmoralisch hingibt, sich schuldig macht und büssen soll.




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Wenige Menschen hatten hier die Gelegenheit, sich „wolllustig“ den Früchten der Natur hinzugeben. Der eigene Wein, wenn man dann Reben besass und Wein machen konnte, wurde sorgsam genutzt oder verkauft, um die Familienkasse aufzubessern. Und doch wird erzählt, dass man sich schon ins Elend getrunken hat, insbesondere dann, wenn man Sorgen hatte, verliebt war, oder sich ein Mädchen der eigenen Begehrlichkeit entzog. So einfach war es hier nicht zu balzen, weder die Zeit liess es zu noch wurden Emotionen diesbezüglich erfragt noch gefördert. Ein guter Junge oder ein gutes Mädchen wurde definiert mit „Fleiss“ und „Moral“, flirten und turteln waren – zumindest offensichtlich – nicht gerne gesehen. Es war ja auch nicht einfach das Interesse an einem anderen Menschen zu zeigen. In den kleinen Dorfgemeinschaften kannte jeder jeden und man wurde mit Sperberaugen beobachtet. Das hatte auf die eine Seite grosse Vorteile, auf die andere Seite war es nur schwer, sich aus dem Schussfeld zu nehmen.

Wohl hätten anfänglich die wenigsten bemerkt, wenn sich Beethoven auf ein „tête à tête“ mit einer Frau eingelassen hätte. Irgendwann wäre es dann zur Sprache gekommen, aber man hätte sich wohl keine grauen Haare wachsen lassen. Könige und Adlige gingen fremd, vermählten und verlobten sich, irgendwann hat man das diesen zugesprochen. Und dass man als Tonsetzer, Komponist und Künstler etwas eigenartig sein kann oder darf, hat sich mit der Zeit gesellschaftlich etabliert.

Hier in den kleinen Dorfgemeinschaften war dies anders. Erstens gab es kaum Künstler und Intellektuelle schon gar nicht. Jeder oder jede die nicht mitarbeitete, musste dennoch ernährt werden und es hiess für alle andern, für sie oder ihn zu sorgen. Das wurde nicht immer goutiert und oft wurden solche Familien geächtet. Die Moral war gnadenlos, unterstützt oft auch von den Kirchen.




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Es ist spekulativ, ob Beethoven sein nahes Ende spürte oder erahnte. Das gleiche gilt für Mozart in seinem letzten Klavierkonzert oder der Zauberflöte. Der Tod ist ein grammatikalische betrachtet ist ein Substantiv, also ein Zustand, sterben hingeben ist ein Verb, oder zu gut deutsch eine Handlung, ein „Tunwort“. „Über dem Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen, ahnest Du den Schöpfer, Welt....?“ Und weiter: „seid umschlungen Millionen, diesen Kuss der ganzen Welt“.

Beethovens Skepsis der Obrigkeit gegenüber aber auch dem Glauben und der Kirche gegenüber findet sich hier nicht in Worten, oder in der Musik wieder. Die musikalische Umrahmung ist typisch Beethoven, er lässt es nicht aus, die Worte zu betonen, aber seine ganz besondere Weise.

Ich habe schon viele Menschen in ihren letzten Wochen oder Monaten begleiten dürfen. Manche von ihnen auch sehr nahe, manche von ihnen sehr jung. Fast nichts finde ich so schwierig, als das Hin und her pendeln zwischen Hoffnung und Abschied und fast nichts finde ich so schwierig, wie das Aufrechterhalten der eigenen Zuversicht in solchen Momenten. Beethoven pendelt hin und her in den Tonarten, von Moll zu Dur und umgekehrt. Auf eindrückliche Weise zeigt er gerade dieses beklemmende Gefühl von heroischem, von Extravagantem und Glückseligkeiten. Er spricht musikalisch das an, mit Pauken und Trompeten und allen ihm zur Verfügung stehenden Instrumenten und Stimmen, was wir uns erhoffen aber nicht wissen: der Einzug dort hin, wo Frieden und Ruhe herrscht, wo den menschlichen Unzulänglichkeiten vergeben wird, unser Schmerz und Leiden ein Ende hat.




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Hier in den Tälern war dies nicht anders. Die Lebenserwartung war tief, die Kindersterblichkeit hoch. Die hohen Geburtenzahlen wurden mit der hohen Kindersterblichkeit zunichte gemacht, die Abwanderung junger, vor allem Männer, half mit, die dazumal kompakten Dorfgemeinschaften ausbluten zu lassen. Wenn es mehr Gräber auf dem Friedhof hat als lebende Einwohner, kam mir letzthin in den Sinn, als ich einen Friedhof beging, dann stimmt etwas nicht.

Der Tod und das Sterben, gehörten zum Alltag hier. Leben und Tod reichten sich die Hand. Begrüssung und Abschied sind letztlich nur zwei Begegnungen. Mehr nicht. Der Tod der seiner Mutter muss Beethoven heftig getroffen haben. Und er war sich wohl sehr im Klaren, dass mit seinem Gehörverlust, eine neue Epoche eintreffen würde. Ein Pianist ohne Gehör, das geht einfach nicht, ein gehörloser Komponist, hat es noch nie gegeben.




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Mit der 9ten Sinfonie hat Beethoven wohl Musikgeschichte geschrieben. Viele Rätsel um diese Sinfonie werden bleiben, viele Dokumente werden verschwunden bleiben. Und das ist gut so. Aber Beethoven hat weit mehr als geniale Musik komponiert. Er trifft Menschen im Innersten und stellt Fragen. Und man ist nach mit seiner Musik wiederum mit sich selbst konfrontiert.




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Epilog
Die Tage hier im Tessin waren schön, aber nicht nur einfach. Ich habe die Zeit genossen, manchmal, und habe mich „wundgeschrieben“. Die Auseinandersetzung mit Beethoven haben mich enorm viel Zeit und Energie gekostet. Aber sie hat auch enorm viel Kraft gegeben, Gedanken, welche man nicht aufschreibt, belasten. Und so habe ich in Beethovens Musik immer und immer wieder diese Gedanken gefunden. Ich kann nicht komponieren, ich kann etwas fotografieren und schreiben.

Vielleicht kommt diese Auseinandersetzung mit Beethoven auch deshalb jetzt, weil ich immer noch mitten im Abschied meiner Eltern stehe. Das Haus ist noch nicht verkauft, keine Woche vergeht, ohne dass ich damit zu tun hätte. Und auf die andere Seite tun sich dermassen viele gefreute Dinge auf, die mit alten und oft belastenden Geschichten in Kontroverse stehen. Und vielleicht ist es das, was ich insbesondere an Beethovens Sinfonien so mag. Jene Anspielungen, jenes nicht Festhalten von Gut und Schlecht, sondern es punktiert, gezielt und betont auf die Bühne zu bringen. Dass er nie eine, wie zu dieser Zeit noch üblich, Perücke getragen hat, zeigt seinen Freigeist. Das Leben hat er anerkennt, in seiner Schönheit anerkannt und gleichzeitig ihm fragend begegnet.

Die Auseinandersetzung mit Beethovens Sinfonien, hauptsächlich mit der 9ten, ist Sinnbild für meine Auseinandersetzung mit der Geschichte meines Grossvaters. Diese schwierige Aufgabe steht mir noch bevor und auch wenn ich sie freiwillig mache, kann ich mich ihr nicht entziehen. Es ist aber auch eine Auseinandersetzung mit mir selbst, mit Fotografie, Familie und Beruf. Und vielleicht habe ich mir die Türe geöffnet für vieles mehr, für die Aufarbeitung der Biografie, aber vielleicht auch eine Tür, um das eine oder andere entspannter anzugehen.

Vielleicht ist es gerade Beethoven, in weiten Teilen auch Mozart und andere Komponisten und Musiker, welche mir immer wieder Türen öffnen. Und vielleicht ist es auch die Fotografie, welche zunehmend marginaler, aber intensiv und oft kaum bewusst Türen und Fenster öffnen.

Die Bilder sind alle im Geiste der 9ten Sinfonie entstanden. Nicht wortwörtlich, aber im Geiste. Darum kommentiere ich sie nicht weiter.

„Vom Rauen zu den Sternen“ .... welch’ eine wunderbare Zusammenfassung dieser Tage hier ....

Danke für’s Mitlesen.




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Lieber Sam,
ich bin noch ganz fasziniert von Deinen Texten, die viel über Deine Gedanken uns Stimmungen verraten. Das Geheimnisvolle dieser wunderbaren Gegend mit ihren Bewohnern hast Du uns beeindruckend erzählt. Das ganze in Verbindung mit Beethoven und der 9. Sinfonie. (y)(y)(y)(y) Dazu kommen noch Deine wunderbaren Bilder. :):):)
Ein herzliches Dankeschön für diesen tollen Beitrag🙏🙏🙏:)
 
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Moin lieber Sam,

auch von mir vielen Dank für diese, Deinen Beitrag. Du holst einen in eine andere Welt und bei vielen Deiner Worte finde ich mich durchaus wieder. Auf jeden Fall hast Du mich ein wenig innehalten lassen und ein Stück weit aus dem Alltag entführt.

Herzliche Grüße
Marc
 
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Lieber Sam!
Ich danke Dir für diesen berührenden Beitrag. Deine Texte und mehr noch Deine Bilder bringen in meinem Innersten eine Melodie zum Klingen - zart und ein bißchen schwermütig aber doch mit Anmut und Hoffnung ...
 
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Lieber Bernd, lieber Marc, lieber Harald

Besten Dank für eure Rückmeldung. Ich weiss es sehr zu schätzen, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, meinen Thread durchzulesen. Auch allen andern danke ich.

Ich empfinde es immer wieder als eigene, unglaublich bereichernde Erfahrung, sich Welten zu öffnen und auch Dinge zuzulassen, welche mich neugierig machen, aber ich nie weiss, was sie selbst bei mir auslösen.

Fotografie ist ein unglaublich tolles Medium, sich sich selbst und dem Aussen zu stellen.

Euch einen guten Start in die Woche. :)
 
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