Zu unserer letzten Urwald Station ging es über einem weiteren Zwischenstop im kleinen und sehr feinen Hotel Beso del Viento nahe Parrita direkt an einem endlosen Strand am Pazifik.
Es ist dort derartig sauber und gepflegt, dass es einen starken aber nicht unwillkommenen Kontrast zur Lodge auf dem Land darstellt. In der ebenso mit Herz gepflegten, wie auch schönen Anlage mit Palmen, Pool und Leguanen kann man herrlich entspannen. Der Pazifik ist hier nicht zum Schwimmen geeignet, da sehr gefährliche Strömungen auftreten können. Der palmengesäumte Strand ist wirklich endlos, die Sonne gnadenlos. Also Pool mit Sonnenschirm
Die französischen Gastwirte servieren ein sehr feines Abendessen, Fisch mit einer würzigen aber milden Chilisoße, dazu einen feines Gratin aus Kartoffeln/Blumenkohl.... und zum Nachtisch eine Mousse aus Schokolade/Kokosnuss mit zwei Kugeln Erdbeersorbet, Wein, Espresso, Digestiv.... genau... zusammen mit der perfekt dosierbaren Klimaanlage war das eine gute Sache.
Weiter ging es am nächsten Morgen an der Küste entlang bis fast ganz runter in den Süden von Costa Rica. Die Destination nannte sich Finca Bellavista, Provinz Puntarenas, Piedras Blancas. Ich hatte schon gelesen, dass das letzte Stück Straße der Hammer sein soll.
Definiere "letztes Stück"..... es waren nach Angaben der Lodge drei Kilometer, wie ich nachher lesen konnte, gefühlt waren es zehn. Durch die letzte Ortschaft führte schon eine Schotterpsite, hier eine kleine Furt, und für leichte Fahrzeuge eine Brücke.
Die Straße wurde zunehmend grober und ich dachte aha, jetzt geht es los, dann kann es nicht mehr weit sein. Das Auto hüpfte hin und her.... Eine Stimme sagte zu mir "lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen" - Ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.
Das hier ist noch ein perfekter Abschnitt, doch nun wurde es auch noch steil...
Offensichtlich spült der sintflutartige Regen der Regenzeit gerade auf den steilen Passagen die ganzen kleinen Steine hinweg und es bleiben nur die größten hier zu sehenden Brocken liegen. Das hatte in einigen Passagen nahezu Flußbettcharakter.... Ich schaltete auf permanenten Allradbetrieb und dachte ok, dann schauen wir mal. Es ging bergauf und bergab und ich hoffte inständig, dass kein Gegenverkehr auftauchte, denn es war definitiv nur eine Spur.
Das Ziel auf dem Handy rückte näher, lag dann aber etwas ab von uns, wir sollten uns irgendwie mehr rechts halten. Da war aber kein Weg. Es ging wieder steil bergab und links herum und wir bewegten uns nun deutlich weg von unserer Zielmarkierung und zwar kontinuierlich.
Es ging wieder bergauf die Straße wurde schlimmer, wir waren augenscheinlich schon vorbei. Auf der anderen Seite war ja auch keine Abzweigung zu sehen gewesen.....oder ? Also so ein Off-Road-Fan hätte seinen Spaß gehabt. Die Steine flogen unter dem Auto, ich dachte nur ojeoje.... Gott sei Dank Vollkasko OHNE Selbstbeteiligung.... Ein kleines Schild wäre so schön gewesen.
Irgendwann war es mir egal, man wird ja schon irgendwo ankommen. Ein paar Biegungen, Steigungen, Gefälle weiter kam tatsächlich das Schild willkommen in der Finca Bellavista und dann konnte man auch schon einen Parkplatz entdecken.
Auf einer freundlichen Lichtung an einem Bachlauf war ein hübsches Areal angelegt mit der Rezeption, Restaurant und Bar als Basiscamp. Fazit: Die Zielfahne muss nicht mit dem korrekten Ort korrelieren, das ist man allerdings gar nicht mehr gewöhnt in GPS-Zeiten. Also ich war glücklich angekommen zu sein.
Nach dem Check-In nahmen wir nur das Wichtigste in ein paar Tüten mit, denn zu unserem Baumhaus mit dem klangvollen Namen "El Castillo Mastate " war es eine kleine Wanderung von einer halben Stunde. Ich fragte mich bei dem Weg, ob ich das Haus auch im Dunkeln später noch finden würde, denn das Abendessen gab es im Basislager, aber erst nach Sonnenuntergang.
In der Beschreibung steht, man sollte für diese Lodge eine gute physische Konstitution haben. Das kann ich bestätigen, denn es war ein hoch und runter die halbe Stunde, dass ich geschnauft habe wie ein Walross. Ich "liebe" meinen Zwölfkilofotorucksack..... Zum Schluss des Weges ging es dann noch mal vier Stockwerke nach oben zu dem Basishaus.
Das Haus war groß, es konnten dort mit dem Baumhaus zusammen sechs Personen übernachten, Küche war vorhanden, alles sehr neu und ordentlich. Zum eigentlichen Baumhaus führte eine Hängebrücke in einen Aussichtsbereich und dann noch eine steile Treppe nach oben in ein kleines Appartement mit Sofa, Himmelbett, WC, und zwei Liegen auf dem Balkon. Die Räume sind nur mit Fliegengittern nach außen abgetrennt, man liegt also nachts mit den Ohren mitten im Wald.
Leider habe ich von dieser tollen Lokation aus kaum Tiere sehen können, dafür hatten wir sie nachts ganz nah.
Erkundung der Anlage:
Durch den kleinen Bach war das Insektenleben in dem Bereich des Basislagers besser als in den anderen Lodges, es war einfach feuchter und ich widmete mich dieser Fauna mit meinem 105er Makro. Endlich sah ich mal ein paar echt bunte und skurrile Insekten die mich ja hier hergelockt hatten. Zarte Libellen flatterten sorgsam zwischen dem Grün und ein riesiger Morphofalter kam den Weg entlang geflattert, und passierte uns nicht weiter beachtend.... hier war ich richtig.
Ein paar Impressionen für Euch...
Heuschrecke
Libelle
Rüsselkäfer
Wanze
Einer der vielen Schmetterlinge
Heupferdnymphe
Eine kleine Zikade, mit solch breiten Flügeln habe ich sie noch nie gesehen... faszinierend
Heuschreckennymphe
Grabwespe
Erstmalig konnte ich eine Besonderheit bei diesen Grabwespen beobachten. Grabwespen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Raupen oder andere Beutetiere lähmen, sie in eine Bruthöhle bringen, ein Ei daran legen und die Höhle verschließen. Guten Appetit.... Zunächst dachte ich das Opfer ist eine grüne Raupe, dann hatte sie weiter hinten eine andere Farbe... hm... Was ich noch nie gesehen hatte war, dass sie die armen Raupen-Opfer vor dem Transport massiv bearbeiten, so dass diese sich komplett entleeren. Das grüne war also sozusagen frisches Pesto
)
Flugtechnisch macht das natürlich Sinn, denn bei allem was sich in die Lüfte erheben will ist das Gewicht ein sehr limitierender Faktor. Also man lernt nie aus.
Die Zeit verging wie im Fluge, die Berg und Talbahn die immer zu bezwingen war forderte ihren Tribut, und ein drastischer Durst zog mich hin zur Bar, die ab 17.00 Uhr zur Happy Hour rief.
Es ist kaum vorstellbar wie gut ein kaltes Bier schmecken kann, auch wenn man eigentlich Weintrinker ist.
36 Grad und die Bewegung im Gelände sorgen für einen Flüssigkeitsbedarf, dessen Ausgleich sofort aus allen Poren kommt. Man sollte immer Wasser mit dabei haben, wenn man durch das Gelände läuft. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern jemals so geschwitzt zu haben. Die Bar mit einem herrlichen Ausblick über das kleine Bachtal lud dazu ein, die Szene einfach bei einem kühlen Bier auf sich wirken zu lassen. Wieder war einiges an Kleinvögeln zu sehen, nicht so nah wie auf der Maquenque Lodge, aber auch gut. Ich war gespannt auf das Abendessen.... und auf die Nachtwanderung...