Information Leica legt sich mit China an …

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Hm. Ganz ehrlich? Ich habe gerade gestern den großartigen Bildband zur Ausstellung "Anja Niedringhaus. Bilderkriegerin" für meine nächste Rezension gelesen. Unter dem Eindruck der Lektüre empfinde ich dieses Video als "Griff ins Klo". Gerade der letzte Satz im Video
And as the grand moment draws near, we smile to ourselves and proudly whisper, ‘I’m a hunter.'
ist das genaue Gegenteil einer Würdigung von Fotojournalisten in Krisengebieten. Denen geht es nicht in erster Linie darum, was für tolle Jäger (hunter) sie sind, sondern was sie für die Welt dokumentieren.

Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Das Video kommt von Leicas brasilianischer Werbeagentur, die hier auf Petapixel so zitiert wird, als ob das Video im Auftrag von Leica publiziert wurde:
“Inspired by stories of photographers who spared no efforts for everyone to see reality, Leica launches today a new production dedicated to these professionals,” Leica’s Brazilian ad agency, F/Nazca Saatchi & Saatchi, told PetaPixel when the video was released on April 15th. “It is a unique narrative about risk, passion, and history.”

Leica selbst sieht das (mittlerweile?) wohl anders und distanziert sich: das Video sei nicht offiziell genehmigt. Klar: da gehen die Felle schwimmen in der Kooperation mit Huawei. Ich kann mir Leicas Version denoch durchaus vorstellen, denn die Art von Video ist eigentlich nicht Leicas Stil.
 
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"Leica" ist im chinesischen Internet jetzt ein verbotenes Wort.
Das ist schon ziemlich harter Tobak.
 
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... Fotojournalisten in Krisengebieten. Denen geht es nicht in erster Linie darum, was für tolle Jäger (hunter) sie sind, sondern was sie für die Welt dokumentieren. ...

Das würde bedeuten, dass sie ohne persönlichen Anteil und Hintergrund nur für die anderen arbeiten.
Das schafft selbst der Kirchenvorstand nicht, wenn er nicht wiedergewählt wird.
 
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Leica selbst sieht das (mittlerweile?) wohl anders und distanziert sich:
Die FAZ schreibt heute dazu:
"Produziert wurde der Film von der brasilianischen Werbeagentur F/Nazca Saatchi & Saatchi, die zur New Yorker Werbeagentur Saatchi & Saatchi gehört und schon zuvor Werbefilme für Leica gemacht hatte. Offensichtlich veröffentlichte diese im Gegensatz zu der Behauptung von Leica den Film am Wochenbeginn offiziell mit dem Einverständnis des Unternehmens, das auf Branchenwebsites als „Kunde“ aufgeführt wird. Leica-Vertreter Luiz Marinho, der 2015 vom damaligen Leica-Vorstandschef Oliver Kaltner als „verlässlicher Partner“ bezeichnet wurde, habe den Film im Auftrag des Unternehmens abgenommen, ist zu lesen. "
Wer die Zensurmaschine Chinas kennt, muss schon sehr naiv sein, einen solchen Werbefilm zu erstellen, zu veröffentlichen und zu glauben, es gäbe keine Reaktion der chinesischen Zensur. Kein Thema ist in China so tabu wie das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens.
Weiter ist in der FAZ zu lesen:
"Am Freitag hatten Pekings Zensoren schon so gründlich gearbeitet, als habe es den Vorfall überhaupt nicht gegeben – so, wie auch Chinas Führung das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens totschweigt. Bei Suchen nach „Leica“ in der in China führenden Suchmaschine Baidu erhielt der Nutzer zwar viele Artikel über den Einsatz der deutschen Kameratechnik in den Huawei-Smartphones, aber keinen einzigen Eintrag über das Werbevideo mit den Bildern auffahrender Panzer auf dem Tiananmen."
 
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Das würde bedeuten, dass sie ohne persönlichen Anteil und Hintergrund nur für die anderen arbeiten.
Das schafft selbst der Kirchenvorstand nicht, wenn er nicht wiedergewählt wird.

Nein, das meinte ich nicht. Natürlich ist das deren Arbeit und für die Finanzierung des Lebensunterhalts müssen sie Ergebnisse abliefern. Aber wo sie draufhalten und wo nicht, ist immer auch eine Frage der Einstellung. Anja Niedringhaus z.B. hätte noch ganz andere "Bildikonen" abliefern können, als die, die wir kennen, wenn sie sich nicht dazu entschieden hätte, in dem Moment eben nicht den Kameraauslöser zu betätigen. Die Agenturen hätten solche Bilder sicher nicht abgelehnt, siehe dazu auch Christoph Bangerts Buch "War Porn". Und trotzdem war Niedringhaus bei den Kollegen als Konkurrenz "gefürchtet" - im Buch ist ein Interview, in dem einer ihrer amerikanischen Kollegen sinngemäß sagt "wenn wir wussten, dass Anja vor Ort war, war uns klar, dass wir uns noch mehr anstrengen müssen".

Die meisten Fotojournalisten in solchen Situationen sind eben keine "Kriegspaparazzi". Sie mit dem gesprochenen Text im Video darauf zu reduzieren, das hat mir nicht gefallen.
 
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Die FAZ schreibt heute dazu:
"(...) mit den Bildern auffahrender Panzer auf dem Tiananmen."

Geschichtsklitterung kann die FAZ auch ganz prima.
Die Panzer standen nicht auf dem Tiananmen sondern
ganz woanders. Es hat Tote gegeben, aber anders als es
im "Wertewesten" so gern erzählt wird keinen einzigen
auf dem Tiananmen selbst.

Da ist ziemlich viel westliche Propaganda beteiligt.

Das entschuldigt nicht die Zensur, bietet jedoch eine
Erklärung warum die Chinesen so empfindlich darauf
reagieren.
 
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Na ja, ganz woanders ist relativ:

"Tank Man" blocks a column of Type 59 tanks heading east on Beijing's Chang'an Boulevard (Avenue of Eternal Peace) near Tiananmen Squareduring the Tiananmen Square protests of 1989. This photo was taken from the sixth floor of the Beijing Hotel, about half a mile away, through a 800 mm lens at 1/30th of a second. The name and fate of the man is unknown.

This photo was taken on June 5, 1989, by Jeff Widener (The Associated Press).

Kartenüberblick: https://goo.gl/maps/j5cU21xq3F1KbTHVA
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Das Beijing Hotel liefert direkten Blick auf einen Teil des Tian`anmen, insbesondere von den oberen Stockwerken. Ich habe wenige Jahre nach den Protesten (1992) die Schauplätze angesehen (sofern meine beiden Kommilitoninnen und ich unseren "Beschützern" entkommen oder touristisches Interesse glaubhaft machen konnten, die Stories gehen auf keine Kuhhaut, gehören aber nicht hierher ;)). Das Hotel liegt, wenn ich es noch richtig weiß, an der Ecke der östlichen Chang`an und Wangfujing (beides Straßennamen).

Wenn aber die Räume im Video das Innere des Beijing Hotel darstellen sollen, dann muss ich lachen. Das Ding war jedenfalls 1992 ein Luxushotel.
 
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