Auf der Achse des Bösen

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Gerade auf tagesschau.de gesehen:
http://www.tagesschau.de/ausland/iranski100.html

Seltsam nur, dass sich die Reportage des Korrespondenten liest, als sei Skifahren im Iran etwas außergewöhnliches. Aus unserer Zeit dort kenne ich drei Skigebiete, von denen das von Dezin nach meinem Dafürhalten mit Abfahrten von ca. 3.800m bis auf 2.000m ein lohnenswerteres ist als alle in den Alpen. Es gibt dort Schlepplifte, Sessellifte, Gondelbahnen. Auch im Zagros, nördlich von Shiraz, gibt es Skigebiete.
 
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Thema Skifahren:
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In den 70er Jahren. Von Dezember bis März war es zumindest damals Standard, Reifen mit Spikes aufzuziehen. Fahrzeit mit Spikes Tehran - Dezin: ca. 75 Minuten, man kam dann auf ca. 3.000m üNN an und konnte direkt vom Parklatz mit Ski losfahren. (siehe Übersichtskarte im ersten Link). Die Strecke durch die Täler zum Dorf Dezin dauerte ca. 2 bis 2,5 Stunden.

Im www findet man viele Einträge; hier ist "Dizin" die übliche Schreibweise.
Eine Übersicht der Pisten:
http://irandizinski.com/Map_Dizin_ski_slope_iran.jpg

Im Hintergrund der Demavand:
http://www.snow-forecast.com/system/images/4978/original/Dizin.jpg?1288773668

Blick vom Tal:
http://www.snow-forecast.com/system/images/4978/original/Dizin.jpg?1288773668
 
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Allein für das Foto liebe ich dich!
Die Eltern eines Schulfreundes hatten damals auch einen "Nasenbären" einen 412LE automatik!
Ich hab ewig keinen mehr gesehen.
 
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VW 412: in den Beiträgen #141 und #159 ist der 412 auch zu sehen :)

In den Sommermonaten war es mit dem luftgekühlten Boxer schwierig; er überhitzte. Dann mussten wir das Gepäck rausräumen (Heckmotor), Wasser über den Motor kippen (zisch....................), einräumen, weiter fahren. Das haben die vielen Kollegen meines Vaters, die mit dem T2 unterwegs waren, auch so gemacht. Haben die Motoren klaglos verkraftet. Was er (bzw. die Kupplung) nicht so gut verkraftete, war der Weg nach Bamiyan:

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Aber das ist Afghanistan und gehört nicht hierher......
 
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"Stein gewordene Extase"

Diese Bezeichnung ist weiß Gott nicht von mir. Der Islamwissenschaftler Johann Christoph Bürgel nennt Muqarnas "Stein gewordene Ekstase" und spricht vom "Prinzip der repetitiven Dichte", dessen Kraft er nicht nur in diesem Ornament beobachte, sondern überall in der islamischen Welt: in der Poesie ebenso wie in Kalligraphie, Architektur und Musik.

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Nasir al Molk-Moschee, die so genannte "Rosenmoschee", Shiraz


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Wakil-Moschee, Shiraz

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Imam-Moschee, Isfahan

Muqarnas sind ein weit verbreitetes Stilelement der islamischen Architektur. Die Bezeichnung kommt aus dem Arabischen und bedeutet wörtlich „das erstarrte“. Die künstlerische Tradition reicht nach aktueller Forschung zurück in die Zeit des persischen Sassanidenreiches im 4. Jh. n. Chr. Aus dem Jahrhundert davor sind die ersten Kuppeln auf quadratischem Baukörper bekannt, beispielsweise in der sassanidischen Festung Qal-e Dokhtar südlich von Shiraz, der Burg des ersten Sassaniden-Herrschers Ardeshir I., der 242 n. Chr. starb. Mit dieser architektonischen Erfindung ergab sich die Notwendigkeit, die unvermeidbaren Zwickel beim Übergang zwischen einer viereckigen Basis und einer runden Kuppel auszubilden und zu gestalten. Entsprechend diesem Ursprung findet man Muqarnas meist als obere Abschlüsse von Nischen verschiedenster Art sowie später auch an Torbögen.


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Khaneh-Borudjerdiha, Kaschan


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Freitags-Moschee, Isfahan


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Agha Bozorg-Moschee, Kaschan

Muqarnas sind meist modular nach einem exakt geometrischen Plan aus polygonalen Elementen aufgebaut. Diese Elemente sind auf verschiedene Weise gekehlt und werden treppenförmig vorkragend übereinander sowie gegeneinander versetzt angeordnet um so den Übergang zwischen zwei Bauelementen zu bilden.

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Wakil-Moschee, Shiraz


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Agha Bozorg-Moschee, Kaschan

Ihr Material ist in erster Linie Gips, aber auch Holz, Ziegel und glasierte Keramik. Sie können strukturell mit dem Bauwerk verbunden sein, meist jedoch haben sie eine rein dekorative Funktion. Da sie fast an Stalaktiten in Topfsteinhöhlen erinnern, werden sie auch als Stalaktitendekoration oder Stalaktitengewölbe bezeichnet.
 
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Die Muqarnas verbreiteten sich mit zunehmender Komplexität etwa ab dem 10. Jahrhundert im gesamten islamischen Kulturgebiet von Zentralasien bis nach Spanien. Berühmt für ihre kunstvollen Muqarnas ist beispielsweise die Alhambra in Granada.

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Auch das Musikzimmer im Ali Qapu-Palast von Isfahan ist eine Interpretation des Muqarna-Prinzips.


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Hier ein Deckengewölbe im Hasht-Behescht-Palast, Isfahan


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vergoldete Muqarna im Heiligtum der Fatimeh Massumeh, Ghom


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Auch wenn es hier aufgrund der vielen spiegelnden Glasflächen nicht gleich zu erkennen ist, sind auch diese Gewölbe im Imamzadeh Sayyed Mir Mohammed von Shiraz Muqarnas.


Der schweizer Architekt Stefano Bianca erklärt die verwirrenden, faszinierenden Dekorationen des alten Orients, wofür die Muqarnas ein bedeutendes Beispiel sind, als eine ständige Aufforderung an den Betrachter zur Verfeinerung der Sinne. Ziel sei eine Sensibilisierung für die Aufnahme einer höheren Wirklichkeit. Es scheint, als habe der Verzicht des Islam auf realistische Abbildungen zu Mustern geführt, deren Wirkung auf einer Art Resonanz beruht.


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Dieses Foto habe ich schon einmal gezeigt; hier jedoch ein Ausschnitt, um den Blick des Betrachters auf das undekorierte Muqarna in der Koranschule von Kaschan zu richten.


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Gewölbe der zentralen Basarkuppel von Kashan
 
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Nach allem, was ich bislang gesehen habe, bleibt mir eigentlich nur wenig zu sagen:

1. Das ist die mit Abstand beste Bildreportage, die ich hier gesehen habe. Punkt. Festzustellen, das hier Gezeigte hätte "Potential" für ein Buch halte ich noch für arg untertrieben. :applause:

2. Vielen Dank für die Mitnahme auf diese Reise, die einen tollen Einblick in die Kultur und die Schönheit eines Landes bietet, über das wir viel zu wenig wissen. Ich hoffe inbrünstig, dass hier noch nicht Feierabend ist... :pray:

3. Für manche Fotobeiträge hätte ich gerne 2 x Danke vergeben, so haben mich die Aufnahmen begeistert. :cam:


Und noch eine ganz persönliche Anmerkung: ich freue mich, dass es hier nicht zu einer langatmigen und kontroversen Diskussion über den Iran als Teil der "Achse des Bösen" gekommen ist, denn das hätte dem Thema nur geschadet. Bei aller sicherlich berechtigten Kritik an dem Regime in Teheran erscheint es sinnvoller, mittels Sanktionen und Unterstützung der demokratischen Opposition die Theokraten und Fanatiker zum Einlenken zu bringen als mit einem angedrohten (oder tatsächlichen :eek: ) Militärschlag, der - ähnlich wie der Überfall Saddam Husseins auf den Iran ab 1980 - nur die Bevölkerung und die Machthaber enger zusammenschweißen würde.


PS: Hat eigentlich schon jemand diesen Reisebericht für die Auszeichnung "Thread des Jahres" vorgeschlagen? :winner:
 
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Soviel Lob macht mich etwas verlegen..............ich bin ja ganz überrascht, dass dieses Thema so viel Anklang findet.

Ich hoffe inbrünstig, dass hier noch nicht Feierabend ist... :pray:

Leider habe ich nicht mehr allzu viel. Kaschan ist die letzte Station. Es folgt noch der sehenswerte Basar (leider war es schon sehr dunkel) sowie einige Blicke über das Dächermeer, aber dann ist Schluss.

Für manche Fotobeiträge hätte ich gerne 2 x Danke vergeben, so haben mich die Aufnahmen begeistert.

Das wird zum größten Teil an den fantastischen Motiven liegen. Wer sich für Farben und Formen begeistern kann, findet dort bis in alle Ewigkeit lohnende Motive.

An Kaschan zeigte sich auch ein Problem unserer Reise: Sie war etwas überfüllt mit Sehenswürdigkeiten (auch in Isfahan und Yazd). An einem Tag haben wir besucht:
- die Agha Bozorg-Moschee
- ein Grabmal daneben
- Hammam Sultan Mir Ahmad
- Khaneh Tabatabai, Khaneh Borudjerdiha, Khaneh Ameriha, Khaneh Abbassian
- Madrese Ayatollah Khomeini
- den Basar
- das Dächermeer
Nicht zu vergessen die hitzebedingte Mittagspause von 13 bis 17 Uhr. Alle Aufnahmen der hier erwähnten Sehenswürdigkeiten entstanden an diesem Tag; von 9 bis 13 und dann wieder von 17 bis 21 Uhr.
Bei all dem hat der sehr kundige Guide mit unglaublich viel Information und Hintergünden aufgewartet und so war ich ständig hin und her gerissen, ob ich mich nun auf das Fotografieren oder das Zuhören konzentrieren soll. Ich weiß, dass er ab und zu etwas genervt war, weil ich mich entfernte, um Fotos zu machen. Es tat mir ja auch leid.....
Aber ich bin auch stolz auf meine Kinder, die an allem sehr interessiert und nicht einmal ungeduldig waren.:up:
Ich möchte keine der gesehenen Sehenswürdigkeiten missen, aber sehr gerne würde ich Monate in diesem Land verbringen um u. a. mehr Zeit für das Fotografieren zu haben. Zeit, auf gutes Licht zu warten, Zeit, interessante Perspektiven zu finden, Zeit, mehr Menschen zu fotografieren.....

Und ich habe bezüglich EBV auch etwas dazu gelernt. Da ließe sich noch einiges verbessern.

Und noch eine ganz persönliche Anmerkung: ich freue mich, dass es hier nicht zu einer langatmigen und kontroversen Diskussion über den Iran als Teil der "Achse des Bösen" gekommen ist, denn das hätte dem Thema nur geschadet.

Davor hatte ich etwas Bammel und habe mich bemüht, auch negatives nicht auszusparen. Es sollte kein Schönwetterthread werden und nicht zu "folkloristisch", wie das nicht unberechtigt mal angeklungen ist. Wäre es zu vielen Diskussionen gekommen, hätte ich allerdings auch gehofft, dass die Moderation einschreitet.

[...] als mit einem angedrohten (oder tatsächlichen :eek: ) Militärschlag, der - ähnlich wie der Überfall Saddam Husseins auf den Iran ab 1980 - nur die Bevölkerung und die Machthaber enger zusammenschweißen würde.

Davon kann man mit Bestimmheit ausgehen.
 
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Soviel Lob macht mich etwas verlegen..............ich bin ja ganz überrascht, dass dieses Thema so viel Anklang findet.
Das muss es gar nicht. Du hast es Dir redlich verdient, wie ich finde. Und wie mir die Antworten und Danke-Klicks der Kollegen zu Deinen Beträgen verraten, bringe ich damit nur die Mehrheitsmeinung zum Ausdruck.


Leider habe ich nicht mehr allzu viel. Kaschan ist die letzte Station. Es folgt noch der sehenswerte Basar (leider war es schon sehr dunkel) sowie einige Blicke über das Dächermeer, aber dann ist Schluss.
Nun, dann freuen wir uns also auf die letzte Station Deiner Reise, denn dass es irgendwann einmal enden würde, war ja schon ab der Eröffnung des Themas klar. ;)


Das wird zum größten Teil an den fantastischen Motiven liegen. Wer sich für Farben und Formen begeistern kann, findet dort bis in alle Ewigkeit lohnende Motive.
Ich meinte mit meinem Kommentar auch nicht, dass jede einzelne Deiner Aufnahmen technisch wie kompositorisch die ganz hohe Schule der Fotografie repräsentiert, aber bei welchem Fotografen tun alle Bilder das schon? Ich fühlte mich beim Betrachten des Threads an ein Erlebnis vor 25 Jahren erinnert, nämlich meinen Besuch der Alhambra in Grananda/Spanien. Das war auch so ein "Ich-glaub-ich-krieg-den-Mund-nicht-mehr-zu"-Erlebnis. Es sind einfach Fotos, die weit mehr erzeugen als die Bewunderung für ein technisch und kompositorisch vollkommen gelungenes Foto. Sie versetzen in Staunen, sie machen neugierig, sie geben einen Einblick hinter die Maske eines Landes, das bei uns in den Medien selten positiv dargestellt wird, und mir persönlich ist das wichtiger als technische Perfektion. Robert Capa prägte die "goldene Regel der Reportagefotografie" mit dem Satz: "Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, dann warst du nicht dicht genug dran" und er meinte damit weniger die physische Nähe zum Motiv als vielmehr die geistige Auseinandersetzung mit dem fotografierten Thema. Auch Du sicherlich kein Robert Capa bist, sage ich Dir einfach mal, dass Du auf jeden Fall dicht genug dran warst. ;)


[Krieg nach außen bedeutet Frieden im Inneren]
Davon kann man mit Bestimmheit ausgehen.
Es liegt m. E. auf der Hand, dass genau darin auch die Aggressivität der iranischen Außenpolitik begründet liegt. Die Machthaber wissen, dass sie den Menschen nichts mehr zu bieten haben, was diese zu einer Unterstützung des Regimes bringen könnte. Daher bauen sie darauf, dass der Westen auf ein entsprechend aggressives Verhalten (jedoch unter der Schwelle zum Krieg!) Irans auf eine Weise reagiert, die man der eigenen Bevölkerung als eine drohende Rückkehr des westlichen (Wirtschafts)imperialismus verkaufen kann. Denn dann können sie vor ihre Bevölkerung treten und sagen "Schaut her, wir beschützen euch und unser Land vor den bösen, ungläubigen, ... USA und ihren Verbündeten."
 
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Es liegt m. E. auf der Hand, dass genau darin auch die Aggressivität der iranischen Außenpolitik begründet liegt.

Da sind ja durchaus Parallelen zur US-amerikanischen Außenpolitik vorhanden. Ein äußerer Feind bringt Stimmengewinne.

Was mir im Iran sehr oft begegnete und was ich beständig wahrnahm: Die Iraner sind ein sehr stolzes Volk (bzw. stolze Völker) und in diesem Stolz werden sie seit Jahrzehnten verletzt. Viele wissen genau, dass sie im Westen als fanatisch und engstirnig gelten. Zumindest bis kurz nach den Wahlen 2009 konnte man so ziemlich überall im Iran westliche TV-Sender empfangen. BBC, NTV oder was auch immer: Es war offiziell verboten, aber wir konnten diese Sender in allen Hotels empfangen. Wer eine Satellitenschüssel hat - und das haben, trotz des offiziellen Verbots, Millionen - weiß, was in westlichen Medien berichtet wird. Die Iraner sind sehr technik-affin: Farsi (persisch) steht an vierter Stelle der meistverwendeten Sprachen für Internet-Blogs. Daran wird auch ein Leidensdruck sichtbar. Abgesehen von der Unterdrückung durch die eigene Regierung: Wie fühlt man sich, wenn man zur "Achse des Bösen" gerechnet wird? Wo man doch Erbe einer vieltausendjährigen Geschichte und Kultur ist - und die so etwas behaupten, sind ein Volk aus Nachkommen von Cowboys und Desperados (ich überspitze, aber so sieht es mancher Iraner). Und diese "Kulturlosen" sind jetzt wirtschaftlich und militärisch unvergleichlich stärker, setzen ihre Interessen rücksichtslos durch und würgen die heimische Wirtschaft ab.

Die Iraner sind sich alles andere als einig, welche Regierungsform sie wollen. Einig sind sie jedoch darin, dass ihr Hauptfeind die USA sind. Wie schon einmal erwähnt, das Trauma der "Operation Ajax" wirkt noch nach.
 
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schönster Basar der Welt?


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Straßenszene auf dem Weg zum Basar. Diese orange-weißen Taxis fuhren in den 70er Jahren in Tehran. Dort wurden sie ausgemustert - man fährt jetzt meist im Land gefertigte Peugeot oder Saipa - aber hier in der Provinz sind sie noch gut genug.


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Es handelt sich um den "Paykan", ein ursprünglich englisches Modell, das auf der Insel unter dem Namen Hillman Hunter von 1966 bis 1979 produziert wurde. Im Iran liefen die letzten 2005 vom Band. Am rechten Bildrand sieht man übrigens wieder eine der vielen tausend Spendenboxen für das "Zakat", das Almosen, das eine der 5 zentralen Pflichten des gläubigen Moslems darstellt.


Kaschan wird von Iran-Reisenden oft links liegen gelassen oder es reicht nur für einen kurzen Zwischenstopp auf dem Weg nach Isfahan. Das ist völlig unverständlich. Man verpasst so den vielleicht architektonisch schönsten Basar des Landes; manche meinen sogar, der Welt. Auch auf unserer Reise 2009 war Kashan nur Zwischenstation - diesen Fehler wollte ich ein Jahr später wieder gut machen.


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2009 hatten wir auch noch das Pech, zur Mittagszeit im Basar zu sein. Fast alle Geschäfte waren zu. Am Rande hatte ein Obstgeschäft noch geöffnet und so konnte wir bei einem jungen Mann mit schwerer spastischen Behinderung Bananen kaufen.


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Nebenan kaufte ein Mullah nach ausgiebigen Geruchstests ein Fläschchen Rosenwasser.


Sommer 2010

Nach all den großartigen Bauwerken war es schon etwa 20 Uhr 30, als wir den Basar erreichten. Es war nur noch ein Schnelldurchgang möglich und kaum Zeit für Fotos.


Wie fast alles in Kaschan wurde der Basar nach dem verheerenden Erdbeben von 1778 neu aufgebaut. Architekt war der schon erwähnte Ali Ustad Maryam.


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Die verzweigten und überkuppelten Gänge münden in Kreuzungspunkten immer wieder in große Höfe mit Kuppeln, die mit Muqarnas und Malereien reich verziert sind.



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Auch die Gänge sind mit Ziegel-Ornamenten und fallweise mit Stuckaturen verziert.
 
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Auch ich möchte mich nochmals für diesen wunderbaren Bericht über den Iran, seine Menschen, Kultur und das Leben dort bedanken. Mir haben ausnahmslos alle hier gezeigten Bilder gefallen. Die vielen Erklärungen und Beschreibungen dazu erzeugen für mich einen sehr reichhaltigen und interessanten Bericht von dem ich viel lernen konnte.

Lydians Fotos sind und wirken sehr natürlich. Dazu trägt sein ungekünstelter Erzählstil bei, der die Begeisterung eines gebildeten Reisenden zum Betrachter zu transportiert. Ich hatte stets das Gefühl, daß sich Lydian primär für Land und Leute interessiert. Entsprechend steht hier nicht die Kunst am Fotografieren im Mittelpunkt des Interesses, sondern der Iran in unterschiedlichen Facetten.

Wenn wir ehrlich sind, dann wissen auch wir nicht wirklich, welchen Regierungsstil der uns bekannten Regierungstypen wir bevorzugen. Das Thema ist so komplex wie der Mensch. Die Menschen aller Völker haben hier ähnliche Fragen zu beantworten, doch es scheint sich bei den Bevölkerungen ein Lernerfolg durchzusetzen. Viele Menschen verstehen heute, daß die Nachrichten-Informationen über verschiedene Völker meistens manipuliert werden. Und sie durchschauen auch viel tiefer die Hintergründe der Manipulationsversuche.

Es ist einfach fast unmöglich, Hass gegen jemanden zu schüren, den man achtet, respektiert und der einem sympathisch ist. Dieser Bericht über den Iran und seine Menschen verbreitet Sympathie und das ist ein großes Geschenk an den Iran und die Leser dieser Reportage.

Danke.
 
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Ach übrigens - Taxis: Im Iran fahren auch Frauen Taxi. Es sind auch Frauen bei der Berufsfeuerwehr angestellt.
Frauen fahren Rallye und düpieren nicht selten ihre männlichen Kontrahenten.
Man stelle sich das in Saudi-Arabien vor........

Mag sein - der Berichterstatter zeigt sein Gesicht nicht - er trägt eine Sonnenbrille.
In Hamburg gibt es Busfahrerinnen - aber keine Filme, was daran besonders ist ...
 
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[...] was daran besonders ist ...

Dir wird bekannt sein, dass Frauen beispielsweise in Saudi-Arabien das Autofahren verboten ist. Wie auch dem Berichterstatter (der übrigens mit Namen genannt wird und keine Brille trägt) ging es mir nur darum, zu verdeutlichen, dass die Situation der Frau im Iran nicht mit der in einigen arabischen Ländern vergleichbar ist. Bemerkenswerter im Film fand ich, dass der Moderator Iran und Irak verwechselt hat (0:18).
Im Iran-Reiseführer von 2008 führt Autorin Claudia Stodte aus, dass sie in kaum einem islamischen Land derart "selbstbewusste und zielstrebige Frauen und Mädchen" erlebt habe.
Außerdem wird in dem Film auch etwas erwähnt, was mir sehr aufgefallen ist: Iranerinnen legen sehr viel Wert auf ihr Äußeres und putzen das wenige, das sie zeigen dürfen, akkurat heraus. Überhaupt finde ich, dass Iraner ein ausgesprochenes Gespür für Ästhetik haben. Ungepflegte Menschen sieht man dort so gut wie nie. Übergewichtige auch nicht.

Iraner sind übrigens regelmäßig fassungslos, wenn man sie für Araber hält. Hierzu möchte ich wieder Jason Elliot zitierern. Er sagte seinem Gesprächsparter, einem Postangestellten in der tiefsten Provinz, dass man die Iraner in seiner Heimat England oft für Araber halte. Die Antwort: "Araber? Was haben die Araber mit uns zu tun, außer dass sie unsere Frauen verschleierten und uns sagten, wie wir zu beten haben?"
 
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... Er sagte seinem Gesprächsparter, einem Postangestellten in der tiefsten Provinz, dass man die Iraner in seiner Heimat England oft für Araber halte. Die Antwort: "Araber? Was haben die Araber mit uns zu tun, außer dass sie unsere Frauen verschleierten und uns sagten, wie wir zu beten haben?"

Ist es das ? - Deinen Bericht schätze ich als außergewöhnlich ein - die Rolle der Frau (des Mannes, der Kinder, ... ) möchte ich hier (auch mit Rücksicht auf Deine - ansonsten (?) vorhandene Feinfühligkeit) nicht diskutieren. Diese Zusammenstellung ist einmalig - und wird es sicher für Jahre - wenn nicht für immer - bleiben.
 
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[...] die Rolle der Frau [...] möchte ich hier [...] nicht diskutieren.

Das kann und will ich auch nicht. Nur darauf hinweisen, dass die Rolle der Frau durch islamische Traditionen dominiert wird, nicht durch originär iranische/persische. Das sehen viele Iraner so und fühlen sich auch hier - wie so oft - fremdbestimmt.
 
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Im Basar werden wir von einem Jugendlichen angesprochen: Ob wir Interesse hätten, auf das Dach des Basars zu steigen? Klar haben wir das. Und so führt er uns zu einer schmalen und kurvenreichen Treppe, auf der wir auf das Dächermeer steigen können.


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Unter diesen Kuppeln befinden sich die Gänge des Basars. Man sieht die zahlreichen "Cooler" (die persische Sprache scheint kein eigenes Wort dafür zu kennen). Sie saugen Luft durch Matten an, die beständig mit Wasser benetzt werden. Die dadurch abgekühlte Luft wird ins Innere geblasen.


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Eine der großen Kuppeln über den zentralen Kreuzpunkten der Basargassen.


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Das ist die Kuppel, deren Inneres im Beitrag #171 von unten zu sehen ist.


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Gruppenbild mit dem jungen Führer. Hier kann man gut erkennen, aus welch archaischem Material das ganze Bauwerk gefertigt wurde. So kunstvoll es von innen aussieht, so urtümlich wirkt es von außen.


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Hier ein weiterer Kreuzpunkt. Gut zu erkennen ist eine der Basargassen, die zu ihm führt.
 
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Archaisches Baumaterial ist doch überhaupt kein Problem.
Mit Sicherheit hat dieses natürliche Baumaterial für die Häuser vor Ort sehr gute Eigenschaften zu bieten. Außerdem ist es sicherlich leicht zu haben und zu verbauen.
Und es schaut außerdem sehr schön aus. Auch die alte Kanaltechnik zur Wasserversorgung die Du uns gezeigt hast fand ich sehr clever.

Wenn ich an unsere moderne und 'bequeme' Beton-Bauweise denke, die nach spätestens 25 Jahren einer umfangreichen Bausanierung bedarf. Wo der Schimmel in den Wohnungen sich heimisch fühlt, weil die Wände nicht mehr atmen. Wo die Kirchtürme schwammig werden, weil man die alte Ziegel- und Mörteltechnologie nicht mehr beherrscht. Dann frage ich mich, ob wir wirklich so fortschrittlich sind.

Und anscheinend werden die elektischen Klimaanlagen den schönen und praktischen Windfängern vorgezogen. Es ist schade, daß der Verfall der alten Baukunst auch an sichtbaren, nicht behobenen Beschädigungen sichtbar wird.
 
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