Auf der Achse des Bösen

Lydian

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Vorneweg eine aktuelle (03/2024) Bemerkung: Nach einer Umstrukturierung der Foto-Datenbank dieses Forums sind viele Fotos nicht mehr korrekt verlinkt. Ich bin dabei, das wieder zu fixen. Aber bis ich aller wieder korrekt verlinkt habe wird es noch etwas dauern.

Urlaub im Iran. Ist das nicht gefährlich? Doch, ist es. Es besteht Suchtgefahr, allein aufgrund der unglaublichen Gastfreundschaft der Menschen dort, ganz zu schweigen von den überragenden Kulturdenkmäler. Gefährlich ist auch der Straßenverkehr. Nirgends kommen mehr Menschen auf Straßen zu Tode. Und Gefahr droht nicht nur dem Leben, sondern auch dem Leib. Es droht Gewichtszunahme: iranisches Essen ist sehr reizvoll.

Der Iran ist politisch isoliert, gehört zur „Achse des Bösen“, ist fanatisch, islamistisch, frauenfeindlich, will Israel vernichten, unterstützt die Hisbollah, will Atomwaffen bauen etc. etc., das ist das, was durch die Medien vermittelt wird. Aber die aktuelle Politik repräsentiert nicht das Land. Der Iran besitzt einen kulturellen Schatz aus mehreren Jahrtausenden. Die „Wiege der menschlichen Kultur“ war der vordere Orient und Mesopotamien, das zum Teil im heutigen Iran liegt. Hier entstanden die ersten Schriften. Drei große Weltreligionen gingen von hier um die Welt. Zu einer Zeit, als die Schrift in Mitteleuropa so gut wie unbekannt war, waren Inschriften in der Hauptstadt Persepolis in drei Sprachen gehalten.

Wir haben keinerlei negative Erfahrungen gemacht. Manches war kurios, in Einzelfällen befremdlich, aber nie bedrohlich. Die Iraner begegneten uns mit einer Herzlichkeit und Offenheit, die uns als Deutsche immer mal wieder beschämte, wenn wir uns vorstellen, wie man hier über den Iran denkt und wie man Fremden hier in unserem Land begegnet.

Ganz erstaunlich war die Offenheit und Vehemenz, mit der die Iraner die eigene Politik kritisierten. Die Bezeichnung „Terrorist“ für ihren Präsidenten war noch eine der harmloseren.

Oft sind wir gebeten worden, in unser Land zurück zu kehren und zu berichten, dass die Iraner nicht so fanatisch und engstirnig sind, wie sie in des westlichen Medien dargestellt werden. Dies ist zumindest den gebildeten durchaus bewusst. Und so will ich einen kleinen Teil dazu beitragen, das Bild vom Iran, das in unserem Lande vorherrscht, zu korrigieren und zu differenzieren.

Da ich auf zwei Reisen in den Jahren 2009 bzw. 2010 viele Fotos gemacht habe, bietet sich eine Reportage in diesem Forum an. Ich bitte zu beachten, dass es sich um Familien- und Kulturreisen handelte. Das Fotografieren geschah eher nebenbei, auch wenn meine Ansprüche etwas höher sind als die eines Urlaubsknipsers. Ich mische hier also Fotos aus zwei Reisen: 2009 waren wir im April dort, 2010 im Juli. Fast alle Fotos habe ich mit meinen Nikons selbst aufgenommen. Ich erlaube mir jedoch, das eine oder andere Foto mit einzufügen, das mein Vater mit seiner Olympus aufgenommen hat. Es bleibt ja alles in der Familie......
Zusätzlich streue ich hin und wieder Fotos aus den Jahren 1973-78 ein. Damals lebten wir fünf Jahre in Tehran.
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Am 30. Jahrestag der Gründung der Islamischen Republik Iran und fast 31 Jahre nach unserer Rückkehr nach Deutschland landen wir auf dem Flughafen Ayatollah Komeini. Dieser hochmoderne Airport befindet sich weit außerhalb - 30 km Fahrt sind es bis in das Stadtzentrum von Tehran, wo wir unsere Zimmer im Atlas-Hotel beziehen, als es draußen wieder hell wird.

Im Straßenbild sieht man immer wieder Portraits der religiösen/politischen Führer des Landes.

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Zunächst braucht meine Schwester Batterien für ihren Wecker - sie hat verpennt. In einem kleinen Laden schenkt uns der Inhaber nicht nur die Batterien, sondern auch einen großen Teller voll mit leckeren selbst gebackenen Nouruz-Keksen.

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Das ist eine Begrüßung.....mein Vater ist begeistert. Nouruz ist das persische Neujahrsfest, das auf den legendären Propheten Zarathustra zurück geht. Es wird am Tag der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche gefeiert. Das Fest ist viel älter als der Islam.

Die Fahrt geht zunächst an die ehemalige deutsche Schule. Sie in dieser riesigen Stadt zu finden ist für unseren Taxi-Fahrer (privater Kleinbus) nicht einfach. Vorausschauend hat der Fahrer seine Frau mitgebracht. Sie spricht besser englisch als wir farsi und so können wir unseren Wunsch präzisieren. Nach vielen Fragen und Hinweisen von Passanten findet er sie. Von 1973 - 1978 waren wir dort: Die 4 älteren Kinder als Schüler, der Vater als Lehrer. Auch heute ist hier eine Schule.

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Oben mein letzter Klassensaal, damals 8. Klasse


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Wie in diesem Land üblich, wird man herzlich empfangen und bewirtet. Wir sind hier zu Gast bei der Familie des Hausmeisters, der uns auch durch das Gelände führte.



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Das Schwimmbad der Schule während eines Sommerfestes, Mitte der 70er. Es gab auch eine Kajak-AG, die hier trainierte und dann die Wildbäche im nahen Gebirge, zum Beispiel den Karadj, befuhr.


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Weihnachtsfeier 1973. Gefeiert wurde sowieso viel. Auch Fasching.


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Mein Vater im bunten Hemd


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Highlights waren die jährlich stattfindenden wöchentlichen Freizeiten im grandiosen Skigebiet Dezin wenig nördlich der Stadt...


...und die ebenfalls jährlichen Feste zum Abschluss eines Schuljahres, garniert mit vielen Sportereignissen. Höhepunkte waren immer die Fußball- und Basketballspiele "Schüler gegen Lehrer". Insbesondere beim Basketball waren die Lehrer absolut chancenlos.

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Bei all dem kam der Unterricht nicht zu kurz.

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Die Hauptstadt Tehran (kein Iraner würde Teheran sagen) ist ein fürchterlicher Moloch. Riesig, meistens hässlich, fürchterliche Luft. Drückend heiß im Sommer, kalt im Winter. Wieviele Menschen hier leben, weiß keiner genau. Schätzungen gehen von 8 bis 14 Millionen.

Ich habe nicht viele Fotos der Stadt. Die Highlights des Iran mit Shiraz, Persepolis, Yazd, und Isfahan kommen erst später im Bericht.

Reizvoll an Tehran sind die nahen Berge. Der Tehraner Hausberg Totchal ist knapp 4.000 Meter hoch und wenn die Luft nicht so dick wäre, könnte man den Demavand mit seinen über 5.600 m von der Stadt aus sehen. Es gibt drei Skigebiete, die man innerhalb etwa einer Stunde (wenn es der dichte Verkehr zulässt...) erreicht.

Wie machen eine kleine Fahrt ins Gebirge.

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Heute, am 13. des Monats Farvadin (zu deutsch: Frühling), picknicken die Tehrani, wo immer es etwas grün ist. Die Iraner sind sowieso die Weltmeister im Picknicken.

Ein paar km eine Passstraße hoch, und schon ist man im Schnee.

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Das Alborz-Gebirge (auch Elburs genannt, dann besteht jedoch Verwechslungsgefahr mit dem Berg Elbrus im Kaukasus) ist ein wesentlich älteres Gebirge als die Alpen und entsprechend stärker verwittert.
 
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Ich bin wahnsinnig gespannt auf Deine Impressionen.
Meine Eltern haben vor einigen Jahren ebenfalls den Iran bereist und sind mit vielen positive Eindrücken von Land und Leuten zurückgekehrt.
 
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Die Stadt liegt an den südlichen Ausläufern des Gebirges. Während die nördlichsten Stadtteile auf ca. 1.700m Meereshöhe liegen, enden die südlichen Ausläufer auf ca. 800m Höhe.

Das Dorf Darband, das inzwischen vom die Hänge hinauf kriechenden Moloch fast eingeholt wird, hat sich zu einem Ausflugsgebiet für die jungen Tehraner entwickelt. Am Gebirgsbach reiht sich Teehaus an Teehaus.

Hier ein möndänes, echtes Schicki-Micki-"Teehaus".

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Arrangement von Früchten.


Je weiter man aufwärts geht, umso einfacher werden die Teehäuser. Tja, die Tehraner Schickeria kommt mit ihren Stöckelschuhen nicht so weit.

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Hier ein Foto aus den 70er Jahren. Unsere Oma besuchte uns und wir machten einen Ausflug nach Darband.


effiziente Getränke-Kühlung

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Das relativ angenehme Klima und die deutlich bessere Luft machen den nördlichsten Stadtteil Tehrans Tajrish zum bevorzugten Wohnviertel. Wer Geld hat, zieht hier her. Das spiegelt sich im Basar wieder, in dem es auch jede Menge Boutiquen gibt.

Dennoch findet man natürlich im Basar von Tajdrish alles was an Lebensmitteln denkbar ist.

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Aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit lebte auch Ayatollah Khomeini in einer überaus spartanischen Wohnung in Tajdrish.

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Straßenszene in Tajdrish, links ein Eingang zum Basar.​
 
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Wir ziehen durch unser ehemaliges Wohnviertel im Norden Tehrans. Gespannt sind wir, ob es den "Blauen Laden" noch gibt, ein Krämerladen, der alles hatte, was man so auf die Schnelle brauchte. Wir Kinder wurden hier einen beträchtlichen Teil unseres Taschengeldes los. Sofort erkennen wir den Laden wieder. Beim Betreten dann eine weitere Überraschung: Den Mann kennen wir! Älter zwar, zugenommen hat er, aber das ist doch der damals immer nette und gut gelaunte Besitzer dieses schnuckeligen Ladens!

Auch er erinnert sich an uns. Als wir versuchen, ihm auf Farsi zu erklären, dass Julia in Tehran geboren wurde, unterbricht er auf deutsch: "Isch weiß, Mutter war schwanger!" Wir kaufen dann Wasser, Puffak namaki (ein Mais-Snack) und eine Nussmischung. Geld werden wir nicht los: der gute Mann weigert sich standhaft, es anzunehmen.

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Mein Vater bei der "Preisverhandlung"​


kleiner Exkurs: Taroof, die iranische Höflichkeitskultur
Deutsche Direktheit und Zielstrebigkeit vertragen sich nicht immer gut mit der iranischen Kunst des Taroof – der iranischen Höflichkeitskultur. Es ist für die Iraner stets sehr wichtig, das Gesicht zu wahren. Damit keiner der Beteiligten Gefahr läuft, dass er durch Plumpheit, Unhöflichkeit oder unbotmäßige Forderungen für Verstimmung sorgt, tastet man sich durch vorsichtige Zurückhaltung an die jeweilige Situation heran: Beispielsweise wird eine Einladung zum Essen einige Male abgelehnt, um den Gastgeber, der die Einladung vielleicht nur aus purer Höflichkeit ausgesprochen hat, nicht zu nötigen und um sich dessen festen Vorhabens zu versichern. Erst dann darf die Einladung angenommen werden. Ersteht man in einem Laden eine Ware, kann es sein, dass der Inhaber auf die Frage nach dem Preis sagt, das wäre nicht der Rede wert. Aber das ist meist nur eine Höflichkeitsfloskel! Wenn er auch beim dritten Mal abgelehnt hat, kann man davon ausgehen, dass er die Großzügigkeit ernst meint. Im Normalfall wird er bei zweiten Mal schon den Preis nennen.

Wir waren heute zweimal einkaufen und durften nicht bezahlen.....

Um die Bedeutung des Untertitels "Mögen Ihre Hände niemals schmerzen" aufzulösen: Auch diese Floskel ist Teil der iranischen Höflichkeitskultur. Sehr oft bekommt man zu hören "Daste shoma dard nakonad" - und es bedeuted nichts anderes als "danke". Übrigens haben die Iraner für das schlichte "danke" noch einige weitere Ausdrücke, aber keiner ist so blumig wie dieser.


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Wieder ein Foto aus den 70ern, gemacht von meiner Schwester mit ihrer Kodak Instamatic. In dieser Straße wohnten wir im ersten Jahr. Das Bild täuscht, schon damals war Tehran eine moderne Stadt. Kamele sah man nur im zeitigen Frühjahr. Ihre Halter verkauften Kameldung für die Gärten, die nach dem Winter (man sieht deutlich die Schneereste) wieder herzurichten waren. Die Häuser wirkten von außen selten einladend, aber die persische Art des Wohnens ist nach innen gerichtet. Jedes Haus hatte einen großen Garten, die meisten auch ein eigenes Schwimmbad.

Im Haus links wohnte eine sehr gut mit uns befreundete Familie. Sie mit sechs Kindern, wir mit vier. Drei von uns gingen mit jeweils einem Kind dieser Familie in die gleiche Klasse, wir wohnten nur 100 Meter auseinander … ein absoluter Volltreffer.


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Im riesigen Wohnzimmer dieser Familie fanden auch Kammermusikkonzerte der Lehrer:innen statt. An der Geige meine verehrte Musiklehrerin, an der Querflöte der Hausherr (eigentlich Kunst- und Mathematiklehrer).
 
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Sehr schöne und zugleich spannende Reportage. :up:

Ich freue mich auf die Fortsetzung(en). :)
 
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Als Kind hatte ich persische Nachbarn und spielte mit deren Sohn - Teppich Patzak ist in Hannover vielleicht noch manchen ein Begriff.
1979 nahm mich mein Großonkel im LKW mit bis Isfahan - kurz vor der Revolution - hier in Innsbruck hatte ich einen sehr netten Arbeitskollegen, der auch eine zeitlang ein persisches Restaurant betrieb (Sonnenschlössel im Speckweg) - mir ist dieses Land und seine Menschen seit dem immer weiter ans Herz gewachsen und gerade solche Berichte freuen mich besonders, da mir die Möglichkeit zum Reisen momentan fehlt.

Grüße
Michael
 
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Interessante Reportage mit sehr schönen Aufnahmen.:up:
Freue mich schon auf weitere Bilder.

Schöne Grüße
Kurt
 
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Hallo Lydian,

im Jahre 2000 habe ich den Iran bereist. Auch wenn es nur 2 1/2 Wochen waren, schon damals hatte ich ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du, ich kann mich Deinen Ausführungen im Eröffnungspost nur anschließen!

Gespannt warte ich auf deine Fortsetztung!
 
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Ich schiebe hier noch ein paar Bilder von Darband nach, dem nördlichsten Ausläufer Tehrans.

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Hier ist gut zu erkennen, wie weit sich die Stadt ins Gebirge gefressen hat.


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Schild an der Kabinenbahn auf den Berg Totchal (fast 4.000m), eine der längsten Seilbahnen der Welt



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Ganz am Ende des Tales, wo der bisher noch relativ breite Weg in einen engen und steilen Pfad mündet (wir befinden auf ca. 2.000 m üNN), liegt das immer noch ärmliche Bergdorf Darband - ein unglaublicher Kontrast zur Schicki-Micki-Gastronomie weiter unten.

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Kaum zu glauben, dass man sich hier in den Ausläufern der modernen 14-Millionen-Stadt Tehran befindet.​
 
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Zum Abschluss einige Tehraner Sehenswürdigkeiten.

Wir sind im Norden Tehrans und haben noch Zeit. Was machen? Zurück ins brütend heiße Zentrum? Bloß nicht. Dann besser zur Parkanlage Sa'ad Abad, der Residenz der Pahlawi-Dynastie. Bald ist ein Taxi gefunden und ich nenne das Wunschziel. Der Fahrer nickt, also einsteigen und los. Nach einigen Kilometern habe ich Zweifel, ob er in die richtige Richtung fährt; die Gegend, durch die wir fahren, habe ich noch nie gesehen.....Na ja, vielleicht kennt er einen schnelleren Weg als über die üblichen verstopften Straßen. Irgendwann hält er an einem kleinen Kreisverkehr und will uns aussteigen lassen. Ich bin verwirrt. Nach etwas (versuchter) Diskussion (mein Farsi!!!) verstehe ich, dass es einen Stadtteil Sadabad gibt - und da sind wir jetzt! Ich kann ihm klar machen, dass wir die Pahlavi-Paläste besichtigen wollen und er ruft: "Sa'ad Abad!" Und fährt weiter.

An der Parkanlage angekommen, löse ich die Karten für den Grünen und Weißen Palast (man muss wirklich nicht alle sehen), aber zunächst lassen wir uns auf dem Rasen neben einem kleinen Bach nieder, vertilgen die eben gekauften leckeren Windbeutel und verschnaufen. Auch wenn es hier im Norden - die Parkanlage befindet sich auf ca. 1.700 m üNN - deutlich angenehmer ist als im Zentrum, schlaucht die Hitze doch.

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Das Schlafzimmer von Farah Diba. Irgendwie fühlt man sich an "Dinner for One" erinnert.

Die Paläste kenne ich noch gut aus dem letzten Jahr, vom Hocker hauen sie mich auch diesmal nicht. Wie im letzten Jahr versuche ich, anhand der auf einem Schild stehenden Angaben auszurechnen, wie viele Knoten die riesigen Teppiche haben: Die Feinheit eines Teppichs wird in „Raj“ (Reihen) angegeben, also die Anzahl der Knotenreihen in einem „Punzeh“, der 7 cm misst.

Auf dem Schild steht beispielsweise, dass der Teppich (ein Kerman) 85 Raj aufweist und 105 m² groß ist.
die Rechnung:
1 Raj = 7 cm
85 Knoten auf 7 cm
also ca. 12 Knoten pro cm
12 Knoten/cm x 12 Knoten/cm = 144 Knoten/cm²
1 m² = 10.000 cm²
144 Knoten/cm² x 10.000 = 1.440.000 Knoten/m²
1.440.000 Knoten/m² x 105 = 151.200.000 Knoten

Unvorstellbar, aber wahr! Da müssen ganze Familien über Jahre hinweg daran geknüpft haben. Ich gebe zu, dass ich das jetzt mit dem Taschenrechner ausgerechnet habe. Anders als im letzten Jahr ging das dieses Mal bei der Hitze nicht im Kopf.


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Die Palastanlage wird von vielen Schulklassen besucht.

Als wir den Palast verließen, sprach uns ein Iraner auf deutsch an: “Grüßen Sie alle Deutsche und berichten Sie allen, wie wir wirklich sind!“
Deutsch hat er im jetzt noch bestehenden Goethe-Institut gelernt.
 
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Hallo Lydian
Hab Dank für diesen netten Einblick , Bild und auch Text gefallen mir sehr !!
Solltest du den Iran nochmal bereisen Grüße bitte zurück !!!

mfG Paul
 
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Es ist mittlerweile später Nachmittag und wir wagen die Rückkehr ins Zentrum. Was der Taxifahrer mit seinen Kollegen noch diskutiert, verstehe ich nicht. Später kommt mir der Verdacht, dass er mit ihnen eine Wette eingegangen ist: „In einer halben Stunde bin ich wieder zurück, wetten?“….. Die nun folgende Fahrt ist atemberaubend: Nachdem es dem Fahrer auf der Vali-Asr, der Hauptverkehrsader Tehrans, die ca. 20 km vom Bahnhof im Süden bis hier an den Meydan-e Tajrish führt, aufgrund des Verkehrsgewühls zu langsam wird, fährt er zunächst kreuz und quer durch Seitenstraßen, bis er irgendwann wieder auf die Vali-Asr kommt. Dann geht es mit ca. 100 km/h südwärts, dabei tippt er auf dem Handy eine längere SMS (wahrscheinlich an die Kollegen: „bin auf halber Strecke, die Ausländer sind alle schon ganz weiß“) und zählt dann ein dickes Bündel Geldscheine. Selbstredend überholt er dabei rechts oder links, wie es gerade passt. Am Ziel angekommen, steigen wir aus und sind erstmal einigermaßen fassungslos.


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An ganz vielen Stellen, meist an Zäunen und Mauern öffentlicher Gebäude, finden sich Schilder mit Koran-Suren.

Eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt befindet sich mitten im Zentrum. Der Golestan-Palast (Rosengarten-Palast) war die offizielle Residenz der türkisch-stämmigen Kadjaren-Dynastie (1794–1925), die Tehran zu ihrer Hauptstadt machte. Er liegt mitten im Zentrum - genauer gesagt: Tehran ist um den Palast herum gewachsen. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die bis dahin recht unbedeutende Stadt lediglich ca. 15.000 Einwohner!


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typische "haft-rang" (sieben Farben) Kachel-Verzierung an den Palastwänden


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Das Azadi-Denkmal, das wir noch als „Schahyad“ (Denkmal des Königs) kennen. Inzwischen heißt es „Freiheits-Denkmal“. 1971 wurde es zur Feier des 2.500jährigen Bestehens des iranischen Königreichs erbaut und vereint sassanidische und islamische Architekturelemente.
Übrigens wurden die Berge im Hintergrund erst nach der Lightroom-Bearbeitung sichtbar - so stark ist hier der Smog!

Ein Restaurant im Zentrum wird zu unserem Stammlokal.

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Vor Allem das würzige Sabsi (wörtlich: Grünzeug) mit dem obligatorischen Joghurt ist nach der Hitze ein Gedicht! Aber den Kinder schmeckt Kofteh tabrisi, ein Hackfleischkloß mit Aprikosenfüllung, am besten.
Das Foto machte Ali, unser spontaner Reiseführer für einen halben Tag, mit der D100 meiner Tochter Katharina, hier neben mir. Ali, ein arbeitsloser junger Mann auf der Suche nach einer Verdienstmöglichkeit, hatte uns aufgegabelt, als wir etwas hilflos auf der Suche nach dem Golestan umher irrten. Er war ein sehr kundiger Guide mit exzellenten Englisch-Kenntnissen.
 
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Wir verlassen Tehran und fahren südwärts. Ich freue mich sehr auf den "echten" Iran.

Das Dorf Abjaneh liegt etwa 320 km südlich von Tehran auf ca. 1.700m Höhe am Rande des Karkas-Gebirges. Seit alters her leben zahlreiche Zoroastrier hier und prägen das Bild der Ortschaft, in der Traditionen nach wie vor einen hohen Stellenwert im täglichen Leben haben. Der Dialekt, den die Bevölkerung spricht, ähnelt dem während der sassanidischen Zeit gesprochenen Pahlavi.

Es ist die traditionelle, der Landschaft angepasste Architektur, die Abjaneh in vielerlei Hinsicht interessant und sehenswert macht. Die Häuser aus rotem Lehm wurden ineinander verschachtelt am Hang gebaut. Enge Gassen winden sich zwischen den Häusern hindurch und lassen wenig Freiraum für Autos - Asphalt findet man im Ortskern nicht.


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Häufig dient das Dach eines Gebäudes dem dahinter liegenden als Terrasse.



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Die teilweise mehrstöckigen Bauten stehen auf Steinfundamenten und haben häufig hölzerne Türflügel aus Walnussholz mit Inschriften.



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Nein, dieses Foto wurde nicht manipuliert. Vieles in Abjaneh ist Ton in Ton, auch das Holz.



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Vom Tal mit seinen Apfelbäumen und kleinen Feldern hat man einen wunderbaren Blick auf das Dorf, über dem eine alte, verfallene Festung thront.​


Die Frauen in Abjaneh tragen fast ausnahmslos die traditionellen Gewänder. Zur typischen Kleidung gehört ein langes weißes Tuch mit einem farbigen Blumenmuster, das die Schultern und den oberen Teil des Körpers bedeckt, außerdem ein knielanger Rock. Der Kleidungsstil hebt sich von dem der benachbarten Dörfer ab, so dass die Bewohnerinnen von Abjaneh deutlich erkannt werden können.


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Die sonnenbeschienenen roten Gassen und Häuser mit den bunt gekleideten Frauen sind ein Fest für jeden Fotografen. Auch wenn die Frauen relativ offen und wenig zurückhaltend sind, werden sie nicht gerne fotografiert und so schieße ich "aus der Hüfte".


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Sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt passieren wir den Verteidigungsgürtel um die Atomanlage Natanz. Die Geschütze, die wir sehen, machen nicht den Anschein, einem eventuellen israelischen oder US-amerikanischen Angriff trotzen zu können.​
 
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Vielen Dank für diese schöne Reportage.
Ich hoffe aus ganzem Herzen, daß diesen Menschen und diesem Land immer
ein segensbringender Frieden und Wohlstand geschenkt sein soll!
 
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Diesen Friedenswunsch nehme ich mal als Begründung für eine kurze Einlage. Wirklichen Frieden hat diese Region in den letzten Jahrhunderten ja nicht erlebt. Es gab in der über 2.500jährigen Geschichte des Iran aber eine kurze Phase der Demokratie: In den 1950er Jahren wurden in einem kurzen republikanischen Intermezzo durch den Ministerpräsidenten Mossadegh die Ölvorkommen, die bisher ausschließlich von den Briten ausgebeutet wurden, verstaatlicht. Mossadegh wurde nur zwei Jahre später mit CIA-Hilfe (auf Bitten der Briten) gestürzt und Schah Pahlawi wieder inthronisiert, Mossadegh wurde interniert. Sämtliche iranischen Ölreserven wurden wieder der Ausbeutung europäischer Ölgesellschaften (BP bzw. deren Vorgänger) überlassen. Dem Iran blieb nur eine kümmerliche Gewinnbeteiligung von 16 %. Dies nur zur Erinnerung, wenn sich die USA in der heutigen Zeit anmaßen, der Region dort Demokratie beibringen zu wollen. Sie waren es, die sie abgeschafft haben.
 
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Die Autobahn nach Shiraz ist langweilig. Sie führt über weite Strecken über eine bis zu 2.500 m hohe Hochebene, schnurstracks geradeaus. In einer kleinen Gaststätte essen wir zu Mittag: 6 warme Gerichte (Kabab), dazu Joghurt, Fladenbrot, Softgetränke (für 10 Personen) und dann Tee für zusammen 220.000 Rial, rund 18 Euro!!!
Im letzten Jahr waren wir im Plattenbau „Eram Hotel“ untergebracht, da kann es jetzt nur besser werden. Diesmal haben wir die iranische Reiseagentur um kleine Hotels im traditionellen Stil gebeten. Unser Fahrer Mansour biegt in eine kleine Gasse ab. An deren Ende steigen wir aus, denn weiter zwischen Lehm- und Backsteinbauten geht es nur noch zu Fuß. Jawoll – so mag ich das!

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Hier kommt schon so etwas wie orientalisches Flair auf. Beim Hotel „Niayesh“ handelt es sich um ein ehemaliges herrschaftliches Haus mit dem traditionellen Innenhof mit Bäumen und Springbrunnenanlage. Unsere Zimmer sind sehr „übersichtlich“, aber wunderschön. Der Innenhof ist zum Schutz gegen die Sonne mit einem zeltartigen Dach überspannt.


Shiraz ist die Hauptstadt der zentralen Südprovinz Fars (früher: Pars; es ist das Stammland der Perser) und gehört zu den fünf größten Städten des Iran. Das Klima ist relativ angenehm und mild. Man nennt die für ihre Gartenkultur berühmte Stadt den „Garten des Iran“. Ihr Blumenreichtum und die berühmten Rosenzüchtungen geben ihr ein spezifisches Gepräge. Shiraz gilt auch als Stadt der Liebe und Poesie. Auf ihren Hochzeitsreisen wird die Stadt von vielen iranischen Paaren besucht. Insbesondere das Grab des Dichters Hafez ist ihr Ziel.


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Die Zitadelle des ehemaligen Herrschers Karim Khan Zand, die um das Jahr 1770 fertiggestellt wurde. Sie diente als Regierungs- und Wohnpalast, später als Mausoleum. Bekannt ist sie nicht zuletzt durch den schiefen Turm ...Das Wetter zeigt sich von seiner dunklen, aber durchaus fotogenen Seite.


Weiter geht es zur Nasir al Molk-Moschee, der so genannten Rosenmoschee. Sie wurde zur Zeit der Zand-Dynastie erbaut und besticht durch farbenprächtige Dekors.

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Solch prächtige Rosenmotive finden sich in keiner anderen Moschee, überhaupt ist die Farbe rot dort eher selten anzutreffen.


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Der ganze Iran ist erdbebengefährdet. Die "Ziegel" aus Holz sollen aufgrund ihrer Elastizität bei Erdstößen ausgleichend wirken.​
 
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