Wo der Weihnachtsmann wohnt ...

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assiliisoq

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Ein warmes Hallo aus einer Gegend, in der der Winter nichts besonderes ist.

Ich habe mich nun nach einigem Zögern entschlossen, euch ein wenig von der Ostküste Grönlands zu zeigen. Aus dem Land, wo der Weihnachtsmann wohnt.
Die Bilder habe ich noch mit meiner Coolpix P5000 aufgenommen, seid also bitte nicht zu kritisch, was die Bildqualität angeht. Vielleicht habt ihr ja auch ein paar Tipps für mich, was ich mit ein wenig Nachbearbeitung verbessern könnte.
Auch über Komposition habe ich noch nicht viel nachgedacht, einiges würde ich heute hoffentlich besser machen. Vielleicht gefällt euch das eine oder andere Bild trotzdem.

Diese Bilder entstanden Ende März/Anfang April. Die Grönländer nennen diese Zeit Lichtwinter. Sie ist oft noch kälter als der dunkle Winter, doch die Sonne steht tagsüber wieder am Himmel. Sie scheint aber nicht jeden Tag ...

Die 3000 km lange Ostküste Grönlands (Luftlinie!) ist Heimat für gerade einmal um die 4000 Menschen. 500 von ihnen leben in der nördlichen Siedlung Ittoqqortoormiit, 3500 im Gebiet Ammassalik, etwa auf Höhe des Polarkreises. Die größte Siedlung ist hier Tasiilaq mit 1500 Bewohnern, die übrigen teilen sich in viele kleine Siedlungen auf, wo zwischen 20 und 120 Menschen leben.

Der Lichtwinter ist die Zeit für die Winterjagt auf Schnee und Eis.
Dieser Jäger mit seiner Harpune hofft auf Robben an der Eiskante.

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Über Anregungen zur Verbesserung würde ich mich freuen.

Nuannaarnerluaritsi,
Sylvia
 
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Zur Anreise von Reykjavik aus brauchten wir zwei Anläufe, denn beim ersten Mal mussten wir nach einigen Kreisen über Kulusuk, dem Flughafen, wieder zurückfliegen. Der Bodenwind war zu stark zum Landen.

Durch die Flugzeugfenster aufgenommen:​
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Der Osten Grönlands ist sehr gebirgig. Das "Schweizerland", das hier den Hintergrund bildet, steigt bis 3800 Meter ü.NN. auf.
Das Inlandeis kalbt durch die Täler direkt in die Ostgrönlandsee.

Diese flachen Salzwasser-Eisschollen sind ein Teil des Nordpolareises, das aus dem Polbecken mit dem Ostgrönlandstrom herabtreibt. Auf diesen riesigen Eisschollen erreichen auch Eisbären die Region. Sie leben eigentlich in Nordgrönland.

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Die Küste Ostgrönlands ist für 9 Monate im Jahr für die Schifffahrt nicht passierbar. Versorgungsschiffe können nur im Sommer zu den Siedlungen kommen.

Der Flughafen wurde auf eine vorgelagerte Insel gebaut, die ein Stückchen flacheres Gelände für die Rollbahn bot, hier zu erkennen an dem Windsack. Viel mehr ist dort auch nicht.
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Die Rollbahn ist eine Eisfläche zwischen meterhohen Schneewänden, die kaum weiter auseinanderstehen als die Flügelspitzen.​
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Draußen sind hier etwa 15 Minusgrade, also nicht besonders kalt, aber noch immer ziemlich windig.
 
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Noch vor 30 Jahren haben hier viele Grönländer an der Ostküste im Winter in Torf-/Erdhäusern gewohnt, und einige haben mir von ihrer Kindheit davon erzählt.

Heute wohnen fast alle Grönländer der Ostküste in diesen bunten, aus Dänemark importierten Holzhäuschen. Mit Kühlschrank! und Fernseher.​
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Der Polarfuchs ist eine typische Beute im Winter.​
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Tolle Gegend, die mich sehr begeistert hat.
Ich werde bestimmt noch einmal dort hin fahren, und zwar etwas länger als nur eine Woche.
bremen
 
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Gudaa bremen,

warst du in derselben Gegend oder an der Westküste? Im Sommer oder auch im Winter?
Ja, eine großartige Gegend mit wunderbaren Menschen. Und einem großen Suchtfaktor ...

Grüße,
Sylvia
 
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Berufe in unserem Sinne sind hier in Ostgrönland eher selten. Daher leben sehr viele Menschen von der Arbeitslosenhilfe der Dänen.
Traditionell und heute auch immer noch leben die Leute hier von dem, was ihnen das Meer bietet. Dafür ziehen im Winter bei Tagesabruch nahezu alle Familien auf den gefrorenen Fjord hinaus um zu fischen. Die Fische werden auf Gestellen und Leinen zum Trocknen aufgehängt oder sofort verzehrt. (Davon habe ich nur Sommerbilder.)

Kleine Schlitten, meist die traditionellen mit der hohen Führungsstrebe, dienen als Transporthilfe für den Fang und als Sitzgelegenheit.​
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Es wird mit langen Nylonschnüren gefischt, an denen Haken angebracht sind.
Der Fjord ist hier bis 200 Meter tief.​
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Weiß jemand den deutschen Namen dieser Fische?​
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Mit Sonnenuntergang wendet man sich heimwärts, hoffentlich erfolgreich. Der Fang, den man nicht sofort isst, muss viele Wochen als Vorrat dienen in der Zeit, wo das Eis aufbricht, man also nicht mehr fischen kann, aber auch noch nicht auf Robbenjagd auf dem offenen Meer gehen kann.​
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Mit diesen beiden Jungs habe ich an einem halben Tag etwa 20 kg Miesmuscheln aus einer Bachmündung geholt. Dazu hatten wir einen Gartenrechen, mit dem wir sie vom Boden gepflückt haben. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich zu ihnen an die wenige Zentimeter dünne Eiskante über 2 Meter tiefem Wasser gewagt habe ...
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An die Segler und Motorbootfahrer unter euch: Stellt euch nicht so an mit der Einwinterung!
Die größeren und viele kleine Boote verbringen den Winter in und unter Eis und Schnee.

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Andere nutzen auch im Winter jede Gelegenheit aufbrechenden Seeeises (von Wind und Strömung werden die Schollen mal hinein, mal hinaus geschoben), um auf Robben- oder Waljagd zu gehen.
Viele Wale (wie der Narwal, glaube ich) werden noch heute vom Kajak aus gefangen, da sie auf Motorengeräusche sehr empfindlich reagieren.

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Hier sieht man ganz gut die Wirkung der 2 Meter Gezeitenhub. Zwischen Fjordeis und Festland ist eine gefährliche Zone, die jeden mit lautem Knirschen und Krachen vor dem Näherkommen warnt.
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Heute ist so ein Glückstag mit ablandigem Wind! Auf zur Robbenjagd!
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Offensichtlich hat ein Jäger Erfolg gehabt.
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Mit dem Hundegespann wird Beute und Boot aus dem Wasser gezogen.
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Das Boot bleibt hier ...
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... die Robbe wird zum Abendessen eingeladen.
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Spannende Einblicke in das Land und den Alltag der Menschen dort. Grönland steht auch ganz oben auf meiner Liste. Meine Lieblingsinsel liegt gleich nebenan. Ich habe aber bis jetzt auf einen Kurztrip von Reykjavik aus verzichtet weil so ein Touri-Schnupperkurs dem Land nicht gerecht wird. Leider kostet ein richtiger Aufenthalt dort ja auch richtig Geld. Erzähl doch mal, wie Du dort gewohnt hast, wo Du warst und wie Du dich dort bewegt hast.
 
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Hallo Robert!

Land und Menschen, gerade an der noch wenig "zivilisierten" Ostküste, sind auf jeden Fall eine längere Reise wert. Gut, dass du die Touri-Wochenend-Version ausgeschlagen hast, du wärest von der Flughafeninsel Kulusuk wahrscheinlich nicht einmal weggekommen.

Das Land ist wirklich kein billiges Reiseland, wie viel man aber ausgibt, ist abhängig von der Reiseart.
Der Flug ist einigermaßen teuer (wird von Ryanair nicht angeflogen ;)), und wenn du dort niemanden kennst, der dich vom Flughafen abholt, musst du zusätzlich den sehr teuren Heli-Flug nach Tasiilaq oder in die anderen Siedlungen bezahlen.
In Tasiilaq gibt es zwei feste Unterkünfte für Touristen, das Hotel Ammassalik und das Red House, das in jedem Fall vorzuziehen ist! Billig sind auch diese beiden nicht, es ist auch wirklich nicht einfach, hier eine Versorgung mit dem Notwendigsten dauerhaft sicherzustellen. Preise habe ich keine im Kopf, aber im Internet unter Red House/Robert Peroni findest du sicher etwas. Sonst dort mal anfragen. Dort kann dir auch eine Unterkunft in einer grönländischen Familie vermittelt werden. Außerdem gibt es in Tasiilaq einen Platz für Zelte (nicht zu verwechseln mit dem, was wir hier unter Zeltplatz verstehen ;)).

Ich habe zum Teil im Dorf privat gewohnt und bin auf den umliegenden Bergen herumgelaufen, dann bin ich aber auch einige Tage unterwegs gewesen. Davon erzähl ich euch noch.
Im Sommer war ich hier ebenfalls zum Wandern und bin im Kajak durch die Fjorde gepaddelt. Aber das ist eine andere Geschichte. Falls sie jemanden interessiert, kann ich dazu ja auch mal ein paar Bildchen zeigen.

Sollte es bei dir konkreter werden, meld dich bei mir, ich kann dir sicher ein paar Tipps geben.

Viele Grüße,
Sylvia


P.S.: Island war für mich bisher nur Zwischenstation auf dem Weg nach Grönland. Aber ich will demnächst mal länger dort bleiben. Das war u.a. ein Grund, mir die neue Kamera zu kaufen!
 
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P.S.: Island war für mich bisher nur Zwischenstation auf dem Weg nach Grönland. Aber ich will demnächst mal länger dort bleiben. Das war u.a. ein Grund, mir die neue Kamera zu kaufen!

Mein Problem in Island ist, dass ich immer länger bleiben will, egal wie lange ich schon da bin. Aber Ende Mai geht es wieder für 17 Tage auf die Insel :yahoo: . Irgendwann reicht es dann hoffentlich auch einmal für Grönland.

Edit: Die Fotos von der Wandertour und der Kajakfahrt interessieren mich sehr!
 
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Kommst du nächsten Mittwoch zum live chat? Dann können wir da weiter fachsimpeln :hallo:

Grüße,
Sylvia
 
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Robert Peroni ist DIE Informationsquelle, wenn es um Land, Leute und Leben in Ostgrönland geht. Und kaum eine Expedition auf oder über das Inlandeis möchte das Wissen des Pioniers auf der Eiskappe missen, der sogar extra Expeditionsnahrung entwickelt hat, um bis an die Westküste zu gelangen.
Vor 25 Jahren war er zum ersten Mal hier - und blieb, um die sozialen Missstände durch die "Zivilisierung" zu mildern. So entstand die Ostgrönland-Hilfe und der soziale Treffpunkt Itteq Aappalaartoq (Rotes Haus). Später erst wurde es auch Unterkunft für Reisende. Ein herrlich gemütlicher Platz, um Einheimische und Expeditionen kennen zu lernen. Und wohl der einzige Arbeitgeber, der nur Einheimische beschäftigt.
Robert kocht mit seiner Küchenmannschaft auch herrlich, italienische Ideen mit grönländischen Zutaten!

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Dieses Gästehaus hat fließendes Wasser, Heizung und Toilettenspülung.
Das ist höchster Luxus hier.
Normalerweise zapfen sich die Einheimischen Wasser in Kanistern aus einer Gemeinschaftsleitung im Dorf, die aus einem höher gelegenen See gespeist wird. Die Toilette ist ein Eimer, der einmal die Woche in einen "Schoko-Laster" entleert wird. Eine kleine Ölheizung mit vielen Tücken heizt den Hauptraum der kleinen Holzhäuser.

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Eine in Grönland verbreitete Supermarktkette hat auch einen Laden in Tasiilaq. Hier bekommt man alles, Waschmaschine, Gewehr, Kleidung, Lebensmittel, Geschirr, Spielzeug - solange der Vorrat des letzten Versorgungsschiffes im Sommer reicht.
Aber ich kaufe lieber bei den von den Einheimischen betriebenen kleinen Läden, die man von außen kaum erkennt. Hier gibt es die wichtigsten Lebensmittel und Süßigkeiten.

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Nach einigen Tagen im Dorf habe ich mir Schneeschuhe, Pulka, Schlafsack, Gewehr, Kochgeräte und Essen geliehen und habe mich für einige Tage in die Weite aufgemacht.
(Bilder von mir alle mit Selbstauslöser :winkgrin: )
Tagsüber genieße ich sonnige und windstille -10°C.

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Über Pässe suche ich mir meine Ideallinie. Oft ist es recht steil und ich bin froh, mich gegen Ski und für Schneeschuhe entschieden zu haben.

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Hier folge ich einer Hundeschlittenspur, die so steil bergab führt, dass ich die Pulka lieber vor mir herfahren lasse. Sonst lässt sie sich auch als Schlitten benutzen :cool:

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Die Gipfelrast darf natürlich nicht fehlen.

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... tolle Bilder, vielen Dank!!

Ich frage mich nur, warum auf den ganzen Hausdächern kein bisschen Schnee mehr liegt. Wahrscheinlich heizen die den Robben die Schwänze... :hehe:

VG Andreas
 
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Hallo Andreas!

Ich freue mich, dass dir die Bilder gefallen!

In diesem Winter gab es extrem viel Schnee. Die Häuser bestehen jedoch nur aus Brettern ohne Isolierung. Weder Wände noch Dach. Auf das Dach ist für die Dichtigkeit etwas Teerpappe aufgenagelt. Deshalb heizen sie hier den Schnee vom Dach runter :frown1: Das verbraucht ziemlich viel Öl, ist teuer und die Öltanks im Ort sind sehr hässlich!

Viele Grüße,
Sylvia
 
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Beim Aufstieg bietet sich ein schöner Blick zurück auf das Zentrum der Ostgrönländischen Hauptstadt. Das flache, eckige im Vordergrund ist der Fußballplatz.

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Ein wenig weiter gibt ein Einschnitt den Blick frei auf die Ostgrönlandsee. Eis, soweit das Auge reicht. Durch Wind und Strömung gibt es aber auch immer mal wieder offene Wasserflächen.

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