90 Grad Nord - Zum Nordpol solange es ihn noch gibt

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Major Kottan

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90 Grad Nord - Zum Nordpol solange es ihn noch gibt
Natürlich wird es ihn immer geben.
Aber wie lange noch eisbedeckt ?
Dies nachzuprüfen habe ich ihn im Juli 2008 mit einer D200 besucht.

Aber wie kommt man hin ?
Zuerst muß man in die russische Hauptstadt, dort kann man dann einmal die berühmten Sehenswürdigkeiten besuchen

z.B. die Basilius Kathedrale am Roten Platz

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oder die Lomonossow Universität

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fast bedaure ich, daß ich bei diesem strahlend schönen fast schwülem Sommerwetter (etwa +30 Grad) Moskau verlassen muß um vom Flughafen Vnukovo in 2h nach Murmansk, dem einzigen eisfreien Hafen an Russlands Nordküste zu fliegen. Deswegen weil hier liegt das Schiff, das einzige Schiff, oder besser gesagt der Eisbrecher, auch nicht irgendein Eisbrecher, sondern ein atomgetriebener, also ein Nukleareisbrecher der Touristen zum Nordpol bringen kann. 75.000 Pferdestärken sind dafür notwendig. Und damit ist die Yamal unter ihren 5 anderen Schwesterschiffen der Arktika-Klasse, der einzige Eisbrecher der dafür gechartert wird.
Aber langsam. Nach der Landung in Murmansk, bereits 400 km nördlich des Polarkreises hat das Wetter sich erst einmal kräftig geändert.
Hier sind es keine sonnigen +30 Grad wie in Moskau, sondern nur mehr + 9 Grad, dafür aber Dauerregen .....
Nach einer etwa 1 stündigen Fahrt gelange ich dann mit einem alten ausgesourcten schweizer Postbus :D! vom Flughafen zum Atomhafen von Murmansk, wo die knallrote 150 m lange und 30 m breite Yamal schon auf ihre maximal 100 Passagiere wartet.
Schnell hier ein paar eigentlich illegale Videoaufnahmen + Bilder, bevor schon ein Offizieller erscheint und überraschenderweise freundlich erklärt, daß dies hier verboten ist.

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Lange dann auch die Sicherheits und Paßkontrollen durch das Militär bevor schließlich alle Touristen die Yamal boarden dürfen.
Keine halbe Stunde sind wir an Board, da dampft (oder besser gesagt bewegt sich die Yamal durch 2 kleine Kernreaktoren angetrieben) mit 75.000 PS nach Norden.

P.S.

Soll ich hier weitermachen und den weiteren Verlauf dieser ungewöhnlichen 'Kreuzfahrt' mit Bilder erzählen ?
Besteht dafür Interesse ?
 
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Moin,

klar, weiter mit die Bilders!

Bei dem Titel fiel mir übrigens das hier ein:

Besuchen sie Europa


Ist übrigens 1983 als Reaktion auf den Werbespruch eines amerikanischen Reisbüros entstanden:
"Visit europe, as long as it's still there!"
 
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Das ging ja schnell :D;)

Also gut nach 1 3/4 Tagen Überfahrt über die stürmische Barentsee.
Ein Sturm war angekündigt, aber zum Glück wurde es nur heftiger Regen, erreichten wir schließlich den nördlichsten Archipel der Welt - das Franz Josef Land. Ziemlich genau auf dem 80. nördlichen Breitengrad ragen die südlichsten Inseln dieses Archipels aus dem Meer und damit auch fast auf halber Strecke zwischen Murmansk und dem Nordpol. Und auch perfekt getimed besserte sich das Wetter schlagartig und die typischen Tafelbergformation der Franz Josef Land - Inseln tauchte aus dem Nebel auf.

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Transport zwischen den Inseln erfolgte nicht wie bei anderen Expeditionskreuzfahrten mit dem Zodiac sondern mit dem auf dem Eisbrecher stationierten Großraum-Helicopter, der etwa 12 Passagiere aufnehmen konnte.

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Die Anlandung erfolgte zuerst im Süden des Archipel, der 1873 von einer österreichisch ungarischen Expedition entdeckt wurde, auf dem geschichtsträchtigen Kap Flora (historische Überwinterungshütten alter Polarexpeditionen), wo man einen schönen Blick auf den Glockenberg der Nachbarsinsel Bell hat.

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Offenbar herrsche hier im Süden von Franz Josef Land bereits "Massentourismus", denn dies ist die einzige Region des Archipels, der in der Regel auch noch durch kleine nur "eisverstärkte" Schiffe angelaufen werden kann. So kam es vor der Bell Insel dann zu einem Treffen zwischen der kleinen Polaris (im Vordergrund), wo die Passagiere zeitaufwendig mit Zodiacs ausgeboarded werden und der großen Yamal, die den Transport per Helicopter abwickelt.

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Das Wetter war hier zu gut um wieder hab ich bedauert nicht länger hier zu bleiben und einige der anderen 100 Inseln des Archipels zu besuchen.
Aber das Ziel hieß Nordpol und so mußten wir weiter. Im offenen Wasser hier, war die Yamal zwar mit 24 Knoten unterwegs aber im Eis konnte sich das ändern und selbst der stärkste Eisbrecher der Welt würde unweigerlich abgebremst werden. Aber auf dem Rückweg vom Pol würden wir ja nochmal den Archipel passieren.

Wie es weiter nördlich aussiehrt. Dann in den nächsten Postings...
 
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Interessante Gegenden und Bilder, da freue ich mich schon auf mehr.
Trotzdem eine Sache, Entschuldigung: - der Weißabgleich ist m.E. teilweise doch sehr daneben...
 
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Am nächsten Morgen wache ich gegen 4.00 Uhr früh durch heftige Stöße auf.
Das ganze Schiff vibriert und schlingert. Keine Frage, erst Eisberührung.
Auf 81 Grad 50 min. nördlicher Breite. Die Yamal hat gerade das Franz Josef Land Archipel verlassen erster Kontakt mit einjährigem´dünnen und für das Schiff völlig harmlosen Packeis.
Die Yamal wird kaum gebremst, dennoch schüttelt sie sich, schlingert und ändert oft abrupt die Richtung, daß man sich schon Festhalten muß um bei der Fortbewegung nicht zu fallen.
Und so sieht es da aus


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Der am Heck der Yamal vertaute Helicopter und seine russische Besatzung ist vorerst arbeitslos.

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GPS und Eischarts informieren die Besatzung auf der auch für die Touristen immer zugänglichen Brücke für die aktuelle Position und die Eisverhältnisse

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Auf dem 83. nördlichen Breitengrad ist die Eisdecke schon wesentlich dicker und fast durchgänging geschlossen. Man könnte schon problemlos auf dem Eis spazieren gehen.

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Danach wird das Wetter wieder trüber und schlechter, sodaß die Bilder hier weniger wirken. Aber ab dem 87. Breitengrad erreichen wir wieder eine Schönwetterperiode.


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Auf gehts zur letzten Etappe in 1 Tag wollen wir am Pol angelangt sein.
Bisher kein Problem für die Yamal, das jetzt hier maximal 2m dicke mehrjährige Packeis zu brechen. Die Yamal kann im Extremfall bis zu 9m dickes Eis durch die brutale Kraft Ihrer 75.000 PS durch ihre pure Masse und durch modernste Technologie (sie benutzt beim Eisbrechen auch Düsen, die heißen Wasserdampf auf das Eis sprühen) knacken. Aber das alles ist hier nicht nötig. Eher im harten Wintereinsatz an der sibirischen Nordküste, wo sie in der Polarnacht die Siedlungen dort versorgen muß, besser gesagt Schifffahrtswege für die Frachtschiffe freihalten, bzw.diese gegebenfalls auch eskortieren muß. Dieser Trip zum Nordpol ist aus eistechnischer Sicht eine wirkliche leichte Übung für dieses Schiff. Das liegt zum Teil auch daran, daß bereits Ende Juni die 1. Tour mit der 50 Let Pobedy - der 50 Jahre Sieg - dem neuesten Eisbrecher der Murmansk Shipping Company statt gefunden hat, und von deren Route, die Yamal jetzt profitiert, zum anderen daran, daß das wirklich jeden Sommer dünner, morscher wird und sich weiter zurückzieht.
Der Klimaerwärmung sei dank.

Fortsetzung in den nächsten Postings.
 
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Interessante Gegenden und Bilder, da freue ich mich schon auf mehr.
Trotzdem eine Sache, Entschuldigung: - der Weißabgleich ist m.E. teilweise doch sehr daneben...

Das Problem daß die D200 gelbstichige JPGs produziert, hatte ich schon immer.
Erst mit dem Nachfolger der D300 wurde das besser.
 
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Natürlich befinde ich mich bereits seit der Abfahrt in Murmansk im Bereich der Mitternachtssone. Am Pol selbst geht vom Frühlingsbeginn am 21.3 bis zum Herbstanfang am 23.9. die Sonne nicht unter. Und so sieht die Mitternachtssone am 87. nördlichen Breitengrad aus

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Die Eisdecke wird zunehmend dicker und erreicht hier am 88. Breitengrad vielleicht ihre maximale Dicke.
Aber man sieht deutlich vor uns die Fahrtspur die der Vorgänger - Eisbrecher gebrochen hat und so ist die Yamal dann auch in neuer Rekordzeit unterwegs.

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Die weite Ebene des gefrorenen arktischen Ozeans

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Abwechselnd wieder lose Schollen. Der arktische Ozean weist im Sommer keine einheitlich geschlossene Eisdecke mehr auf.
Wenn die Yamal sich darauf schiebt, bersten diese und das Eis verhält sich wie Spritzwasser

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Die letzten 1 1/2 Breitengrade, die letzen 150 km also will die Yamal in der Nacht vom 27.7. auf den 28.7. zurücklegen, dann werden wir den Nordpol erreichen.
 
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Noch 'ne Frage (ich hoffe, ich hab nix überlesen): welche Minustemperaturen hat Deine Kamera da bewältigt bzw. hast Du (wie) gegen Kälte vorgesorgt - die Frage taucht ja des öfteren auf.
 
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Am nächsten Morgen wieder perfekt getimed nach dem Frühstück im Speisesaal werden alle Passagiere zur Brücke gebeten, wo sich dann eine ganz schöne Menschenmenge staut, denn wir befinden uns nur noch wenige km vom Ziel - vom Nordpol entfernt

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Und alle wollen beobachten wie der Kapitän und sein Mannschaft ihre schwierigste Operation auführen. Die Yamal soll punktgenau auf 90 Grad Nord zum stehen gebracht werden. Kein leichtes Unterfangen bei einem 150 m langen und 30 m breitem Schiff. Da ist präzises gefühlfolles Manövrieren im Eis nötig. Schließlich gelingt es doch, denn alle Passagiere starren wie gebannt auf diese GPS-Anzeigen.
Am 28.7.2008 um 07.21h ist es schließlich geschafft - 90 Grad Nord ist erreicht. Von hier aus führen alle Wege nur mehr nach Süden.


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Die Route der Yamal wird auf der Brücke in die Seekarten eingezeichnet


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Und so sieht es draußen am Nordpol aus.
Keine Flagge, kein Hinweis, denn wir befinden uns auf einer trifftenden Eisplatte
Leider hat uns gerade heute das schöne Wetter im Stich gelassen. Noch gestern abend strahlenden Sonnenschein. Aber heute hier trübes Wetter am Nordpol

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Anschließend wird eine Feier auf dem Eis abgehalten. Früher stiegen die Passagiere direkt am Pol aus. Später wurde aufgrund der Klimaerwärmung die Eissituation immer unsicherer und so mache "Expedition" mußte schon mal 150 km weit fahren um eine geeignete Eisscholle zu finden. Wir hatten Glück. Schon nach ca. 15 Minuten suche hatte der Kapitän zusammen mit dem Expeditionsleiter geeignete Eisverhältnisse vorgefunden, auf denen auch ein Flugzeut hätte landen können.
Also dürfen wir hier erstmals zu Fuß die Yamal verlassen um vor dem eisfressenden "Haifisch-Maul" der Yamal fast genau am Nordpol zu posieren

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Hier die polnische Delegation

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Mein indischer Kabinengenosse Prem möchte ständig abgelichtet werden ...

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oder auch nur artig den Ansprachen von Expeditionsleiter und Kapitän zu lauschen

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Das aufgebaute Buffet ist übrigends gar nicht so begehrt.

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Bilder von sich und der Yamal am Nordpol zu machen hat Priorität.


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Mit der Schiffsschraube hat die Yamal am Heck das Eis beseitigt für ein alternatives Freizeit angebot.

Das in erster Linie von der russichen Besatung und russischen Touristen wahrgenommen wird

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aber auch so manche Touristin ist Badefreuden bei - 2 Grad Außentemperatur und - 1.7 Grad Wassertemparatur nicht abgeneigt

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Leider müssen wir ja wieder zurück. Deshalb, wenn es Euch noch nicht zu blöd geworden ist geht es in den nächsten Posting dann mit der Rückfahrt weiter.
 
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