Freitags-Thread Was ist ein Foto?

Thread Status
Hello, There was no answer in this thread for more than 30 days.
It can take a long time to get an up-to-date response or contact with relevant users.

foddofix

Sehr aktives NF Mitglied
Registriert
Moin,

mir ist klar: Heute ist Montag. - Grund meines Postings ist der Wunsch nach einer Erkenntnis. Ausgangspunkt sind die Fotos von Comabird.
Mir scheint, dass sich bei solchen bildlichen Darstellungen ein Paradigmawandel vollzieht. Wollte man in der Vergangenheit das Erlebte, Gesehene, Bereiste abbilden, geht es jetzt offenbar nicht mehr um die Vermittlung eines Eindrucks, sondern um einen inszenatorischen Akt der Darstellung, der losgelöst von der jeweiligen Wahrnehmung eine Interpretation der Wirklichkeit vermittelt, die mehr individuell von der eigenen Schaffenskraft bestimmt wird, als vom Motiv vorgegeben.

Andere Gedanken: Nur zu!

Gruß vom
Kay

Hugo meint: Ist sicher nicht neu - mich interessieren trotzdem Eure Meinungen.
 
Anzeigen
?
was meinst'e damit? klingt in meinen ohren zu ver-
schraubt. anders ausgedrückt:kann nit verstaan.
(zeig doch ma beispiele ) N.N:
 
Kommentar
Die grundlegenden Auseinandersetzungen mit dem Comabirdschen Bild und dessen Interpretation von Seiten der Semiotik, der Philosophie und der Kunstgeschichte kreisen in fokussierter Weise um die Frage, wie es gelingen kann, dem Comabirdismus in seiner Eigenlogik und seiner Eigensinnigkeit gerecht zu werden.

Es geht darum, das Comabird-Bild als ein nach immanenten Gesetzen konstruiertes und in seiner Eigengesetzlichkeit evidentes System zu erschließen und den Besonderheiten des ikonischen Codes, des Visuellen, interpretativ Rechnung tragen zu können.

Insbesondere stellt sich hier das Problem, den Blick auf diese Besonderheiten und auf die Eigensinnigkeit nicht durch ein sprachlich-narratives Wissen von vornherein zu verstellen.


Nachtrag: Ich glaube ich hätte den Schimmel auf dem Glühwein nicht mittrinken sollen... :nixweiss:
 
Kommentar
?
was meinst'e damit? klingt in meinen ohren zu ver-
schraubt. anders ausgedrückt:kann nit verstaan.
(zeig doch ma beispiele ) N.N:

Unverschraubt:

Früher warste irgendwo, hast ein Foto gemacht, mit nach Hause gebracht, der Familie, den Freunden gezeigt, ...

die Qualität war egal

der Horizont war schief

man konnte erkennen, dass Nils auf Helgoland war - und das reichte!

und die Familie, die Freunde waren zufrieden: Nils war auf Helgoland, wir waren noch nicht auf Helgoland, aber, wenn wir jetzt mal nach Helgoland wollen, wissen wir (in etwa), wie es denn so bei Nils war (und das reicht uns).

-------------------

Anderer Ansatz mit den Bildern von Comabird jetzt: Es geht weniger darum, wo er war, es geht auch nicht direkt darum, uns ein Bild seiner Latscherei durch die verlassenen Hallen zu übermitteln, sondern seine Art, diese verkommenen Plätze wieder zu zeigen, ist eine Art, die Dinge anders vermittelt zu bekommen. Diese Bilder sehe ich anders als Bilder aus Thailand. Die Art zu fotografieren hat mit dem alten "Hallo, da war ich!" wenig zu tun.

Das fiel mir auf!
 
Kommentar
Hallo zusammen,

inszeniert wurden Fotos auch schon früher. "Stellt euch mal zum Gruppenbild auf und nehmt Oma in die Mitte." Auch mit Gegenständen hat man das gemacht. Aus analogen Zeiten wurden digitale. Was analog in der Nachbearbeitung nur begrenzt und mit hohem Aufwand möglich war, ist mittlerweile mit digitaler Technik viel einfacher. Es bleibt aber ein Foto. Comabirds Fotos sind eine logische Weiterentwicklung dieser Technik, Foto und Kunst kombiniert. Kunst kommt von Können. Sehen, wollen und umsetzen sind eine Ausführungskette.

Spannender finde ich die Frage nach dem Foto noch bei folgenden Beispielen: Ich fotografiere ein Gemälde, exakt ohne Umgebung. Das ist doch dann ein Foto? Oder EBV in der nächsten Stufe: ein nettes Mädel, aufgenommen in Kleinkleckersdorf, kombiniert mit London als Hintergrund. Ein Foto, zwei Fotos?

Gruß
Holger
 
Kommentar
Ich kann die Ausgangsfrage gut verstehen, die sich meiner Meinung am massiven Einsatz von EBV festmacht. Denn das eigentliche Bild ist ja tatsächlich vorhanden, wird fotografiert. Dann, mit der EBV werden Dinge verändert. Egal, ob es sich um Hinzufügen extremer Farbänderungen oder um Wegstempeln störender Details handelt. Ein Vorgehen, dass sich besonders bei Portraits gut beobachten läßt, bis hin zu Auswüchsen von puppenähnlichen Aufarbeitungen.

Ein gestelltes Foto ist und war nichts ungewöhnliches. Die Experimentierfreude in der Fotografie wendet sich jedoch zunehmend der Expermentierfreude in der EBV zu. Dass diese letztlich "nur" einen sehr eingeschränkten Bereich bietet und den außergewöhnlichen, fotografischen Moment nicht ersetzen kann, zeigt sich dann in Trends oder Runs bis hin zur Gleichschaltung... HDR, extreme Schärfe, Kontraste bis zum Anschlag, "knackscharf" eben - alle Fotos müssen so sein um gut zu sein. Ausführende Arbeiten an einer fast beliebigen Vorlage setzen Maßstäbe - und nicht die Fotografie selbst. Ein Foto ist also demnach heute nicht einfach nur noch ein Foto, sondern das Ergebnis des Computer-Operators.

Schaut man sich dann die Bilder des Monats beim Stern oder so an sieht man, dass es das Publikum so will. Und letztlich ist nur das kommerziell erfolgreich, was "Mainstream" ist und von der Masse gut gefunden und mit Glück sogar von der Masse gekauft wird. Und spätestens dann setzt irgendwann wieder der Gegentrend ein, der extreme Bildbearbeitungen in den Bereich des "NO GO" verbannt und einem heute vielleicht künstlerisch motivierten Ergebnis die Berechtigung abspricht, ein Photo zu sein.
 
Kommentar
""Es geht darum, das Comabird-Bild als ein nach immanenten Gesetzen konstruiertes ...Insbesondere stellt sich hier das Probl...""


""Früher warste irgendwo, hast ein Foto gemacht, mit nach Hause gebracht, der Familie, den Freunden gezeigt ...""

""Nils auf Helgoland ""

ich fang mal mit dem letzten zitatauszug an:
war nie auf helgoland. zog immer nur drüber.
zu zeiten der letzten glazialzeit, zu zeiten des kaiserreiches
zu zeiten des grossdeutschen reiches, wie auch
zu zeiten englischer sprengversuche:
ich war nie auf der insel. ich zog immer nur darüber. hielt mich, egal ob GRASS oder freitag, immer sauber.

Früher zeigte ich auch fotos. der familie, den freunden. das ist korrekt in seiner aussage. may be .. in the future ...

das erste zitat, SORRY, ich habs noch immer nicht begriffen.
(vielleicht ist dies jedoch auch nicht zwingend erforderlich, wenn am montag der freitag ausgerufen wird).
oder doch: nixweiss:

N.N:
 
Kommentar
... Insbesondere stellt sich hier das Problem, den Blick auf diese Besonderheiten und auf die Eigensinnigkeit nicht durch ein sprachlich-narratives Wissen von vornherein zu verstellen.

Schwierig:

Abstraktheit, konkrete Beispiele, ... , der Eine möchte so, der Andere gerade nicht ...

Mein Ansinnen ist es nicht, sprachlich etwas zu verstellen:

Der Eine sagt, ich war in ... und hier ist mein Bild ...

Comabird will uns offenbar nicht zeigen, wo er im Urlaub war (er sei mir gnädig), sondern Bilder bringen, die niemand vorher so gesehen hat (Ferien, Ausflug, ... , egal), sondern, "die seiner Feder entstammen" das ist ein ganz anderer Ansatz an ein Foto zu gehen - isso - is nich von mir ...

sorry, nur Überlegungen ...
 
Kommentar
..geht es jetzt offenbar nicht mehr um die Vermittlung eines Eindrucks, sondern um einen inszenatorischen Akt der Darstellung, der losgelöst von der jeweiligen Wahrnehmung eine Interpretation der Wirklichkeit vermittelt, die mehr individuell von der eigenen Schaffenskraft bestimmt wird, als vom Motiv vorgegeben..

..oder um eine exclusive Art, sich vor`m "richtigen Fotografieren" zu drücken..? :fahne: :D :fahne:
 
Kommentar
..hat "Hugo" eigentlich noch eine Bruder? Ich bräuchte auch manchmal jemanden, der mir die Tastatur wegnimmt..!
 
Kommentar
""Es geht darum, das Comabird-Bild als ein nach immanenten Gesetzen konstruiertes ...Insbesondere stellt sich hier das Probl...""


""Früher warste irgendwo, hast ein Foto gemacht, mit nach Hause gebracht, der Familie, den Freunden gezeigt ...""

""Nils auf Helgoland ""

ich fang mal mit dem letzten zitatauszug an:
war nie auf helgoland. zog immer nur drüber.
zu zeiten der letzten glazialzeit, zu zeiten des kaiserreiches
zu zeiten des grossdeutschen reiches, wie auch
zu zeiten englischer sprengversuche:
ich war nie auf der insel. ich zog immer nur darüber. hielt mich, egal ob GRASS oder freitag, immer sauber.

Früher zeigte ich auch fotos. der familie, den freunden. das ist korrekt in seiner aussage. may be .. in the future ...

das erste zitat, SORRY, ich habs noch immer nicht begriffen.
(vielleicht ist dies jedoch auch nicht zwingend erforderlich, wenn am montag der freitag ausgerufen wird).
oder doch: nixweiss:

N.N:

Nich gut: Verschiedene Zitate von verschiedenen Leuten - sei nicht böse, es ist kurz vor Mitternacht:

Es geht darum, ob Du - quasi als Reporter - Fotos zeigst mit dem Anspruch:

A: Ich war dort und zeige Euch, wie es dort aussieht,

oder

B: Ich war dort und zeige Euch, was man mit einem Foto von dort machen kann

Der eine Fotograf versucht, mit Einschränkungen, aber Gefühl, das zu zeigen, was er erlebt hat und gesehen hat

Der andere Fotograf will das zeigen, was er aus einer Situation gemacht hat ohne den Anspruch, dass das Foto noch dem entspricht, das er gesehen hat
 
Kommentar
Ich hatte, und habe noch immer, ganz viele analoge Kameras.
Wenn ich mit denen bei normalen Lichtverhältnissen draußen geknipst habe,
waren die Ergebnisse immer ganz passabel - egal ob mit Handbelichtungsmesser
oder eingebautem Belichtungsmesser (aus meiner Sicht).
Einfluß auf die Qualität des Labors hatte man bei Farbaufnahmen
eh nicht, wer gönnte sich schon ein eigenes Farblabor.

Dann kam die Experimentiererei mit den Blitzen. Starke Blitze ließen keine
Aufnahmen in kleinen Räumen zu, die Leute waren alle überstrahlt, und
indirektes Blitzen war damals nur möglich, wenn man den Blitz nicht an
der Kamera anbrachte, sondern mit Kabel verbunden irgendwo hinlegte
oder von Dritten halten ließ. Die Ergebnisse waren eigentlich nicht wirklich
voraussagbar.

Wenig später kamen die ersten computergesteuerten Blitzgeräte, und solche,
die man auch vom Blitzwinkel her verstellen konnte. Aber auch das war
letztendlich nicht wirklich befriedigend, man machte zwar inzwischen
gleiche Aufnahmen mit mehreren Einstellungen, ließ nur den Negativfilm
entwickeln, und entschied dann, was auf Papier gebannt wurde.
Nützte einem bei Situationsaufnahmen gar nichts.

Die Zeit der ersten brauchbaren kompakten Digitalkameras ab 640X480
überspringe ich hier mal.

Als dann die erste digitale Spiegelreflex meine ersten Aufnahmen auf den
Rechner spuckte, schwankte ich zwischen Begeisterung und Depressionen.
Es gab Aufnahmen, die konnte man wirklich so zeigen, wie sie waren,
aber der Rest? Flau, zu dunkel usw.

Nur über Bildbearbeitung etwas korrigieren, das wäre ja die Bankrotterklärung
zum Wissen, was man sich über Jahrzehnte in der analogen Fotografie
angeeignet hatte ....

Das ist jetzt auch schon wieder Jahre her. Heute ist meine generelle
Vorgehensweise:

- laden der Bilder von der Speicherkarte
- jedes Bild in Bildbearbeitung laden und einmal automatische Korrektur
- feststellen, ob das Original nicht besser ist, dann Korrektur zurücknehmen
- eventuell noch manuelle Korrektur
- verkleinern
- einmal normal schärfen
- dann eventuell veröffentlichen

Es ist halt alles anders als früher. Es ist zwar zeitaufwendiger, aber es macht
Spaß. Und man hat die Möglichkeit, sogar aus einem absoluten Flop über
Effekte doch noch was zu machen - auch wenn es nicht jedermanns Sache
ist.

Roland
 
Kommentar
...Bilder bringen, die niemand vorher so gesehen hat (Ferien, Ausflug, ... , egal), sondern, "die seiner Feder entstammen"...

Zunächst mal fühle ich mich überaus gebauchpinselt, in diesem Forum auch einmal als positives Beispiel angeführt zu werden - merci! ;)

Und zweitens hast Du völlig recht, Kay. Bei mir hat sich die Wahrnehmung so entwickelt - und lustigerweise auch bei denjenigen, die regelmässig mit mir auf Tour sind -, dass mich an Räumen, Gebäuden, Orten etc., nicht das interessiert, was tatsächlich ist, sondern was ich darin sehe. Vielleicht auch deshalb meine Vorliebe für verlassene Räumlichkeiten, in denen meine Phantasie herumspazieren kann.

..oder um eine exclusive Art, sich vor`m "richtigen Fotografieren" zu drücken..? :fahne: :D :fahne:

Na, hömma! :threat:
 
Kommentar
Bei mir hat sich die Wahrnehmung so entwickelt - und lustigerweise auch bei denjenigen, die regelmässig mit mir auf Tour sind -, dass mich an Räumen, Gebäuden, Orten etc., nicht das interessiert, was tatsächlich ist, sondern was ich darin sehe.
Dann hast Du ja schon die Metamorphose zum spirituellen Führer vollzogen, da komme ich als Urlaubsknipser nicht mehr mit.
 
Kommentar
-Anzeige-
Zurück
Oben Unten