7. Juli 2019
Fuen Blanca -> Faja Pardina -> Fuen Blanca
19 km, +1450 -1450
Böööh und määäähh - Weckmusik.
Eine große Herde Schafe zieht um unser Zelt herum. Einen Hütehund sehen wir nicht.
Aber die Bären treffen sich ja auch 100 Meter tiefer. :grins:
Schon um 7 Uhr frühstücken wir, denn wir haben uns für heute eine lange Tour vorgenommen.
Wir wollen zur Faja Pardina, die oben an einem Nebencanyon des Anisclo-Canyons verläuft.
Es gibt zwar ein wenig Info zu der Faja selbst, aber zu dem Weg dorthin so gut wie nichts.
Auf der Karte habe ich jedoch einen Pfad eingezeichnet gefunden.
Die Faja wird üblicherweise von einem Parkplatz aus beschrieben, der in der Nähe des Canyons auf Höhe der Faja liegt.
Es wird also mal wieder eine kleine Expedition.
Wir bauen das Zelt ab und verstauen die Rucksäcke zwischen großen Felsen in der Nähe des Zeltplatzes.
Ich nehme einen Karabiner und zwei Bandschlingen mit, denn es ist die Rede von einer Eisenstift-Passage über dem Fluss.
Aus der Bandschlinge und einem Packbeutel mache ich mir einen UL-Rucksack, worin Wasserflasche, Snacks, Karte, Portemonnaies und Regenjacken untergebracht werden. Das Handy = Navi kommt griffbereit in die Hosenbeintasche.
Trotz des frühen Frühstücks kommen wir erst gegen 9 Uhr los.
Zuerst steigen wir wieder zur Fuen Blanca hinunter.
Von hier aus folgen wir nun dem Rio Bellos durch den Anisclo-Canyon.
Es ist einfach dem Weg bergab zu folgen.
Immer wieder gibt es herrliche Blicke zurück und voraus.
Rückblick zur Gabelung und der Fuen Blanca
Mal laufen wir auf Fluss-Niveau, mal oberhalb durch Wiese oder Geröll.
Bald erreichen wir die Brücke über den Fluss.
An der Brücke weist uns ein Schild den Weg zum Barranco Crapariza und Llano Tripals.
Das ist unsere ausgesuchte Route, um von oben her in die Faja einzusteigen.
Schon kurz danach gelangen wir an die Stelle, wo Eisenstifte an einem Felsen entlang über den Fluss führen.
Ein Stahlkabel zum Festhalten oder einpicken hat seine Berechtigung.
Die Tritt-Stifte sind ziemlich weit auseinander.
Andreas traut der Sache erst nicht so recht.
Durch das Wasser darunter sind die Eisen feucht und etwas rutschig.
Ich überlege, ob ich mir aus den beiden Bandschlingen und dem Karabiner nun eine Behelfssicherung mache, probiere es aber erst einmal einfach so. Und finde, es geht.
Dann lehnt Andreas die Sicherung ebenfalls ab und kommt mir nach.
Die erste Schlüsselstelle ist geschafft!
Eine weitere soll uns beim Abklettern in die Faja erwarten.
Erst einmal klettern wir jedoch über große, glitschige, vermooste Felsen, bis wir zum Barranco Crapariza kommen.
Zumindest halten wir ihn dafür.
Ich habe auf dem Handy keinen Track, die Karte zeigt nur vage an, wo es langgehen könnte.
Durch diesen Canyon, diese Wand, soll es irgendwie nach oben gehen?
Ein Weg ist hier nicht mehr zu finden.
Verpasst können wir ihn auf dem schmalen Streifen zwischen Felswand und Fluss nicht haben.
Er ist offensichtlich nicht mehr sehr existent.
Wir suchen etwas herum und entscheiden dann, vielleicht dem Fluss noch ein paar Meter aufwärts zu folgen, vielleicht finden wir ja da noch Spuren.
In dichtem Busch finden wir tatsächlich ein Schild.
Das zeigt aber keine Richtung an, sondern informiert uns nur, dass wir uns im Nationalpark befinden.
Wo das Schild steht, muss aber immerhin der Weg einmal gewesen sein.
Wir suchen auf und ab und finden tatsächlich ein Steinmännchen, etwas zusammengefallen, aber noch als solches erkennbar.
Es wird etwas schottriger und eine Art Weg ist zu erahnen, der im Zickzack den Hang hinaufführt.
Ab und zu noch ein vermoostes Steinhäufchen.
Wir kriechen durch einiges Gestrüpp, über glitschige Felsen und einen Bach, bis wir unter einer hohen, senkrechten Felswand stehen.
Wir versuchen es nach rechts, nach links, kommen aber nicht weiter.
Durch Gebüsch, Felsen und Bach klettern wir wieder ein Stück runter, suchen hin und her und finden irgendwie nichts wegartiges, bis wir auf einmal wieder an dem Schild stehen.
Ich will schon aufgeben und die Faja dann eben von unten angehen, oder nur eine Runde durch den Anisclo-Canyon wandern, als Andreas doch noch fündig wird! Durch einiges Dickicht geht es schräg links hinauf. Da! Tatsächlich noch ein verfallenes Steinmännchen. Nun ist wieder ein ewig nicht begangener, ehemaliger, vergessener Steig zu erkennen. Hin und wieder verlieren wir ihn, finden ihn aber nun immer nach kurzem Suchen wieder. Weiter oben, wo es felsiger wird, finden wir sogar hin und wieder sehr verblasste rote Striche auf dem Stein.
Der Aufstieg ist wunderschön! Erstaunlich, dass er so verlassen ist. Wir genießen herrliche Ausblicke, kraxeln durch bunte Blumenwiesen, Felsen, Bäume und hohes Gras. Dabei sind wir so mit der Wegsuche beschäftigt, dass ich das Fotografieren vergesse. Schade.
Als wir oberhalb der Felsen auf eine weite, flache, wellige Landschaft kommen, bewachsen mit dichtem, hohem Gras, folgen wir mehr nach Himmelsrichtung dem Verlauf eines Baches, den wir nicht sehen, da er in einem weiteren kleinen Canyon fließt. Irgendwo soll es eine uralte Brücke über den Bach geben. Weder Pfade noch Steinmännchen sind zu sehen.
Nach Navi können wir sie schließlich finden und auf Sicht nach einigem Suchen einen steilen Abstieg hinunter zum Fluss nehmen.
Hier finden wir nicht nur die alte Brücke, sondern gleich darunter auch einen fantastischen Felsen-Pool!
Da müssen wir einfach rein!
Das Wasser ist so warm, dass sogar ich es lange darin zwischen den Kaulquappen und Molchen aushalte! Herrlich!
Wir baden, essen, trinken und genießen.
Bis dunkle Wolken über uns aufziehen! Ups!
Es ist schon ganz schön spät, wir haben sehr viel Zeit gebraucht für die Wegsuche hierher. Und haben die Faja bisher noch nicht einmal erreicht ...
Ich fürchte, wir müssen diesen wundervollen Ort verlassen und weiterlaufen.
Unter meiner Bluse, die auf dem Felsen trocknet, hat sich eine Eidechse schön im Schatten eingerichtet.
Wo wart ihr denn?
LG Sylvia