Unser Community-Mitglied Michael Quack hat den Schutzkoffer XROC von Auer Packaging getestet. Er berichtet:
Gleich im ersten Jahr meiner fotografischen Karriere (damals noch als Amateur) wechselte ich drei Mal das Transportbehältnis für meine Ausrüstung. Danach jedes Jahr mindestens einmal, bis ich dann 1984 auf der Photokina einen Koffer fand, der mich fast 10 Jahre lang begleitete.
Der ewige Wechsel
Der Übergang zu Autofocus ging mit geringfügig breiteren Kameras einher. Die passten nicht mehr in den geliebten Koffer, der zugleich Sitzgelegenheit und Trittleiter war. Der Eiertanz auf der Suche nach dem perfekten Koffer oder der perfekten Tasche ging von vorne los. Die Suche zieht sich bis heute, und ich besitze nun eine Vielzahl von Taschen und Koffern, die alle nicht perfekt sind. Irgendwas ist immer.
Ich bin damit nicht allein. In einer Befragung äußerten sich einmal sämtliche wichtigen Fotohändler mit Versandabteilung zu ihren Rücksendequoten. Übereinstimmend bezifferten sie die Rücksendequoten auf 3-4%, und alle sagten, dass der Löwenanteil davon Taschen und Rucksäcke seien, weil sie von den Käufern zu schwer einzuschätzen sind.
Als ich nun vom Netzwerk Fotografie gefragt wurde, ob ich einen neuen Koffer von Auer Packaging testen wolle, habe ich nach Sichtung der technischen Daten sofort zugesagt. Im Studio lagere ich sehr viele Dinge bereits in Auer Stapelbehältern auf Rollrahmen, eine Box für Funkmikrofone, mehrere für Kabel, Fieldmonitore, Filter/Adapter, und, und, und…
Die hohe Qualität der Auer-Produkte kenne ich also aus dem täglichen Einsatz. Die Annahme, dass auch dieser Koffer was taugen könne, schien mir nicht unberechtigt.
Ich konnte Größe und Farbe auswählen, weitere Optionen waren noch nicht verfügbar (später mehr). Ich bat um Lieferung in Anthrazit (dunkles Grau). Die anderen Optionen wären Olivgrün und Blutorange gewesen. Olivgrün kann von Sicherheitskräften fehlgedeutet werden, wenn man selbst nicht Sicherheitskraft ist, und Klau-mich-schnell-Orange ist bei Feuerwehr und Rettungsdiensten wirklich viel besser aufgehoben. Die werden sich über die Farbe sogar freuen.
Das Innenleben war ein Mysterium; was es geben würde, war noch nicht bekannt. Gefachunterteilungen von den Normstapelboxen waren mir bekannt, daher bat ich (falls verfügbar) um Gefachunterteilung 10x10cm. Die Idee war, einen Koffer für meine diversen Aufsteckblitze plus Zubehör zu konfigurieren. Die Größe wählte ich nach den technischen Daten passend derart, dass ich Aufsteckblitze in ihren Taschen stehend in dem Koffer lagern kann.
Ein paar Tage vergingen, und ein unerwartet leichter Karton mit dem Koffer trudelte ein.
Die gelieferte Version hat drei (kurz gestaunt) Griffe, zwei Schlösser und die umfangreiche „Polstereinlage T“.
Konfiguration mit Griffen auch an den Seiten
Die bittere Pille gleich zu Anfang: Die lichte Höhe innen wurde ohne Polsterung oder Innenleben angegeben. Da wären wir theoretisch wieder an der Stelle mit den vielen Rücksendungen. Aufsteckblitze passen stehend nicht rein, der ursprüngliche Plan platzte mit einem lauten und deutlichen Fffump. Glücklicherweise habe ich ja nicht nur Strobistenkram, also wurde der Koffer erst mal mit Kameras, Objektiven und Zubehör beladen. Für die Blitze muss ich mir dann eben was anderes überlegen. Ein Koffer mit mehr nutzbarer Innenhöhe wird sicher folgen….
Das Leergewicht des Koffers ist durchaus akzeptabel, er fasst aber so viel Zeugs, dass er voll beladen irgendwann zum Klotz wird.
Wer bei 5080 Gramm schluckt: Das ist ein durchaus frachtfähiger Schutzkoffer, keine Weichtasche.
Vergleichbare Koffer von Peli legen rund 1,5 kg mehr auf die Waage.
Bei voller Beladung ist die anfangs überraschende Konfiguration mit drei Griffen überhaupt nicht mehr doof, man kann den Koffer damit nämlich gut zu zweit tragen.
Der Koffer ist wahlweise auch mit nur einem Griff erhältlich. Die Griffe klappen ein und sind sehr angenehm gummiert.
Bei anderen Koffern verursachen die Griffe auf längere Sicht schon mal Schmerzen in den Händen, das ist hier überhaupt nicht der Fall. Die Grenze des Ertragbaren wird von der Zuladung und nicht den Griffen oder dem Eigengewicht des Koffers gesetzt. Irgendwann ist der Koffer einfach insgesamt zu schwer beladen. Die Griffe halten eingeklappt oder ausgeklappt mit Friktion, ohne Federspannung. Möglich, dass das irgendwann schlapp wird, aber das wird eine Weile dauern.
Die Schlösser sind gut, man kann Schlüssel bei Verlust mit einem Nummerncode nachbestellen. Der Nummerncode steht nur auf den Schlüsseln und nicht auf den Schlössern, also Nummer aufschreiben und wiederfindbar ablegen!
Die Schlösser sind keine TSA-Schlösser, aber es gibt Ösen, in die man TSA-Schlösser einhängen kann. Zwei stabile Stahlstifte nehmen einen optionalen Schultergurt auf.
Der Koffer ist wasserdicht, was ich unfreiwillig bereits ausprobieren musste. Ich war triefnass, der Fotokram im Koffer blieb trocken:
Eine Druckausgleichsmembran sorgt dafür, dass man den Koffer nach Flugreisen auch wieder aufbekommt. Man muss kein Ventil manuell entlüften. Dieser automatische Druckausgleich wird zusätzlich auch weitgehend die Feuchtigkeit ausgleichen können, weil die Membran dampfdurchlässig ist.
Dennoch sollte man diesen Koffer wie alle anderen mehr oder weniger wasserdichten Koffer nicht komplett geschlossen lagern, um Schimmelbildung vorzubeugen. Wahlweise legt man ein Silicagel-Beutelchen mit in dem Koffer.
Der Koffer hat auf der Oberseite Rillen, in die die Füße von weiteren Koffern im Rastermaß passen. Man kann verschiedene Koffergrößen also rutschfrei stapeln und gemeinsam niederzurren, die Grundmaße sind auf Europalettenmaße abgestimmt. Ein klares Zeichen des industriellen Backgrounds der Firma Auer.
Das Material des Koffers ist elastischer als das Material des Wettbewerbs. Dadurch wird er Stürze sicher gut wegstecken und das Eigengewicht ist deutlich niedriger. Nach einigem Einsatz und den üblichen Kollisionen bilden sich Kratzer und Macken, aber das ist nur kosmetisch.
Innenleben
Man kann den Koffer leer bekommen. Es gibt mittlerweile aber auch die verschiedensten Optionen für Innenleben, von einfacher Rundumpolsterung über Würfelschaumstoff, Gefachteilung, Laptopeinlagen in zwei Größen, Dokumentenfächern bis hin zu sehr reichhaltiger Klettunterteilung.
Preise
Leere Koffer sind sensationell preiswert. Die Einlagen kosten teils doppelt so viel wie der Koffer selbst, das spiegelt jedoch den hohen Anteil an Handarbeit wieder. Der Preis der einzelnen Teile wird ganz offensichtlich vom Gestellungspreis und nicht vom Marketing bestimmt. Selbst mit drei Griffen, Schlössern und der fetten Inneneinteilung geht es nur knapp über 200 Euro.
Größen
Es gibt verschiedene Größen der Koffer, die sich alle am Rastermaß für Europaletten orientieren. Zusätzlich sind verschiedene Innenhöhen erhältlich sowie Varianten mit Trolleygestänge.
Fazit
Der Koffer weiß rundum zu überzeugen. Mir fällt momentan kaum etwas ein, was ich kritisieren könnte und selbst das wäre Jammern auf höchstem Niveau. Auer hat hier ein sehr durchdachtes Produkt hingelegt, das industriellen Anforderungen Genüge tut.
Für die nutzbare Innenhöhe je nach Polstereinlage wären Maßangaben auf der Website sinnvoll, um Fehlbestellungen zu vermeiden. Das war‘s aber auch schon…..
Ganz sicher wird das nicht mein letzter Koffer aus der Reihe bleiben. Ich hab für die nächsten Jahre erst mal wieder meinen Goldstandard gefunden.
Der getestete Koffer ist die Konfiguration in Variante CP SG 6422 B5, anthrazit, drei Griffe, Schlösser und Polstereinlage T. Der Listenpreis beträgt 212,30 EUR.
Über den Autor
Michael Quack ist Profifotograf mit 35 Jahren Berufserfahrung. Er betreibt mit seiner Lebensgefährtin die Visual Pursuit Mietstudios in Düsseldorf-Heerdt, fotografiert und filmt jedoch immer noch selbst. Er setzt seit vielen Jahren Hensel Studiotechnik ein, die er auch vermietet.
Offenlegung
Der Koffer wurde mir für den Test von Auer Packaging zur Verfügung gestellt.
Bewertung
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