Bringt Ergebnisse zum Freuen!
Unser Community-Mitglied Iris Schneider hat die Software Photomatix Pro von HDRsoft getestet. Sie berichtet:
Der Test des Programms Photomatix Pro Version 6.2 kam zur richtigen Zeit, da ich vor wenigen Tagen von meiner Fotoreise aus Sibirien zurückkam. Im Gepäck habe ich jede Menge Belichtungsreihen, die nur darauf warten, als HDR zusammengesetzt zu werden.
Was ist ein HDR? Ein Foto, zusammengesetzt aus mindestens 3 Fotos einer Belichtungsreihe. Diese Belichtungsreihe sollte einen möglichst hohen Dynamikumfang besitzen, um möglichst viele Lichter und Tiefen im fertigen Bild abbilden zu können. Laienhaft gesprochen, besteht diese Belichtungsreihe möglichst aus einem überbelichteten, einen optimal belichteten und einem unterbelichteten Foto des gleichen Motivs.
Wer unsicher ist, wie dies gemacht wird, findet im Benutzerhandbuch zu diesem Programm (aufrufbar in der Toolbar direkt nach Installation des Programms) eine genaue Anleitung zum Erstellen einer Belichtungsreihe. Übrigens erstellt dieses Programm auch ein HDR aus nur einem Foto. Auch darauf gehe ich in meinem Test ein.
HDR aus drei Fotos
Wenn ich ein Programm teste, versuche ich es zuerst mit der intuitiven Bedienung. Das ist meine optimale Vorstellung von einem Programm: Es erschließt sich mir durch das Tun. Ich startete also mit dem Laden der ersten Belichtungsreihe. Ich hatte das Gefühl, sehr gut mit dem Programm klarzukommen. Alles ging ganz einfach. Hier meine Auswahl:
Nach dem Laden der Belichtungsreihe ist eine erste Analyse möglich, ob die Fotos geeignet sind. Beim Start des Buttons „Belichtung prüfen“ wertet das Programm aus, ob die Fotos ausgewogen belichtet sind, das heißt, sowohl die hellsten als auch die dunkelsten Bereiche der Szene abdecken.
Nach Nutzung des Buttons „Weiter: Zusammenführen“ werden die Fotos zusammengerechnet.
Dabei bestehen verschiedenste Bearbeitungsoptionen. So kann man wählen, ob das Bild in Freihand (empfohlene Option) oder mit Stativ entstanden ist und kann Vorgaben einstellen, bei welchem der Fotos eine Rauschreduzierung erfolgen soll.
Eine Option für eine Geisterbildkorrektur (z.B. wenn sich Personen durch das Bild bewegt haben und mehrfach erscheinen) besteht ebenfalls. Diese Funktion habe ich jedoch nicht getestet, da ich dafür keinen Bedarf hatte.
Auch ein Auswahlkästchen für die Reduzierung von chromatischen Aberrationen (Abbildungsfehler optischer Linsen, der dadurch entsteht, dass Licht unterschiedlicher Wellenlänge oder Farbe verschieden stark gebrochen wird) ist möglich. Diese zeigen sich zum Beispiel durch unschöne Farbsäume auf dem Foto.
An dieser Stelle sind vielfältige Veränderungen möglich. So kann sowohl ein Stil nach den Vorgaben rechts ausgewählt werden und zusätzlich noch weitere Einstellungen (zum Beispiel Farbeinstellungen vorgenommen werden). Ich entscheide mich für den Stil „Natürlich“.
Im Benutzerhandbuch sind alle hier aufgeführten Bedienfelder näher erläutert, so dass man sich bei Bedarf immer wieder dort orientieren kann.
Im Vorgabenfeld lassen sich die verschiedenen Stilarten nach Kategorien filtern. Man kann jedoch auch benutzerdefinierte Vorgaben einrichten und sich Favoriten einrichten. Also eine sehr vielseitige „Spielwiese“. Wie genau man eigene Vorgaben anlegt und speichert, findet man unter Punkt 3.3.4. des Benutzerhandbuchs auf Seite 19.
Möglichkeiten der Farbanpassung nutze ich persönlich immer intuitiv. Wer sich hierzu jedoch lieber noch einmal belesen möchte, findet auf der Folgeseite 20 des Benutzerhandbuchs auch dazu eine Anleitung. Spannend ist, dass sich über die Pinselauswahl Farbanpassungen nicht nur auf bestimmte Farben in einem Bild beschränken lassen, sondern auch auf Bereiche. So lassen sich zum Beispiel Bereiche selektiv mit einer Farbe füllen, andere bleiben Schwarzweiß.
Bei näherem Hinsehen entdecke ich Unschärfen. Daher war ich mit diesem Ergebnis nicht zufrieden. Nachdem ich einige der Einstellungen im Vorfeld geändert hatte, jedoch zu keinem besseren Ergebnis kam, suchte ich nach geeigneteren Belichtungsreihen.
Hier die neue Auswahl:
Diesmal war ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Mir gefielen besonders die vielen weiteren Gestaltungsmöglichkeiten. Verschiedene Filter sind vorgegeben und lassen sich individuell anpassen. So lässt sich zum Beispiel die Farbe selektiv einsetzen.
Das Foto lässt sich im Anschluss direkt ausrichten und beschneiden.
Auch das Farbschema des Programms kann auf dieser Auswahlseite von hell auf dunkel geändert werden (Auswahlbutton in der Mitte unten), analog vieler anderer Bildbearbeitungsprogramme. Ich habe es dann gleich einmal so gelassen.
Abgespeichert, fertig. Oder doch nicht? Ich probierte an dieser Stelle direkt etwas aus und bediente den Button „Doppelter HDR-Effekt“.
Das Ergebnis gefiel mir sehr gut. Ich änderte noch die Farbtemperatur. Natürlich ist es Geschmackssache, wie letztendlich die finale Bildbearbeitung aussieht. Mir ist der unruhige Vordergrund sehr bewusst und so wollte ich ihn haben.
HDR aus fünf Fotos
Im nächsten Test versuchte ich mich an einer Belichtungsreihe bestehend aus 5 Fotos. Meine erste Feststellung: Das Programm zeigt die Fotos nicht in der Reihe der Aufnahme, sondern entsprechend der Belichtung. Beginnend mit den Fotos mit hoher Belichtung. Dem Programm fällt auch auf, wenn Fotos mit gleicher Belichtung dabei sind – wie in meinem Fall. Spannend, dass man hier noch die Möglichkeit hat, die Belichtungswerte nachträglich einzustellen.
Nach dem Zusammenführen der Fotos sah das Ergebnis so aus:
Das fertige HDR bildet die Strukturen des Eises und des sich darunter befindlichen Grundes sehr gut ab. Ganz nach Geschmack lässt sich der Fokus mehr auf das Eis oder mehr auf den Untergrund richten. Dieses Foto habe ich ganz bewusst als Belichtungsreihe gemacht, um zu experimentieren, wie sich diese besondere Eislandschaft abbilden lässt. Genau so habe ich es mir vorgestellt. Natürlich weist das Foto Verzerrungen und Abweichungen auf – so wie es sich vor Ort auch im Eis gezeigt hat.
Eine weitere Reihe
Und noch eine weitere Reihe, fotografiert kurz nach Sonnenaufgang auf dem Baikalsee:
Auch hier lassen sich wieder je nach Geschmack Anpassungen in Belichtung und Sättigung der Farbe vornehmen.
Über das Ergebnis freue ich mich sehr. Die fantastischen Farben werden sehr gut abgebildet.
Noch ein Experiment
Nun noch ein weiteres Experiment, um zu sehen, wie sich die Eisstrukturen herausarbeiten lassen:
Die Fotos eignen sich gut.
Auch hier werden die vielfältigen Bearbeitungsmöglichkeiten ersichtlich. Mein fertiges Foto:
HDR aus Einzelfoto
Wie schon angekündigt, bietet das Programm die Möglichkeit, ein HDR mit einem Einzelfoto zu erstellen. Ich wählte dieses Foto aus, da ich davon keine Belichtungsreihe besaß und noch dazu die Aufnahme im oberen Bereich stark überbelichtet ist. Ich wollte sehen, ob sich das Foto mit dem Programm verbessern lässt.
Schon die Anzeige verrät, dass ich mit dem Programm noch Einiges aus dem Programm herausholen konnte.
An dieser Stelle ist auch der Weißabgleich möglich. Neben dem Standardwert (Wert aus den EXIF-Daten), ist es möglich, hier die Farbtemperatur in Grad Kelvin einzugeben.
Wenn das Auswahlfeld Lichtfusion angeklickt wird, werden hellere und dunklere Bilder erzeugt, welche dann die Verwendung von Vorgaben für Fusion ermöglicht. Über die Vorschau lässt sich die mögliche Auswirkung auf das Foto anzeigen. So kann man für sich sehr gut austesten, welche Wirkung erzielt werden soll.
Auch hier war ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich konnte sowohl die Struktur des Eises besser darstellen als auch den überbelichteten Bereich etwas abdunkeln.
Zweites HDR aus einem einzigen Foto
Bei einem weiteren Einzelfoto versuchte ich es nochmals.
Ich wählte den Stil „Realistisch“ und nahm leichte Korrekturen in Farbsättigung und -temperatur vor. Auch mit diesem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Zwar sind nicht alle Bildbereiche scharf, dies ist jedoch auch bei den Originaldateien so und ist (nach meiner Auffassung) für die Wirkung des Gesamtbildes unerheblich.
Batch-Verarbeitung
Zum Abschluss versuchte ich mich noch an einer Batch-Verarbeitung. Das Programm verspricht die automatisierte Verarbeitung größerer Datenmengen. Da ich noch längst nicht alle Ordner nach noch vorhandenen Belichtungsreihen angewendet hatte, testete ich dies direkt mit einem Ordner aus:
Im Startfenster wählte ich den Button „Batch Belichtungsreihen“.
Im nächsten Schritt wird der Quellordner ausgesucht und darüber hinaus angegeben, wie viele Fotos jeweils verarbeitet werden sollen. Da ich unterschiedlich lange Belichtungsreihen erstellt hatte, benötigte ich die „Erweiterte Auswahl“:
Als nachteilig empfinde ich, dass die Vorgaben bereits im Vorfeld ausgewählt werden müssen. Wer sich also ganz sicher ist, welchen Stil bzw. welche eigenen, evtl. benutzerdefinierten Vorgaben er wählen möchte, für den mag die Batch-Verarbeitung gut sein.
Nach Auswahl des Quellordners und der entsprechenden Optionen begann das Programm zu arbeiten:
Im Quellordner waren auch verschiedene Einzelaufnahmen vorhanden. Somit zeigte das Programm diverse Fehlermeldungen an. Die Spannung stieg, welche Aufnahmen das Programm identifiziert hatte.
Zum Schluss zeigte das Programm den Ordner an, in dem die Ergebnisse zusammengefasst wurden:
Das Programm fand 5 Belichtungsreihen im Quellordner – Bild B1 – B5.
Verwertbar für die weitere Verarbeitung sind die Fotos B1 und B3
Da die Dateien auch als HDR abgespeichert werden, können sie anschließend in einem anderen Programm, z.B. Photoshop weiterbearbeitet werden.
Im Benutzerhandbuch findet sich zur Batchverarbeitung ein ausführliches Kapitel (ab Seite 26). So kann man vielfältige Varianten wählen, um andere, ggf. bessere Ergebnisse zu erzielen.
Da ich die Weiter- und Endverarbeitung in einem Programm bevorzuge, werde ich zukünftig weiterhin manuell die Belichtungsreihen in das Programm hochladen. Das ist aber sicher Geschmackssache und die Batchverarbeitung bietet sicher bei größeren Datenmengen auch Vorteile.
Fazit
Abschließend noch der Hinweis, dass dieses Programm in Adobe Lightroom integriert werden kann.
Mir war es wichtig, das Programm „pur“ zu testen, so dass ich in diesem Test darauf verzichtet habe. Wenn man die angesprochenen Batch-Verarbeitung wählt, ist es jedoch aus meiner Sicht unerlässlich, um die Fotos komfortabel weiterverarbeiten zu können.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Programm und freue mich schon jetzt auf die weitere Bearbeitung meiner noch vorhandenen Belichtungsreihen.
Bewertung
4 Sterne
Details zu Photomatix Pro
Das Programm Photomatix Pro kostet 79,99 €. Es ist erhältlich für Windows und macOS.
Hier geht es zu den Programmdetails von Photomatix Pro bei HDRsoft
Sie können Photomatix Pro vor dem Kauf unbegrenzt herunterladen und ausprobieren.
Die Trial-Version ist die gleiche Software wie die lizensierte, es werden lediglich Wasserzeichen in die Ergebnisfotos eingefügt.
Hier geht es zum Kauf der Downloadversion
Die Boxversion mit DVD und Handbuch können Sie bei Amazon erwerben. Updates von Version 6.0 auf 6.2 sind kostenfrei.
Für Linux-Anwender gibt es die spezielle Variante Photomatix für Linux zum Preis von 39 €. Nähere Informationen hier.
© Netzwerk Fotografie und Iris Schneider. Bildnachweis: © Iris Schneider, wenn nicht anders angegeben. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung.