Top-Alternative mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis
Unser Community-Mitglied Dieter Doeblin hat den RAW-Konverter PhotoLab3 von DxO getestet. Sein ausführlicher Testbericht geht nicht nur auf das Programm und seine Möglichkeiten ein, sondern gibt viele hilfreiche Hinweise zum Umgang mit RAW-Konvertern und zum Workflow der Bildbearbeitung.
Lesen Sie selbst:
Jeder ambitionierte Fotograf, der digital fotografiert, benutzt zur „Entwicklung“ seiner RAW-Files, die seine Kamera ausgibt, einen s.g. RAW-Konverter, der die proprietären Daten seiner Kamera in ein Standard Bildformat (JPG, Tiff) umwandelt. Diese RAW-Konverter gibt es in sehr unterschiedlichen Ausführungen. Grundsätzlich stellen die Kamerahersteller ihren Kunden beim Kauf einer Kamera eine, meist einfache Ausführung, als kostenloses Computerprogramm zur Verfügung. Neben zahlreicher Freeware gibt es natürlich auch zahlreiche Kaufprogramme zur RAW-Konvertierung.
Die Kaufprogramme können, im Gegensatz zu den herstellereigenen, i.d.R. mit (fast) allen Kameramodellen zusammenarbeiten, wenn sie regelmäßig upgedatet werden. Die Preisspanne reicht bei diesen Kaufprogrammen von ca. 60 bis deutlich über 200 Euro.
Eine Sonderform hat sich vor einigen Jahren Adobe ausgedacht, indem das Unternehmen seinen Kunden nur noch Abo-Modelle anbietet. Als Reaktion darauf bieten einige Anbieter inzwischen sowohl Kauf- als auch Abo-Modelle an.
Der wohl am weitesten verbreitete RAW-Konverter dürfte sicherlich Lightroom (LR) von Adobe sein. Da dieser nur noch im Abo zu haben ist, ist es für viele User, die das Abo-Modell ablehnen, wichtig, sich nach Alternativen umzuschauen, insbesondere dann, wenn sie ein neues Kameramodell nutzen wollen.
Die Einbindung eines RAW-Konverters in den persönlichen Workflow hängt sowohl von den eigenen Erfahrungen, der Art zu fotografieren und zuletzt von den eigenen Ansprüchen ab! Ich möchte daher zum Verständnis meiner Ausführungen kurz meinen normalen Workflow beschreiben. Da ich ganz klassisch von der analogen Fotografie komme und beim Übergang zur digitalen Fotografie immer versucht habe, mit den nun neuen digitalen Arbeitsabläufen immer ganz nah am Gewohnten zu bleiben, haben sich daraus einige einfache Regeln herausgebildet:
Mein Workflow
Phase A: Aufnahme Kamera
- Für jede Fotoaufgabe eine optimale Kameraeinstellung
- Bewusst Fotografieren, d.h. ich „sehe“ mein Bild schon bevor ich auslöse
- Ich benutze inzwischen fast ausschließlich den RAW-Modus
- Für spezielle Aufgaben Aufnahmen im JPG-Modus, z.B. für Presse- oder Webnutzung
Phase B: Entwicklung RAW-Konverter
- RAW-Entwicklung
- Export als Tiff aus dem RAW-Konverter; typischerweise ist das Foto dann fertig!
- Alle RAW-Dateien, und nur die, werden unter dem LR-Datenbanksystem archiviert. Die ausgegebenen Tiffs werden in einer zweiten Bilder-Datenbank gespeichert.
Phase C: Bildbearbeitungsprogramm
- Bei Aufnahmen im JPG-Modus direkte Weiterverarbeitung
- In speziellen Fällen Weitergabe der Tiffs aus dem RAW-Konverter an ein Bildbearbeitungsprogramm
- Für alle nicht-RAWs existiert eine eigene Bilddatenbank
Meine Ausrüstung
Als Programme nutze ich momentan normalerweise Lightroom 6.14 für die RAW-Konvertierung und Affinity Photo zur Bildbearbeitung. Die Nik Collection ist in beide Programme eingebunden. Dazu gesellen sich XnView als Bildbetrachter und einige andere kleine Helfer für Sonderfälle.
Das Ganze läuft unter Windows10 Pro (aktuelle Version) auf einem Rechner mit AMD FX 8-Kerner, 32 GB Arbeitsspeicher und einer Nvidia GTX 960. Als Bildschirm steht ein 27 Zoll-4k-Monitor zur Verfügung. Die Programme liegen ebenso auf einer SSD wie der LR-Katalog und ein Cache für die Bildbearbeitung.
Ich benutze den RAW-Konverter also „stand alone“, quasi als Dunkelkammerersatz. Ein Bildbearbeitungsprogramm kommt normalerweise nur noch zur Konfektionierung (Beschnitt, Ausgabeformat usw.) und für spezielle Ausarbeitungen zum Einsatz.
DxO PhotoLab 3
Seit einigen Wochen gibt es den neuen RAW-Konverter DxO PhotoLab 3, der mit einigen interessanten Features beworben wird. Da das Thema „Alternativen zum Lightroom-Abo-Modell“ von Adobe seit der Einstellung der letzten Kaufversion (LR 6.14) auch für mich relevant ist, gehört die Beschäftigung mit den Alternativen auch bei mir sozusagen zum Tagesgeschäft, und ein ausführlicher Test des Programmes DxO PhotoLab 3 bot sich daher an.
Installation und Einrichtung
Die Installation des Programms läuft völlig unproblematisch ab. Wer allerdings LR auf seinem Rechner hat, sollte sich vorher überlegen, wie er DxO PhotoLab 3 installieren will: entweder „stand alone“ oder eingebettet in die vorhandene LR-Umgebung, was DxO automatisch erledigt, wenn man sein Häkchen entsprechend setzt. Bei der Installation wird auch eine vorhandene Nik-Kollektion erkannt und eingebunden.
Die Einrichtung des Programms selbst funktioniert dann nicht ganz so intuitiv wie es sich ein Neueinsteiger wünschen würde. Die Abläufe bei der Arbeit mit dem Programm sind natürlich ebenso DxO-typisch wie die Nomenklatur und daher auch gewöhnungsbedürftig. Auf der Website bietet DxO allerdings eine Bedienungsanleitung als PDF an, die leider bei der Installation nicht automatisch mitgeliefert wird. Daher mein Tipp: erst die Bedienungsanleitung herunterladen und lesen, und dann mit deren Hilfe das Programm einrichten! Natürlich kann DxO PhotoLab 3 auch „stand alone“ ohne die direkte Verbindung zu Lightroom installiert werden.
DxO PhotoLab 3 verfügt im Gegensatz zu LR nicht über ein eigenes Datenbank-Modul, was für die meisten anderen Programme, die in diesem Segment angeboten werden, gleichfalls zutrifft. DxO bindet grundsätzlich den windowseigenen Explorer ein. Zusätzlich können die Bilder aber im Programm selbst verstichwortet und mit einer Bewertung versehen werden, so dass man dann im eigenen Archiv bzw. in seinen Ordnern navigieren und auf der Basis z.B. der vergebenen Stichwörter/Kriterien suchen kann. Wenn man LR auf dem Rechner hat und seine Bilddatenbank komplett mit LR verwaltet, ist es sinnvoll, DxO PhotoLab 3 direkt als LR-Plugin zu installieren. So kann man dann die LR-Datenbank einfach weiterverwenden, da LR bei der Übergabe an DxO einen eigenen Ordner anlegt, auf dem das „Negativ“ auch nach der Bearbeitung in DxO beim zurückspielen wieder landet.
Das Flussbild zum Workflow zeigt die Integration von DxO PhotoLab beispielsweise auf meinem Rechner. So kann so etwas aussehen, es gibt aber bestimmt noch zahlreiche andere Möglichkeiten, DxO PhotoLab auf dem eigenen Rechner einzubinden. Ein weiterer Tipp: verschieben Sie die DxO-Datenbank und den DxO-Cache von der Systempartition (C:) auf ein anderes Volumen, wenn möglich auf eine schnelle SSD. Im Folgenden habe ich die Aktion explizit beschrieben.
Datenbank und Cache aus der Systempartition (C:) verschieben
Unter dem Register „Leistung“ findet sich das Gleiche für den Cache.
DxO PhotoLab 3 legt standardmäßig in der Systempartition eine Datenbank an und verwendet dort auch Speicherplatz für den Cache. Solche Daten haben dort eigentlich nichts zu suchen und sollten in ein anderes Volumen, möglichst auf eine weitere SSD, verschoben werden. Unter Bearbeiten -> Programmeinstellungen findet man im Register „Allgemein“ den Pfad zur Datenbank. DxO PhotoLab 3 legt diese im folgenden Benutzerverzeichnis an: C:\Users\Name\AppData\Roaming\DxO\DxO Photo Lab 3\Database.
Unter Bearbeiten -> Programmeinstellungen steht im Register „Leistung“ der Pfad zum Cache: C:\Users\Name\AppData\Local\DxO\DxO Photo Lab 3\Cache
Auf dem entsprechenden Volumen wird dann ein spezielles Verzeichnis für DxO Photo Lab 3 mit dem Cache und der Datenbank angelegt.
Der Test
Im Folgenden beschreibe ich Ablauf und Funktion des Programms unter Windows. Für Mac-Anwender kann es kleine Abweichungen geben, auf die ich, mangels fehlenden Mac-Equipments, nicht eingehen kann.
Die optischen DxO-Module
Ein wesentliches Programmelement bei DxO PhotoLab ist die optische Korrektur der Objektivfehler, die standardmäßig beim Laden der RAWs durchgeführt wird. DxO liest dafür die bei der Aufnahme hinterlegten Exif-Daten aus und lädt dann die für die festgestellte Kamera-Objektiv-Kombination in der DxO-Datenbank hinterlegten Korrekturdaten herunter (für diesen Vorgang muss allerdings eine Internetverbindung bestehen). Man kann aber auch schon direkt nach der Installation seine Kameras und Objektive aus einer Liste auswählen und die vorhandenen Korrekturdaten schon vorher herunterladen. Dafür stellt das Programm die Funktion „Optische DxO-Module installieren“ zur Verfügung.
In der Praxis bedeutet dies, dass DxO PhotoLab 3 beim Laden eines Bildes immer eine s.g. „Standardentwicklung“ durchführt. Daher ist es wichtig, dass man als User nach der Installation diesen Vorgang personalisiert, meint hier, die Standardentwicklung nach eigenen Vorgaben/Einstellungen vorkonfiguriert. Selbstverständlich kann man zu jeder Zeit in den Prozess eingreifen, und Einstellungen ändern.
Die Benutzeroberfläche
DxO PhotoLab 3 bietet auf seiner Benutzeroberfläche vier Grundelemente:
- Das Register „Fotothek“.
- Das Register „Bearbeiten.
- Die „wesentlichen Werkzeuge“.
- Paletten und Arbeitsbereiche „verwalten“.
Nach Aufruf des Programms öffnet das Programm mit dem Register „Fotothek“, und dem Unterregister „Organisieren“. Hier kann man dann eines der angezeigten Verzeichnisse öffnen und einzeln RAWs auswählen, oder man erstellt ein Projekt, welches eine Strecke von RAWs zusammenfasst.
Über eine Importfunktion, mit der man Kamera-RAWs direkt in das Programm laden kann, wie z.B. in LR, verfügt DxO PhotoLab 3 nicht, da das Programm keine eigene Archivfunktion bietet. Daher ist es wichtig, sich bei der Installation schon Gedanken über den künftigen Workflow zu machen (s.o.). Natürlich kann man, wenn die Kamera oder die Speicherkarte mittels eines Lesegeräts an den Computer angeschlossen ist, die aufgenommenen RAWs direkt in das Programm laden. Aber Achtung: DxO erstellt keinen Ordner der überspielten RAWs auf Windowsebene!
Die Benutzeroberfläche von DxO Photo Lab 3 startet mit dem „Register“ Organisieren
Dieses Register besteht aus 4 Elementen, einer Icon-Leiste am oberen Bildrand (1), dem s.g. Quellbrowser (2), der die Windows-Ordnerstruktur abbildet an der linken Seite und dem Bildbrowser (3), in dem die in einem Ordner befindlichen Bilder als Miniaturen gezeigt werden. In der Mitte befindet sich dann noch das Bildfenster (4), in dem das ausgewählte Bild angezeigt wird. Auf dieser Ebene kann man auch Ordner oder s.g. Projekte anlegen.
Von hier aus kann man auch das Register „Bearbeiten“ anwählen:
Die Programmoberfläche verändert sich, sobald man in diesen Modus wechselt. Dieses Register beinhaltet alle Werkzeuge zur Analyse, Korrektur und Bearbeitung. Unter (1) findet man wieder die Icon-Leiste, die zur allgemeinen Steuerung dient. Auf der rechten Seite tauchen nun die „Paletten“ (2) auf. Die Paletten enthalten sämtliche Korrekturwerkzeuge des Programms. Die Paletten lassen sich abkoppeln und beliebig platzieren. In der Mitte finden wir dann das Bildfenster (3), dort wird immer der aktuelle Zustand des ausgewählten Fotos angezeigt. Anders ausgedrückt: hier kann man die Wirkung der vorgenommenen Bearbeitungen direkt sehen. Unter (4) taucht wieder der Bildbrowser auf, den wir schon vom Register Organisieren her kennen.
Wenn man eine Bilderstrecke geladen und das Register Bearbeiten gewählt hat, befindet man sich im Bearbeitungsmodus, der wie folgt aussieht:
Alle Korrekturwerkzeuge, die DxO PhotoLab zu bieten hat, befinden sich in den „Korrekturpaletten“. Im Bereich DxO-Standard sind diese Werkzeuge in fünf Paletten gruppiert: Histogramm, dann die wesentlichen Werkzeuge wie Belichtung, Farbe, Detail und Geometrie. Im Bereich Standard sind die erweiterten Einstellungsbereiche ausgeblendet, können aber jederzeit durch Aufklappen der Palette angezeigt werden.
Der User kann sich auch einen eigenen Arbeitsbereich zusammenstellen, in dem alle Werkzeuge nach eigenen Vorstellungen gruppiert werden können.
Zusammengefasst kann man sagen, dass DxO PhotoLab 3 alle Werkzeuge zur RAW-Konvertierung anbietet, die in diesem Programmbereich „State of the Art“ sind. Über eine Panorama-Funktion verfügt DxO nicht, und für einige Funktionen muss man (kostenpflichtige) Plug-Ins installieren. Es gibt folgende Zusatz-Programme: die Nik Collection by DxO, ein DxO Film-Pack und DxO ViewPoint. DxO ViewPoint ist ein zusätzliches Perspektiv-Korrektur-Programm, auf die Nik Collection und das Film-Pack gehe ich später noch ein.
Für den Test habe ich RAWs von verschiedenen Kameras zusammengestellt, bei denen ich jeweils spezielle Funktionen des Programms, wie z.B. den Weißabgleich, Belichtung, Feinkontraste, Farbkorrekturen, Entrauschung, oder auch Perspektivkorrekturen ausprobieren wollte.
Weißabgleich
Vorab möchte ich anmerken, dass Bilder, was den Weißabgleich angeht, in der Anmutung immer auch dem persönlichen Geschmack des Fotografen entsprechen, und eine objektive Beurteilung ohne Referenztafeln (Farb- oder Grautafel) nicht möglich ist.
Bei den aktuellen Nikon-Kameras funktioniert der automatische Weißabgleich i.d.R. sehr gut, und ich muss meine Bilder in dieser Hinsicht nur sehr, sehr selten im RAW-Konverter anpassen. Das hier benutzte Beispiel-Negativ stammt aus einer D300. Wie man auf dem Original sieht, gab es einen massiven Blaustich, der nicht dem Eindruck entsprach, den der Fotograf bei der Aufnahme hatte.
Die Bearbeitung des Weißabgleichs ist, vorausgesetzt das Equipment ist richtig kalibriert, unter DxO PhotoLab ein Kinderspiel und führt schnell zu den gewünschten Ergebnissen!
Hier noch ein Beispiel (D600, 28mm, f2.8, 1/13 Sek., ISO 8000):
Entrauschen
Die Rauschminderung gehört mit zu den Königsdisziplinen von DxO PhotoLab 3! Für diese Aufgabe habe ich mir ein Negativ aus einer D810 vorgenommen. Das Bearbeitungsbeispiel, das wir hier sehen, ist eine Standardentwicklung mit einigen Anpassungen in der Palette „Rauschminderung“. Gewählt wurde der Modus RAW-Prime und eine Luminanz-Korrektur +73.
Linke Bildhälfte Original, rechte Bildhälfte entrauscht. Das Ergebnis kann durchaus überzeugen, und ich bin mir sicher, nach einer richtigen Einarbeitung mit dem Programm ist noch mehr drin!
Die Standard Presets
Eine prima Sache ist die Nutzung der standardmäßigen Presets, die DxO von jedem geöffneten RAW automatisch anlegt und anbietet. Besonders für den, der schnell und einfach zu brauchbaren Ergebnissen kommen will (muss), bietet sich die Nutzung an. Hier einige Beispiele:
Die zahlreichen Vorschläge kann man sich durch Anklicken des Reiters „Preset anwenden“ rechts oben anzeigen lassen. DxO PhotoLab bietet einen ganzen Katalog an Vorschlägen an, und i.d.R. ist immer ein guter Vorschlag dabei:
Hat man einen Vorschlag ausgewählt, kann man diesen unter „Bearbeiten“ mit allen programmeigenen Werkzeugen modifizieren, wenn das gewünscht wird. Die Ergebnisse, die DxO mit den Presets erzielt, sind durchweg gut! Dem Zeitgeist entsprechend fallen die Vorschläge meist sehr kontrastreich aus.
Digitalisierte Negative
Da ich inzwischen auch wieder analog fotografiere, ist ein weiterer Anspruch, den ich an einen RAW-Konverter stelle, die Möglichkeit, einfach und schnell mit der Kamera digitalisierte SW-Negative, die ich selbst entwickle, von Nikon-Nefs in SW-Tiffs umzuwandeln, die ich dann beliebig weiterverarbeiten kann. Es ist zwar auch möglich, digitalisierte Farbnegative in einem RAW-Konverter zu Farbpositiven umwandeln. Das ist jedoch ungleich aufwändiger und erfordert einen sicheren Umgang mit der jeweiligen Software. Daher will ich mich bei diesem Test auf SW beschränken.
Auch hierbei bekommt man gute Ergebnisse, die sich, falls vorhanden, noch durch den Einsatz von z.B. „Silver-Effex“ aus der Nik Collection optimieren lassen. Da digitalisierte SW-Negative nach der Umwandlung in Positive häufig nachbearbeitet werden müssen, um z.B. Staubkörnchen zu entfernen, bot es sich an, hier auf die neue Funktion „Reparieren“ zurückzugreifen. Die Einstellungen, um zu akzeptablen Ergebnissen zu kommen, sind sehr diffizil. Das können andere Programme einfacher und vor allen Dingen schneller. Zur Ehrenrettung von DxO PhotoLab 3 möchte ich aber einwenden, dass mich diese Funktion in LR auch nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißen kann. Derartige Aufgaben erledige ich daher ausschließlich in Affinity Photo.
Hier noch ein Beispiel für die Umwandlung und Bearbeitung eines alten Farbnegativs:
Das Spiel mit dem Farbrad (HSL)
Das neue Farbrad (HSL) ist ein mächtiges Werkzeug in DxO PhotoLab 3. Der Umgang damit setzt eine gute Kenntnis über die Zusammenhänge und das Zusammenspiel der Farben (Farbmodelle) voraus, um zu schnellen Ergebnissen zu kommen. Die Bearbeitungsmethode mit dem Farbrad, die DxO hier anbietet ist allerdings geeignet, um tiefer in die Materie einzudringen.
Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass der Grat der klassischen RAW-Entwicklung schmal ist und man mit dem Farbrad doch sehr schnell in den Bereich der Bildmanipulation gerät. Natürlich gilt auch hier, dass es jedem überlassen ist, wie weit man da gehen will. Ich muss zugeben, für meine Art zu fotografieren benötige ich diese Funktion nicht allzu häufig.
Bei diesem Beispiel habe ich nur leicht den herbstlichen Eindruck verstärkt, indem ich Grün und die Gelbtöne etwas angehoben habe:
Hier wurde die Veränderung der Hauttöne bewusst übertrieben, um die Möglichkeiten aufzuzeigen:
Eine klassische Anwendung für das Farbrad ist die Anfertigung eines Color Keys:
Diese Anwendung funktioniert mit dem Farbrad sehr schnell und einfach. Durch die Möglichkeit, die gewünschte Farbe sehr akzentuiert auswählen zu können, sind so wirklich präzise Color Keys nach den eigenen Vorstellungen realisierbar.
Fazit
Vorab möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass DxO PhotoLab 3 keine Bildbearbeitungssoftware ist. Das Programm erzeugt erst einmal „Bilder“ aus den herstellereigenen RAW-Daten, die man dann gegebenenfalls in einer Bildbearbeitung weiterbearbeiten kann. Es ist wie alle RAW-Konverter maskenorientiert; eine Bearbeitung mittels Ebenen wird man daher nicht finden. Natürlich arbeitet die Software verlustfrei, d.h. es werden nur die Bearbeitungsschritte in einer Sidecar-Datei abgelegt, die wiederum die DxO-Datenbank bilden. Erst beim Export werden die bekannten Formate wie Tiff oder JPG erzeugt (gerendert).
Insgesamt macht das neue DxO PhotoLab 3 einen hervorragenden Eindruck! Die Software macht das, was man von einem RAW-Konverter erwartet. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit ist dabei allerdings insgesamt etwas langsamer als z.B. bei LR 6.14. Eine eigene Panorama- oder HDR-Funktion bietet das Programm von Haus aus nicht an.
Die Bearbeitungsqualität der Werkzeuge ist dafür, bis auf kleine Ausnahmen, durchweg spitze! Hervorzuheben sind die Kamera-Objektiv-Korrektur, der Weißabgleich, die Mikrokontraste und die Entrauschung. Schade, dass es bei DxO (noch) nicht möglich ist, externe Steuermodule einzubinden, denn eine Bearbeitung mit hardwareseitigen Dreh- oder Schieberegler wäre gerade hier das i-Tüpfelchen!
Gut gelöst ist auch die lokale Bearbeitung (Korrektur), da die Auswahlparameter im Bild angezeigt werden. Auch sind mehrere lokale Bearbeitungen in einem Bild möglich. Das Farbrad bzw. die neue HSL-Steuerung ist ein interessanter Ansatz für einen intuitiven Umgang mit der Farbregelung, da es den User zum Spielen einlädt; und durch Spielen lernt man ja bekanntlich besonders effektiv!
Die Elite-Version des Programms, die ich getestet habe, bietet alles, was man für eine perfekte RAW-Konvertierung benötigt. Wem das nicht ausreicht, der kann sich noch spezielle Plugins dazukaufen. Angeboten werden das DxO Film-Pack (bietet analoge Filmsimulationen), DxO ViewPoint (erweitert die Entzerrungsfunktionen) und die bekannte Nik Collection by DxO. Empfehlenswert ist da sicher die Nik Collection, die das Programm um verschiedene Bildbearbeitungselemente ergänzt.
Während des Test-Zeitraums gab es dann auch schon ein aktuelles Update, welches neben kleinen Fehlerbeseitigungen auch weitere neue (aktuelle) Kameras und Objektive einbindet.
Wer sich also nicht dem Abo-Diktat des Marktführers unterwerfen will, findet mit DxO PhotoLab3 eine Top-Alternative mit einem guten Preis/Leistungs-Verhältnis.
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Bewertung
Weitere Informationen
© Netzwerk Fotografie und Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin. Fotos: D. Doeblin, F. Ivacone, B. Budd, DxO