Getestet mit RAW-Files der Nikon D850
Unser Community-Mitglied Roland Ondra hat die Bildbearbeitungssoftware PhotoLab3 von DxO getestet. Er berichtet:
Mit DxO bin ich sehr früh in Kontakt gekommen, als ich von JPEG zu RAW umgeschwenkt bin. Es war mein erster RAW-Entwickler und der Einstieg in die digitale Bildentwicklung. Das Ganze startete mit der Version DxO-3. Zum damaligen Zeitpunkt konnte man eigentlich nur von einem RAW-Entwickler sprechen, aber bei weitem noch nicht von „Bildbearbeitung“. Irgendwann kam dann der Umstieg auf Aperture und nachdem diese Software von Apple eingestellt wurde, der nächste Schritt hin zu Lightroom. Die DxO-Lizenz hatte ich aber stets weiter gepflegt bis hin zu Version 11. Es gab zwar immer wieder Verbesserungen mit steigender Versionsnummer, jedoch der Schritt von RAW-Entwickler hin zu Bildbearbeitung war noch nicht vollzogen.
Wer die Programme von DxO kennt, der weiß allerdings einige Features sehr zu schätzen, die in anderen Programmen bei weitem nicht so gut funktionieren. Ich möchte an dieser Stelle beispielsweise die Objektiv-Kamera-Korrektur erwähnen. Da kann im Moment auf dem Markt keine andere Software mithalten. Auch DxO ViewPoint habe ich heute noch regelmäßig im Einsatz, speziell in der Architekturfotografie. Da ist mir bis heute auch keine bessere und einfacher zu bedienende Software begegnet.
Und nun, nach einigen Jahren intensiver Nutzung von Lightroom, Photoshop, ON1 und Affinity Photo ist nun plötzlich DxO PhotoLab 3 auf meinem Rechner gelandet. Und siehe da, es hat sich was getan. Zum Vergleich habe ich mir noch die Testversion von PhotoLab 2 installiert.
Die Installation auf meinem MacBook Pro 15 unter Catalina war problemlos. Einfach das Setup starten und mit Drag and Drop die Anwendung in den Programmorder ziehen. Einfacher geht es nicht. Auch auf meinem Windowsrechner verlief die Installation ebenfalls problemlos. Nach dem Starten kann man zwischen einer 30-tägigen Testversion oder der Freischaltung mittels Key wählen. Den beim Kauf mitgelieferten Key eingeben und schon ist das Programm frei geschaltet. DxO ist eine Kauflizenz im Gegensatz zu Lightroom als Mietlizenz und man hat neben dem Kaufpreis keine weiteren Kosten. Solange es sich nicht um ein Upgrade auf eine weitere Version handelt, sind sämtliche Updates kostenlos.
Die Oberfläche erscheint sehr vertraut. Wer bereits mit den Vorgängerversionen von DxO oder mit anderen Programmen wie Lightroom gearbeitet hat wird sich schnell zurechtfinden. Es gibt 2 Reiter im Menü, die Bildverwaltung und die Bildbearbeitung.
Somit kommen wir gleich mal zu den
Schwächen von DxO PhotoLab 3
- Eine echte Bildverwaltung, wie man sie in Lightroom oder ON1 kennt, ist so nicht vorhanden. Vielmehr beschränkt sich DxO auf einen Dateibrowser, mit dem man durch seine Ordner navigieren und dann seine Bilder in dem entsprechenden Unterordner ansehen und bearbeiten kann. Hervorzuheben ist allerdings, dass man die Bilder mit Schlagworten und auch mit Bewertungen versehen kann. Man kann danach suchen bzw. selektieren.
- Wer versucht, mit DxO-PhotoLab3 HDRs oder Panoramas erzeugen zu wollen, wird die Funktion hier vergeblich suchen. Dazu ist weiterführende Software notwendig.
- Wer von DxO-PhotoLab mehr erwartet, als ein RAW-Entwickler bieten kann, ist hier falsch. Es existiert zwar ein Retusche-Werkzeug, um störende Stellen aus dem Bild zu stempeln. Dies funktioniert teilweise besser als in Lightroom, aber man darf hier kein Photoshop erwarten.
- Das Programm ist nicht ebenenorientiert wie dies Photoshop, Affinity Photo, Capture1 oder auch ON1 bieten. Prinzipiell ist die Bearbeitung maskenorientiert analog Lightroom. Wer mehr erwartet, muss ebenfalls zu anderer Software greifen.
Das war es eigentlich schon mit den Schwächen des Programms. Dafür gibt es erheblich größere und umfangreiche Stärken:
Stärken von DxO PhotoLab 3
- Eigentlich müßig zu erwähnen, dass auch DxO verlustfrei arbeitet und seine Daten in einer Sidecar-Datei und einer kleinen Datenbank ablegt. Wer keine Sidecar-Dateien möchte, kann dies in den Einstellungen abwählen. Beides zusammen bietet eine Art Redundanz für seine Bearbeitungsschritte.
- Schon beim Betrachten und Navigieren durch die Ordner versucht PhotoLab, eine Grundentwicklung auf Basis eines Standard-Presets automatisch auf die Bilder anzuwenden. Dieses Preset kann natürlich individuell gestaltet werden. DxO PhotoLab schreibt erst mal automatisch für jedes Bild die Sidecar-Datei. Belässt man das Preset auf der Standardeinstellung, so erhält man ohne viel Zutun bereits sehr brauchbare Ergebnisse.
- Die Navigation auf der Bearbeitungsseite ähnelt anderen auf dem Markt befindlichen Programmen. Man findet sich sehr schnell zurecht. Wer noch nie mit einem Bild-Entwicklungsprogramm gearbeitet hat, wird dennoch schnell mit DxO PhotoLab zurechtkommen.
- Zu den herausragenden Stärken von PhotoLab3 zählt allerdings die Qualität der Bearbeitung. Hier muss man hervorheben, dass gerade der Weißabgleich, der Mikrokontrast und vor allem die Entrauschung fast schon in einer eigenen Liga spielen. Die Ergebnisse sind schon phänomenal und deutlich besser, als dies Lightroom oder ON1 anbietet. Der Automatik-Modus ist für viele Einstellungen ausreichend für beeindruckende Ergebnisse, wobei PhotoLab zu kontrastreichen Bildern neigt. Ist der Mikrokontrast für den persönlichen Geschmack zu groß, so lässt sich dies über Regler natürlich individuell einstellen.
- Ebenso spielt die Kamera-Objektiv-Korrektur in einer besonderen Liga. Dies ist wohl das Beste, was man im Moment auf dem Markt finden kann. Hier ist DxO quasi der Marktführer. Für nahezu alle Kamera-Objektiv-Kombinationen kann man diese Daten dazu laden. PhotoLab fragt sofort nach, sobald es Bilder geortet hat, ob man diese Einstellungen laden möchte. Einmal geladen werden sie auf dem Rechner gespeichert. Dazu ist allerdings eine Internet-Verbindung notwendig.
- Für die Entzerrung eines Bildes bietet DxO PhotoLab3 bereits ausreichende Möglichkeiten, ohne dass man zwingend ViewPoint besitzen muss – egal ob Kissen- oder Tonnenverzeichnungen, stürzende Linien etc. Was die optischen Filter der Kamera-Objektiv-Korrekturen nicht bereits gelöst haben, kann mit Bordmitteln bewältigt werden. Reicht dies nicht aus, so ist DxO ViewPoint zu empfehlen (allerdings noch mal kostenpflichtig). Damit kann man praktisch jede Verzerrung geraderücken.
- Lokale Bearbeitungen in einem Bild sind möglich, indem man mit einem Maskenpinsel die entsprechenden Bereiche markiert um daran spezielle Veränderungen vorzunehmen. Mehrere solche Bearbeitungsmasken sind möglich um verschiedene Bereiche unterschiedlich zu bearbeiten.
- Für den endgültigen Export seines Bildes bietet PhotoLab verschiedene Voreinstellungen, die man einfach per Knopfdruck auswählen kann.
- Wer die NIK Collection sein Eigen nennt, findet die Integration in PhotoLab. Einfach auf den Button drücken und es geht ein Auswahlmenü für die einzelnen Plugins der Collection auf. Das Bild wird automatisch an das entsprechende Modul übergeben. Dabei wird eine Kopie des Bildes angelegt, mit der man dann weiterarbeitet.
Welche Neuerungen hat DXO Photolab3 gegenüber der Vorgängerversion mit an Bord?
Wer von der Version 2 auf die Version 3 umsteigt, wird erst mal nahtlos seine Arbeit fortführen können. Die Schalter, die Slider, die Buttons vermitteln eine vertraute Umgebung. Die hauptsächlichen Neuerungen liegen im Detail. So ist es nun möglich, Bilder mit Schlagworten zu versehen. Auch findet man in der Bearbeitung das sogenannte Color-Wheel (HSL-Rad), mit dem man gezielt in den Farben den Farbton, die Sättigung und die Luminanz verändern kann. Man kann nun verschiedene Korrekturmasken anlegen und diese auch verwalten. Das Reparaturwerkzeug ist deutlich verbessert worden.
Für wen ist DxO PhotoLab3 also geeignet?
Wer eine Bilddatenbank nicht vermisst, weil er ohnehin am liebsten durch seine Ordner navigiert, wer keine Ebenen orientierte Bildbearbeitung braucht und seine Bilder mit den üblichen Reglern bearbeitet, erhält mit DxO PhotoLab3 ein intuitiv, leicht zu erlernendes Programm und wird ohne Aufwand beste Ergebnisse erzielen.
Wer noch nie mit Bildbearbeitung zu tun hatte, findet in PhotoLab3 einen einfachen Einstieg, da fast alles rein intuitiv zu bedienen ist. Wem die Kamera-Objektiv Korrektur wichtig ist, wird im Moment nichts besseres finden. Auch zum Entzerren und Geraderichten sind bereits alle Werkzeuge integriert.
Wer seinen Bildern einen besonderen Look verabreichen will und sich die NIK Collection dazukauft, kann mit PhotoLab nahtlos sofort darauf zugreifen.
Eine bidirektionale Verbindung zu Lightroom wird über ein Plugin hergestellt, das automatisch installiert wird, wenn Lightroom auf der Festplatte vorhanden ist. Andere Programme wie beispielsweise Affinity Photo oder Photoshop lassen sich ebenfalls direkt aus DxO PhotoLab3 aufrufen. Das Bild wird dann als Kopie übergeben.
Für wen ist DxO weniger geeignet?
Eigentlich für niemanden, der ernsthaft Bildbearbeitung betreibt. Man findet alle notwendigen Einstellmöglichkeiten, die eine Bildbearbeitung auf Basis eines RAW-Entwicklers möglich machen. Wer weitergehende Retusche benötigt, muss ohnehin auf spezielle Software zurückgreifen, die auch aus DxO heraus aufgerufen und das Bild als TIFF übergeben werden kann. Wem HDR und Panoramas wichtig sind, muss ebenfalls auf extra Software bauen.
Hier ein kleiner Vorher-Nachher-Vergleich
Alle hier im Artikel gezeigten Bilder sind mit einer Nikon D850 mit einem Nikkor 200-500/5.6 aus der Hand aufgenommen. Dazu war die ISO auf 1600 eingestellt, um vernünftige Verschlusszeiten hin zu bekommen. Die Bearbeitung erfolgte nur mit DxO PhotoLab.
Die folgenden drei Bilder zeigen ein Beispiel der Bildentwicklung allein mit den Standardvorschlägen von DxO PhotoLab gemacht. Dazu wurden die entsprechenden Schalter einfach auf „On“ gezogen. Zusätzlich wurde das Bild mit der „Prime“-Funktion entrauscht.
Deutlich zu sehen ist im unbearbeiteten Bild, dass auch die D850 bei ISO1600 deutlich in den Schatten rauscht. Der Bildausschnitt ist eine 100% Ansicht.
Stellt man die Entrauschung auf „Prime“, so wird das Farbrauschen deutlich vermindert.
Das fertige Bild mit PhotoLab entwickelt kann dann in etwa so aussehen. Hier sind noch lokale Bearbeitungen geschehen, indem die Ränder abgedunkelt und die Eule etwas aufgehellt wurde. Der Kontrast und die Klarheit wurden hinzugefügt. Bei der Entwicklung wurde noch für „Bildschirm“ geschärft.
Zur Testumgebung
Zu erwähnen wäre, dass DxO Photolabs3 auf einem MacBook Pro 15“ (2019) getestet wurde. Darauf installiert ist Catalina 10.15.1 als Betriebssystem. Neben der Version 3 in der Elite-Version waren bereits vorher DxO ViewPoint 3 und die NIK-Collection installiert. Dies wurde von PhotoLab automatisch erkannt sowie das Plugin für Lightroom auf Nachfrage mit installiert.
Ebenso bemerkenswert ist, dass DxO beim MacBook den Prozessor und damit das Heatmanagement deutlich geringer belastet als dies bei Lightroom oder Photoshop oder Affinity Photo der Fall ist. Wenn man an einem Regler dreht, so muss man zwar ein oder zwei Sekunden warten bis man das Ergebnis endgültig am Bildschirm sieht. Die Prime-Entrauschung dauert ein wenig länger. Ebenso beim Export nach JPG oder TIFF, insbesondere mit Prime-Entrauschung, kann man schon mal etwas warten. Insgesamt waren diese Wartezeiten aber nicht störend. Getestet wurde immerhin mit RAW-Files der Nikon D850 mit ca. 55mB pro Einzelbild.
Das Fazit zu DxO PhotoLab3
Das Programm kommt in einem vertrauten Design. Seine Funktionalität wurde weiter gesteigert. Man kann die Möglichkeiten der Bildbearbeitung durchaus mit Lightroom vergleichen, wobei einige Ergebnisse sogar deutlich besser ausfallen. Vergeblich sucht man eine ausgesprochene Bilddatenbank und auch die Möglichkeiten, HDRs und Panoramas anzufertigen. Hier muss man zu spezieller Software greifen.
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Bewertung
Weitere Informationen
Zu PhotoLab3 auf der Webseite von DxO
Informationen zur aktuellen 50%-Rabattaktion DxO (bis 02.12.2019)
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Bildnachweis: © Roland Ondra