Den Franken ist ein großer Wurf gelungen
Unser Community-Mitglied Peter Schneider hat das Blitzlicht FR 60 von CULLMANN auf Herz und Nieren im Einsatz geprüft. Hier ist sein ausführlicher Testbericht:
Ich möchte heute über ein spannendes Produkt der Firma Cullmann berichten, das ich für einige Wochen zum Testen hier hatte. Es handelt sich dabei um das neue Blitzlicht FR 60N (N steht für Nikon), das zusammen mit dem CUlight Trigger Kit 500N, dem Battery Power Pack CUlight PP4500 und dem Verbindungskabel CUlight PC 150N geliefert wurde. Achtung: Das Verbindungskabel ist für Nikon Blitze gedacht und passt NICHT an den Cullmann Blitz. Dafür benötigt man das Kabel PC 150C, das auch an Canon Systemblitze angeschlossen werden kann. Warum das FR60N nicht mit einem Nikon kompatiblen Anschluss geliefert wird, bleibt unklar.
In einschlägigen Fachzeitschriften wurde das Gerät bereits in höchsten Tönen gelobt und konnte die Redaktionen von Digital Photo, Fotomagazin und Chip überzeugen. Für mich als Nikon User ist die proprietäre Lösung meiner Kameramarke prinzipiell zwar immer erste Wahl, aber da Remote-Blitzen nicht alleine von der Kamera gesteuert werden kann und man ebenfalls einen Adapter (WR-10) benötigt und mit dem SB-5000 bisher nur ein Systemblitz verfügbar ist, war für mich die Cullmann Lösung eine spannende Alternative. Zudem unterstützen aktuell nur die D5 und die D500 das Blitzen mittels Funk mit dem SB-5000. Alles also noch sehr ausbaufähig und vor allem recht teuer.
Viele Gründe also, sich mit Alternativen zu beschäftigen.
Das Cullmann Set kommt erst einmal in einem einheitlichen Design und der Akzentfarbe blau daher.
Die Verpackungen sind mit weiß als Grundfarbe sowie schwarzen und blauen Akzenten direkt als Produktfamilie erkennbar.
Nach dem Auspacken war ich angenehm überrascht.
Solide verarbeitete, gut designte Produkte lagen da vor mir auf dem Tisch.
Jedes Teil für sich gut gelungen, das Battery Pack ist dabei mein persönliches Highlight: schmal, leicht, klein und mit richtig viel Power für lange Einsätze ausgestattet.
Ausstattung und Verarbeitung
Alle Komponenten sind aus hochwertigem Kunststoff gefertigt, die Tasten und Schalter haben gute Druckpunkte bzw. rasten sauber in den Positionen ein. Im Einzelnen:
CUlight FR 60N
Gewicht = 408g ohne Batterien, 512g inkl. 4 Eneloops (Vergleich: SB-800 = 444g inkl. 4 Eneloops)
Abmessungen: Länge 190mm, Breite 76mm, Tiefe 64mm
Das Batteriefach ist mittels eines Schiebe-Klapp-Mechanismus zu öffnen und fasst 4 AA Batterien. Die Beschriftung ist sehr schlecht zu erkennen, da sehr klein und farblich nicht abgesetzt. Der Zoomreflektor ist um -7° bis +90° vertikal und 360° horizontal verschwenkbar. Dazu müssen keine Tasten gedrückt werden, alles ist durch Drehen am Blitzkopf verstellbar. In der horizontalen Richtung fand ich es etwas schwergängig, aber das kann sich auch über die Zeit noch anpassen.
Auf der linken Gehäuseseite befindet sich ein Micro-USB Anschluss sowie ein 3,5mm Klinkenstecker, der als Synchronanschluss dient. Auf der Vorderseite finden sich neben dem Power Pack Anschluss noch das AF-Hilfslicht, der optische Sensor und die Anzeige zur Blitzbereitschaft im Slave Modus.
Das Bedienfeld auf der Rückseite ist klar und wirkt aufgeräumt, es umfasst neben dem LCD den ON/OFF Schalter, die MODE/Sperrtaste, vier menüabhängige Funktionstasten, die R-Taste für drahtlosen Blitzbetrieb und die Set-Taste zur Bestätigung von Eingaben.
Um die Set-Taste herum befindet sich das Wahlrad, mit dem sich schnell Einstellungen verändern lassen. Der Zoombereich geht von 14-200mm, Streuscheibe und Reflektorkarte sind wie bei Nikon gewohnt ebenfalls vorhanden.
Mit Leitzahl 60 bei ISO 100 und 200mm ist allerdings kräftig auf die Marketingtrommel geschlagen worden, Nikon gibt seine Leitzahlen bei 35mm und ISO 100 an, was auf den ersten Blick den Cullmann natürlich besser aussehen lässt.
CUlight RT 500N
Gewicht = 94g ohne Batterien, 146g inkl. 2 Eneloops
Abmessungen Länge 72mm, Breite 72mm, Höhe 45mm
An der Unterseite ist das Batteriefach durch einfaches Schieben zu öffnen und fasst zwei Batterien/Akkus der Größe AA. Schön, dass sowohl Blitz als auch Sender die gleichen Typen verwenden. Auf der Oberseite befindet sich eine Status LED, die rot aufleuchtet, wenn ein Signal zum Blitz übertragen wurde. Direkt darüber ist der Testbutton platziert, mit dem man die Verbindung der Funkauslösung testen kann. Löblich ist der Standardblitzschuh aus Metall, so dass die Verwendung eines Blitzes auf der Kamera trotz Verwendung des Senders noch möglich bleibt.
Auf der rechten Geräteseite findet man den ON/OFF Schalter sowie einen weiteren Schalter, dessen Funktion sich mir nicht erschlossen hat, da dem Trigger Kit 500N leider keine Bedienungsanleitung beilag. Auf der linken Seite sind die Anschlussbuchsen in Form von Micro-USB und PC-Synch zu finden. Die Rückseite beherbergt neben einem ausreichend großen LCD noch drei Tasten und ein Wahlrad. Im Prinzip können nur die drei wesentlichen Parameter Modus, Gruppe und Kanal eingestellt werden, was die Bedienung sehr einfach macht. Durch Drücken der entsprechenden Taste und drehen am Wahlrad werden die Einstellungen verändert, mit Druck auf die Kanal / OK Taste bestätigt. Es können fünf Gruppen und 32 Kanäle ausgewählt werden, was für den Praxisalltag mehr als ausreichend sein sollte.
CUlight RR 500N
Gewicht = 68g ohne Batterien, 120g inkl. 2 Eneloops
Abmessungen: Länge 62mm, Breite 68mm, Höhe 45mm
Im Prinzip handelt es sich bei dem reinen Empfänger um einen kleinen Bruder des Transceivers RT 500N mit nochmals reduzierten Bedienelementen und Funktionen. Die Ober und Unterseite sind ebenso wie die linke Geräteseite identisch zum RT 500N, auf der rechten Seite findet man nur den ON/OFF Schalter und die Rückseite beherbergt neben dem LCD nur zwei Tasten für die Auswahl von Gruppe und Kanal. Die Schrift auf dem etwas kleineren LCD ist trotzdem deutlich größer und sehr gut lesbar.
Das Display ist nach Tastendruck für etwa 10 Sekunden beleuchtet. Durch das fehlende Wahlrad muss man allerdings bei einer falschen Auswahl erneut solange drücken oder halten und warten bis man wieder an der richtigen Stelle angekommen ist. Bei 32 Kanälen dauert das etwa 8 Sekunden.
CUlight PP 4500
Gewicht = 560g / 620g (ohne/mit Gurt)
Abmessungen: Länge 157mm, Breite 109mm, Tiefe 48mm
Das Battery Pack besteht aus zwei Teilen: dem oberen Teil mit Anschlüssen für zwei Speedlights und dem Bedienfeld sowie dem eigentlichen Akku, der nach dem Laden einfach an den oberen Teil angesteckt wird. Zum Ansetzen und Abnehmen muss man einen kleinen Schieberegler an der Akkuseite nach unten drücken und den Akku dann zur Seite schieben und abnehmen. Das ist sehr einfach und schnell zu erledigen.
Bei voller Leistung im manuellen Betrieb lädt der Battery Pack den Blitz in ca. einer Sekunde wieder auf, bei halber Leistung ist schon nach ca. 3/10 Sekunden die Blitzbereitschaft wieder da. Auf 1/4 Leistung schafft die Kombination 6 Bilder in Serie im Modus CL an der D3, bei 1/8 Leistung sind es dann 12 Bilder ohne Unterbrechung – zwei mehr als ohne Battery Pack.
Praxistest
Ich habe die Komponenten sowohl beim Shooting on location als auch im Studio zu Testbildern hinsichtlich Leistung und Ausleuchtwinkel im Einsatz gehabt. Meine Erfahrungen möchte ich nun im Folgenden gerne teilen.
Testbilder im Studio
Ich habe mir neben der Bedienlogik vorab zwei Dinge anschauen wollen, bevor ich den Blitz auf einen richtigen Einsatz mitnehme. Erstens die Leistung im Vergleich zu meinem SB-800 und zum zweiten den Leuchtwinkel bei verschiedenen Zoompositionen. Im Vergleich zum SB-800 ist der Cullmann etwas stärker – bei voller Leistung ziemlich genau eine Blende, bei den Leistungsstufen darunter bleibt der Abstand in etwa identisch. Der Cullmann hält von 1/1 bis 1/32 den Regelbereich sehr gut ein, darunter gibt es Abweichungen. Mein SB-800, der auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat, kommt bei voller Leistung nicht ganz mit. Die Bilder zeigen die Messsituation, der Belichtungsmesser ist daher noch im Messmodus. Die Werte habe ich nach der Aufnahme jeweils abgelesen.
Bei der zweiten Versuchsreihe habe ich mir die Ausleuchtungswinkel angesehen. Hier zeigen beide mit herunter geklappter Streulichtscheibe eine gleichmäßige, aber deutliche Unterbelichtung. Bei stärkeren Zoompositionen Richtung Tele bildet der Cullmann unregelmäßige Muster ab, der Nikon Blitz weist hingegen kaum den beabsichtigten Konzentrationseffekt auf. Ab der 50mm Position tut sich an der Ausleuchtungscharakteristik nicht mehr viel – seltsam.
Fotoshooting on location
Hier hatte ich das komplette Set mit bei einem Portrait Home-Shooting. Zusammen mit dem Nikon SB-800 waren das meine einzigen künstlichen Lichtquellen an dem Tag. Eingesetzt wurde das CUlight FR 60N sowohl als Haupt- als auch als Aufhelllicht.
An dem Tag entstanden etwa 400 Bilder, von denen ca. ¾ mit Blitzunterstützung entstanden sind.
Es gab weder Ausfälle noch Probleme in der Bedienung der Cullmann Geräte, das Battery Pack zeigte sich reichlich unbeeindruckt von der Vielzahl der Blitze und zeigt immer noch volles Ladevolumen an.
Die Bedienung des FR 60N aus der Ferne mittels RT 500N ist einfach, sobald man sich mit der Bedienung vertraut gemacht hat.
Umstellung von optischer Auslösung auf Funkauslösung ist problemlos durch die extra gekennzeichnete Taste „R“ am Blitzgerät.
Sobald der Blitz im Funkmodus als Slave agiert, kann man an der Kamera alle wichtigen Parameter über den Sender verstellen.
Der Blitz reagiert dabei sogar auch auf die Blitzbelichtungskorrektur an der Kamera, was ich sehr erfreulich finde.
Fazit
Es gibt mittlerweile einige Anbieter solcher Funklösungen für die Systeme der großen Kamerahersteller. YongNuo, PixelKing und Godox sind einige der bekannteren Marken aus Fernost, die ich zum Teil auch selbst im Einsatz habe. Die Geräte der Firma Godox ähneln optisch denen von Cullmann sehr. Auf Nachfrage bei Cullmann wurde mir aber glaubhaft versichert, dass die Geräte nicht baugleich sind. Man kauft natürlich bestimmte Teile wie z.B. Leiterplatinen zu, die Geräteentwicklung (Technik) erfolgt aber durch eigene Mitarbeiter im Hause.
Cullmann stößt also nun als deutscher Hersteller mit dazu und die Franken haben im ersten Anlauf einen großen Wurf gelandet. Mich haben Bedienung und Zuverlässigkeit des kompletten Systems sehr überzeugt.
Datenblatt
Alle technischen Daten auf einen Blick gibt es in diesem PDF zum Download.
Das zum Blitzgerät erhältliche Zubehör ist hier übersichtlich aufgelistet.
Preise
Unverbindliche Preisempfehlungen:
249,99 Euro inkl. Mwst. für das Blitzgerät CUlight FR 60
249,99 Euro inkl. Mwst. für das Power Pack CUlight PP 4500
129,99 Euro inkl. Mwst. für den Power Pack Ersatzakku CUlight B 4500
9,99 bis 29,99 Euro inkl. Mwst. für die Power Pack Verbindungskabel
169,99 Euro inkl. Mwst. für das Funk-Trigger Kit CUlight 500
99,99 Euro inkl. Mwst. für den Funk-Transmitter CUlight RT 500
74,99 Euro inkl. Mwst. für den Funk-Receiver CUlight RR 500
Mehr Informationen gibt es direkt bei CULLMANN.
Diesen Produktbericht könnt Ihr hier als E-Book herunterladen.
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