Der Bildtransfer läuft und läuft und läuft…
Mit dem Smartphone die pittoreske Landschaft festzuhalten und übers Internet an die halbe Welt zu verschicken – das ist für viele Foto-Enthusiasten heutzutage längst nichts mehr als eine obligatorische Beiläufigkeit. Was aber, wenn das herrliche Blumenmeer mit dem Tele komprimiert oder eine nächtliche Skyline rauschfrei auf den Chip gebannt werden will? Da muss jedes Mobilgerät passen und doch wieder die „traditionelle“ Kamera in die Bresche springen. Und wie gelangt das fotografische Opus dann ins Web?
Viele aktuelle Kameras können per WLAN Bilder ans Smartphone schicken. Von alleine machen sie das aber nicht. Der Fotograf muss immer erst händisch den Transfer anstoßen. Wie praktisch wäre es doch, wenn die Aufnahmen automatisch übertragen würden – kontinuierlich, Bild für Bild, gleich nachdem es geschossen wurde. Und holt man das Smartphone aus der Tasche, sind die Bilder schon da.
Genau diesen Ansatz verfolgt Nikon mit seiner Transfer-Technologie Snapbridge. Statt WLAN kommt dabei der Nahfunk-Standard Bluetooth Low Energy zum Einsatz. Prophoto hat die Funktion in der Praxis mit der Bridge-Kamera Coolpix B500 und dem Android-Smartphone Samsung Galaxy S7 edge getestet.
Was man braucht
Damit Fotografen Snapbridge nutzen können, brauchen sie eine Nikon-Kamera, die die Funktion unterstützt. Rund ein Dutzend aktuelle und angekündigte Modelle tun das derzeit. Darunter die DSLR-Kameras D500 und D3400 sowie einige Coolpix-Modelle. Die Action-Cams der neuen KeyMission-Reihe haben auch Snapbridge an Bord.
Unverzichtbar ist die entsprechende Smartphone-App. Es gibt sie gratis seit April 2016 für Android 4.4 und höher sowie seit August 2016 für iPhones ab iOS 8.4. Wichtig: Um mit iOS zusammenzuarbeiten benötigen einige Kameras ein Firmware-Update, das zum Teil noch nicht veröffentlicht ist. Bei unserer Coolpix B500 mussten wir daher zum Testzeitpunkt Apple-Geräte außenvorlassen.
Sichere Kontaktaufnahme
Beim Start der Coolpix B500 erscheint sofort das Snapbridge-Konfigurationsmenü. Später lässt es sich in den Kameraeinstellungen aufrufen. Wer über ein Smartphone mit NFC (Near Field Communication) verfügt, startet die Snapbridge-App und hält das Telefon einfach an das Kamera-Gehäuse. Beide Geräte finden sich dann automatisch. Anwender müssen den Kopplungsversuch lediglich bestätigen. Dies verhindert, dass unerwünschte Gäste die Verbindung kapern.
Alternativ zum NFC-Prozess aktivieren Fotografen selbst Bluetooth auf dem Smartphone, starten die App und verbinden beide Geräte manuell. Auch hier wird sicherheitshalber eine Bestätigung fällig.
Launische Kommunikationspartner
Bei der allerersten App-Version zeigten sich die beiden Funkpartner in unserem Test sehr wankelmütig und benötigten mitunter mehrere Anläufe für eine erfolgreiche Verbindung, diverse Neustarts von Kamera und App inklusive. Nach dem Update der Android-App auf Version 1.02 klappte die Verbindung mit unserem Geräte-Duo sehr zuverlässig. Allerdings scheint das nicht überall der Fall zu sein. Im Google Play Store klagen Nutzer mit anderen Geräte-Kombinationen auch nach dem Erscheinen des Updates noch über gravierende Verbindungsprobleme.
In der Praxis
Beim Feldversuch machten wir dutzende Fotos, gestreckt über einen Nachmittag. Tatsächlich übertrug die Kamera die Bilder zum Smartphone kontinuierlich ohne Zutun, solange auf dem Smartphone Bluetooth aktiviert war und die Snapbridge-App lief. Das funktionierte selbst, als die Kamera im Standby-Modus bzw. ausgeschaltet war.
Weil der Funk-Standard Bluetooth Low Energy vergleichsweise wenig Strom verbraucht, war die Energieversorgung kein Problem. Die Erstausstattung von vier AA-Batterien haben wir trotz des gelegentlichen Einsatzes über mehrere Wochen jedenfalls nicht geleert.
In der voreingestellten Fotogröße tauchten die Bilder gefühlt fast augenblicklich auf dem Smartphone-Display auf. Allerdings waren diese jeweils nur wenige hundert KB schwer. Auf die Originalgröße von 3,3 MB umgestellt, zwangen wir die Geschwindigkeit in die Knie. Ein Bild benötigte dann rund acht Minuten. Fürs Social Web reicht aber auch die niedrigere Auflösung.
Die Bilder wurden direkt in der Galerie des Android-Smartphones gespeichert. Löscht man versehentlich die Snapbridge-App, verschwinden die Dateien also nicht. Über das Teilen-Menü von Android lassen sich die Bilder per E-Mail oder diverse soziale Netzwerke verschicken. Ferner erlaubt die Snapbridge-App Fotos automatisch in die Cloud von Google Fotos und Nikon Image Space hochzuladen.
Ansonsten bietet die App noch eine Fernsteuerung. Gekoppelt mit der Coolpix B500 ließ sich in unserem Test neben der reinen Auslösung auch der Zoom bedienen. Bearbeiten lassen sich Bilder in der recht einfach gehaltenen App nicht.
Fazit
Ihre Kernaufgaben erledigte die Snapbridge-Funktion im Test recht gut. Noch während wir fotografierten, übertrug sie die Bilder von der Kamera ans Smartphone – ohne, dass wir den Prozess lostreten mussten. Während bei uns die Verbindungsaufnahme nach einem Update einwandfrei funktionierte, scheint die Stabilität noch nicht bei allen Kamera-Smartphone-Kombinationen gegeben zu sein. Dies ist aber kein Hardware-Problem, sondern lässt sich über künftige Software-Versionen lösen.
Bilder und Texte mit freundlicher Genehmigung von Prophoto.